DAADeuroletter Der Weg in die Zukunft: Mit dem SpiNNaker-Modul ist beim Partner des Forschungszentrums Jülich an der Universität Manchester ein digitales System für Echtzeitanwendungen zum Beispiel in der Robotik konzipiert worden. Neuromorphe, also nach dem Vorbild des menschlichen Gehirns konzipierte Chips können sogar weitaus schneller sein. Noch sind aber die biologischen Prinzipien nicht genau bekannt, die das Gehirn so effizient machen. FOTO: FORSCHUNGSZENTRUM JÜLICH 2020

DAADeuroletter spektrum DAADeuroletter spektrum top 7 Erasmus+ 2020: Auf der Zielgeraden zur neuen Programmgeneration 2021–2027 2020 ist für Erasmus+ ein wichtiges Jahr. Zum einen ist es der letzte Aufruf in der aktuellen Programmgeneration mit Auswirkungen bis 2022 und 2023. Zum anderen werden die Weichen für das Programmdesign 2021–2027 gestellt. Stephan Geifes hat als neuer Direktor der NA aktuelle Informationen zusammengefasst und gibt eine erste Orientierungshilfe. 10 «Wir unterstützen die Hochschulen bei der digitalen Transformation des Erasmus+ Programms» Im Gespräch mit dem neuen DAAD-Präsidenten Professor Joybrato Mukherjee Im Interview nimmt Joybrato Mukherjee Stellung zu zentralen Herausforderungen, denen sich die deutschen Hochschulen wie auch der DAAD momentan und in abseh- barer Zeit gegenübersehen. Die Internationalisierung kommt dabei ebenso zur Spra- che wie Digitalisierung. Und in einem Interview für den DAADeuroletter darf selbstver- ständlich Europa nicht fehlen. 17 Digitale Initiativen bündeln, der Zukunft begegnen Das Ziel, bis 2025 einen europäischen Bildungsraum zu schaffen, und die derzeitigen Verhandlungen über die zukünftige Erasmus+ Programmgeneration machen deutlich, dass Digitalisierung in der Europäischen Union eine hohe Priorität einnimmt. Seit Februar 2019 ist der DAAD Partner im Projekt «Online Pedagogical Resources for Euro- pean Universities» (OpenU). Das Projekt setzt sich zum Ziel, die Internationalisierung europäischer Universitäten digital zu stärken. 20 Der Gastkommentar: «Digitalisierung ist als ein gesellschaftlicher Transformationsprozess zu sehen» Ada Pellert ist Rektorin der FernUniversität in Hagen und Mitglied des Digitalrates der Bundesregierung. In ihrem Gastkommentar beschreibt sie, wie dieser Transforma- tionsprozess zu bewältigen ist und welcher Voraussetzungen es dafür bedarf. Sie kon- statiert, dass der Handlungsbedarf erkannt ist. Es wird aber «großer Anstrengungen bedürfen», so hebt sie ebenfalls hervor, «um die damit verbundenen Veränderungen in den Rollen, Kompetenzen, Angeboten und Kooperationsformen von Bildungsein- richtungen umzusetzen». 4

top Digitale Transformation in der Hochschule INTERVIEW MIT DAVID SASSOLI, DEM PRÄSIDENTEN DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS, DURCH DEN SENDER FRANCE 24. FOTO: © EU 2019/EP/DAINA LE LARDIC 6

DAADeuroletter top Der Erasmus+ Aufruf 2020 Die Einreichungsfristen für die Ausschreibung 2020 en- deten vor Kurzem. Die Förderung der bewilligten Mobili- täten und Projekte wird uns aufgrund der mehrjährigen Laufzeiten aber noch bis ins Hochschuljahr 2022/2023 begleiten. Es werden somit für ein paar Jahre Förde- rungen nach den alten Regularien wie nach den neuen parallel laufen. Die finanziellen Voraussetzungen für den Aufruf 2020 sind sehr gut. Im EU-Haushaltsjahr sind für Erasmus+ insgesamt 2,89 Mrd. Euro vorgesehen; das entspricht einem erfreulichen Plus von 3,6 Prozent oder 50 Mio. Euro, die im Vergleich zum Vorjahr zusätzlich für die Arbeit der Programmländer zur Verfügung stehen wer- den. Das Erasmus-Programmbudget 2020 für deutsche Hochschulen wird voraussichtlich knapp über 161 Mio. Euro betragen. Das ist ein Zuwachs von 5,7 Mio. Euro. Ein positiver Aspekt des Calls 2020 ist die Übereinkunft zwischen der EU-Kommission und der britischen Regie- rung, dass das Vereinigte Königreich bis zum Ende der laufenden Programmgeneration an Erasmus+ teilnimmt. Mobilitäten des Calls 2020 sind somit bis 2022, Projekte sogar bis 2023 finanziell abgesichert; ob man allerdings ab 2021 dafür zusätzlich ein Visum beantragen muss, das werden die Verhandlungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich über die Ausgestaltung ihrer gemeinsamen Beziehungen bis Ende des Jahres zeigen. Ob das Vereinigte Königreich wie auch andere Nicht-EU- Staaten ab 2021 weiterhin teilhaben wird, werden die Verhandlungen ebenfalls zeigen müssen. Inhaltlich legt der Aufruf 2020 in seiner internationalen Dimension einen Fokus auf den Austausch mit Afrika und schließt damit an die über die letzten Jahre intensi- vierte Zusammenarbeit zwischen der EU und dem Kon- tinent an. Der DAAD selbst hat in Brüssel Ende Oktober 2019 zu diesem Themenkomplex die Konferenz «In- vesting in people, by investing in higher education and skills in Africa» mit organisiert. Erasmus+ Programmgeneration 2021–2027: Kontinuität, mehr Geld, soziale Teilhabe, «green» und digital Einhergehend mit den 7-jährigen Haushalten der EU, legt die Kommission auch die Schwerpunkte ihrer Politiken und Förderungen fest. Vor 7 Jahren bedeute- te dies für den Bildungsbereich die Zusammenlegung der bisherigen Programme wie etwa Erasmus, Tempus und Leonardo zu Erasmus+ mit seinen bekannten Leit- aktionen. Wurde dieser Übergang 2014 als revolutionär wahrgenommen, so wird es 2021 einen eher evolutionä- ren Wandel geben. Die Grundstrukturen der Programme sollen beibehalten werden. Revolutionär ist hingegen die Forderung des EP, den Haushalt auf rund 41 Mrd. Euro zu erhöhen. Und auch die Kommission hat eine Verdopplung auf immerhin 27 Mrd. Euro vorgeschlagen. Dass es einen Aufwuchs geben wird, dürfte ziemlich sicher sein. Wie hoch er aber nicht zuletzt angesichts des Ausscheidens des Vereinigten Königreichs – eines Nettozahlers – und der dadurch not- wendigen Kompensation durch die verbleibenden Mit- gliedstaaten ausfallen wird, müssen die Verhandlungen zeigen. Auch wenn sich die Grundstrukturen der Program- me wenig ändern sollen, so gibt es doch ambitionierte inhaltliche Weiterentwicklungen, um Erasmus sozia- ler, grüner und digitaler zu machen. Ein Topthema des neuen Programms wird Inklusion im Sinne der Auswei- tung auf bisher weniger oder gar nicht am Programm teilhabender Gruppen. Nachdem die NA DAAD in der laufenden Programmgeneration die Stipendienraten für deutsche Studierende grundsätzlich signifikant auf 330, 390 beziehungsweise 450 Euro je nach Lebenshaltungs- kosten im Zielland erhöhte, sollen zukünftig weitere programmspezifische (diskutiert werden u.a. die Aufent- haltsdauer) und finanzielle Veränderungen eine breitere Teilhabe am Programm ermöglichen. 8

