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Letter Das Magazin für DAAD-Alumnae und -Alumni The magazine for DAAD alumnae and alumni 2/22 Nachhaltige Innovationen Eine bessere Zukunft aktiv gestalten Sustainable innovations Actively shaping a better future REPORTAGE Ein Tag am IDOS mit Anna-Katharina Hornidge A day at IDOS with Anna-Katharina Hornidge DIALOG Ein Interview mit Gletscherforscher Shaktiman Singh An interview with glacier researcher Shaktiman Singh ESSAY Klimaforscher Mojib Latif über das Umdenken Climate scientist Mojib Latif on shifting mindsets ÜBERBLICK DAAD-Programme zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit DAAD programmes for climate action and sustainability OVERVIEW DIALOGUE

ZUM AUFTAKT Getting started Der Stoff der Zukunft The fabric of the future 3 GUT ZUR UMWELT, ethisch unbedenklich, er schwinglich – auch in der Modebranche ist der Gedanke zu mehr Nachhaltigkeit angekommen. Das DWIH New York widmete sich im Oktober zwei Tage lang der Frage, wie diese Vision be schaffen sein könnte; ob aus neuen Materialien wie Algen und Pilzmyzelen in den Designstü cken von Aradhita Parasrampuria oder durch bessere Lieferketten. „Fabricating the Future“ – wie wollen wir die Zukunft gestalten in Zeiten von Klimakrise, Pandemie und sich verstärken den Konflikten? Interdisziplinäre Zusammen arbeit und Innovationen können Antworten geben, viele DAADAlumnae und Alumni for schen in erster Reihe an Ideen für eine bessere Welt. Auch der DAAD fördert sehr unterschied liche Ansätze, seien es Stipendien, Projekte oder Programme. Einige der Alumnae und Alumni und ihre zukunftsweisende Forschung stellen wir in diesem Heft vor. Haben Sie viel Spaß beim Entdecken! — ECO-FRIENDLY, ethical and affordable – the concept of greater sustainability is being embraced by the fashion industry, too. In Octo- ber, the DWIH New York spent two days explor- ing whether this vision would involve using new materials such as the seaweed and mycelium that Aradhita Parasrampuria uses in her design- er wear, or improving supply chains. “Fabricat- ing the Future” – how do we want to shape the future in an era characterised by the climate crisis, the pandemic and growing conflicts? Interdisciplinary collaboration and innovations could provide some answers, and many DAAD alumnae and alumni are conducting research at the cutting edge in their quest for ideas to make the world a better place. The DAAD is also fund- ing a wide range of different approaches with its scholarships, projects and programmes. We present a few of the alumnae and alumni and their groundbreaking research in this edition. Enjoy discovering! — a i r u p m a r s a r a P a t i h d a r A : 3 . S Letter 02/22

INHALT 3 ZUM AUFTAKT GETTING STARTED Der Stoff der Zukunft Mit Innovation zu Nachhaltigkeit: Auch in der Modebranche beginnt ein Umdenken The fabric of the future Innovations for sustainability: a shift in mindset is also evident in the fashion industry 6 IM GESPRÄCH INTERVIEW 4 10 Städte krisensicher machen Meteorologin Dr. Lisa Schielicke über Auswirkungen des Klimawandels auf Städte Making cities crisis-resilient Meteorologist Dr Lisa Schielicke on the impact of climate change on cities IM ÜBERBLICK OVERVIEW Forschung für Nachhaltigkeit Wie der DAAD mit seinen Förder programmen einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leistet Research for sustainability How the DAAD is making an important contribution to climate protection with its funding programmes 15 16 19 22 24 IM AUSTAUSCH ENGAGING IN EXCHANGE Zentren für Innovation Die DWIH haben das Thema „Nach haltige Innovationen“ zum Schwerpunkt gemacht Centres for innovation The DWIH have defined Sustainable Innovations as their focus topic Antworten auf drängende Fragen Zwei Forschende an Globalen Zentren geben Einblick in ihre Arbeit Answer to pressing issues Two researchers at Global Centres give insights into their work Kompakt Perspektive Grüner Wasserstoff und eine Stipendienpatenschaft der DAADStiftung In brief The future for green hydrogen, and sponsoring scholarships with the DAAD-Stiftung ZUM NACHDENKEN FOOD FOR THOUGHT Vollständige Neuorientierung Klimaforscher Professor Mojib Latif erklärt, wie Mobilität und Energiege winnung die Umwelt stärken könnten A complete reorientation Climate scientist Mojib Latif reflects on how mobility and energy production could strengthen the environment Letter 02/22

CONTENTS 29 IN AKTION IN ACTION 30 36 40 Die Zukunftsforscherin Wie Professorin AnnaKatharina Hornidge die Zukunft fairer gestalten will The futurologist How Professor Anna- Katharina Hornidge wants to create a fairer future Kompakt Grün, gerecht und sozial: Forschungs ansätze für mehr Nachhaltigkeit In brief Green, fair and social: research approaches for more sustainability „And: Action!“ Auszeichnungen für DAADgeförderte Dokumentarfilme “And: Action!” Awards for DAAD-funded documentaries k c o t S e b o d A / l a d n U , g r e b r e k Å a l i v Á r o t c í V , r e n g e W m T i : 5 . S , r e y a B n a i r o l F , r e n g e W m T i : 4 . S 44 48 IM DIALOG IN DIALOGUE Kollektives Wissen für die Gletscherforschung Ein Dialog zwischen Gletscherexperte Dr. Shaktiman Singh und seiner frühe ren Praktikantin Martha Schuchardt Collective knowledge for glacier research A dialogue between glacier expert Dr Shaktiman Singh and his former intern Martha Schuchardt IN VERBINDUNG KEEPING IN TOUCH Neue Chancen durch Nachhaltigkeit Beate SchindlerKovats, Leiterin der DAADAußenstelle Nairobi, über aktuelle Ziele und Herausforderungen Sustainability creates new opportunities Beate Schindler-Kovats, Director of the DAAD Regional Office Nairobi, outlines current goals and challenges 5 50 IN KONTAKT IN CONTACT DAAD-Angebote für Alumni Vernetzungsmöglichkeiten und andere Angebote des DAAD für ehemalige und künftige Geförderte DAAD services for alumni Networking opportunities and other DAAD services for former and future scholarship holders 51 IMPRESSUM IMPRINT Letter 02/22

INTERVIEW Städte krisensicher machen Wie die Auswirkungen des Klimawandels auf Städte gemeistert werden können, dazu forscht die Meteorologin und DAAD-Alumna Dr. Lisa Schielicke an der Universität Bonn. Interview: Matthias Vogel Fotos/photos: Tim Wegner 7 Frau Schielicke, unerträgliche Hitze im Sommer, aber auch Starkregen und Überschwem- mungen sind Zeichen immer extremerer Wetterphänome- ne, die fast überall auf der Welt zu beobachten sind. Was passiert hier gerade? Schielicke: Die wissen schaftliche Community ist sich sicher, dass insbesonde re Hitzeextreme Folgen des menschengemachten Klima wandels sind. Wir beobachten eine weltweite Erwärmung; die Mitteltemperatur steigt in allen Monaten an. Bei Extre men von 40 Grad im Schatten werden wir auch in Deutsch land nicht darum herumkom men, beispielsweise Kranken häuser, Pflegeeinrichtungen, Schulen, aber auch Wohnge- bäude zu klimatisieren, wie es zum Beispiel in den Südstaaten der USA längst normal ist. Wir müssen uns auf lange Dürren inklusive Waldbrandgefahr, aber auch auf intensivere Nie- derschlagsphasen einrichten. Welche Ansätze, den Auswir- kungen des Klimawandels gerade in Städten zu begeg- nen, verfolgen Sie in Ihrer Forschungsarbeit? Schielicke: Ich kann mit meiner Forschung nur das Risiko abschätzen, was wann ungefähr eintreten könnte, wenn wir so weitermachen wie bisher. Mit der Berech- nung von Partikelbahnen etwa lassen sich die Herkunft von Luftströmungen und die Pro- zesse, die solche Luftpakete während ihres Weges durch- laufen, abschätzen. So sehen wir beispielsweise, dass Hit- zewellen unter anderem aus Luft bestehen, die langsam wandert, sich einige Tage in Bodennähe befindet und dort sehr stark erwärmen kann. Daraus lässt sich für die Stadt- planung ableiten: mehr Grün und mehr Stadtbäume, denn versiegelte Flächen speichern Wärme. Frischluftschneisen ermöglichen eine bessere Zirkulation und Abkühlung. Gebäudebau darf nicht in sol- chen Schneisen oder in bereits gefährdeten Gebieten erfol- gen – man denke an die Ahr- talflut in Deutschland im Juli Letter 02/22

