Wie leben Studis? Die Welt der Studierenden besteht nicht nur aus Hörsaal und Labor. Was du für den Alltag in Deutschland wissen musst, erfährst du hier.
In einer deutschen Metropole zu leben ist – weltweit betrachtet – vergleichsweise günstig: Das Leben in London, Basel, Oslo oder New York ist wesentlich teurer als in München, Frankfurt oder Hamburg.
Aber auch innerhalb Deutschlands gibt es große Unterschiede: So kostet das Leben in einer Großstadt im Westen deutlich mehr als in einer Kleinstadt im Osten.
⅓
des Gesamtbudgets Studierender sind Mietausgaben
Größter Brocken ist die Miete, für die Studierende mehr als ein Drittel ihres Budgets aufbringen müssen.
Die gute Nachricht: Staatliche Hochschulen in Deutschland erheben keine Studiengebühren für ein Erststudium. Ausnahme sind die Hochschulen in Baden-Württemberg und teilweise auch in Sachsen, wo für Studierende aus Nicht-EU-Ländern Gebühren von bis zu 2.000 Euro pro Semester anfallen. Und auch in Bayern können Hochschulen ab 2023 Studiengebühren für diese Studierenden einführen.
Dennoch kommen zu deinen Kosten für Miete, Ernährung, Kleidung etc. jedes Semester noch Gebühren für Verwaltung, Studierendenvertretung und dein Studierendenwerk. Wie hoch dieser Semesterbeitrag ist, hängt davon ab, ob zum Beispiel noch ein Semesterticket für Bus und Bahn enthalten ist. Mit dem Studierendenausweis kannst du dann auch preiswert in der Mensa essen und bekommst ermäßigte Eintrittspreise, zum Beispiel im Schwimmbad oder im Kino.
Wie viel Geld Studierende durchschnittlich wofür ausgeben müssen, zeigt dir die Grafik.
Was Studierende zahlen | |
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+ Miete inkl. Nebenkosten | 332 € |
+ Ernährung | 154 € |
+ Kleidung | 48 € |
+ Mobilität | 116 € |
+ Gesundheit | 96 € |
+ Lernmittel | 24 € |
+ Kommunikation | 32 € |
+ Freizeit, Kultur und Sport | 65 € |
insgesamt | 867 € |
Durchschnittliche Lebenshaltungskosten Studierender, ausgewählte Ausgaben; Summenabweichung rundungsbedingt
Quelle: Deutsches Studentenwerk: Aktualisierte Berechnung anhand der 21. Sozialerhebung, 2019
Sicher hast du schon deine eigenen Vorstellungen, was lecker schmeckt. Aber lass dich ruhig mal überraschen und probiere etwas Neues, das dir hier unweigerlich begegnen wird. „Das“ deutsche Essen gibt es aber so nicht, häufig werden internationale Gerichte – wie Pasta – gekocht, oder es gibt lokale oder regionale Spezialitäten – von bayrischer Schweinshaxn bis zum norddeutschen Labskaus.
Neben den klassischen regionalen Leckereien findest du in Deutschland natürlich auch Restaurants oder Lebensmittelläden zu Ernährungsformen wie vegetarischem oder veganem Essen und verschiedenen FoodTrends. Auch die Ernährung mit Vollkorn- oder Bioprodukten (aus ökologischem Anbau) findet zunehmend Anhänger. Du wirst sogar feststellen, dass deine Mensa solche Mahlzeiten anbietet.
Die Mensa, also deine Hochschulkantine, ist sowieso ein ganz wichtiger Ort. Denn hier und in den Cafeterien und Bistros der Studierendenwerke gibt es meist mehrmals am Tag warmes Essen, heiße Getränke und Snacks zu kleinen Preisen. Und man sieht sich hier: Die Mensa ist ein Treffpunkt für alle, die an der Hochschule lernen oder arbeiten.
Um selbst lecker zu kochen, findest du regionale und lokale Lebensmittel auf den Wochenmärkten, die in den meisten Städten regelmäßig stattfinden. Vielleicht hast du sogar die Möglichkeit, am Stadtrand direkt auf einem Bauernhof einzukaufen. Willst du Müll vermeiden, nimm deine eigenen Taschen und Behälter mit. Die brauchst du auch, wenn du in einem „Unverpackt“-Laden einkaufen gehst.
