- Durch Forschung fachlich und interkulturell lernen
- Professionalisierung durch forschendes Lernen
- Studienleistungen und Bedingungen
- Reflektieren und anpassen
- Vernetzung und Austausch
- Weiterführende Informationen & Kontakt
- Literaturverzeichnis
Professionalisierung durch forschendes Lernen
Forschendes Lernen bzw. studentische Forschung (als curricular verankertes “Lernforschungsprojekt“, LFP) spielt in der Lehrer*innenbildung nicht zuletzt nach der Einführung des Praxissemesters eine zentrale Rolle in der Professionalisierung innerhalb der ersten Ausbildungsphase (vgl. z. B. Fichten 2017)1. Zur hochschuldidaktischen Umsetzung existiert eine Reihe von Konzepten (vgl. z. B. Saunders et al. 2021)2.
HIT-Programm
Im HIT-Programm (“Humboldt International Teacher Training“) der Humboldt-Universität zu Berlin führen die Studierenden ihr LFP im Rahmen der Winter School an der University of the Western Cape und der Stellenbosch University in Südafrika durch. Dabei werden die Projektthemen Geschichtsbewusstsein von Kindern und Erwachsenen (“Historical Awareness“), Mehrsprachigkeit in Gesellschaft und Schule sowie Inklusion vergleichend zwischen der Situation in Südafrika und der in Deutschland bearbeitet.
Die Winter School in Südafrika bot eine einzigartige Möglichkeit, Bildung in einem mehrsprachigen Kontext zu erleben, interkulturelle Kompetenzen zu stärken und insgesamt als Lehrkraft zu wachsen.Robert Mordarski, Student Humboldt-Universität zu Berlin
Studienleistungen und Bedingungen
Die Studienleistung ist durch ein Vorbereitungsseminar an der Humboldt-Universität zu Berlin und die fachliche Betreuung vor Ort institutionalisiert und in ihrer Umsetzung an die bestehenden zeitlichen und räumlichen Bedingungen adaptiert. Die südafrikanischen Projektmitglieder wählen für die Studierenden auf Basis ihrer bestehenden Kontakte zu Partnerschulen unterschiedliche Schulformen und -arten aus, zu denen auch Schulen in sozial benachteiligten Stadtbezirken von Kapstadt gehören.
Titel bisheriger Lernforschungsprojekte waren beispielsweise:
- “Curiosity of Children from Cape Town and Berlin in Interviews with Contemporary Witnesses about Childhood in the Past”,
- “What opportunities and challenges do South African teachers perceive in implementing Multilingual Education in schools?”
- “Inclusive Education with Regard to Poverty and Social Inequality Among Learners”.
Im Rahmen meines Forschungsprojektes zum historischen Lernen durfte ich ganz neue, biografisch geprägte Zugänge zur Geschichte Südafrikas bekommen und verarbeiten. Diese Erfahrung hat mich als künftige Grundschullehrerin nachhaltig geprägt und sehr bereichert!Beatrice Borri, Studentin, Humboldt-Universität zu Berlin
Reflektieren und anpassen
Die Professionalisierung der Studierenden findet auf mehreren Ebenen statt: Durch die Internationalisierung dieser Studienaufgabe bietet sich nicht nur die Möglichkeit, forschungsmethodisches, fachdidaktisches und (inter-)kulturelles Neuland zu betreten, sondern auch die persönliche Haltung zu sozialer Ungleichheit und gesellschaftlicher Verantwortung zu reflektieren.
Im HIT-Projekt hat sich gezeigt, dass für die Durchführung und Begleitung dieser internationalen studentischen Forschungsprojekte besonders wichtig ist, dass die Dozierenden eine gute Kenntnis der Bedingungen vor Ort haben. Diese wird im Austausch mit den internationalen Partnerinnen und Partner erarbeitet und durch Gastdozenturen gefestigt.
Notwendig ist außerdem die institutionenübergreifende, kooperative und multiprofessionelle Begutachtung der Forschungsdesigns und eine Flexibilität der Studierenden bei der Anpassung ihrer Forschungsprojekte an die Gegebenheiten der Schulen vor Ort. Die beobachteten Wirkungen der letzten Jahre rechtfertigen die investierten Ressourcen auf allen Seiten.
Das HIT-Programm der HU Berlin und des DAAD hat meine Laufbahn als Lehrerin ausschlaggebend verändert. Die diversen Seminare, der Austausch mit internationalen Studierenden und Lehrenden sowie die Möglichkeit, in nicht einer, sondern sogar mehreren Schulen in Kapstadt hospitieren und forschen zu dürfen, hat mir so große, neue Perspektiven und Möglichkeiten aufgezeigt.Helena Hacker, Studentin, Humboldt-Universität zu Berlin
Vernetzung und Austausch
Im HIT-Projekt haben sich besonders die beiden Winter Schools bewährt, an denen jeweils sechs Studierende der Partnerinstitution(en) teilnahmen: Im südafrikanischen Winter reisen HU-Studierende nach Kapstadt und Stellenbosch, im Berliner Winter kommen Studierende der UWC und der Stellenbosch University nach Deutschland. In diesen Winter Schools besuchen sie Schulen und arbeiten an ihren Projekten; die Dozierenden vor Ort unterstützen sie; Dozierende der Partnerinstitutionen tragen über Kurzzeitmobilitäten oder Gastdozenturen Inhalte bei.
In Berlin wurde während dieser Zeit als Austauschforum die “Intercultural Learning Week“ (ICLW) etabliert, die für alle Projektmitglieder sowie Studierende und Dozierende des Lehramts der HU geöffnet wird. Die Studierenden und Dozierenden tauschen sich über die Themen “anti-racist education“, Dekolonialisierung, Geschichtsbewusstsein, Inklusion und Mehrsprachigkeit z. B. in Workshops, mit Vorträgen und im Rahmen einer Stadtführung aus. Durch die Öffnung der ICLW konnten Lehramtsstudierende sowohl für die Winter School in Südafrika als auch für andere Auslandsaufenthalte an den Partnerschulen gewonnen und so die Internationalisierung im Lehramt der HU gefördert werden.
Weiterführende Informationen & Kontakt
- HU Berlin: Humboldt International Teacher Training
- Südafrika: Stellenbosch University
- Südafrika: University of the Western Cape
Kontakt
Dr. Constanze Saunders
Humboldt-Universität zu Berlin
Professional School of Education
Unter den Linden 6
10099 Berlin
constanze.saunders@hu-berlin.de
Literaturverzeichnis
- 1Fichten, W. (2017). Forschendes Lernen in der Lehramtsausbildung. In H. Mieg & J. Lehmann (Hg.), Forschendes Lernen. Wie die Lehre in Universität und Fachhochschule erneuert werden kann. Frankfurt/ New York: Campus, 155–164.
- 2Saunders, C., Lautenbach, C., Vogel, H. & Schepers, D. (2021). Forschendes Lernen im Lehramtsstudium: Didaktische Methoden zur Gestaltung forschungsorientierter Lehrveranstaltungen. Berlin: Humboldt-Universität zu Berlin. URL: https://pse.hu-berlin.de/leitfaden_fl_la