- Einbettung in die eigene institutionelle Strategie
- Definition des Kriteriums
- Leitfragen
- Erläuterungen zu den Subkriterien
- Quellen
- Weitere Kriterien
Definition des Kriteriums
Was ist "Einbettung in die eigene institutionelle Strategie"?
Internationale Kooperationen ordnen sich in zunehmendem Maße einer institutionellen Gesamtstrategie unter und sind Teil eines Profilbildungsprozesses, an dem verschiedene Hochschulakteure mitwirken: Hochschulleitung, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Studierende ebenso wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Verwaltung und Querschnittseinrichtungen (zum Beispiel International Offices, Welcome Center, Graduiertenschulen, Kommunikation und Marketing etc.).
Die Relevanz von Internationalisierungsstrategien ist vom Wissenschaftsrat deutlich herausgestellt worden (2018), und Umfragen belegen (DAAD 2019), dass in nahezu allen Hochschulen Internationalisierungsaktivitäten in eine Strategie eingebettet sind, die darauf ausgerichtet ist, durch fachliche und regionale Schwerpunktsetzungen ein institutionelles Profil zu entwickeln. Dies bedeutet auf der Ebene von Hochschulleitung und -management, internationale Kooperationen aktiv zu steuern, Maßnahmen zu bündeln und für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – also bei denjenigen, die internationale Aktivitäten de facto initiieren und durchführen – Akzeptanz und Anreize zu schaffen, um auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten.
Vor die Entscheidung gestellt, welche fachlichen Kontakte genutzt und welche forschungsbezogenen Vorhaben in Form von Projektanträgen angebahnt beziehungsweise weiterverfolgt werden sollen, empfiehlt es sich bei der Kooperationsanbahnung, die folgenden Subkriterien im Sinne einer Chancen- und Risikoabwägung zugrunde zu legen.
Leitfragen
Folgende Leitfragen können für Konzeption und Umsetzung von Internationalisierungsstrategien im Zusammenhang mit der Bewertung von Chancen und Risiken hilfreich sein: Dabei wird zwischen zwei Zielgruppen beziehungsweise Perspektiven unterschieden: zum einen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Zusammenhang mit der unmittelbaren Frage nach der Einbettung von Vorhaben auf Fachbereichsebene in die institutionelle Hochschulstrategie (Subkriterien A bis C), zum anderen Hochschulleitung und -management im Hinblick auf ihre Rollen bei der Entwicklung und des Monitoring von Internationalisierungsstrategien (Subkriterien D und E).
A. Passgenauigkeit
B. Komplementarität
C. Synergien und Chancen durch die Kooperation
- Inwieweit können Projekte mit internationalen Partnern so konzipiert werden, dass damit die eigenen Lehr- und Forschungsinteressen ebenso wie die strategischen Zielsetzungen im internationalen Profilbildungsprozess der eigenen Hochschule befördert werden?
- Welche Partnerschaften mit ausländischen Hochschulen bestehen bereits und wie lassen sich diese für mein eigenes Kooperationsvorhaben effektiv nutzen?
- Wie stelle ich sicher, dass internationale Projekte in die institutionelle Hochschulstrategie beider Partner eingebettet sind und wie kann ich die Kooperationsbeziehungen nachhaltig ausgestalten?
D. Adaptivität
E. Offenheit
- Welche Aushandlungsprozesse werden benötigt, um sicherzustellen, dass die strategischen Zielsetzungen auf institutioneller Ebene von Lehrenden, Studierenden und Verwaltungspersonal mitgetragen werden?
- Welche Anreize können gesetzt werden, um das Commitment der ganzen Hochschule für die Internationalisierung der Hochschule zu erreichen (zum Beispiel Anrechnung aufs Lehrdeputat, Reisemittel)?
- Welche Möglichkeiten und Entscheidungsmechanismen bietet das Hochschulmanagement, um internationale Kooperationen gegebenenfalls auch in solchen Fächern oder Ländern anzubahnen, die (noch) nicht den strategischen Schwerpunktsetzungen der Hochschule entsprechen?
- Inwieweit wird der Entwicklungs und Umsetzungsprozess von Internationalisierungsstrategien durch ein professionelles Risiko- und Sicherheitsmanagement begleitet?