IM GESPRÄCH 2021. Städte müssen flutsicher gemacht und Regenrückhal- tebecken errichtet werden. Voraussetzung ist, dass solche Rückschlüsse an den richti- gen Stellen gehört werden. Da müssen wir sicherlich noch mehr tun, damit die Dringlich- keit auch auf politischer Ebene erkannt und eingeplant wird. Sie haben mit einem For- schungsstipendium des DAAD für promovierte Nachwuchs- forschende an der Texas Tech University in Lubbock in den USA an sogenannten Super- zellen geforscht, an Gewitter- wolken, die einen rotierenden Aufwind besitzen. Was können wir von solchen Zellen lernen? Schielicke: Superzellen sind Gewitterzellen, die von „High-Impact-Wetter“ begleitet werden können, beispielsweise von Hagel, Starkregen, starken Windböen bis hin zu Torna- dos. Simulationen von Super- zellen helfen uns dabei, besser zu verstehen, wie es zu diesen Ereignissen kommen kann, denn nicht jede Superzelle er- zeugt einen Tornado. Das hilft 8 „Der Klima- wandel ist ein globales Problem, das wir nur international lösen können.“ schließlich dabei, das Risiko für das Eintreten solcher Ereig- nisse abzuschätzen. Welche Bedeutung kommt internationaler und interdis- ziplinärer Zusammenarbeit in Bezug auf dieses Thema zu? Schielicke: Der Klimawan- del ist ein globales Problem, das wir nur international lösen können. Wir erforschen hier in Bonn europäische Hitzewellen und kooperieren eng mit der FU Berlin und weiteren euro- päischen Hochschulen. Auch interdisziplinäre Zusammen- arbeit ist extrem wichtig. Ich betrachte die Atmosphäre erst einmal allein als System, aber insbesondere bei Hitzewel- len haben wir eine sehr star- ke Wechselwirkung mit dem Boden und der Bodenfeuchte. Ist der Boden sehr trocken, kann sich die darüberliegende Luftschicht viel stärker erwär- men, was zu noch extremeren Temperaturen führen kann. Hier haben wir einen direkten Anknüpfungspunkt zu den Ag- rar- und Forstwissenschaften. Wenn wir an starke Regen- ereignisse denken, ist dabei auch der Abfluss des Wassers zu bedenken. Das heißt, wir knüpfen an die Hydrologie an, aber auch an die Stadtplanung. Geht es um Hitzeschutz gerade an Gebäuden oder in Städten, sind wir schon im Bereich der Ingenieurwissenschaften. Energiesektor und Verkehr werden ebenfalls stark vom Wetter beeinflusst. Eigentlich fällt mir kein Lebensbereich ein, bei dem das Wetter nicht mit reinspielt. Wir brauchen den Austausch, um überhaupt zu erfahren, wer sich zu wel- chen Themen Gedanken macht und wo wir uns vernetzen könnten. — Making cities crisis-resilient At the University of Bonn, meteorologist and DAAD alumna Dr Lisa Schielicke studies how to mitigate the impacts of climate change on cities. Dr Schielicke, unbearable heat in the summer, and indeed tor- rential rainfall and flooding, are signs of ever more extreme weather events that can be observed almost all over the world. What is going on just now? Schielicke: There is a gen- eral agreement in the scientific community that extreme heat, in particular, is one of the conse- quences of anthropo genic cli- mate change. We are observing global warming, and mean tem- peratures are rising every month. With extreme temperatures of 40 degrees in the shade, we in Germany will also have no choice Letter 02/22

INTERVIEW but to install air-conditioning in buildings such as hospitals, care homes and schools, but also in residential buildings, as has long been the norm in the southern states of the USA, for instance. We must prepare ourselves for prolonged droughts, which in- cludes the risk of forest fires, as well as for more intensive peri- ods of rainfall. Which ways of countering the effects of climate change, espe- cially in cities, are you exploring in your research work? Schielicke: All I can do in my research is assess the risk of what might happen and roughly when if we continue as we have been doing to date. For example, calculating particle paths allows us to estimate the origin of air currents and the processes that such parcels of air undergo dur- ing their journey. These studies show us that heatwaves consist, among other things, of air that moves slowly and spends several days close to the ground, where it can warm up a lot. As far as urban planning is concerned, the conclusion is that we need more greenery and more city trees be- cause sealed surfaces store heat. Fresh-air corridors allow better air circulation, helping to cool down the city. Buildings must not be erected in such corridors, nor in areas already at risk – let us not forget the flooding in Germa- ny’s Ahr Valley in July 2021. Cit- ies should be made flood-proof and rainwater retention basins installed. For this to happen, it is essential for such conclusions to be heard by the right people. We will certainly need to do a lot more to ensure that the urgent need for action is also recognised and taken into consideration at the political level. “Climate change is a global problem that we can only resolve internationally.” 9 On a DAAD research scholarship for postdocs, you conducted research at Texas Tech Univer- sity in Lubbock in the USA on so-called supercells – thunder- storms with a rotating updraft. What can we learn from such cells? Schielicke: Supercells are thunderstorm cells that can be accompanied by high-impact weather, e.g. hail, heavy rainfall and powerful gusts of wind up to tornado strength. Simulations of supercells help us better un- derstand how these events come about, for not every supercell creates a tornado. Ultimately, this enables us to assess the risk of such events occurring. How important is international and interdisciplinary col- laboration in this regard? Schielicke: Climate change is a global problem that we can only resolve internationally. Here in Bonn we are studying Euro- pean heatwaves and cooperat- ing closely with the FU Berlin and other European universities. Interdisciplinary collaboration is also extremely important. I regard the atmosphere firstly as a system in itself, though there are significant interactions with the soil and soil humidity levels, especially when it comes to heat- waves. If soils are very dry, the layer of air above them can warm up to a much greater extent, which can lead to even more extreme temperatures. There is a direct link to agriculture and forestry sciences here. When we think about heavy rainfall events, we must always give consider- ation to water drainage. In other words, our work ties in with hydrology, but also with urban planning. When we look at pro- tecting people from heat, espe- cially in buildings or cities, there is already an overlap with engi- neering sciences. The energy and transport sectors are likewise heavily influenced by the weath- er. In fact, I can think of no area of life in which the weather is not a factor. We need this exchange with other scientists in order to find out who is giving thought to which issues and where we might form networks. — Letter 02/22

IM ÜBERBLICK 1 0 Forschung für Nachhaltigkeit Ohne die Innovationskraft internationaler Wissenschaft sind die ökologischen Krisen der Gegenwart kaum zu bewältigen. Mit seinen Förderprogrammen leistet der DAAD einen wichtigen Beitrag – und reformiert zugleich auch sich selbst. Text: Klaus Lüber as Ziel ist klar, aber der Weg extrem herausfordernd. Nach aktuellen Analysen des Welt klimarats bleiben nur noch wenige Jahre, um die Auswir kungen des Klimawandels auf ein gerade noch erträgliches Maß zu begren zen. Hinzu kommen die lebensgefährlichen Auswirkungen von Umweltverschmutzung und Artensterben. Zu schaffen ist das nur in einer gemeinsamen, globalen Kraftanstrengung: In novationen sind gefragt. Und zwar nicht nur im Sinne technischer Lösungen, sondern auch in der Art und Weise, wie Gesellschaften sich auf allen Ebenen so transformieren können, dass die Menschen den Wandel akzeptieren und be wältigen. Für die Forschung heißt das vor allem, sich der Komplexität der Aufgabe zu stellen. „Einer seits erfordern eine Vielzahl spezifischer For- schungsfragen eine genaue Analyse, um fundier- te Antworten geben zu können“, sagt Dr. Christi- an Schäfer, Referatsleiter Forschung und Studien im DAAD. „Andererseits wird die Integration der vielfältigen Einzelergebnisse durch den akademi- schen Anspruch der jeweiligen Disziplinen und die heterogenen lokalen Bedingungen erschwert. Das eigentliche Ziel kann so aus dem Fokus Letter 02/22