DAADeuroletter top «Wir unterstützen die Hochschulen bei der digitalen Transformation des Erasmus+ Programms» Im Gespräch mit dem neuen DAAD-Präsidenten Professor Joybrato Mukherjee INTERVIEW: LUTZ CLEEVES UND MARCUS KLEIN Im Juni 2019 wählte die Mitgliederversammlung des DAAD Professor Dr. Joybrato Mukherjee mit großer Mehr- heit zum neuen Präsidenten. Anfang Januar 2020 trat der Anglist, der von 2012 bis 2019 Vizepräsident des DAAD war, sein neues Amt in Bonn an. Joybrato Mukherjee bleibt dabei weiterhin Präsident der Justus-Liebig-Universi- tät Gießen; die Präsidentschaft des DAAD ist traditionell ein Ehrenamt. Im Interview äußert sich Joybrato Mukherjee zu zentralen Herausforderungen, denen sich die deutschen Hoch- schulen wie auch der DAAD momentan und in Zukunft gegenübersehen. Die Internationalisierung kommt dabei ebenso zur Sprache wie Digitalisierung. Und in einem Interview für den DAADeuroletter darf selbstverständlich Europa nicht fehlen. Internationalisierung Die Bedeutung internationaler Kooperationen für die Entwicklung deutscher Hochschulen ist heute allgemein akzeptiert. Das zeigt sich im Umstand, dass alle Hoch- schulen über eine Internationalisierungsstrategie verfügen oder zumindest daran arbeiten. Wie hat sich aus Ihrer Sicht – als Präsident der Universität Gießen wie auch als langjähriges Mitglied im Präsidium des DAAD – dieses Themenfeld über die letzten Jahre entwickelt? Ist Interna- tionalisierung ein Selbstläufer oder sehen Sie auch gegen- läufige Tendenzen, womöglich Risiken oder gar Gefahren? Joybrato Mukherjee: In den letzten 10 Jahren ist die Zahl sowohl der internationalen Studierenden in Deutschland als auch der vom DAAD auf der ganzen Welt Geförderten merklich gestiegen. Während der DAAD 2012 über seine zentralen Förderbereiche – also Individual-, Projekt- und EU-Mobilitätsförderung– rund 113.000 Deutsche sowie Ausländerinnen und Auslän- der unterstützt hat, waren es im Jahr 2018 bereits über 145.000. Damit ist der DAAD die weltweit größte Förder- organisation ihrer Art. Das ist eine positive Entwicklung, auf die wir sicherlich stolz sein dürfen, denn sie ist das Ergebnis konzertierter Bemühungen von Politik und Wissenschaft. Gleichzeitig müssen wir aber auch feststellen, dass es bei diesem insgesamt erfreulichen Trend negative Tenden- zen bei einzelnen Ländern gibt. Die USA sind ein Bei- spiel. Seit dem Amtsantritt von Donald Trump Anfang 2017 planen immer weniger deutsche Studierende einen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten. Die Türkei ist ein weiteres. Das sehen wir ganz konkret an der Universität Gießen, die seit Langem gute Kontakte mit türkischen Hochschulen unterhält, in letzter Zeit jedoch – bedingt durch die politischen Spannungen – einen merklichen Rückgang an Mobilitäten in beide Richtungen verzeich- nen muss. Kann der DAAD als Institution auf diese im Grunde politischen Entwicklungen überhaupt einwirken? Natürlich können wir auf die politischen Prozesse, die diesen Entwicklungen zugrunde liegen, nur bedingt einwirken. Wir setzen aber sehr wohl die Arbeit auf institutioneller Ebene fort. Das gilt – um auf das bereits erwähnte Beispiel der Türkei zurückzukommen – im Hinblick auf die einzelnen Hochschulen und selbstver- ständlich auch für den DAAD als Institution, der sich beispielsweise stark für die Türkisch-Deutsche Universi- tät in Istanbul engagiert. → 10

DAADeuroletter top Wissenschaftsfreiheit Dabei geht es vor allem darum, bestehende Beziehungen zu bewahren. Gibt es aufseiten des DAAD daher Initiati- ven, für seine Mitgliedshochschulen neue Perspektiven zu eröffnen und damit die Internationalisierung voranzutrei- ben? Genau zu diesem Zweck haben wir im November 2019 das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Auswärtigen Amt geförderte Kompetenzzent- rum Internationale Wissenschaftskooperationen eröff- net. Damit unterstützen und stärken wir deutsche Hoch- schulen durch passgenaue Beratungs-, Fortbildungs- und Wissensangebote beim Aufbau und der Weiterentwick- lung ihrer internationalen Kooperationen. Unsere Bera- tungstätigkeit wollen wir dabei in verschiedene Richtun- gen ausbauen und intensivieren. In vielen Ländern der Welt, auch in Erasmus-Programm- ländern, sind die Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit und der Druck auf Forschende und Lehrende eine Tatsa- che. Wie reagiert der DAAD als weltweit größte Förderor- ganisation für den internationalen Austausch von Studie- renden und Wissenschaftlern darauf? Grundsätzlich bin ich der Überzeugung, dass wir den Aus- tausch so lange wie möglich aufrechterhalten sollten, in manchen Fällen ist auch über eine Intensivierung nachzu- denken. Aus unserer Erfahrung können wir nur dann Ein- fluss nehmen – und bestenfalls positive Veränderungen in Richtung höherer Freiheitsgrade erwirken –, wenn wir im dauerhaften Dialog sind und belastbare Beziehungen bestehen. Brechen diese ab, entfallen eben auch die Mög- lichkeiten zur Einflussnahme. Zu bedenken ist zudem, dass der akademische Austausch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Ländern, die nicht unseren rechtsstaatlichen Ansprü- chen und Erwartungen entsprechen, teilweise die einzige Option darstellt, sich international zu bewegen. Sie sagen «so lange wie möglich». Was hat man sich dar- unter vorzustellen? Gibt es eine rote Linie, die keinesfalls überschritten werden darf? Wir sollten keine roten Linien ziehen, sondern jeden Einzelfall genau betrachten. Unabhängig davon ist die Sicherheitslage vor Ort aber eine klare Grenze: Wo wir diese für unsere Beschäftigten und Stipendiatinnen und Stipendiaten nicht mehr garantieren können, dort können wir nicht arbeiten. Zudem darf die Zusammen- arbeit nicht um ihrer selbst willen bestehen und es soll, ja darf deshalb genauso wenig unter allen Umständen an ihr festgehalten werden. Der Punkt Sicherheitslage trifft zurzeit beispielsweise auf Libyen und Syrien zu. Für beide Länder vergibt der DAAD derzeit keine Stipendien, 12