- Auf welche Expertise greift die Hochschule (Leitung, International Office, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Verwaltung) zurück, um Kooperationen in krisenanfälligen Ländern situationsgerecht und kontextadäquat zu planen, zu bewerten und durchzuführen?
Erläuterungen zu den Subkriterien
A. Passgenauigkeit
B. Komplementarität
C. Synergien und Chancen durch die Kooperation
In diesem Rahmen wären zunächst die Potenziale zu bewerten, die sich aus dem fachlichen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen im Ausland ergeben, damit auf beiden Seiten Nutzen für die Weiterentwicklung des jeweiligen Fachbereichs generiert werden kann. Hier können Maßnahmen in einer großen Bandbreite genutzt und diese mit Blick auf die nachhaltige Entwicklung der internationalen Kooperation in unterschiedlichem Maße kombiniert werden: seien es die individuelle Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, gemeinsame Publikationen, der Aufbau von gemeinsamen Studiengängen oder die Durchführung von Forschungsvorhaben in internationalen Netzwerken. Auch die gemeinsame Arbeit an der Verbesserung der strukturellen Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre stellt eine strategische Option dar, für die entsprechende Förderprogramme zur Stärkung des Hochschulmanagements zur Verfügung stehen.
Unabhängig von der Orientierung an den übergeordneten strategischen Zielsetzungen der Institution und der Bewertung der Kooperationspotentiale gilt allerdings auch, dass Projekte mit ausländischen Partnern nur dann erfolgreich durchgeführt werden können, wenn sie nicht nur getragen werden von gemeinsamen Forschungsinteressen, sondern auch von gegenseitigem Vertrauen und gemeinsamen Werten. Etablierte persönliche Kontakte sind Ausgangs- und Kulminationspunkt für jegliche Form der institutionellen Zusammenarbeit, und die Qualität der individuellen Beziehungen zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist sowohl in wissenschaftlicher wie in menschlicher Hinsicht Garant für eine fruchtbare und nachhaltige Kooperation.
Darüber hinaus wird empfohlen, dass Planung, Durchführung und Evaluierung von internationalen Kooperationen an Hochschulen in ein professionelles Kooperationsmanagement strategisch eingebettet sind. Dies beinhaltet Leitlinien für die Profilierung der Hochschule durch regionale und fachliche Schwerpunktsetzungen ebenso wie Rahmensetzungen der gemeinsamen Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern, die Werte wie gegenseitigen Respekt, Wissenschaftsfreiheit und Schutz geistigen Eigentums zugrunde legen und Orientierung für die Anbahnung und Ausgestaltung von Kooperationen bieten. Hierzu zählen auch Aspekte des Risiko- und Sicherheitsmanagements im engeren Sinne, sei es im Zusammenhang mit sicherheitsrelevanten Fragestellungen in Forschungskooperationen (zum Beispiel “Dual Use“) oder allgemein die organisatorische Durchführung internationaler Projekte betreffend (zum Beispiel Sicherheit auf Dienstreisen, Cybersicherheit etc.).
Aus Sicht von Hochschulleitung und -management wäre bei der Entwicklung und Implementierung von Institutionalisierungsstrategien gegebenenfalls zu prüfen, ob dynamische Entwicklungen in bestimmten Disziplinen oder aktuelle Geschehnisse im gesellschaftspolitischen Umfeld es in konkreten Fällen erforderlich machen könnten, flexibel und gegebenenfalls auch nicht konform zu strategischen Zielsetzungen zu agieren. Dies gilt vor allem dann, wenn Strategien in langen Zeithorizonten angelegt sind. Solche Freiräume zu gewähren beziehungsweise auch Raum für innovative Kooperationsvorhaben jenseits der institutionellen Profilbildungsbestrebungen zuzulassen, könnte daher Teil der strategischen Planung sein.
D. Adaptivität
E. Offenheit
Diesem Spannungsfeld zwischen langfristig orientierter strategischer Ausrichtung und situativer Anpassung sollte bei der Implementierung von Internationalisierungsstrategien Rechnung getragen werden, insbesondere dann, wenn internationale Kooperationen in herausfordernden Kontexten stattfinden.
Quellen
Im Folgenden werden Referenzquellen aufgeführt, die eine erste Einordnung ermöglichen. Zu Beginn werden jeweils die wichtigsten Subkriterien genannt, zu denen anschließend jeweils Informationen zur Verfügung gestellt werden. Die Quellen stellen in vielen Fällen Zugänge zu Informationen Dritter zur Verfügung, die von diesen selbst fortlaufend aktualisiert werden.