OVERVIEW geraten: mit den Ergebnissen auch ins konkrete Handeln zu kommen.“ Vermeiden könne man das nur durch eine genaue Kenntnis der jeweili gen Lage vor Ort und die Einbeziehung der Be troffenen. Es gilt, eben nicht nur akademisch zu denken, sondern aus einem multiperspektivi schen Ansatz heraus wirklich funktionierende Lösungsansätze zu entwickeln. „Und ich denke, genau das ist die Stärke des DAAD.“ Deutlich wird das etwa im Programm climap Africa zur Förderung zukünftiger Führungskräfte in Klimaforschung und Klimaschutz in Afrika. Es umfasst sowohl ein ExzellenzPostdocStipendi enprogramm als auch ein vielfältiges Angebot für Alumnae und Alumni. Kern des Programms sind sieben Arbeitsgruppen, die in den Bereichen Me teorologie, Biodiversität, Agrarwissenschaften, Entwicklungsforschung, nachhaltige Energie, Stadtentwicklung und Migration mit Fokus auf den Klimawandel in Afrika forschen. „In diesen Teams arbeiten die Postdocs dann mit genau den deutschen Förderinstitutionen zusammen, die für sie relevant sind“, erklärt Christian Schäfer. „Hier geht es darum, ideale Bedingungen für nachhaltige Innovationen zu schaffen, indem wir Menschen identifizieren, die wirklich etwas be- wegen wollen und können.“ ClimapAfrica ist eines von vielen Stipendien- programmen aus dem Bereich Nachhaltigkeit, die der DAAD mit Mitteln des Bundesminis- teriums für Bildung und Forschung (BMBF) reali- siert. Dr. Holger Finken, Referatsleiter For- schungsprogramme im DAAD, hebt hervor: „Die Programme sind sehr fokussiert auf bestimmte Felder, und der DAAD kann dazu seine große Erfahrung und vor allem sein großes weltweites Netzwerk voll ausspielen.“ Aktuell bewilligt wur- de ein Förderprogramm im Bereich Grüner Was- serstoff, laufende Förderungen fokussieren sich auf Meeres und Küstenforschung im südlichen Afrika oder nachhaltiges Wassermanagement mit Zielländern wie Brasilien, Vietnam oder Namibia. „Der DAAD ist mit seinen Aktivitäten dazu da, die Wissenschaft zu fördern, sowohl die Grundlagen forschung, die zu evidenzbasierten Entscheidun gen führt, als auch die angewandte Wissenschaft. Das ganze Spektrum dessen, was die Wissen schaft zur Lösung des Klimaproblems beitragen kann“, fasst Finken zusammen. Ende 2022 feierte auch das Programm Make Our Planet Great Again – German Research Initia tive (MOPGAGRI) seinen erfolgreichen Ab schluss. Das Programm ist Teil einer französisch deutschen Forschungsinitiative und ermöglichte interdisziplinäre Spitzenforschung zu den Pariser Klimazielen an deutschen Hochschul und For schungseinrichtungen. Die 13 geförderten Wis senschaftlerinnen und Wissenschaftler erarbeite ten innovative und anwendungsbezogene For schungsergebnisse in den Kernbereichen Klima, Energie und Erdsystemforschung. „Gleichzeitig“, so das Fazit der zuständigen DAADProgramm leiterin Ursula Hardenbicker, „war das Programm im Sinne eines Brain Regain sehr erfolgreich: Ein Großteil der mit MOPGAGRI nach Deutsch land gekommenen oder zurückgekehrten 1 1 D A A D / e k l i W n a i t s a b e S : 1 1 . S , o t o h p k c o t S i / s e g a m I y t t e G : 0 1 . S „Angesichts der Herausforde rungen des Anthropozäns ist nach haltige Entwicklung für uns entscheidend: mit Blick auf die Lösungspotenziale internatio naler Forschung, auf unsere eigene Organisation wie auch auf unser globales Netzwerk.“ Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) Letter 02/22

IM ÜBERBLICK Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wird seine akademische Laufbahn hier fortsetzen.“ Die Wirkung seiner Förderprogramme zu steigern, Fach und Führungskräfte zu qualifizie ren, Klimawissen zu generieren und anzuwen den, ist aber nur ein Teil des Nachhaltigkeitshan delns im DAAD. Genauso wichtig ist es, das eige ne Handeln so ressourcenschonend und emissi onsarm wie möglich zu gestalten, also den eige nen ökologischen Fußabdruck weiter zu reduzie ren. Bis 2030 soll der Geschäftsbetrieb des DAAD klimaneutral sein. „Die Reflexion der Agenda 2030 hat uns als Organisation noch einmal deut lich vor Augen geführt, dass Nachhaltigkeit die gesamte internationale Kooperation betrifft und fordert“, so Dr. Ruth Fuchs, Leiterin der 2021 ge gründeten Stabsstelle Nachhaltigkeit im DAAD. Für den DAAD ist das eine besondere Heraus forderung. „Wir werden als Organisation, deren DNA der internationale Austausch ist, natürlich auch in Zukunft physische Mobilität und persön liche Begegnung aktiv fördern“, so Fuchs. „Aber auch unter diesen Vorzeichen sehen wir gute Chancen für eine klimagerechte Gestaltung der akademischen Zusammenarbeit.“ Wo genau, das hat die im November 2022 veröffentlichte Klima bilanz ermittelt. Tätig werden will der DAAD etwa in den Bereichen Mobilität und Veranstaltungen. Dazu zählt die Sensibilisierung der Mitarbeiten den für nachhaltiges Reisen und der Ausbau digi taler und hybrider Veranstaltungsformate. Auch mit Blick auf seine Förderprogramme hat der DAAD seine Angebote im Bereich internationaler digitaler Kooperation weiter ausgebaut. Entschei dend dabei sei die enge Kooperation mit den Hochschulen, erklärt Ruth Fuchs. „Zum einen unterstützen wir Universitäten in ihrem Wunsch, „Der DAAD trägt als Wissenschafts organisation eine besondere Ver antwortung: Zusätzlich zu unseren weltweiten Förderaktivitäten im Bereich Klimaschutz und Klima anpassung haben wir uns das an spruchsvolle Ziel gesetzt, bis 2030 Klimaneutralität für unseren Geschäftsbetrieb zu erreichen.“ Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) Projekte nachhaltiger umzusetzen. Zum anderen werden die Hochschulen schon im Ausschrei bungsprozess von uns sensibilisiert, Nachhaltig keitsaspekte mitzudenken.“ Den Beitrag der DAADProgramme zur Agenda 2030 steigern, Wissen für nachhaltige Entwicklung bereitstellen, die Nachhaltigkeit des Förderhan delns sichern und das eigene Nachhaltigkeits management stärken – diese vier Ziele hat sich der DAAD in seiner 2020 veröffentlichten Nach haltigkeitsagenda gesteckt. Ein hoher Anspruch, zu dem Christian Schäfer bilanziert: „Der DAAD hat viele Möglichkeiten, dringend notwendige In novationen im Bereich Nachhaltigkeit voranzu bringen: durch sein Netzwerk und die Zusammen arbeit mit verschiedensten Institutionen wie durch das Zusammenführen vieler Fäden in unterschied lichen Weltregionen. So werden umfassend durch dachte Entscheidungen und vor allem Hand lungen für mehr Nachhaltigkeit erst möglich.“ — daad.de/nachhaltigkeit daad.de/klimabericht 1 2 101 Förderprojekte mit Klima- bezug in 14 Programmen 101 climate-related funding projects in 14 programmes 18% 51% der befragten DAAD-Alumnae und -Alumni der befragten Stipendiatinnen und geben drei Jahre nach ihrer Förderung Stipendiaten nutzten ihre an, in einem Tätigkeitsfeld mit Klima- oder Förderungen mit Klimabezug für ein Umweltbezug zu arbeiten Forschungsvorhaben. 18% of DAAD alumnae and alumni surveyed three years after receiving 51% of scholarship holders surveyed said they used funding stated that they were working in a their climate-related funding for a climate- or environmental-related field. research project.