DAADeuroletter top Gilt dieses von Ihnen konstatierte Gefühl, Europäer zu sein, im gleichen Maße für Ost- und Südosteuropäerinnen und -europäer, wie Sie es unlängst für junge Deutsche, Belgier und Franzosen festgestellt haben? Es sind doch gerade in den neuen EU-Mitgliedstaaten, die auch noch nicht so lange an den Austauschprogrammen partizipie- ren, vermehrt europaskeptische Stimmen zu hören und teils sind die Mobilitätsraten ebenso weniger hoch. Im Hinblick auf Ost- und Südosteuropa sehe ich die fehlende oder nicht ganz so ausgeprägte Identifizierung weniger bei der jüngeren Generation. Ich denke, dass sie die Chancen des grenzenlosen Europas durchaus er- kennen und für sich nutzen. Die Zahl von jungen Polen, Ungarn usw., die auf der Suche nach Arbeit zu uns und in andere westeuropäische Länder gegangen sind, spricht für diese Annahme. Was Studierende betrifft, bin ich zuversichtlich, dass durch Anpassungen in der neuen Programmgeneration von Erasmus wie auch den Hoch- schulen in den betroffenen Ländern die Mobilitäten zu- nehmen werden. Hier ist die EU-Kommission gefordert, genauso wie es die nationalen Regierungen sind. Wichtig erscheint es mir in diesem Zusammenhang vor allem, Europa noch mehr Menschen erfahr- und erlebbar zu machen. Erasmus sollte inklusiver werden, verstärkt auf Gruppen fokussieren, die – warum auch immer – bis- lang nicht mobil sein konnten oder wollten. Aber dessen ist man sich in Brüssel sehr bewusst. Auch der DAAD hat sich in verschiedenen Gesprächen und Gremien für einen Mittelaufwuchs und ein inklusiveres Programm stark gemacht. 14 FOTO: DAAD/JONAS RATERMANN Angesichts der verstärkt auf sich selbst konzentrieren- den Vereinigten Staaten, eines aufstrebenden Chinas und einer Europäischen Union, die mit dem Vereinigten Königreich eben erst ein gewichtiges Mitglied verloren hat (und längst noch nicht weiß, wie sich die zukünftige Kooperation genau gestalten wird, unter anderem in Eras- mus+), was müssen Deutschland und die EU tun, um als Forschungsstandort global wettbewerbsfähig zu bleiben? Es geht kein Weg an einer noch intensiveren Zusam- menarbeit in Europa vorbei. Wir – damit meine ich uns Europäer – müssen die über eine Reihe von Ländern verteilten Kräfte bündeln. Nur so können wir mittel- und langfristig international erfolgreich bleiben. Deshalb möchten wir, dass die zukünftige Teilnahme des Ver- einigten Königreichs am neuen Horizon-Programm mit Erasmus+ verknüpft wird. Dies hat für mich vor allem Bedeutung im Hinblick auf den Brexit, den ich aufgrund der international starken Hochschulen im Vereinigten Königreich bedaure. Ich hoffe deshalb, dass die Briten über 2020 hinaus an Erasmus teilnehmen werden. Auf europäischer Ebene bieten die verschiedenen Pro- grammlinien von Erasmus zur Förderung von Hoch- schulkooperationen schon gute Instrumente, um die engere Zusammenarbeit voranzutreiben. Mit den Euro- päischen Hochschulen ist nun eine weitere Option hin- zugekommen, die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Hochschulsystems zu verbessern. Wir befinden uns auf einem guten Weg.

DAADeuroletter top Die Digitalisierung eröffnet Hochschulen enorme Potenzi- ale, von der Mediennutzung bis zur Analyse von Ergebnis- sen zum besseren Verstehen von Lehr- und Lernprozessen. Damit verbunden sind jedoch auch Fragen der Datensi- cherheit, wie Sie erst selbst in Gießen erfahren mussten. Stellt das die spannenden Perspektiven der digitalen Transformation infrage? schreiten wollte oder selbst nur daran denkt. Unsere Aufgabe ist es, diese sinnvoll zu begleiten, zu gestalten und sicherer zu machen. Cybersicherheit ist zentral für das Funktionieren so großer, komplexer und vernetzter Systeme wie Hochschulen in der heutigen Zeit, muss aber eben auch finanziert werden. Das sollte bei der Dis- kussion immer mit bedacht werden. Es gibt kein Zurück in die prädigitale Ära. Ich kenne auch niemanden, der ernsthaft einen solchen Weg be- Herr Professor Mukherjee, wir danken Ihnen für dieses Interview. n Joybrato Mukherjee schloss sein 1992 begonnenes Stu- dium der Anglistik, Biologie und Erziehungswissenschaften an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen 1997 mit dem 1. Staatsexamen ab. Nachdem er sein 2. Staatsexamen 1999 erfolgreich abgelegt hatte, wurde er ein Jahr später in Englischer Philologie an der Universität Bonn promoviert, an der er 2003 mit seiner Habilitation sei- ne Venia Legendi erhielt. 2004 trat Professor Dr. Joybrato Mukherjee die Professur für Englische Sprachwissenschaft an der Universität Gießen an. Von 2008 bis 2009 war er Erster Vizepräsident der Universi- tät Gießen. 2009 wurde er zum Präsidenten der Universität gewählt und 2015 in diesem Amt bestätigt. Im gleichen Jahr wurde er auch als Vizepräsident des DAAD – ein Amt, das er seit 2012 innehatte – wiedergewählt. FOTO: DAAD/JONAS RATERMANN 16

DAADeuroletter top Die Partner im OpenU-Politikcluster: n Bundesministerium für Bildung und Forschung n Deutscher Akademischer Austauschdienst (delegierte Koordinationsrolle) n Vlaamse Gemeenshap, Belgien n Ministerio de Ciencia, Innovación y Universidades, Spanien n Ministère de l’Enseignement supérieur, de la Recherche et de l’Innovation, Frankreich n Izglītības un zinātnes ministrija, Lettland n Direção-Geral do Ensino Superior, Portugal n Erasmus Student Network AISBL, Belgien Ein One-Stop-Shop für Europas Universitäten 2018 veröffentlichte die Europäische Kommission den Aktionsplan für digitale Bildung und unterstrich damit das Potenzial und die Bedeutung der Digitalisierung in allen Bildungsbereichen. Erklärtes Ziel ist es, junge Menschen zu unterstützen, ihre Fähigkeiten auszubil- den, sich auszudrücken und einzubringen, um aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben und die Zukunft Europas mitgestalten zu können. Digitalen Technologien wird dabei hervorgehobene Bedeutung zugeschrieben, können sie doch den Lernprozess auf vielfältige Weise unterstützen und Lernchancen eröffnen, die für alle zu- gänglich sein müssen. nahmen erproben. Die Universität Potsdam begleitet da- bei die Evaluierung, welche die Grundlage für politische Handlungsempfehlungen bilden soll. Ziel des Europäischen Hubs ist die Realisierung eines so- genannten Single-Sign-On (einmalige Anmeldung) oder One-Stop-Shops. Über die eigene Einrichtung hinaus sol- len Studierende und Hochschulpersonal also an einem zentralen Punkt Zugang zu allen Services und Bereichen erhalten. Der Ansatz hier: Parallelitäten vermeiden be- ziehungsweise von unterschiedlichen Insellösungen zu einer gesamtheitlichen Infrastruktur gelangen. Wirft man einen genaueren Blick auf die Hochschulbil- dung, stehen für Lehre und Lernen digitale Technologien im Vordergrund, die besser genutzt und eingesetzt wer- den sollen. Aktion 4 des Aktionsplans formuliert zudem die Einrichtung einer «europaweiten Plattform für die digitale Hochschulbildung und engere Zu- sammenarbeit». Die mit Unterstützung von Eras- mus+ erstellte neue Plattform soll sich als zentrale Anlaufstelle für Online-Lernangebote, gemischte Mobilität, virtuelle Campusse und den Austausch bewährter Verfahren zwischen Hochschuleinrich- tungen auf allen Ebenen (Studierende, Forschende, Lehrkräfte) verstehen. Das OpenU-Projekt wird über den Ansatz einer Policy Experimentation die Einrichtung ebendieser Plattform testen. Hochschulnetzwerke, insbesondere Netzwerke der Europäischen Hochschulen, werden mit der Platt- form Zusammenarbeit und innovative politische Maß- Im Fokus der Projektaktivitäten stehen daher Experi- mente in den Bereichen «kollaborative Onlinekurse», «virtuelle Klassenzimmer», «MOOCs» und «Joint De- grees». Die Integration des Hubs in digitale Infrastruktu- ren der Universitäten (application programming inter- faces, APIs) liegt ebenso im Projektfokus wie Blended Mobility. Mit der Fragestellung digitaler Lösungen und sich verändernder Prozesse ist hiermit auch der kultu- relle Wandel im Sinne des change towards the digital mindset zu verstehen. In den 3 Bereichen «Mobilität», «Kooperation» und «Ad- ministration» liegen die Ziele des Hubs deutlich: einen integrierten Zugangspunkt für Lehrende und Lernende zu kreieren, um gemeinsame Strukturen für innovati- ve Kurs- und Curriculaentwicklung sowie Mobilität zu schaffen. Dabei sollen Angebote von Online-Lehre und -Lernen durch eine mögliche Verbindung von Kurskata- logen aufgezeigt, administrative Prozesse für Mobilität 18