Internationale DAAD-Akademie (iDA)
Die Internationale DAAD-Akademie bietet für Hochschulangehörige aus Lehre, Forschung, Verwaltung und Wissenschaftsmanagement eine breite Palette an Seminaren und Fortbildungen an. Mit circa 100 Kursen pro Jahr stellt die iDA europaweit das umfangreichste Angebot zu Internationalisierungsfragen bereit. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den International Offices stellen eine der zentralen Zielgruppen der iDA dar. Trainings, Seminare und Sprachkurse für diese Internationalisierungs”profis” gehören zu den wichtigsten Aufgaben der iDA. Inzwischen gibt es an vielen Hochschulen zudem Stabsstellen und weiteres Personal in den Fakultäten/Fachbereichen, die ebenfalls mit strategischen Fragen der Internationalisierung befasst sind. Entsprechend hat sich auch das Fortbildungsprogramm weiterentwickelt. Die Vermittlung von Hintergrundwissen für diesen größer gewordenen Interessentenkreis umfasst zunehmend die Reflexion von Strategien, Zielen und Prozessen aus anderen Ländern und damit die Bereitstellung von Internationalisierungswissen.
Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen
Das DAAD-Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen (KIWi) unterstützt deutsche Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen bei der Umsetzung ihrer Internationalisierungsstrategien sowie bei dem Aufbau und der Intensivierung internationaler Hochschulzusammenarbeit. Das KIWi greift hier auf die langjährige Erfahrung des DAAD, seine global vernetzte Expertise sowie das Wissen aus seinen Mitgliedshochschulen zurück. Individuelle Beratungsangebote, vielfältige Vernetzungsformate und regionalspezifische Publikationen leisten eine zentrale Hilfestellung, um informierte und reflektierte Entscheidungen zur Zusammenarbeit mit internationalen Partnern abwägen zu können.
Schwerpunktthemen im KIWi sind folgende:
- Risiko und Sicherheit
- Rechtliche Rahmenbedingungen
- Science Diplomacy
- Forschung, Innovation, Transfer
- Matchmaking und Internationale Netzwerke
Das KIWi bietet außerdem umfassende Regionalexpertise zu Hochschulsystemen weltweit. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten des DAAD in Bonn und unserem weltweiten Netzwerk in über 50 Ländern erstellt das KIWi länderspezifische aktuelle Publikationen zu Hochschulsystemen weltweit wie Bildungssystemanalysen, Kurzanalysen, Infografiken oder Länderberichte.
DIES – Dialogue on Innovative Higher Education Strategies
Das gemeinsam von DAAD und HRK koordinierte DIES-Programm fördert mit einem Bündel von Maßnahmen – Trainingskurse, Dialogveranstaltungen, Projekte und Partnerschaften – Hochschulen in Entwicklungs- und Schwellenländern darin, institutionelle Managementprozesse zu professionalisieren, internationale Qualitätsstandards in Studium und Lehre zu etablieren und Forschungskapazitäten auszubauen. DIES-Partnerschaften ermöglichen es deutschen Hochschulen, Managementstrukturen an ihren Partnerhochschulen zu stärken, und dienen damit nicht nur dem Kapazitätsaufbau vor Ort, sondern schaffen auch die strukturellen Voraussetzungen für eine effektive, an gemeinsamen Strukturen und Standards etablierte Kooperation auf Fachbereichsebene.
HRK (2020): "Leitlinien und Standards in der internationalen Hochschulkooperation"
Mit dem Beschluss des Präsidiums vom 6. April 2020 hat die HRK grundlegende Prinzipien und Werte internationaler Zusammenarbeit mit dem Ziel formuliert, den deutschen Hochschulen Anhaltspunkte für die Ausgestaltung internationaler Kooperationsbeziehungen zu geben. Die Leitlinien und Standards in der internationalen Hochschulkooperation reagieren auf aktuelle Veränderungen im globalen Umfeld und setzen sich mit den zunehmenden Herausforderungen und Risiken in der internationalen Hochschulzusammenarbeit auseinander. Dabei werden die Bereiche “Strategie und Governance“, “Gemeinsam Lehren und Lernen”, “Gemeinsam Forschen” sowie “Hochschulen als transnationale Räume” adressiert.