OVERVIEW Research for sustainability Overcoming today’s ecological crises will be virtually impossible without the innovative impetus of internation- al scientists. The DAAD is making an important contribution with its fund- ing programmes – while reforming its own organisation at the same time. Though the goal is clear, the path is fraught with challenges. According to the latest ana lyses of the Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), we have only a few years left to limit the impact of climate change to a just bearable level. In addition, environmental pollution and species extinction pose a threat to our very existence. We can only sur- vive if we engage in concerted global action: what is needed is innovation. This does not mean only tech- nological solutions; it also means changing socie- ties on every level to ensure that people embrace and bring about the necessary transition. “Being an academic organ isation, the DAAD bears a special responsibility: in ad dition to our global funding activities in the area of climate action and climate adaptation, we have set ourselves the ambitious goal of making our business operations climateneutral by 2030.” Professor Joybrato Mukherjee, President of the German Academic Exchange Service (DAAD) 1 3 As far as research is concerned, this means above all facing up to the complexity of the challenge. “On the one hand, there are very many specific re- search questions that need to be analysed ex- tremely carefully before informed responses can be found,” believes Dr Christian Schäfer, Head of Section Research and Studies at the DAAD. “And on the other, the academic standards and aspirations of the respective disciplines, not to mention the heterogeneous local conditions, make it difficult to integrate all the different individual results. This can cause one to lose sight of the actual goal – which is to translate the research findings into concrete action.” In his opinion, the only way to avoid this is to have precise know-ledge of the situation at the local level and to involve every- one concerned. Rather than thinking in purely academic terms, it is best to follow an approach that takes multiple perspectives into account so as to develop solutions that genuinely work. “And I believe this is exactly where the strength of the DAAD lies.” A good illustration is the DAAD’s climapAfrica programme that supports future leaders in the field of climate research and protection in Africa. It en- compasses not only an excellent postdoc scholar- ship programme, but also a wide range of offerings for alumni. At its heart are seven working groups that pursue research in the areas of meteorology, biodiversity, agricultural science, development re- search, green energy, urban development and mi- gration with a focus on climate change in Africa. “In these teams, the postdocs work together with pre- cisely those German funding institutions that are relevant to them,” explains Christian Schäfer. “It is about creating the ideal conditions for sustainable innovations by identifying people who truly want and are able to change things.” ClimapAfrica is one of many scholarship pro- grammes in the area of sustainability supported by the DAAD with funding from the Federal Ministry of Education and Research (BMBF). Dr Holger Finken, Head of Section Research Fellowship Programmes at the DAAD, stresses: “The programmes are highly focused on specific fields, allowing the DAAD to draw in this context on its enormous experience and, above all, on its large-scale global network.” A funding programme has recently been approved in the field of green hydrogen, while current projects are focusing on marine and coastal research in southern Africa and on sustainable water manage- ment with partner countries such as Brazil, Vietnam Letter 02/22

IM ÜBERBLICK “Given the challenges of the Anthropocene, sustainable development is vital for us: in terms of the potential international research offers for finding solutions, in terms of our own organisation and in terms of our global network.” Professor Joybrato Mukherjee, President of the German Academic Exchange Service (DAAD) 1 4 or Namibia. “The DAAD’s activities are aimed at fos- tering science – not only the basic research that leads to evidence-based decisions, but also ap- plied research. In other words, the entire spectrum of what science can contribute to resolving the cli- mate problem,” sums up Finken. Towards the end of 2022, the programme Make Our Planet Great Again – German Research Initiative (MOPGA-GRI) was brought to a successful conclu- sion. The programme is part of a Franco-German re- search initiative and made it possible for interdiscip- linary cutting-edge research on the Paris climate targets to be carried out at German higher educa- tion and research institutions. The 13 scientists who were funded obtained innovative and applica- tion-oriented research findings in the core areas of climate, energy and earth system research. “At the same time, the programme was highly successful as a brain regain,” is the conclusion drawn by Ursula Hardenbicker, the DAAD programme man ager responsible: “Most of the scientists who came or returned to Germany with MOPGA-GRI will continue their academic careers here.” Increasing the impact of its funding pro- grammes, training experts and leaders and generat- ing and applying climate knowledge is just one ele- ment of the DAAD’s sustainability activities, howev- er. The organisation believes it is equally import ant to make its business operations as resource-friendly and emissions-free as possible – further reducing its carbon footprint, in other words. The DAAD’s target is for its operations to be climate-neutral by 2030. “Reflecting on the 2030 Agenda brought it home to us as an organisation that sustainability applies to and demands all of our international cooperation,” explains Dr Ruth Fuchs, Head of the Sustainability Office that was established at the DAAD in 2021. This poses a particular challenge for the DAAD. “Given that international exchange is in our organ isation’s DNA, we will of course continue to actively promote physical mobility and personal encounters in the fu- ture,” says Fuchs. “However, even under these con- ditions we see plenty of scope for making our aca- demic collaboration climate-friendly.” The results of a carbon footprint analysis published in November 2022 identified the available scope for action. Areas that the DAAD plans to tackle include mobility and events. This also involves raising staff awareness about sustainable travel and expanding digital and hybrid event formats. As far as its funding pro- grammes are concerned, the DAAD has widened its range of services in the area of international digit al cooperation, too. Ruth Fuchs explains that a key role in this is played by the close cooperation with higher education institutions. “On the one hand, we support universities in their desire to make projects more sustainable. And on the other, we encourage them even during the application pro- cess to give consideration to aspects of sustain- ability.” In the Sustainability Agenda (www.daad.de/ nachhaltigkeit) it published in 2020, the DAAD set itself four objectives: to increase the contribution that DAAD programmes make to the 2030 Agenda, to make knowledge available for sustainable devel- opment, to ensure the sustain ability of its funding activities and to strengthen its own sustainability management. Talking about these ambitious goals, Christian Schäfer concludes: “The DAAD has many opportunities to drive forward urgently needed in- novations in the area of sustainability: through its network and its collabor ation with all kinds of dif- ferent institutions, and by interlinking activities in many regions of the world. This is how to make possible fully thought through decisions and, most importantly, actions for more sustainability.” — Letter 02/22 e d o b n e v i u D n a v p i s s O : 5 1 . S

I M AUSTAUS C H 1 6 Algen als neue Materialien: Das DWIH New York organisierte eine Konferenz zu Nachhaltigkeit in der Modewelt. New materials made from seaweed: the DWIH New York organised a conference on the subject of sustainable fashion. Zentren für Innovation Die Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäuser bringen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zusammen – ganz aktuell zum Schwerpunktthema „Nachhaltige Innovationen“. Text: Klaus Lüber ew York ist eines der wich tigsten Modezentren der Welt. Hier werden Trends gesetzt, hier wird mitent schieden, wie die Fashion industrie produziert. Die USMetropole ist die perfekte Adresse, um Ver änderungen in der Modewelt zu diskutieren. Diese sind dringend notwendig. Laut den Ver einten Nationen ist die Branche verantwortlich für 10 Prozent der globalen CO₂-Emissionen, für enormen Ressourcenverbrauch und Um- weltschäden, die durch immer kürzere Produktionszyklen entstehen. Aber welche Optionen gibt es, hier gegenzusteuern? Dieser Frage ist das Deutsche Wissen- schafts- und Innovationshaus (DWIH) New York in einer zweitägigen Konferenz Anfang Oktober 2022 nachgegangen. „FUTURE FORUM 2022: Fabricating the Future“, so lautete der Titel der Veranstaltung, mit der das DWIH New York neue Wege in der Modewelt thematisier- te – von fairem Handel bis zu nachhaltiger Rohstoff nutzung. 2022 rückten „Nachhaltige Innovationen“ in den Fokus aller DWIH in New York, San Francisco, São Paulo, Moskau, Neu- Delhi und Tokyo. So widmete sich zum Beispiel ebenfalls im Oktober das DWIH Tokyo im „3. Japanisch-Deutsch-Französischen Sympo- sium zur Künstlichen Intelligenz“ der Frage, wie eine Gesellschaft im Anthropozän nachhal- tig gestaltet werden kann. Anfang Dezember richtete das DWIH Neu-Delhi das Symposium „International Cooperation for Green Hydro- gen“ aus. Das Potenzial Grünen Wasserstoffs war bereits im April Thema eines gemein- samen Onlinetalks der DWIH New York und São Paulo. Letter 02/22