DAADeuroletter top der gastkommentar «Digitalisierung ist als ein gesellschaftlicher Transformationsprozess zu sehen» von Ada Pellert* Ein Gast ist laut Duden «jemand, Wissen, Konzepten und Visionen; der sich in einer anderen als seiner die Herausforderungen, denen eigenen Umgebung, besonders in Lehrende und Lernende sich wer- einem Personenkreis, zu dem er den stellen müssen – dies sind die nicht fest gehört, zu bestimmten Themen, zu denen wir Autorinnen Zwecken vorübergehend aufhält». und Autoren einladen werden, ihre Diese Definition beschreibt sehr Gedanken zu formulieren. treffend unsere Intention, im In dieser Ausgabe schreibt DAADeuroletter durch Gastkommen- Professorin Dr. Ada Pellert, die seit tare Sichtweisen erschließen und März 2016 Rektorin der FernUni- Impulse gewinnen zu können, die versität in Hagen, seit September nicht durch die alltägliche Arbeit 2016 Vorsitzende der Koopera- mit und für Erasmus+ geprägt sind. tionsplattform Digitale Hochschule Das Auswahlkriterium dafür heißt NRW und seit August 2018 Mitglied Relevanz: das vereinte Europa; des Digitalrates der Bundesregie- der internationale Austausch von rung ist. FOTO: FERNUNIVERSITÄT IN HAGEN, VOLKER WICIOK * Der Artikel gibt die persönliche Auffassung der Autorin wieder. 20

DAADeuroletter top Viele Lernende wünschen und fordern eine Flexibilität, die sich nicht nur auf räumliche Unabhängigkeit bezieht, sondern auch auf die grundlegende Entscheidung darauf, an welcher Stelle der Biografie (erneut) Bildungsprozesse stattfinden sollen. Lernen muss in viel größerem Umfang auch im Erwachse- nenalter stattfinden. Denkt man Digitalisierung und lebens- langes Lernen zusammen, wird deutlich, dass neuen Formaten des Lehrens und Lernens andere Kriterien zugrunde ge- legt werden. Lehren und Lernen muss zukünftig agil sein – beispielsweise in Form von Mobile Learning oder Lear- ning on the go. Es sollte vernetzt und kollaborativ sein und durch virtuelle Kommunikationstools unterstützt wer- den können. Häufig ist gutes Lehren und Lernen problembasiert, das heißt, der Erwerb digitaler Kompetenzen muss durch (Zusammen-)Arbeit an konkreten und für die Lernenden relevanten Prob- lemen stattfinden. 22 Erst Schritt für Schritt werden die hem- menden Regularien und rechtlichen sowie institutionellen Rahmenbedin- gungen an die Oberfläche befördert, wodurch das Engagement der einzelnen Lehrenden eher gebremst als gefördert wird. Die notwendige Innovation im Lehrbereich muss Unterstützung von Fördermitteln und Projektgeldern er- fahren, damit diese sich als reputations- stiftend etablieren kann. Gleichzeitig muss mithilfe überinstitutioneller Ko- operationen an der adäquaten Ände- rung der Rahmenbedingungen gearbei- tet werden. Eine Zusammenarbeit von Hochschulen bietet sich bei digitalen Entwicklungsprozessen besonders an. Die nationale Bildungspolitik erkennt die Herausforderung der Digitalisie- rung im Bildungsbereich sehr deutlich. Sowohl die Bundesregierung als auch die Länder treiben auf unterschiedliche Arten die Digitalisierung im Bildungsbe- reich voran. Weitere politische Ansätze erstrecken sich etwa auf die Öffnung von Bildung für alle unter Bereitstellung von medial aufbereiteten Lehr- und Lernangeboten, auf die Förderung von Open Content und Open Educational Resources oder auf die ICT-Bildung in Schulen. Es ist zu berücksichtigen, dass die Grenzen zwischen beruflicher und all- gemeiner Bildung verschwimmen – was heute noch unter Allgemeinbildung verstanden wird, kann morgen beruflich relevant sein. Essenziell ist, wodurch Lernende immer wieder zum Lernen motiviert werden und nicht nur die un- mittelbare, vielleicht nur scheinbare Verwertbarkeit. Auf europäischer Ebene fällt auf, dass Bildungsplattformen noch eher als Eigenbedarf betrieben werden, während sie in den USA und in Asien global aus- gerichtet sind und mit einem umfang- reichen Angebot etabliert werden. Auch die europäischen Bildungseinrichtungen beschäftigen sich mehr und mehr mit den Herausforderungen der Digitali- sierung. Allerdings fällt es ihnen – als zumeist stark fragmentierten Organisa- tionen – schwer, institutionell und sys- temisch zu reagieren. Blended Learning ist zwar als der dominierende Innova- tionstrend in der europäischen Hoch- schulbildung zu sehen. Einschränkend ist jedoch zu sagen, dass neue Formen des Lehrens und Lernens vor allem auf Kursebene von individuellen Lehrkräften umgesetzt werden. Institutionelle Stra- tegien und institutionelle Kompetenz- entwicklung beginnen sich erst langsam herauszukristallisieren und auch die gesamten Rahmenbedingungen von Bil- dungseinrichtungen sind nach wie vor auf Präsenzunterricht ausgelegt.

wirkung Rückblicke und Perspektiven 24 STAATS- UND UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK HAMBURG CARL VON OSSIETZKY. FOTO: UHH/SUKHINA

DAADeuroletter wirkung Versucht man die Initiativen in eine Hierarchie zu brin- gen, dann wird deutlich, dass über allem die European Student Card Initiative steht. Mittlerweile hat sich wohl herumgesprochen, dass es sich hierbei mitnichten um einen zusätzlichen Studierendenausweis handelt. Es ist noch nicht einmal eine Karte. Es ist vielmehr eine Initia- tive, die die 3 zentralen Ziele der Digitalisierung des euro- päischen Studierendenaustauschs verwirklichen soll. Single online entry point for coordinators Es geht darum, eine Infrastruktur für den digitalen Austausch von Studierendendaten zu schaffen. Das Management von Studierendenmobilität soll so kom- plett digital erfolgen können. Dies beinhaltet auch die Anschlussfähigkeit an bestehende Datenbanken der Europäischen Kommission, beispielsweise das Mobility Tool+. Single online entry point for students Studierende sollen grundlegende Informationen und Push-Benachrichtigungen zum Auslandsaufenthalt zentral zur Verfügung gestellt bekommen. Sie können sich direkt im System für eine Mobilität bewerben und auch die erforderliche Lernvereinbarung online abschließen und bearbeiten. Darüber hinaus soll der Zugang zur Online-Sprachunterstützung der Europäi- schen Kommission (Online Linguistic Support, OLS) eingebunden werden. Schließlich erhalten Studieren- de Zugang zu Serviceangeboten der jeweiligen (Gast-) Hochschule und die Möglichkeit, dass im Ausland er- worbene ECTS-Punkte automatisch anerkannt werden. Unique Student e-Identifier Mit Einführung einer European Student eID soll der sichere Austausch von persönlichen Daten und er- worbenen Qualifikationen möglich werden. Damit kann perspektivisch eine Einschreibung an Hoch- schulen in Europa komplett online abgewickelt werden. Studierende können sich für viele hochschul- eigene Angebote online registrieren und einige am Smartphone nutzen. Ein weiterer Punkt, der der Europäischen Kommis- sion in diesem Zusammenhang wichtig ist, ist ein sehr analoger: Studierendenausweise, die die oben genannten Funktionalitäten beinhalten, sollen durch ein Hologramm als ESC gekennzeichnet werden. Da- mit soll jeder Studierende mit einer solchen Karte als EU-Bürger erkennbar sein. Um diese 3 Ziele der European Student Card Initiative zu operationalisieren, setzt die Europäische Kommission auf 2 zentrale Instrumente: EWP und MyAcademicID. Fassen wir zusammen Wenn bislang noch keine Auseinandersetzung mit den verfügbaren Tools stattgefunden hat, sollte dies alsbald geschehen. So kann man sich mit den Funktionalitäten vertraut machen und eine Einordnung in die bestehende IT-Infrastruktur der Hochschule vornehmen – viele der Initiativen sind auch über Erasmus+ hinaus nutzbar. Gleichzeitig ist es wichtig zu betonen, dass nicht die Nutzung der einzelnen Programme und Portale ver- pflichtend sein wird, sondern die Anschlussfähigkeit an das EWP-Netzwerk und die Einhaltung der für die European Student Card Initiative (und die dazu gehöri- gen Instrumente) formulierten (Daten-)Standards. Die im Auftrag der Europäischen Kommission entwickelten Instrumente, wie OLA, der Inter-Institutional Agreement Manager (IIAM) oder das Erasmus+ Dashboard, sind als Referenzimplementierungen zu verstehen. Das bedeutet, die Nutzung dieser Tools garantiert grundsätzlich die Einhaltung der für Erasmus+ formulierten Standards. Die Umsetzung digitaler Vereinbarungen kann jedoch ebenso gut über andere Softwarelösungen (kommerzielle wie hausinterne) erfolgen. Wir gehen den Weg mit Ihnen gemeinsam Die Nationale Agentur für EU-Hochschulzusammen- arbeit im DAAD nimmt die Herausforderungen der Digitalisierung des Erasmus+ Programms sehr ernst und begleitet die Einführung der digitalen Initiativen mit ver- schiedenen Informations- und Beratungsangeboten. → 26