Nimm eine eigene Tasche mit
Günstig oder sogar kostenlos und auf jeden Fall nachhaltig „einkaufen“ kannst du bei Projekten wie FoodSharing oder Too Good To Go. Hier werden Lebensmittel, die nicht gebraucht werden oder nicht mehr verkauft werden können, geteilt.
Besonders günstig einkaufen kannst du in den zahlreichen Discountern. Achte hier auf aktuelle Angebote und kaufe dann auf Vorrat. Auf Getränkeverpackungen wird in der Regel Pfand erhoben, das du zurückbekommst, wenn du die Flaschen und Behälter zurückbringst.
Achte auf aktuelle Angebote
Brauchst du mal etwas anderes als Lebensmittel, findest du gebrauchte, aber gute Kleidung für wenig Geld in einem Second-Hand-Shop. Haushaltsgegenstände, Bücher und Ähnliches gibt es günstig oder ganz umsonst auf einer der lokalen Tausch- und Schenkbörsen im Internet oder auf Flohmärkten. Menschen mit wenig Geld können in den Sozialkaufhäusern gute gebrauchte Möbel, Haushaltswaren und Kleidung erstehen.
Kaufe Gebrauchtes
Wenn etwas kaputtgeht, schau mal nach, ob du ein Repair Café findest, wo dir andere ehrenamtlich bei der Reparatur von Fahrrädern oder Elektrogegenständen helfen.
Was kostet was? | |
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1 kg Roggenmischbrot | 3,18 € |
1 Kopfsalat | 1,02 € |
1 - 2,5 kg Kartoffeln | 0,81 € |
1 kg Äpfel | 2,11 € |
1 l frische Vollmilch | 0,84 € |
250 g Butter | 1,35 € |
10 Freilandeier | 1,95 € |
1 kg Schweineschnitzel | 7,99 € |
2020; Preise ausgewählter Nahrungsmittel; Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
Schenken statt wegwerfen: www.free-your-stuff.com
Internet-Verschenkmarkt: www.ressourcenretter.de
Hier wird repariert und geholfen: www.repaircafe.org/de/
Für den Alltag solltest du mindestens über Grundkenntnisse verfügen, denn beim Einkauf, Arzt oder Restaurantbesuch kannst du nicht unbedingt damit rechnen, dass du sonst verstanden wirst. Auch wenn sehr viele Deutsche Englisch sprechen.
Und denk daran: Zum Geldverdienen neben dem Studium oder für deine Jobsuche im Anschluss sind gute Sprachkenntnisse wichtig.
Sinnvoll ist es daher, dass du dich schon vorab oder intensiv zu Beginn deines Studiums ums Deutschlernen kümmerst. Die Hochschulen bieten häufig Vorbereitungskurse für internationale Studienanfängerinnen und Studienanfänger oder spezielle Sprachkurse in den Semesterferien an. Solche Kurse findest du zum Beispiel in der Sprach- und Fachkurse-Datenbank des DAAD.
Verbessere deine
Deutschkenntnisse und gewöhne dich an die Sprache:
Höre deutsches Radio wie die Deutsche Welle und besuche das Uni-Kino mit deutschen Filmen.
Eine Übersicht über die Niveaus der Sprachstufen und was sie bedeuten findest du im Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER).
Alle Menschen, die in Deutschland leben, müssen krankenversichert sein. Du also auch. Dass du versicherst bist, musst du sogar schon nachweisen, um deine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen oder dich zu immatrikulieren.
Studierende bis zum 30. Lebensjahr müssen sich in einer Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) versichern. Für sie gibt es meist spezielle Tarife, sie liegen bei etwa 110 Euro pro Monat inklusive der Pflegeversicherung. Informationen dazu gibt dir dein Studierendenwerk oder das Akademische Auslandsamt.
Wer in Deutschland an einem studienvorbereitenden Sprachkurs teilnimmt, kann sich in der Regel nicht gesetzlich versichern. In diesem Fall musst du eine private Krankenversicherung abschließen.