ENGAGING IN EXCHANGE „Ich denke, den interdisziplinären Austausch zu ermöglichen, ist die große Stärke der DWIH.“ Dr. Jan Lüdert, Programmleiter des DWIH New York „Die besten Ideen entstehen durch einen inten siven, internationalen Austausch“, hebt Tabea Kaiser hervor, Leiterin der DWIHGeschäftsstel le im DAAD. Die Grundidee der aus Mitteln des Auswärtigen Amts geförderten DWIH ist es, die Sichtbarkeit deutscher Innovationsträger zu er höhen und sie mit Partnern in den DWIHSitz ländern zusammenzubringen. „Aber angesichts globaler Herausforderungen ist es sinnvoll, die gute bilaterale Zusammenarbeit auch um eine multilaterale Komponente zu erweitern.“ Besonders an den DWIH ist die enge Zu sammenarbeit von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Im Kuratorium des DWIHNetzwerks sind neben dem Auswärtigen Amt und dem DAAD auch die Bundesministerien für Bildung und Forschung sowie für Wirtschaft und Klima schutz vertreten, ebenso die Mitglieder der Alli anz der Wissenschaftsorganisationen, der Bun desverband der Deutschen Industrie und der Deutsche Industrie und Handelskammertag. Diese Multiperspektivität bilden die DWIH auch mit ihrem Austausch zu nachhaltigen Innova tionen ab und beziehen ebenso DAADAlum nae und Alumni ein. „Viele ihrer Expertinnen und Experten rekrutieren die DWIH aus diesem Netzwerk“, so Tabea Kaiser. Und über „Fabrica ting the Future“ sagt Dr. Jan Lüdert, Programm leiter des DWIH New York: „Wir hatten den Anspruch, wirklich sämtliche Akteure aus Wis senschaft Justiz, Politik, Design, Entwicklung sowie Konsumentinnen und Konsumenten an einen Tisch zu bringen. Das hat sehr gut funk tioniert. Ich denke, diesen interdisziplinären Austausch zu ermöglichen, ist die große Stärke der DWIH.“ — n a h e e h S f l u w o e B : 8 1 , 7 1 . S , a i r u p m a r s a r a P a t i h d a r A : 6 1 . S Der Stoff, aus dem die Mode ist … Teilnehmerin der „Fabricating the Future“-Konferenz. The fabric from which fashion is made … A participant at the “Fabricating the Future” conference. 1 7 Centres for innovation The German Centres for Research and Innovation bring science, business and politics together – this year’s focus is on the highly topical area of Sustainable Innovations. New York is one of the world’s leading fashion cap- itals, where trends are set and decisions are taken about how the fashion industry should produce. The US metropolis is the perfect place to discuss changes in the world of fashion – changes that are urgently needed. According to the United Nations, the industry is responsible for ten per cent of glob- al carbon emissions, huge resource consumption and the environmental damage that is caused by Letter 02/22

IM AUSTAUSCH ever shorter production cycles. So what options are there for taking counteraction? The German Center for Research and Innovation (DWIH) New York addressed this question during a two-day conference in early October 2022. “FUTURE FORUM 2022: Fabricating the Future” was the title of the event that saw the DWIH New York explore new approaches in the fashion world – from fair trade to the sustainable use of raw materials. In 2022, Sustain able Innovations moved into the spotlight for all the DWIH in New York, San Francisco, São Paulo, Moscow, New Delhi and Tokyo. At the “3rd Japanese-German-French Symposium on Artificial Intelligence”, which likewise took place in October, the DWIH Tokyo, for example, looked at how a soci- ety can be made sustainable in the Anthropocene. At the beginning of December, the DWIH New Delhi hosted a symposium entitled “International Coop- eration for Green Hydrogen”. The potential of green hydrogen had already been the subject of an online talk staged jointly by the DWIH New York and DWIH São Paulo in April. 1 8 Im Gespräch: Designerin Aradhita Parasrampuria erklärt ihre innovativen Materialien. In conversation: the designer Aradhita Parasrampuria explains her innovative materials. “I believe that facili tating inter- disciplinary exchange is the great strength of the DWIH.” Dr Jan Lüdert, Head of Programs at the DWIH New York “The best ideas come about through intensive inter- national exchange,” stresses Tabea Kaiser, Head of the DWIH Office at the DAAD. The basic idea of the DWIH, which are funded by Germany’s Federal For- eign Office, is to raise the profile of German innova- tors and to bring them together with partners in the DWIH host countries. “Given the global challenges, however, it makes sense to expand the good bilateral collaboration to include a multilateral component.” What makes the DWIH special is the close co- operation between science, business and politics. Besides the Federal Foreign Office and the DAAD, the Federal Ministry of Education and Research and the Federal Ministry for Economic Affairs and Climate Action are also represented on the Board of Trustees of the DWIH network, as are the members of the Alliance of Science Organi sations, the Federation of German Industries and the Association of German Chambers of Commerce and Industry. This variety of perspectives is reflected in the DWIH with their exchange on sustainable innovations, in which they also involve DAAD alumnae and alumni. “The DWIH recruit many of their experts from this network,” explains Tabea Kaiser. And talking about Fabricating the Future, DWIH New York Head of Programs Dr Jan Lüdert says: “Our goal was to bring really all actors from science, law, politics, design and development, as well as consumers, to the table. That worked really well. I believe that facilitating this interdisciplinary exchange is the great strength of the DWIH.” — www.dwih-netzwerk.de www.dwih-futureforum.org Letter 02/22

E N GAG I N G I N E XC H A N G E Antworten auf drängende Fragen Globale Herausforderungen gemeinsam bewältigen: Der DAAD fördert Globale Zentren in Afrika, Asien und Latein- amerika. Zwei Forschende geben Einblick in ihre Arbeit. Protokolle/reports: Miriam Hoffmeyer Illustrationen/illustrations: Julian Rentzsch ntworten zu finden auf globale Gesund- heitsfragen und auf die größte Gefahr für Sicherheit auf dieser Welt: die Kli- makrise. Das sind nach den Worten von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock die Aufgaben der Globalen Zentren für Gesundheit und Klima, die durch den DAAD gefördert wer- den. An jeweils vier Zentren in den Bereichen Gesundheit und Pandemievorsorge sowie Klima und Umwelt entwickeln Forschende aus Euro- pa, Afrika, Asien und Lateinamerika gemeinsam Lösungsansätze zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Dazu gehören zum Beispiel innovative landwirtschaftliche Methoden oder neue Therapien und Impfstoffe. Die Zentren stärken zudem Kapazitäten in Forschung und Lehre im Globalen Süden und ermöglichen den Ausbau globaler Netzwerke. Die erste Fachkonferenz für die Globalen Zentren, deren Eröffnungsrede Baerbock hielt, fand am 6. und 7. September 2022 in Berlin statt. 150 Projektbeteiligte und Geförderte aus aller Welt hatten die Möglichkeit zum Austausch untereinander sowie mit Förderinnen und För- derern und Entscheiderinnen und Entscheidern aus der Politik. In Paneldiskussionen, Keynotes, Posterpräsentationen und Workshops gaben die Zentren Einblicke in spezifische Fachthemen und diskutierten strategische Fragen zu Science Diplomacy und Praxistransfer. Infofilm zu den Globalen Zentren für Gesundheit und Klima auf YouTube Short film portraying the Global Centres for Health and Climate on YouTube www.youtube.com/watch?v=mM4VkXEf_jY SCAN ME 1 9 Sawsan Abdul-Jalil „Trotz ihrer immensen Bedeutung werden Ökosystemleistungen in herkömmlichen Wirt- schaftsmodellen nicht erfasst. Dass Insekten Pflanzen bestäuben oder der Mensch sich in der Natur erholen kann, ist schwer als Marktwert zu beziffern. Für meine Dissertation an der Humboldt-Universität zu Berlin untersuche ich seit März 2022 die Auswirkungen des Klimawan- dels auf Weideland in Jordanien und baue dabei Ökosystemleistungen in das Allgemeine Gleich- gewichtsmodell ein. Meine Forschung ist Teil des DAAD-geförderten Globalen Zentrums für Klima und Umwelt Regional Centre for Sustain- able Adaptation to Global Change in the Middle East – kurz SAGE-Centre. Es hat seinen Sitz in den Palästinensischen Gebieten, umfasst aber auch Forschung in Jordanien und eine deutsch- israelische Forschungskooperation. Obwohl Sudan über große natürliche Res- sourcen verfügt, ist mein Herkunftsland arm. Dieser Widerspruch hat mich früh beschäftigt. Letter 02/22