"HRK-Expertise-Manuals". Prozessbeschreibungen aus deutschen Hochschulen
Die HRK-EXPERTISE-Manuals präsentieren Beispiele aus der Internationalisierungspraxis deutscher Hochschulen. Gegliedert nach unterschiedlichen Themenbereichen schildern sie, wie Arbeitsprozesse in der Internationalisierung institutionell verankert sind und welche konkreten Zielsetzungen und Herausforderungen damit verbunden sind. Bislang sind sechs für Internationalisierungsthemen relevante Manuals erschienen: (1) Outgoing-Mobilität von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern, (2) Regionale Kooperationen zur Unterstützung internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, (3) Internationalisierung der Curricula, (4) Internationalisierung zu Hause in der Lehrerbildung, (5) Mehrsprachigkeit in Studium und Lehre und (6) Personalentwicklung zur Internationalisierung der Verwaltung.
HRK-Audit "Internationalisierung der Hochschulen"
Mit dem Audit Internationalisierung der Hochschulen bietet die HRK ein systematisches Begutachtungsverfahren an, das darauf ausgerichtet ist, Hochschulen in der strategischen Ausrichtung ihrer Internationalisierungsaktivitäten zu beraten. Zunächst wird der Status Quo der Internationalität einer Hochschule analysiert, im Anschluss die (Weiter-)Entwicklung einer institutionellen Internationalisierungsstrategie unterstützt. Der Beratungsprozess umfasst im Einzelnen die Erstellung eines Selbstberichts, den Besuch einer Gutachtergruppe, die Vorlage eines Empfehlungsberichts und die Ausstellung eines Teilnahmezertifikats. Das Audit, an dem bislang über 90 Hochschulen teilgenommen haben, wird seit 2010 regulär angeboten und wurde bis Ende 2016 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziell unterstützt. Seitdem wird die Internationalisierungsberatung für Hochschulen auf Selbstkostenbasis angeboten.
CHE – Centrum für Hochschulentwicklung
Das CHE erarbeitet anwendungsorientierte Lösungen für das Hochschul- und Wissenschaftssystem. Es unterstützt Hochschulen dabei, ihre Autonomie zu nutzen und zu gestalten, vielfältige Profile zu entwickeln und umzusetzen sowie ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen. Als gemeinnützige Einrichtung bietet das CHE eine Vielzahl von Informationen und Services. Dazu gehören insbesondere Veranstaltungen. So bietet das CHE seit 1995 Symposien, Tagungen und Workshops und seit 2000 das Programm Hochschulkurs – Fortbildung für das Wissenschaftsmanagement an, um Führungskräfte sowie akademische und administrative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen bei ihren Aufgaben in zunehmend autonomer werdenden Hochschulen zu unterstützen. Teil des Hochschulkurses ist auch ein Workshop, der Hochschulen bei der Strategieentwicklung in unterschiedlichen Feldern (unter anderem Internationalisierung) unterstützt.
Weitere Kriterien
Kriterium 1: Allgemeine Sicherheitslage
Im hier vorgelegten Kriterienkatalog wird zur Erfassung der sicherheitsrelevanten Faktoren die Referenzdimension personenbezogene Sicherheit zugrunde gelegt.
Kriterium 2: Allgemeinpolitische Gebotenheit
In dem hier vorgelegten Kriterienkatalog wird die allgemeinpolitische Einordnung sowie die Sicherheitslage bewertet.
Kriterium 3: Rechtsstaatlicher und gesellschaftspolitischer Rahmen
Wissenschaftskooperationen erfordern interkulturelle Sensibilität und Kenntnis des Rechtsrahmens. Unterstützung durch Fortbildungen hilft dabei.
Kriterium 4: Chancen und Risiken des jeweiligen Wissenschaftssystems
Wissenschaftskooperationen bergen Potenziale und Risiken. Leistung, Internationalisierung, Passgenauigkeit und Ethik spielen eine Rolle.
Kriterium 5: Qualität wissenschaftlicher Partnerinstitution(en)
Um eine erfolgreiche Hochschulkooperation zu gewährleisten, ist es wichtig, die richtige Partnerinstitution vor Ort zu finden.