DAADeuroletter wirkung Dabei möchten wir uns nicht so sehr auf einzelne Ins- trumente und deren Anwendung konzentrieren, son- dern vielmehr die nötige digitale Transformation an den Hochschulen ansprechen und begleiten. In Anlehnung an die etablierten Erasmus-Experten, die die NA DAAD den deutschen Hochschulen seit vielen Jahren als erfahrene Ansprechpartner zu Fragen und Problemen in der alltäglichen und strategischen Pro- grammumsetzung zur Seite stellt, bauen wir aktuell ein erweitertes Netzwerk auf, das sich insbesondere mit den Herausforderungen der digitalen Infrastruktur rund um Erasmus+ auseinandersetzt. Gemeinsam mit diesem Netzwerk und weiteren Experten wird die NA DAAD ein Schulungsangebot zur Vorbereitung auf die kommende Programmgeneration erarbeiten. Wichtig ist uns dabei noch einmal zu betonen, dass wir die Digitalisierung von Erasmus+ nicht als Selbstzweck verstehen. Es geht um einen Wandel von Strukturen und Prozessen in der Administration des Erasmus+ Pro- gramms – und darüber hinaus um die Etablierung eines «Digital Mindset». Diese wichtige Aufgabe wollen wir im Schulterschluss mit Ihnen angehen und werden dazu im Laufe des Jahres verschiedene praktische Workshops, Webinare und Tagungen durchführen. Viele Veränderungen stehen bevor – viele Fragen sind offen. Wir laden Sie ein, sich den kommenden Heraus- forderungen gemeinsam mit uns zu stellen und hoffen, mit unseren Aktivitäten einen Beitrag zur erfolgreichen digitalen Transformation leisten zu können. Erasmus+DIGITAL: Vorläufiger Zeitplan für das Inter-Institutional Agreement Die EU-Kommission bereitet zurzeit ein Kommunika- tionspaket vor, das demnächst an alle ECHE-Inhaber gesendet wird. Bis dahin gibt es bereits einen groben Zeitplan für die nächsten Schritte des kommenden di- gitalen Inter-Institutional Agreements: – Der digitale Inter-Institutional Agreement Manager wurde Ende Februar zu Testzwecken gestartet. Die Testphase findet über das EWP-Dashboard statt, sodass alle dort registrierten Benutzer bereits einen Zugriff auf die Testumgebung haben. Wer darüber hi- naus ebenfalls an dem Test teilnehmen möchte, kann jederzeit einen Zugang zum Erasmus Without Paper Dashboard beantragen. Alle Benutzer können dann während der Testphase ihr Feedback im Rahmen einer Umfrage abgeben. Am Ende des ersten Testzeit- raums sollen alle Testdaten gelöscht werden. – Am 5. März 2020 fand ein Webinar statt, um die Hochschulen über die Erneuerung des Inter-Institu- tional Agreements zu informieren und sie bei der An- wendung zu unterstützen. – Voraussichtlich ab dem 1. Mai sollen die Hochschulen in der Lage sein, das System für die Verlängerung be- stehender Verträge zu nutzen. Parallel dazu werden die Entwickler des Systems das gewonnene Feedback verarbeiten und weitere Verbesserungen vornehmen. – Im Herbst 2020 sollen die Entwicklungsarbeiten für den Inter-Institutional Agreement Manager abge- schlossen sein. Alle Mobilitäten, die ab dem Call 2021 finanziert werden, müssen dann digital unterzeichnet sein, bevor diese beginnen. Das bedeutet, Hochschul- einrichtungen haben im Durchschnitt etwa ein Jahr Zeit, um den Erneuerungsprozess abzuschließen. – Es wurde außerdem – erst einmal nur zur Infor- mation – eine neue Vorlage des Inter-Institutional Agreements veröffentlicht. Parallel zur Erprobung des Inter-Institutional Agreement Managers soll diese Vorlage Hochschuleinrichtungen zeigen, wie sie sich auf den Erneuerungsprozess für innereuropäische Partnerschaften vorbereiten können und was die anstehenden Veränderungen für potenzielle Partner- schaften bedeuten. Martin Schifferings Referat EU01 – Kommunikation, Qualität und Audit > schifferings@daad.de 28

DAADeuroletter wirkung Online Learning Agreement (Zielgruppen: Hochschulen/Studierende) Das OLA ermöglicht es Studierenden (und auch Hochschulen), Das Projekt läuft aktuell in seiner dritten Generation. OLA 3.0 Lernvereinbarungen online zur erstellen und zu verwalten. Die soll einige dringend benötigte Verbesserungen bringen. So Vereinbarungen können verändert und digital unterschrieben sollen Änderungen künftig beispielsweise über eine Versio- werden. Über Änderungen werden alle Beteiligten per Mail be- nierung nachvollziehbar gemacht werden. Außerdem soll OLA nachrichtigt. Zudem werden im Änderungsprozess alle Unter- in der aktuellen Generation mit Erasmus Without Paper ver- schriften gelöscht. So wird sichergestellt, dass nur die jeweils knüpft werden. □ finale Version unterschrieben ist. Bisher wurden auf diese Art und Weise circa 30.000 Lernvereinbarungen generiert. Mobile Erasmus+ App (Zielgruppe: Studierende) Die Erasmus+ App soll mobile Erasmus+ Studierende rund um Darüber hinaus zeigt die Erasmus+ App spezifische Informa- ihren Auslandsaufenthalt mit Informationen und Funktionen tionen aus den Heim- und Gasteinrichtungen der Studieren- begleiten. Zum Beispiel können Studierende über die App den den an, die die Einrichtungen im Erasmus-Dashboard bearbei- Status und den Unterzeichnungsprozess ihrer Onlinelernver- ten können. Schließlich können Studierende mit der Erasmus+ einbarung überwachen. App Push-Benachrichtigungen von ihren Einrichtungen erhal- ten. Dadurch sind sie über wichtige Meilensteine und Fristen im Mobilitätsprozess informiert. □ EMREX (Zielgruppe: Studierende) In diesem Netzwerk starten und autorisieren Studierende Contact Point (NCP) ab. den Austausch ihrer Daten und Leistungsnachweise zwischen - Am NCP (Web-Anwendung) loggt sich der/die Studierende Hochschulinstitutionen und -systemen (degree and credit mo- erneut ein (erhöhte Sicherheit), um Resultate von der na- bility) für internationale Mobilität, Zulassungs- und Anerken- tionalen Resultat-Datenbank beziehungsweise direkt von nungsverfahren, Rekrutierung etc. mittels eines standardisier- der externen Hochschule abzurufen. ten Datenformats (ELMO). - Resultate werden über den NCP an den EMREX-Client zu- Das EMREX-System besteht aus den folgenden Komponenten und Abläufen: - Studierende loggen sich beim EMREX-Client an der Hei- rückgespielt und vom/von der Studierenden über den Cli- ent in das Student Information System (SIS) ihrer lokalen Hochschule importiert. mathochschule (Web-Anwendung) ein und fordern Resul- Nachdem EMREX und EWP gemeinsam gestartet waren und tate von der Gasthochschule an. seit einigen Jahren getrennte Wege gingen, sollen die Projekte - Das Student Mobility Plug-in (SMP) fragt bei der Regis- in Zukunft wieder enger zusammenarbeiten. Die NA DAAD und terdatenbank EMREG (einzige zentralisierte Komponen- sicher auch die deutschen Hochschulen begrüßen diese Ent- te, Server aktuell in Norwegen) den zuständigen National wicklung sehr. ■ Weitere Informationen zur Digitalisierung von Erasmus+ finden Sie auf unserer Seite Erasmus+DIGITAL (https://eu.daad.de/programme-und-hochschulpolitik/erasmusplusdigital/de/75557-erasmusdigital/). 30