I M AUSTAUS C H Nach dem Bachelorabschluss in Wirtschafts wissenschaft wurde ich Dozentin an der Uni versität von Khartum. Mit einem DAADMaster stipendium habe ich 2015/2016 International and Development Economics an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin studiert. Im Anschluss habe ich ein Praktikum bei der Ge sellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Eschborn und in Accra gemacht. Es war eine tolle Erfahrung, meine Kenntnisse in der Praxis anwenden zu können. 2018, nach der Re volution gegen das Militärregime, bekam Sudan eine neue Regierung. Ich habe als Beraterin des Finanzministers in Khartum und bei der Welt bank gearbeitet. 2021 hat das Militär wieder die Macht im Land übernommen. Was mir am Herzen liegt, ist die Sudanese Women Economists Association (SWEA), die ich 2020 mitgegründet habe. Zunächst war SWEA als reines Netzwerk für Ökonominnen gedacht. Dann hatten wir die Idee, Weiterbildungen in Entwicklungspolitik und Public Policy anzubie ten. Inzwischen haben wir schon zwei Weiterbil dungsrunden erfolgreich abgeschlossen.“ 2 0 neue Techniken kennengelernt. In meiner Masterarbeit habe ich mich mit dem Parasiten Trichomonas vaginalis beschäftigt, dem Erreger einer nicht nur in Vietnam weitverbreiteten, sexuell übertragbaren Krankheit. Dass ich jetzt am Globalen Zentrum für Gesundheit und Pandemievorsorge PAN ASEAN Coalition for Epidemic and Outbreak Preparedness (PACE UP) mitarbeiten kann, sehe ich als tolle Chance, eine klinische Forschungskarriere auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten aufzubauen. PACEUP zielt darauf, Krankheitserreger tierischen Ursprungs bei Haus und Wildtieren zu identifizieren und auf molekularer Ebene zu charakterisieren. Auf dieser Basis lässt sich ihre Gefährlichkeit für Menschen besser einschätzen. Seit Januar 2022 bin ich als Vollzeitdoktorand in Experimenteller Medizin an der Universität Tü- bingen eingeschrieben. Im Institut für Tropenme- dizin arbeite ich mit internationalen Studierenden und Forschenden zusammen. Nach der Labor- arbeit verbringen wir oft unsere Freizeit mitein- ander, zum Beispiel beim Fußballspielen. Derzeit untersuche ich das Hepatitis-E-Virus, um die ge- netische Vielfalt der Arten, Virulenzmuster und Dynamiken besser zu verstehen. Nach Abschluss meiner Doktorarbeit werde ich nach Vietnam zurückkehren. Ich hoffe, dass meine Arbeit dazu beiträgt, dass das öffentliche Gesundheitssystem die Bevölkerung noch besser vor Krankheitserre- gern mit epidemischem Potenzial schützen kann.“ Answer to pressing issues Cao Le Chi „Ich möchte das Leben der Menschen in Vietnam verbessern. Darum habe ich in meiner Heimat stadt Hue Medizin studiert. Nach meinem Ab schluss 2016 an der Hue University of Medicine and Pharmacy (HUMP) arbeitete ich als Dozent in der Abteilung für Parasitologie. Dort sehe ich auch meine berufliche Zukunft. Im Rahmen des gemeinsamen Masterprogramms Biotechnologie der HUMP und der Universität Sassari verbrachte ich ein Jahr in Italien. Dort habe ich gelernt, wie man Parasiten in vitro züchtet, und auch andere Jointly overcoming global challeng- es: the DAAD is funding Global Centres in Africa, Asia and Latin America. Two researchers share insights into their work. To find answers to global health issues and to the biggest threat to security in this world: the climate cri- sis. According to Germany's Federal Foreign Minister Annalena Baerbock, these are the central tasks of the DAAD-funded Global Centres for Health and Climate. Letter 02/22

E N GAG I N G I N E XC H A N G E At eight centres – four focusing on health and pan- demic prevention, and four in the area of climate and environment – researchers from Europe, Africa, Asia and Latin Amer ica are jointly developing solutions aimed at achieving the Sustainable Development Goals (SDGs). These include, for example, innovative agricultural methods, as well as new treatments and vaccines. Furthermore, the centres strengthen research and teaching capacities in the Global South and ena- ble the expansion of global networks. The first conference for the Global Centres, at which Baerbock gave the opening speech, took place in Berlin on 6 and 7 September 2022. 150 project participants and funding recipients from all over the world had the opportunity to engage in exchange with one another, as well as with funders and political decision-makers. In panel discussions, keynote speeches, poster presentations and work- shops, the centres gave insights into specific subject areas and discussed strategic questions relating to science diplomacy and theory-to-practice transfer. Sawsan Abdul-Jalil “Despite their immense importance, ecosystem ser- vices are unaccounted for in conventional economic models. The fact that insects pollinate plants or that nature provides recreational spaces for people is dif- ficult to quantify as a market value. For my disserta- tion at Humboldt-Universität zu Berlin, I have been studying the effects of climate change on rangelands in Jordan since March 2022, incorp orating ecosystem services into the general equilibrium. My research forms part of the work done by the Regional Centre for Sustainable Adaptation to Global Change in the Middle East – SAGE-Centre for short, which is one of the DAAD-funded Global Centres for Climate and En- vironment. SAGE-Centre is based in the Palestinian territories,though it also pursues research in Jordan and is involved in a German-Israeli collaboration. Although my home country Sudan has enormous natural resources, it is poverty-stricken. This contra- diction has preoccupied me a lot since I was a teen- ager. After graduating with a Bachelor’s degree in eco- nomics, I became a lecturer at the Univer sity of Khar- toum. In 2015/2016, I studied international and devel- opment economics at the Berlin University of Applied Sciences on a DAAD master’s scholarship. Afterwards, I did an internship at the Gesellschaft für Internatio- nale Zusammenarbeit (GIZ) in Eschborn and in Accra. It was a great experience to be able to apply my knowledge in practice. In 2018, after the revolution against the military regime, Sudan got a new government. I worked as an advisor to the minister of finance in Khartoum and at the World Bank. In 2021, the military took power in Sudan again. What is very close to my heart is the Sudanese Women Econo- mists Association (SWEA), which I co-founded in 2020. At first, SWEA was planned only as a network for women economists. Then we had the idea of of- fering advanced training in the area of development and public policy. We have already successfully completed two rounds of training programmes.” Cao Le Chi “I hope to improve the lives of people in Vietnam. That’s why I studied medicine in my hometown of Hue. After graduating from Hue University of Medi- cine and Pharmacy (HUMP) in 2016, I worked as a lecturer in the Department of Parasitology. That is also where I see my future. As part of the joint master’s programme in biotechnology run by HUMP and the University of Sassari, I spent a year in Italy. There, I learnt how to grow parasites in vitro and became acquainted with other new techniques. In my master’s thesis, I worked on the parasite Trich- omonas vaginalis, the pathogen of a sexually trans- mitted disease that is widespread not only in Viet- nam. I can see that working at the Global Centre for Health and Pandemic Preparedness PAN ASEAN Coalition for Epidemic and Outbreak Preparedness (PACE-UP) is a great opportunity to build a clinical research career in the area of infectious diseases. PACE-UP aims to identify pathogens of animal origin in domestic and wild animals and to char- acterise them at the molecular level. On this basis, their danger to humans can be better assessed. I have been enrolled as a full-time PhD student in experimental medicine at the University of Tübin- gen since January 2022. At the Institute for Trop ical Medicine I work with international students and researchers. After laboratory work, we often spend our free time together, playing football for ex ample. I am currently studying the hepatitis E virus to bet- ter understand the genetic diversity of types, viru- lence patterns and dynamics. After completing my PhD, I will definitely return to Vietnam. I hope my work will help to improve the public health system there to protect the population even better against pathogens with epidemic potential.” — www.daad.de/globalcentres www.digiface.org/climate-and-environment www.digiface.org/health-and-pandemic- preparedness Letter 02/22 2 1

