Universität Göttingen: BEST Exchange

Vertiefung, Diversifizierung und Transfer der Kooperation im Globalen Süden

Verflechtung der Zusammenarbeit mit dem Instituto Ivoti in Brasilien

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Synergie und Zusammenarbeit

Die Kooperation mit dem Instituto Ivoti in Brasilien im Rahmen des DAAD-Modellprojekts BEST Exchange ist besonders: Im Gegensatz zu den Universitäten Gent, Tartu, Galway und Uppsala ist das Instituto Ivoti bislang nicht Teil eines bestehenden multilateralen Hochschulnetzwerks.

Es ist unsere einzige außereuropäische Partnerinstitution und der einzige Partner im Globalen Süden. Daher war es uns ein besonderes Anliegen, die Zusammenarbeit zu intensivieren und Synergieeffekte zu nutzen.

Historischer Kontext

Ivoti im Bundesstaat Rio Grande do Sul ist bis heute von deutscher Migrationsgeschichte geprägt, da im 19. Jahrhundert viele Deutsche dorthin ausgewandert sind. Das Instituto Ivoti ist darüber hinaus außergewöhnlich, da es sämtliche Einrichtungen vom Kindergarten bis zur Hochschule auf einem Campus vereint.

Die Kooperation bietet Studierenden die Chance, nach Deutschland zu reisen und ihre sprachlich-kulturellen (Lehr-)Kompetenzen zu verbessern. Auch können sie den Spuren ihrer eigenen Regionalgeschichte folgen – bis hin zum Besuch entfernter Verwandter.

Angela Musskopf
Die Zusammenarbeit zwischen der Georg-August-Universität Göttingen und dem Instituto Ivoti war sehr bedeutsam. Unsere Lehrenden und Forschenden hatten die Möglichkeit, an einem virtuellen Austauschprojekt teilzunehmen, nach Göttingen zu reisen, akademische und kulturelle Standpunkte auszutauschen und neue Freundschaften zu schließen, wodurch ein interkulturelles Umfeld geschaffen wurde, das das Wissen unserer Studierenden nicht nur über Göttingen und Deutschland, sondern auch über die Welt bereichert hat. Wir sind dankbar für diese Zusammenarbeit.
Ângela Musskopf, Dozentin für Englischdidaktik

Kooperationen und Erfolge

Ursprünglich bestand die Zusammenarbeit aus zwei Komponenten pro Jahr: einem bidirektionalen Studierendenaustausch und der Teilnahme einer brasilianischen Lehrperson an der Göttinger Sommerschule. Anpassungen – u. a. aufgrund von COVID-19-bedingten Einsparungen – ermöglichten eine Erhöhung der brasilianischen Gesamtzahl von sechs Studierenden und drei Dozierenden auf fünfzehn Studierende und vier Dozierende (Steigerung um über 111 %). 

Kooperationen

Das Promotionsprojekt “Virtual Exchange for Global Education” von Fabian Krengel, das 2020 pilotiert und im Rahmen des DAAD-Förderprogramms IVAC weiterentwickelt wurde, hat sich als anschlussfähiger Kontext für englischsprachige Studierende in Ivoti herausgestellt. In multilateralen Teams mit Studierenden in Chile, Deutschland, Israel und der Türkei wurden bislang drei mehrmonatige Projekte durchgeführt.

Teaching and Learning Award

Zukünftige Englischlehrkräfte konnten Englisch als Verkehrssprache erfahren und Lernaufgaben zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen entwickeln. Das Projekt wurde 2022 mit dem Lehrpreis der Universität Göttingen und 2023 mit dem Teaching and Learning Award des europäischen Universitätsnetzwerks ENLIGHT ausgezeichnet.

Janaina Klein
Meine Zeit in Göttingen war zauberhaft. Während meines Sommersemesters habe ich nicht nur viel an der Universität gelernt, sondern auch mein Deutsch-Niveau verbessert und eine neue Kultur kennengelernt. Durch das 9-Euro-Ticket habe ich viele Orte entdeckt, und es war eine der besten Erfahrungen meines Lebens. Die historische Stadt, die lebendige Atmosphäre und die wunderschönen Parks haben mich beeindruckt. Besonders dankbar bin ich für die Freunde, die ich dort gefunden habe, und die Unterstützung, die ich erhielt. Es war eine unvergessliche Zeit, die leider viel zu kurz war.
Janaina Klein, Studentin

Rückblick und Reflektion

Vom DAAD geförderte Study Visits boten weitere Möglichkeiten. Mehrere Gruppen deutsch- und englischsprachiger Studierender aus Ivoti konnten die Universität und lokale Schulen besuchen, was Einblicke in die Lehrpraxis ermöglichte. Gleichermaßen haben die Gäste kulturelle Austauschgelegenheiten durch Workshops und gemeinsame Abendessen für Göttinger Studierende angeboten. 

Anhaltende Freundschaften

Der Kontakt von Göttingen und Ivoti wird durch beidseitige Pflege, Hingabe und gegenseitige Dankbarkeit definiert. Auch über die Universität Göttingen hinaus bestehen Kontakte, zum Beispiel durch anhaltende Freundschaften und erste Austauschprojekte an der Universität Regensburg. Der dortige Lehrstuhl für Fremdsprachendidaktik strebt eine mehrjährige Kooperation auf Basis der Göttinger Modelle an.

Vernetzung und Austausch

Die Austauschformate mit unserem Partner des Instituto Ivoti lassen sich am besten als vielfältig und flexibel beschreiben.

Ein ergiebiges Format des Austauschs war die Präsenz direkt vor Ort, bei welchem in der Regel zwei bis drei interessierte Studierende aus Ivoti nach Göttingen kamen, um hier ein Semester lang zu studieren, wobei sowohl die deutschsprachigen als auch englischsprachigen Brasilianerinnen und  Brasilianern Einblicke in das (Studierenden-)Leben in Deutschland erhalten konnten und manche im Wintersemester auch ihren ersten Schnee erlebten.

Gleichwohl wurden auch Studierende aus Göttingen nach Brasilien gesandt, welche dort auch insbesondere die enge Verknüpfung zwischen Seminaren in der Universität und der direkten pädagogischen Praxis an der Schule auf dem Campus des Institutos schätzten. Den Studierenden wurden Möglichkeiten zum Unterrichten von Deutsch als Zweitsprache geboten, insbesondere in einer Community von Menschen mit großem Interesse an der deutschen Sprache aufgrund der deutschen Abstammung ihrer Vorfahren und dem Erhalt des Hunsrückischen Dialekts im Raum von Ivoti und Rio Grande do Sol.

Die Virtual Exchange-Projekte boten eine dritte Möglichkeit des mehrmonatigen Austauschs. In direkter Abstimmung mit einer Lehrperson und mehreren Gruppen brasilianischer Studierender konnte das vertrauensvolle Arbeitsverhältnis gestärkt werden. Aufgrund unterschiedlicher Zeitzonen nahmen die Studierenden in Brasilien teilweise um 5 Uhr früh an unseren Kursen teil. Die Gelegenheit, authentische Gesprächssituationen über relevante Themen (globale Nachhaltigkeitsprobleme, gute Didaktik) in der gemeinsamen Zielsprache Englisch zu führen, war dafür ein signifikanter Anreiz.

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