Fokus Kroatien TEXT: MARCUS KLEIN Ein Blick über den Tellerrand, Teil 2 Internationale Mobilität, grenzüberschreitende Zusammenarbeit, politische Unterstützung, und das (seit Beginn der laufenden Programmgeneration 2014) in verschiedenen Bildungs- und ge- sellschaftlichen Bereichen. Für all das (und mehr) steht Erasmus+, das Vorzeigeprogramm der Europäischen Union im Bildungsbereich, wie immer wieder und berechtigterweise festgestellt wird. Gelebt und umgesetzt werden diese Werte und Ziele zum einen von all denen, die von den verschiedenen Pro- grammlinien profitieren, also mobilen Einzelpersonen ebenso wie kooperierenden Hochschulen und teils Unterneh- men sowie anderen Organisationen. Zum anderen sind es aber auch die Nationalen Agenturen, mit denen die EU bei der «Verwaltung» des Programms zusammenarbeitet, «[d]amit die Wege für die Teilnehmer zu Erasmus+ möglichst kurz sind und sichergestellt werden kann, dass [es] in den verschiedenen Ländern gut funktioniert», wie auf der ent- sprechenden Webseite der Kommission zu lesen steht. Während über (ausgezeichnete) Projekte von Teilnehmenden berichtet wird, ist über die Nationalen Agenturen und deren Arbeit weit weniger bekannt. Mit dieser neuen Serie möchten wir das ändern und Ihnen bislang unbekannte Perspektiven auf und Einsichten in Erasmus+ bieten. Im Mittelpunkt stehen die Nationalen Agenturen in anderen Programmländern. Entscheidend für die Auswahl ist jeweils der turnusmäßige Vorsitz im Rat der EU. Agencija za mobilnost i programe Europske unije: The Croatian National Agency Some Background Information Croatia is a relative latecomer to the European Union’s various education, mobility, and cooperation programmes. It was only in 2009, while accession negotiations with the EU were already well under way, that Croatia became a programme country (the 32nd at the time, to be precise). It was then that the country joined the Lifelong Learning Programme (LLP) as well as the Youth in Action (YiA) Programme, both of which had started two years previous and would run until the end of 2013. Then, as now, the Agencija za mobilnost i programe Europske unije (AMEUP, Agency for Mobility and EU Programmes), a Zagreb-based pub- lic institution founded in 2007, was responsible for the administration of these EU programmes and their suc- cessors; it was and is, thus, the sole 32 National Agency (NA). AMEUP also has always managed a plethora of multilat- eral and bilateral programmes. Current- ly, it implements and promotes Horizon 2020 and coordinates, inter alia, the European Solidarity Corps, eTwinning, Euroguidance, Europass, Eurodesk, Eurydice, ECVET (European Credit System for Vo- cational Education and Training), CEE- PUS (Central European Exchange Pro- gram for University Studies), bilateral agreements and, of course, Erasmus+ (since 2014). Running so many different pro- grammes poses something of an organisational challenge for AMEUP and its 90 employees, slightly more than half of whom work on Erasmus+, as Antonija Gladović, the director of the Croatian NA, concedes. At the same time, as she also points out, «having all these programmes in the same National Agency enriches the knowledge and practices of the NA staff, provides us with many opportu- nities to develop synergies and offers a single-entry point for our (poten- tial) beneficiaries». The many positive aspects outweigh, in other words, pos- sible issues. →

Fokus Kroatien Early and Later Developments When Croatian Higher Education Insti- tutions (HEIs) began to participate in LLP 11 years ago, at first only outgo- ing mobilities were carried out. Very soon, however, they began to take full advantage of the programme’s possibil- ities and also hosted incoming students, whose number has grown gradually over the years. In fact, incoming stu- dents now outnumber outgoing ones. In the academic year 2017/18, for instance, there were 2,485 incoming students compared to 2,013 outgoing students from both programme (KA103) and partner countries (KA107). Regarding Erasmus+, Croatian HEIs were initially somewhat cautious when it came to the various cooperation pro- jects, especially in the role of applicants. Over time, though, as they gained more experience, Croatian institutions started to apply for Strategic Partnerships in different educational fields, not least higher education. Their participation in centralised cooperation projects also increased. Three Croatian HEIs are par- ticipating in the European Universities Initiative,1 and many more are interest- ed in applying in future calls. Broad Impacts Despite its relatively short history, the overall impact of Erasmus on Croatian HE is difficult to exaggerate. The pro- gramme is, as Antonija Gladović makes clear, «by far the most important source of funding for the internationalisa- tion of higher education in Croatia», with other schemes such CEEPUS and 1 Two universities are full consortium partners, while another one is an associated partner. bilateral scholarships trailing behind. As such, Erasmus «has both boosted the numbers of mobile individuals like no other mobility scheme before – amongst students as well as teaching and non-teaching staff – and offered Croatian HEIs new ways of interna- tional cooperation under project rules which are and were relatively simple compared to other programmes and funds». Therefore, it should come as no surprise that all but two Croatian HEIs are Erasmus Charter for Higher Educa- tion (ECHE) holders. In addition, as already stated in the Croatian National Report on the Im- plementation and Impact of Erasmus+ Programme in May 2017, Erasmus has had an influence that has gone beyond mobility and international cooperation; it has also led to structural changes in the Croatian higher education system. «Because of their participation» in the programme, the mid-term evaluation concluded, Croatian HEIs have «estab- lished […] procedures» relevant to their new partnerships, «(especially credit recognition procedures), increased their visibility and attractiveness, and intro- duced courses in foreign languages».2 Challenges Ahead As widely accepted, popular, and momentous as Erasmus undoubted- ly is, Antonija Gladović is convinced that there are some aspects that could be improved. One shortcoming, she 2 National Report on the Implementation and Impact of Erasmus+ Programme – Croatia, ed. Branko Ančić and Marija Brajdić Vuković. Zagreb: Ministry of Science and Education and Ministry for Demography, Family, Youth and Social Policy, 2017, p. 8, online available at https://t1p.de/fqay [04.02.2020]. feels, is the lack of flexibility when it comes to the transfer of funds be- tween Key Actions, particularly from KA103 to KA107, which has recently gained in popularity. Another aspect that warrants more attention are the different budget, application and con- tractual rules for different action types for higher education (e.g. Strategic Partnerships compared to Knowledge Alliances or Capacity Building in Higher Education), for they have proved to be confusing for applicants. Last but not least, «we feel that the programme should contribute more to cross-sec- toral cooperation and cooperation with the business sector», she states. While Gladović is hoping that the new programme generation will mitigate at least some of the aforementioned shortcomings (and also introduce short student mobilities at all levels of HE and higher grants for students), the Croatian NA is continuing its en- deavours to increase the visibility of Erasmus amongst non-beneficiaries and those who, for whatever reasons, could and should participate in the programme but have not yet done so. Together with national authorities, AMEUP thereby hopes to raise mobility rates which, for a number of (structur- al) reasons – an unfavourable national tax policy, for instance – have not kept pace with the steep budget growth over recent years. Given that even more funds will presumably be available with the start of the new programme gen- eration in 2021, the issue seems all the more urgent. 34