KO M PA KT Abschlussdiskussion zu technischen Herausfor derungen und Perspektiven für die Wasserstoff technologie. In seinem Schlusswort gratulierte Finken dem Organisator, dem Förderverein des Lehrstuhls für Strömungsmechanik der FriedrichAlexanderUniversität Erlangen Nürnberg (LSTME e.V.), zu der äußerst gelunge nen Veranstaltung. „Diese Konferenz wird die Grundlage für eine intensive Mitarbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Korea im neuen BMBFFachprogramm des DAAD EFR Zukunftsstipendien – Grüner Wasserstoff schaffen.“ — www.adeko.or.kr/deu The future for green hydrogen Green hydrogen is regarded as the climate-neutral fuel of the future and a potential alternative to fossil energies. At a joint conference at the Energie Campus Nürnberg in October 2022, the Alumni Network Germany-Korea (ADeKo), the Energie Campus Nürnberg and the South Korean branch of the Friends of the Institute of Fluid Mechanics Er- langen (LSTME Busan) staged a discussion on this sustainable energy source and its social impacts. The multidisciplinary event brought information disseminators together in a German-Korean scien- tific exchange: the guests included representatives of renowned research institutions and companies, as well as the vice presidents of Siemens Energy and Schaeffler AG. Former ADeKo General Secre- tary Professor Gi Eun Kim and Dr. Holger Finken, Head of Section Research Fellowship Programmes at the DAAD, chaired the final discussion about the technical challenges and outlook for hydrogen technology. In his closing words, Finken congratu- lated the organ iser, the Friends of the Institute of Fluid Mechanics at Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (LSTME e.V.), on an extremely successful event. “This conference will lay the foun- dation for intensive involvement of scientists from Korea in the DAAD’s new BMBF-funded programme ERA Fellowships – Green Hydrogen.” — Letter 02/22 Austausch in Nürnberg über Grünen Wasserstoff als Energiequelle der Zukunft A discussion in Nuremberg about green hydrogen, the energy source of the future 2 2 Perspektive Grüner Wasserstoff Er gilt als klimaneutraler Brennstoff der Zu kunft und potenzielle Alternative zu fossilen Energien: Grüner Wasserstoff. Das Alumninetz werk DeutschlandKorea (ADeKo), der Energie Campus Nürnberg sowie der südkoreanische Ableger des Fördervereins des Lehrstuhls für Strömungsmechanik Erlangen, LSTME Busan, stellten in einer gemeinsamen Konferenz im Oktober 2022 am Energie Campus Nürnberg den nachhaltigen Energieträger und seine so zialen Auswirkungen zur Diskussion. Dabei vernetzte die multidisziplinäre Veranstaltung Multiplikatoren im deutschkoreanischen Wis senschaftsaustausch: Zu den Gästen zählten Vertreterinnen und Vertreter renommierter Forschungseinrichtungen und Unternehmen wie die Vizepräsidenten von Siemens Energy und der Schaeffler AG. Die ehemalige ADeKo- Generalsekretärin Professorin Gi Eun Kim und Dr. Holger Finken, Leiter des Referats For- schungsprogramme des DAAD, moderierten die

I N B R I E F Nachhaltige Stipendienpatenschaft Die DAADStiftung unterstützt Masterstudieren de, Graduierte, Promovierende und Postdocs mithilfe jährlicher Zuwendungen der KSB Stif tung, die hierfür eine Stipendienpatenschaft übernommen hat. Potenzielle Geförderte sollten ihren wissenschaftlichen Schwerpunkt in der nachhaltigen Gewinnung, Erzeugung, Aufberei tung und Nutzung von Energie, Wasser und Roh stoffen haben. Als erster Geförderter forschte Dr. Konstantin Scheihing, Experte für Integrier tes Wasserressourcenmanagement, von Oktober 2021 bis März 2022 am UNESCOInstitut Inter national Groundwater Resources Assessment Centre (IGRAC) sowie am Institute for Water Education (IHE) im niederländischen Delft. Dort verfasste er eine ReviewStudie zum Thema Ka pazitätsentwicklung und Grundwassernachhal tigkeit – und beteiligte sich als CoAutor eines Kapitels am Weltwasserbericht 2022 der Verein ten Nationen „Ich konnte während des Stipen diums einige Kontakte knüpfen, mit starkem Bezug zum Themenfeld Wasser. Außerdem habe ich mir viele neue Erkenntnisse zu den Heraus forderungen und Chancen für die Kapazitätsent wicklung im Grundwassersektor erarbeitet. Die se Erfahrung wird mir in zukünftigen Projekten sehr nützlich sein“, sagt Scheihing. — Institute for Water Education (IHE) in the Dutch city of Delft. He compiled a review study there on the subject of cap acity development and groundwater sustainability – and co-wrote a chapter of the Unit- ed Nations’ 2022 World Water Development Report. “Thanks to the scholarship, I was able to forge a number of contacts with specific relevance to the subject of water. In addition, I gained many new insights into the challenges and opportunities for capacity development in the groundwater sector. This experience will stand me in very good stead in future projects,” says Scheihing. — Seit einiger Zeit bietet die DAAD-Stiftung privaten Unter- stützerinnen und Unterstützern an, persönlich zum welt- weiten akademischen und künstlerischen Austausch sowie zur internationalen Hochschulzusammenarbeit beizutragen. Weitere Infos, auch zur Übernahme einer Stipendienpatenschaft, finden Sie auf der Webseite der Stiftung. daad-stiftung.de/de For some time, the DAAD-Stiftung has been offering pri- vate sponsors the chance to contribute to global aca demic and artistic exchange and international cooperation in higher education. Further information, in- cluding on sponsoring scholarships, can be found on the foundation’s website. daad-stiftung.de/en Dr. Konstantin Scheihing forschte mit Unter- stützung der DAAD-Stiftung in Delft. Dr Konstantin Scheihing conducted research in Delft with the support of the DAAD-Stiftung. 2 3 Sponsoring scholar- ships in sustainability The DAAD-Stiftung supports master’s students, graduates, PhD students and postdocs with annual grants from the KSB Stiftung, which has undertaken to sponsor scholarships to this end. Potential grantees will have a research focus on sustain- able extraction, production, processing and use of energy, water and raw materials. The first funding recipient, Dr Konstantin Scheihing, an expert in integrated water resource management, spent the period from October 2021 to March 2022 conduct- ing research at UNESCO’s International Groundwa- ter Resources Assessment Centre (IGRAC) and at the t a v i r p / g n u t f i t S - D A A D : 3 2 . S , r E e m i r e K : 2 2 . S Letter 02/22

FO O D FO R T H O U G H T Vollständige Neuorientierung Wie Wassernutzung, Mobilität und Energieerzeugung die Umwelt stärken statt schädigen könnten – und warum dazu eine kulturelle Revolution nötig wäre. Ein Gastbeitrag von/a guest article by Mojib Latif Illustration: Florian Bayer Der Mensch muss sich selbst – seine Werte und Ziele – ebenso erfor schen wie die Welt, die er zu verän dern versucht“, schrieb der Club of Rome in „Die Grenzen des Wachs tums“. Mit dem 1972 veröffentlichten Bericht wollten die Gründer des Clubs die Menschen wachrütteln, die Narrative, an die sie glaubten und denen sie folgten, zu hinterfragen. Wir ha ben jedoch bis heute die Augen davor verschlos sen, dass wir durch die Art und Weise, wie wir auf der Erde leben, Gefahr laufen, die Lebensbe dingungen auf unserem Planeten dramatisch zu verschlechtern. „Nichts zu tun, erhöht das Risiko eines Kollapses […]. Wenn die Weltgesellschaft wartet, bis die Belastungen und Zwänge offen zu tage treten, hat sie zu lange gewartet“, hieß es in dem vor 50 Jahren veröffentlichten Bericht. An diesem Punkt sind wir inzwischen angelangt. Viel Wissen über die Herausforderungen ist seither weltweit aufgebaut und Problemlösungen sind entwickelt worden. Doch wir müssen uns eingestehen, von einem Wandel, wie er so drin gend notwendig wäre, weit entfernt zu sein. Was 2 5 vor 50 Jahren noch abstrakt und in weiter Ferne erschien, gestaltet heute bereits die Lebenswirk lichkeit: Artensterben und Klimaerwärmung sind nur zwei Symptome der insgesamt überschritte nen sogenannten planetaren Grenzen. Die Kon zepte, denen zumindest die Industrienationen immer noch folgen, führen dazu, dass Blick und Fokus auf ein Wachstum des Bruttoinlandspro dukts gerichtet sind. Zu oft geben wir uns Schein werten hin und erkennen nicht die wahren Werte wie Nächstenliebe oder Frieden. Wir verkennen insbesondere, welchen Wert eine intakte Umwelt und die Stabilität der Öko systeme für die Zivilisation haben. Doch statt diese Systeme zu erhalten, haben wir mit unse rem Tun dafür gesorgt, dass die BioKapazität des Planeten Erde, seine Fähigkeit, Leben zu ermög lichen, abgenommen hat. Nachhaltigkeit soll te deshalb weitergedacht werden: Es geht nicht mehr darum, das Bestehende zu erhalten, son dern die BioKapazität wieder zu erhöhen. Deshalb setzt sich die Deutsche Gesellschaft Club of Rome für eine lebensfördernde Zu kunft ein, für eine vollständige Neuorientierung Letter 02/22

