Friedrich-Schiller-Universität Jena: IDEAS

Internationales Onlineplanspiel

Zur Stärkung der Interkulturellen Kompetenz im Lehramtsstudium

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Zugänglich und gut integrierbar

Im Lehramt.International-Projekt IDEAS wurde das interkulturelle und digital gestaltete Planspiel “Megacities“ in mehreren Durchläufen pilotiert. Es eignet sich durch die niedrigschwellige Zugänglichkeit und vergleichsweise einfachen organisatorischen Abläufe bestens zur Steigerung interkultureller Kompetenzen bei Lehramtsstudierenden 1: So zeichnet es sich unter anderem dadurch aus, dass für die Teilnahme keinerlei Vorwissen vorausgesetzt wird, es kostenfrei angeboten werden kann und gut in ein Regelstudium integrierbar ist, weil keine physische Mobilität stattfinden muss.

Für meinen zukünftigen Schulalltag mit mehrsprachigen Gruppen nehme ich mit, dass das Wichtigste ist, sich gegenseitig zu verstehen und es nicht nur auf die grammatikalische Korrektheit ankommt. Solange die Person gegenüber weiß, was man meint, ist das Hauptziel der Kommunikation erfüllt.
Aus anonymer Datenerhebung

Planspiel "Megacities"

“Megacities“ ermöglicht authentische interkulturelle Begegnungen im digitalen Raum sowie praxisbasierte Zusammenarbeit, da Studierende von drei internationalen Hochschulen teilnehmen können und in einer Lingua Franca intensiv zusammenarbeiten. Das Spiel kann in semesterbegleitenden Sitzungen oder als Kompaktwoche realisiert werden. Gespielt wird synchron via Zoom und auf der virtuellen Pinnwand “Miroboard“.

Auf der Moodle-basierten Plattform “Glocal Campus“ werden außerdem Informationen über den Planspielablauf, mehrsprachige Spielmaterialien sowie weiterführende Lernmaterialien bereitgestellt.

Spielablauf & Regeln

Zur Spieleinführung wird ein fiktives Szenario gestaltet, in dem eine große Brachfläche an drei angrenzende Städte verschenkt werden soll – vorausgesetzt, alle Parteien einigen sich auf ein Konzept zur gemeinsamen Nutzung. Es geht nicht darum, das Spiel für sich individuell zu gewinnen, sondern in Kooperation ein gemeinsames Flächenkonzept zu gestalten.

Die Studierenden wechseln dabei im Laufe des Spiels in immer heterogenere Gruppenkonstellationen, lernen andere Studierende kennen, handeln Modi zur bestmöglichen Kooperation aus und arbeiten zielorientiert an gemeinsamen Lösungsstrategien.

Regelmäßige Reflexion

Die Spielleitung gibt zu Beginn noch konkrete Aufgabenstellungen, baut diese enge Führung jedoch im Laufe des Spiels zusehends ab, wodurch die Studierenden verstärkt selbstgesteuert arbeiten. Zentraler Bestandteil sind regelmäßige Phasen zur Metareflexion.

Die Wirksamkeit dieser sogenannten Debriefings sowie die Notwendigkeit der intensiven Begleitung von interkulturellen Begegnungen sind heute gut belegt: Insbesondere bei Lehramtsstudierenden steigern sie die Fähigkeit zum kompetenten Umgang mit Mehrsprachigkeit, zum Erkennen und Überwinden von als unsicher empfundenen Situationen und zur Teamarbeit. 2 3

Bei entsprechender Unterstützung sind Teilnehmende zudem in der Lage, Leitsätze und Handlungen für die eigene zukünftige Unterrichtspraxis aus dem im Planspiel Erlebten abzuleiten.

Für den Schulalltag werde ich mitnehmen, dass Erfahrungen mit interkulturellen Gruppen sehr wichtig sind, um eine Sensibilität für Verständigung und Sprache zu gewinnen.
Aus anonymer Datenerhebung

Planspiel speziell für Lehramtsstudierende

Ausgehend von diesen Ergebnissen wurde in Zusammenarbeit mit dem Projekt MIL (Mehrsprachiges Interkulturelles Lernen) ein Planspiel eigens für Lehramtsstudierende neu entwickelt.

Im neuen Lernspielszenario bauen internationale Lehramtsstudierende gemeinsam eine transnationale Schule auf, die einen internationalen Lehrkörper und Schülerinnen und Schüler verschiedener Nationalitäten beherbergen soll. Die Immersion in dieses schulorientierte Szenario ermöglicht den praxisaffinen Lehramtsstudierenden eine bedarfsorientierte Kompetenzförderung für ihre eigene Schul- und Unterrichtsgestaltung.

Sie werden zudem mit fachwissenschaftlichen Inhalten aus den Bereichen Interkulturelle Zusammenarbeit, Mehrsprachigkeitsdidaktik und Kommunikationswissenschaft vertraut gemacht. Das Planspiel “edUcatioN“ wurde im Sommersemester 2024 pilotiert und soll in den Folgejahren regelmäßig in Form einer Summer School angeboten werden, offen für weitere teilnehmende Studierende internationaler Hochschulen.

Vernetzung und Austausch

Die Teilnahme am Planspiel steht Studierenden anderer Lehramt.International-Projekte offen. Dozierende und Mitarbeitende anderer Lehramt.Internaional-Projekte treten während des Spielverlaufs in engen Kontakt und arbeiten, wie ihre Studierenden, eng zusammen.

Das IDEAS-Projekt kooperiert u.a. mit folgenden Universitäten: Tbilisi State University (Georgien), Universitat de Barcelona (Spanien), Université de Montréal (Kanada), Université de Strasbourg (Frankreich), Hebrew University of Jerusalem (Israel) und University of Turku (Finnland).

Es besteht zudem eine Kooperation der Lehramt.International-Projekte IDEAS, Friedrich-Schiller-Universität, ILAP (PH Weingarten), IMPACCT (JLU Gießen), Partners in Mobility (Europa-Universität Flensburg) und UNITE Cologne (Universität zu Köln), Humboldt International Teacher Training (HU Berlin) und INVITE (PH Ludwigsburg). Neben administrativem Austausch, gemeinsamen Fortbildungen sowie der Öffnung von Veranstaltungen für Studierende und Mitarbeitende sind gemeinsame Vorträge und Veröffentlichungen entstanden.

Weiterführende Informationen & Kontakt

Literaturverzeichnis

  • 1Interkulturelle Kompetenz kann verstanden werden als der kompetente Umgang mit unbestimmten, also unbekannten Situationen, vgl. Bolten, Jürgen: Einführung in die Interkulturelle Wirtschafskommunikation. 3. Auflage. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2018.
  • 2Vgl. u. a. Braselmann, Silke, Sophie Elly Ewers und Philipp Kramer. “Kompetenzvermittlung durch digitale Auslandssemester im Studium. Eine Studie zu den Potenzialen für eine interkulturelle und reflexive Lehramtsausbildung”, Herausforderung Lehrkräftebildung – Zeitschrift zur Konzeption, Gestaltung und Diskussion, Vol 6 No 1, 2023, S. 113– 129.
  • 3 Nietzel, Ewers, Kramer: Mit unbestimmten Situationen konstruktiv umgehen können. Interkulturelle Kompetenzentwicklung in der Lehrendenausbildung durch virtuelle Planspiele. In: Teacher Education in (Post-)Pandemic and (Post-)Digital Times: International Perspectives on Intercultural Learning, Diversity and Equity. Berlin: Peter Lang. https://www.peterlang.com/document/1288779