Fokus Kroatien Ausgewählte Kennzahlen Kroatien und Deutschland im Vergleich Anzahl der eingeschriebenen Studierenden (2016) Frauenanteil an Studierenden (alle Studienstufen) in % (2016) Studierendenquote (gross enrolment reation, tertiary) in %* Anteil der Forschungsausgaben am BIP in % Knowledge Economy Index (KEI) (2012) Kroatien Deutschland 162.022 56,85 67 0,85 39 2.807.010 48,20 68 2,88 8 Anteil ausländischer Studierender in % (2016) (wichtigste Herkunftsländer für Kroatien: 1. Bosnien und Herzegowina, 2. Slowenien, 3. Deutschland, 4. Schweden, 5. Israel) 12,30 0,43 Anteil der im Ausland Studierenden in %* (beliebteste Zielländer für Kroaten: 1. Bosnien und Herzegowina, 2. Österreich, 3. Italien, 4. Slowenien, 5. Serbien) 5,63 3,91 * Kroatien 2016, Deutschland 2015 Quelle: DAAD, Bildungssystemanalyse – Daten und Diagramme, https://t1p.de/9t8i [16.01.2020]; und DAAD-Datenblatt Kroatien 2018, https://t1p.de/jxrn [17.01.2020] Mobilität mit Programmländern: Austausch zwischen Kroatien und Deutschland, Projekte 2017 kroatische Outgoer kroatische Outgoer nach Deutschland insgesamt Anteil Rang DE als Zielland Studierendenmobilität – Auslandsstudium Studierendenmobilität – Auslandspraktikum Personalmobilität – Unterrichts-/Lehrzwecke Personalmobilität – Fort- u. Weiterbildung total 162 104 20 31 317 1.354 639 309 558 2.860 1 1 6 5 12,0 % 16,3 % 6,5 % 5,6 % 11,1 % deutsche Outgoer deutsche Outgoer Anteil nach Kroatien insgesamt Rang HR als Zielland Studierendenmobilität – Auslandsstudium Studierendenmobilität – Auslandspraktikum Personalmobilität – Unterrichts-/Lehrzwecke Personalmobilität – Fort- u. Weiterbildung total 181 26 36 12 255 33.104 8.867 3.097 3.218 48.286 0,5 % 0,3 % 1,2 % 0,4 % 0,5 % 23 24 22 26 Quelle: NA DAAD; Stand: August 2019 n 36

DAADeuroletter erfahrung Abb.: EUROPÄISCHE KOMMISSION, https://ec.europa.eu/education/education-in-the-eu/digital-education-action-plan_de Von vielen Projekten profitieren dabei nicht nur Studie- rende und Lehrende der jeweiligen Partnerhochschulen. Aufgrund bildungsbereichsübergreifender Zusammen- arbeit wirken sie beispielsweise gleichfalls in Schulen, in die Berufsbildung sowie in die Gesellschaft. Dies ist ebenfalls erklärtes Ziel der Erasmus+ Förderung. noch nicht finalisiert ist, ist bereits abzusehen, dass das Thema eine noch größere Rolle einnehmen wird. Das be- trifft die umfassende Digitalisierung der Programminst- rumente (z.B. Erasmus Without Paper) und schlägt sich auch thematisch in allen Bildungsbereichen und Leitak- tionen nieder.* Zukunft Zu diesen Themen werden wir im Herbst 2020 eine Transnational Cooperation Activity mit dem Titel «Eras- mus+ Projects: Teaching and Learning in a Digital Age» veranstalten und dabei ebenso einen Blick auf die zu- künftige Ausgestaltung der neuen Programmgeneration (2021–2027) hinsichtlich des Themas «Internationalisie- rung und Digitalisierung» werfen. Selbst wenn vieles Beate Körner Referat EU03 – Partnerschaften und Kooperationsprojekte > koerner@daad.de * Vgl. Europäische Kommission, Commission adopts proposal for next Erasmus+ programme 2021–2027, 30.05.2018, online verfügbar unter https://t1p.de/1fze [11.02.2020]. 38

DAADeuroletter erfahrung Fragen an Dr. phil. Annika Jokiaho, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg Welche Überlegungen führten zu Ihrem Projekt? E-Learning ist seit vielen Jahren ein Be- standteil der Hochschullehre und wird durch die zunehmende Digitalisierung in der Gesellschaft immer wichtiger. Das Konsortium stellte jedoch fest, dass die Potenziale von Lernplattformen wie Moodle bei den eigenen Hochschulen noch nicht voll ausgeschöpft werden. Oftmals werden bloß Materialien wie PDFs oder PowerPoint-Präsentationen für die Kurse bereitgestellt. Das ist bei allen Partnern aufgetreten. Daher wurde in einem ersten Schritt eine Befragung der Lehrenden basie- rend auf der «Group Concept Mapping»- Methode durchgeführt. Dadurch konnte das Konsortium die Hürden für den Ein- satz von E-Learning in der Hochschul- lehre herausfinden und gezielt Hilfe- stellungen entwickeln und anbieten. Die daraus resultierende AduLeT-Plattform bietet Lehrenden die Möglichkeit eines Austauschs über ihre Erfahrungen beim Einsatz von Tools und Methoden in der Lehre. Welche Auswirkung hat dieses Projekt auf die bildungsbereichsübergreifende Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Schule? Die Ergebnisse des Projekts sind grund- sätzlich auf andere Bildungsbereiche übertragbar, wie Schule oder Weiterbil- dung. Indirekt hat das Projekt Auswir- kungen auf die bildungsübergreifende Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Schule über Lehramtsstudierende hier an der Hochschule, die die AduLeT- Plattform nutzen und später das Wissen auch in der Schule einsetzen. Annika Jokiaho arbeitet im Bereich Erwachsenenbildung/Berufliche Bildung an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und war von November 2016 bis August 2019 Koordinatorin der Strategischen Partnerschaft «AduLeT – Advanced used of Learning Technologies in Higher Education». Insgesamt 9 Institutionen aus 7 Programmländern waren daran beteiligt. Mehr Informationen finden Sie unter adulet.eu. > jokiaho@ph-ludwigsburg.de FOTO: PRIVAT Fragen an Prof. Dr. Matthias Ludwig, Goethe-Universität Frankfurt Warum sind Sie dieses Thema angegangen? Digitale Technologie kombiniert mit Out- door-Aktivitäten fand ich schon immer spannend. Durch das Projekt «Mobile Math Trails in Europe» (MoMaTrE) waren wir nun in der Lage eine App zu entwi- ckeln, die die oben genannten Aspek- te mit Mathematiklernen kombiniert. Zudem konnten wir so ein altes Thema, das sich an verschiedenen Orten in Europa analog betreiben lässt – eben das Erstellen und Ablaufen von Math- trails –, durch digitale Technologie auf ein neues Level in Bezug auf Zusam- menarbeit, Austausch und Aufgabenent- wicklung heben. Hochschulen hat sich die Zusammenar- beit intensiviert und es wurden weitere Projekte erfolgreich beantragt. Welche Auswirkung hat dieses Projekt auf die Zusammenarbeit von Hochschu- le und Schule? Gerade durch die Praxisnähe der im Projekt entwickelten App hat sich eine intensive Zusammenarbeit mit Schulen und anderen Bildungseinrichtungen ent- wickelt. So wurden an Partnerschulen einige Mathtrails angelegt und deren Entwicklung in die Schulcurricula als Projektarbeiten aufgenommen. Zwi- schen einigen der im Projekt beteiligten «Die Internationalität des ISP bot meinen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, mit Studierenden anderer Nationen über Mathematik in Kontakt zu treten. Für viele war das eine neue Erfahrung. Die Ge- legenheit, Mathematik mit digitalen Medien via MCM zu erleben, ist mei- nes Erachtens eine große Bereiche- rung für den Mathematikunterricht.» Dr. Xenia Reit, Wöhlerschule Frankfurt Matthias Ludwig ist Professor für Didaktik der Mathematik in der Sekundarstufe an der Goethe-Univer- sität Frankfurt. Seit September 2017 leitet er die bis August 2020 laufende Strategische Partnerschaft «Mobile Math Trails in Europe», an der 7 Einrichtungen aus 5 Programmländern beteiligt sind. Nähere Informationen finden Sie unter http://momatre.eu. > ludwig@math.uni-frankfurt.de n FOTO: PRIVAT 40