Manche Länder, darunter alle EU-Länder, haben ein „Sozialversicherungsabkommen“ mit Deutschland geschlossen: Wer dort versichert ist, kann die Versicherung seines Heimatlandes weiter nutzen. Dass deine Versicherung anerkannt ist, musst du dir von einer gesetzlichen Krankenkasse bestätigen lassen. Willst du jobben oder arbeiten, musst du aber in Deutschland versichert sein.
Der DAAD bietet internationalen Studierenden, ihren Lebenspartnerinnen und -partnern und Kindern eine günstige Kranken-, Unfall- und Privathaftpflichtversicherung an.
Infos zum Thema Krankenversicherung findest du beim DAAD.
Wirst du tatsächlich mal krank, übernimmt deine Krankenkasse die Kosten für die Untersuchung und Behandlung, für bestimmte Medikamente, Therapien und wenn notwendig auch für eine Operation. Beteiligen musst du dich mit einer Zuzahlung von zum Beispiel 5 bis 10 Euro für Medikamente.
Die mit Rezept verschriebenen Medikamente bekommst du in der Apotheke, frei verkäufliche Arzneimittel wie Tees, pflanzliche Mittel oder Vitaminpräparate aber auch in der Drogerie oder im Supermarkt.
Wenn du eine Behandlung brauchst, machst du online oder telefonisch einen Termin bei deinem Hausarzt oder dem Facharzt deiner Wahl aus.
Den Bereitschaftsdienst erreichst du nachts und am Wochenende über:
Hier findest du auch Infos zur Coronapandemie.
In dringenden Fällen fährst du in die Notaufnahme des nächsten Krankenhauses oder du rufst im akuten Notfall über die Telefonnummer 112 ärztliche Hilfe und einen Rettungswagen.
Apotheken, die außerhalb der Öffnungszeiten Dienst haben, findest du über die Notdienst-Suche.
Die Lieben zu Hause nicht aus den Augen zu verlieren, das ist vermutlich auch dir sehr wichtig. Wie gut, dass es Internet gibt! Fast alle Zimmer und Appartements in Wohnheimen oder WGs haben WLAN-Anschluss und die meisten Wohnungen sind zumindest mit Internetanschluss ausgestattet.
Freies WLAN gibt es auf dem Campus deiner Hochschule, zumeist auch in Cafés und Kneipen, wenn auch das öffentliche freie Netz auf Plätzen oder in Bus und Bahn oft nicht alle Erwartungen erfüllt.
Für deinen Internetanschluss zu Hause – und häufig schon inklusive für dein Smartphone – gibt es von verschiedenen Anbietern spezielle Studierendentarife mit unterschiedlichem Datenvolumen und Flatrates. Achte auf die Anschlusspreise nach Ablauf der ersten Vertragszeit.
Brauchst du nur einen Tarif für dein Smartphone, gibt es sehr günstige Anbieter auch abseits der großen Telekommunikationsunternehmen, wie zum Beispiel Discounter. Wichtig auch hier: Vertragslaufzeit und Kündigungsfrist.
Für Briefe, Postkarten, Päckchen und Pakete kaufst du passende Briefmarken online oder in einer Postfiliale. Die frankierten Briefe und Karten kannst du in einen der gelben Briefkästen werfen oder, wie auch die Päckchen und Pakete, dem Zusteller mitgeben, zur Filiale bringen oder über Packstationen verschicken. Was wie viel kostet, findest du online unter www.post.de.
„Bleibt ganz entspannt: Eure Sprachkenntnisse werden sich automatisch verbessern, wenn ihr offen für Gespräche mit Deutschen seid.“
Iman Benhassine, 24, kommt aus Marokko und Tunesien. Sie studiert im Masterstudiengang Germanistik an der Universität Bamberg.
Iman hat schon im Heimatland Deutsch gelernt und sich dazu entschieden, in Deutschland Germanistik zu studieren: „Deutsch ist eigentlich nicht schwer, sondern eher eine Herausforderung, die Zeit und Geduld erfordern kann.“
Weitere Infos: www.study-in-germany.de.