DAADeuroletter forum App and away TEXT: LUTZ CLEEVES UND MARCUS KLEIN Sie sind vielseitig und aus dem Alltag kaum mehr weg- zudenken: Apps, jene kleinen Softwareprogramme, die ein Smartphone im wörtlichen Sinn zum Hingucker machen. Bereits 2017, zum 30-jährigen Jubiläum von Erasmus, führte die Europäische Kommission in Zu- sammenarbeit mit der European University Founda- tion (EUF) die Erasmus+ App ein. Neue nützliche Applikationen sollen Teilnehmenden am Erasmus+ Programm den Austausch zusätzlich er- leichtern. Entwickelt und herausgegeben werden sie unter anderem von einzelnen Hochschulen, aber auch Lokalen Erasmus+ Initiativen. Wir stellen an dieser Stelle bereits eingeführte Apps und aktuelle Entwick- lungen vor. Die App – kein großer Unbekannter, sondern auf allen Smartphones zu Hause Eine App ist, so schreibt es die Onlineversion des Dudens, eine «zusätzliche Applikation, die vor allem auf Smartphones und Tablet-PCs heruntergeladen werden kann». Es gibt sie für die verschiedensten Bereiche. Viele dieser Anwendungen sind (oft erst ab einem bestimmten Funktionsumfang) kostenpflichtig und unzählige dieser kleinen Hilfsprogramme sind bereits beim Kauf eines Mobilgerätes auf diesem installiert. Erst Apps machen aus einem reinen Telefon ein smartes Multifunktionsge- rät. Kalender-, Taschenrechner- oder Kamerafunktionen basieren auf diesen Apps und eine nahezu unüberschau- bare Vielfalt ist für fast jede Bedarfssituation zusätzlich erhältlich. Die Apps für den Austausch Erasmus+ App Seit der Einführung hat sich diese App zum Single-En- try-Point von Studierenden für alle Services und Infor- mationen im Erasmus+ Programm entwickelt. Über die Anwendung können zum Beispiel der Status und der Unterzeichnungsprozess von Lernvereinbarungen on- line überwacht werden. Die App zeigt zudem spezifische Informationen aus den Heim- und Gasteinrichtungen der Studierenden an, die die Einrichtungen im Erasmus- Dashboard bearbeiten können. Schließlich können Stu- dierende mit der Erasmus+ App Push-Benachrichtigun- gen von ihren Einrichtungen erhalten und sind so über wichtige Meilensteine und Fristen im Mobilitätsprozess informiert. An der Entwicklung der Version für PCs wird gearbeitet. Ausblick – Aktuell finalisiert das Akademische Auslandsamt der Universität Leipzig eine mobile App, die Studierende vor, während und nach ihrem Auslandsaufenthalt be- gleitet. Federführend ist hierfür Katharina Pingel, die die Anwendung auf der Erasmus+ Kommunikations- tagung Anfang Mai in Leipzig vorstellen wird. – Lokale Erasmus+ Initiativen (LEI) & Apps: Verschie- dene LEIs haben zur Abwicklung ihrer alltäglichen Arbeit Apps entwickelt, die sie bei der Organisation ihrer Veranstaltungen unterstützen und ihre studen- tische Zielgruppe anspricht. Über beide und weitere Anwendungen werden wir an dieser Stelle in kommenden Ausgaben berichten. n 42

DAADeuroletter forum Kompaktmeldungen Brexit (State of the Art) Das Vereinigte Königreich hat am 31. Januar 2020 die Europäische Union ver- lassen. In den Bedingungen des Ausstiegsabkommens ist festgelegt, dass das Vereinigte Königreich weiterhin an der laufenden Erasmus+ Programmgene- ration (2014–2020) teilnehmen wird. Seitdem gilt eine Übergangsregelung, die besagt, dass bis zum Ende der aktuellen Programmgeneration, also einschließ- lich Aufruf 2020, keine Änderungen erfolgen. Dies gilt für alle Projekte, die im Jahr 2020 bewilligt werden – einschließlich ihrer Laufzeiten bis 2022/2023. Mobilitätsprojekte zum Beispiel, die im Jahr 2020 bewilligt werden, haben eine Laufzeit bis Juni 2022 und fallen damit unter die Regeln des derzeitigen Erasmus+ Programms. Kooperationsprojekte in den Förderlinien der Leitaktio- nen 2 und 3 sowie Erasmus Mundus und Jean Monnet-Aktivitäten, die im Jahr 2020 bewilligt werden, sind ebenfalls über die gesamte Projektdauer von 2 bis 3 Jahren förderfähig. Informationen zum Coronavirus bei Redaktionsschluss (9. März 2020) Eine Unsicherheit für einen Erasmus-Aufenthalt, der 2020 angetreten wird und im Jahr 2021 andauert, besteht aktuell in der ungeklärten Aufenthalts- regelung, die ab 1. Januar 2021 gelten soll. Wie sich die Teilnahme des Vereinigten Königreiches an der neuen Pro- grammgeneration von Erasmus+ (2021–2027) gestaltet und wie ab Ende 2020 das Aufenthaltsrecht für Studierende und Hochschulmitarbeiter geregelt wird, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch unklar. > https://eu.daad.de/brexit Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) reagiert auf die Ausbrei- tung des Coronavirus SARS-CoV-2 in Deutschland. Alle größeren Veranstal- tungen werden zunächst bis Ende April abgesagt, Dienstreisen eingeschränkt oder durch digitale Formate ersetzt. Das betrifft zunächst ganz konkret die Transnational Cooperation Activity: Erasmus+ Projects – Teaching and Le- arning in a Digital Age, die am 28.–29. April in Köln stattfinden sollte. Diese wird in den Herbst 2020 verschoben. Im Fokus dieser Maßnahmen steht der Schutz von Partnern und Beschäftigten und der möglichst reibungslose Fort- gang des Fördergeschäfts. Aktuelle Informationen zum Coronavirus und Eras- mus+ entnehmen Sie bitte unserer Webseite. > https://eu.daad.de/news/de/75924-coronavirus-informationen-zu-erasmus/ 44

DAADeuroletter impressum Herausgeber Nationale Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit Erasmus+ National Agency for EU Higher Education Cooperation Deutscher Akademischer Austauschdienst e.V. (DAAD) Kennedyallee 50 D-53175 Bonn https://eu.daad.de https://eu.daad.de/euroletter https://eu.daad.de/newsletter http://www.erasmusplus.de https://twitter.com/erasmus_daad Redaktion DAAD: Dr. Stephan Geifes (verantwortlich), Martin Schifferings, Paul Assies, Julia Vitz; cleevesmedia: Marcus Klein, PhD (Ltg.), Lutz Cleeves Redaktionsschluss 9. März 2020 Konzeption und Layout cleevesmedia, Meckenheim www.cleevesmedia.de Abbildungen © Titelseite: EU-Flagge: European Parliament/Drapeaux; Artwork: cleevesmedia Druck Kohlhammer, Stuttgart www.kohlhammerdruck.de Auflage 2.000 / März 2020 Alle Rechte vorbehalten © DAAD Diese Publikation wurde mit Mitteln der Europäischen Kommission und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Sie gibt nur die Mei- nung der Autoren wieder. Weder die Europäische Kom- mission noch das BMBF noch der DAAD sind für eine mögliche weitere Verwendung der enthaltenen Informa- tionen verantwortlich. Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert. Es wird jedoch keine Gewähr für die Rich- tigkeit und Vollständigkeit der Daten übernommen. Anregungen, Kommentare oder Fragen können Sie uns gerne über erasmus+news@daad.de mitteilen.

Alle Ausgaben des DAADeuroletters können aus der Publikationsdatenbank der Nationalen Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit als PDF heruntergeladen werden: https://eu.daad.de/publikationen Die jeweils aktuelle Ausgabe des DAADeuroletters finden Sie zudem auch als E-Paper zum Durchblättern unter: https://eu.daad.de/euroletter eu.daad.de <>