ZU M N AC H D E N K E N „Wir sollten endlich unsere Ziele und Wertvorstellungen hinterfragen und neu definieren. Denn die Menschen müssen diese Veränderungen auch wirklich wollen.“ 2 6 unseres Denkens und Handelns hin zu einer aufbauenden, regenerativen Ökonomie und hin zu einem Gesellschaftssystem, in dem die Stärkung unserer Ökosysteme, der Gesellschaft und des Menschen die Kriterien sind, an denen wir uns orientieren. Es geht um nicht weniger als Werte wie Empathie, Demut, Respekt, Wert schätzung für das Lebendige und das, was Le bendigkeit erzeugt. Gute Ansätze existieren. Nehmen wir die Stadt Rotterdam. Sie hat jüngst eine naturinklu sive Planung zum Leitmotiv für ihre Entwick lung gemacht. Mit sieben Großprojekten sollen Flächen geschaffen werden, die Tieren Schutz, Nist und Bewegungsmöglichkeiten bieten. Die se Flächen sind natürlich auch Orte der Begegnung für die Menschen. Lebens fördernde, also dem Le ben und der Lebendig keit verpflichtete Städte sind somit nicht nur grüner und ruhiger, die Luft ist auch sauberer und an heißen Tagen hei zen sie sich nicht so stark auf. Wir müssen das Leitbild der menschengerechten Stadt entwi ckeln. Das Leitbild der autogerechten Stadt war ein fataler Irrtum. Technologische Innovationen in allen Be reichen sind für eine lebensfördernde Zukunft unabdingbar. Jeder Abfall, seien es Treibhaus gase wie CO2, Plastikmüll oder Elektroschott, zeugt von Verschwendung. Wir müssen unsere Wirtschaft in eine Kreislaufwirtschaft transfor mieren. Wie können wir unsere Wassernutzung, Mobilität, Energieerzeugung, den Ressourcen verbrauch oder die Ernährung nicht nur weniger schädlich, sondern regenerativ und idealerweise lebensfördernd, also die Umwelt stärkend, um gestalten? Nicht zu vergessen die notwendigen gesellschaftlichen Innovationen, unter anderem im Bereich der Bildung, Gesundheitsvorsorge und Pflege oder der Integration und Beteiligung – sprich: Chancengerechtigkeit. Wir sollten den in „Die Grenzen des Wachs tums“ gegebenen Rat annehmen und endlich unsere Ziele und Wertvorstellungen hinterfra gen und neu definieren. Denn die Menschen müssen diese Veränderungen auch wirklich wol- len. Dafür brauchen wir nicht nur Innovationen im „Außen“, sondern auch im „Innen“. Oder wie Club-of-Rome-Mitgründer Aurelio Peccei 1979 in „No limits to learning“ schrieb: „Die Lösun- gen sind einzig in uns selbst zu suchen.“ Peccei bezeichnete diese Suche als nichts weniger als eine kulturelle Revolution oder als Abenteuer des Geistes. Ist dies nicht notwendiger denn je, vor dem Hintergrund der fortschreitenden Um- weltzerstörung, mehr Hunger und Migration, Letter 02/22

FO O D FO R T H O U G H T der größer werdenden sozialen Ungleichheit oder der zahlreichen kriegerischen Auseinan dersetzungen wie dem russischen Überfall auf die Ukraine? — A complete reorientation How water use, mobility and energy production could help rather than harm the environment – and why this would require a cultural revolution. “Man must explore himself – his goals and values – as much as the world he seeks to change,” is what the Club of Rome wrote in “The Limits to Growth”. With their report, published in 1972, the Club’s founders wanted to encourage people to question the narratives they believed in and followed. And yet to this day we have closed our eyes to the fact that the way we live on Earth risks dramatically worsening the conditions for life on our planet. “A decision to do nothing is a decision to increase the risk of collapse. […] if the global society waits until those constraints are unmistakeably apparent, it will have waited too long,” claims the report that appeared half a century ago. We have now reached this point. A great deal of knowledge about the challenges has been acquired around the world in the mean- time and solutions have been developed. However, we must concede that we are still a long way from seeing the kind of transformation that is so urgently needed. What still appeared abstract and far away 50 years ago is already shaping the reality of our lives today: species extinction and global warming are just two symptoms of how the so-called planet- ary boundaries have been crossed. The concepts that are still being followed, by industrialised na- tions at least, mean that we are focusing our atten- tion on growth in gross domestic product. We too often pursue illusory values rather than recognising true values such as altruism or peace. In particular, we fail to recognise the value that an intact environment and stable ecosystems have for civilisation. Yet rather than preserving 2 7 these systems, we have ensured through our actions that the Earth’s capacity to support life has declined. We should therefore adopt a new approach to the concept of sustainability: it is no longer a question of preserving what we have, but of increasing the planet’s biocapacity again. That is why the German Association for the Club of Rome is committed to a future that will sup- port life, and to a complete reorientation of the way we think and act that will involve us embracing a constructive and regenerative economy and a social system in which strengthening our ecosystems, society and humankind are the criteria that guide us. It is about nothing less than values such as em pathy, humility, respect, appreciation for life and for that which creates life. Good approaches do exist. Take the city of Rot- terdam, for example. It recently adopted nature-in- clusive planning as the guiding philosophy for its development. Seven major projects are to create areas that will provide animals with opportunities for refuge, nesting and movement. Naturally, these spaces will also allow people to come together. Life-supportive cities, that is to say cities that are committed to life and vitality, are thus not only greener and more peaceful; they also have clean- er air and do not heat up so much on hot days. We must develop the concept of cities designed for people. The concept of cities designed for cars was a fatal error. Technological innovations in all areas are essential for a life-supportive future. Any kind of waste product, be it greenhouse gases such as CO2, plastic waste or electric waste, is evidence of how we are squandering resources. We must transform Lette r 0 2 / 2 2

ZU M N AC H D E N K E N „We should at last begin questioning and redefining our goals and values. After all, people must also really want these changes.“ 2 8 the way we live to create a circular economy. How can we change our water use, mobility, energy pro- duction, resource consumption or food to make it not only less harmful but actually regenerative and, ideally, life-supporting, i.e. strengthening the en- vironment? We also need societal innovations, in areas such as education, health and nursing care, and integration and participation – that is to say equal opportunities. We should take the advice given in “The Limits to Growth” and at last begin questioning and redefining our goals and values. After all, people must also really want these changes, which is why we need not only innovations on the “outside”, but also on the “inside”. Or, as Club of Rome co-found- er Aurelio Peccei wrote in “No limits to learning” in 1979: “Any solutions can be sought nowhere else but within ourselves.” Peccei described this search as nothing less than a cultural revolution or an adventure of the spirit. Is this not more vital than ever against the backdrop of continued en- vironmental destruction, increasing hunger and migration, growing social inequality or the numer- ous military conflicts such as Russia’s attack of Ukraine? — Prof. Dr. Mojib Latif leitet die For- schungseinheit Maritime Meteorologie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Seit 2017 ist der bekannte Klimaforscher Präsident der Deutschen Gesellschaft Club of Rome. Der ehemalige DAAD-Geförderte verant- wortete von 1995 bis 1999 den projektbezogenen Personen- austausch zwischen dem Max-Planck-Institut für Meteorolo- gie in Hamburg und der Universität Oxford. Professor Mojib Latif is head of the research unit Marine Meteorology at GEOMAR Helmholtz Centre for Ocean Research in Kiel. The well-known climate scientist has been president of the German Association for the Club of Rome since 2017. A former DAAD grantee, he was responsible for project- related personal exchange between the Max Plank Institue for Meteorology, Hamburg, and the University of Oxford from 1995 to 1999. DIE ILLUSTRATION Die beste aller Welten: Die Energie stammt aus erneu- erbaren Energien, die Mobilität ist grün und effizient. Menschen leben in begrünten Häusern, die gleichzeitig Räume für Biodiversität bieten, im Einklang mit der Na- tur. Vertikale Gärten und Microfarming unterstützen die Nahrungsmittelproduktion und halten die Lieferketten in den lokalen Handel kurz. Die Pflanzen sorgen zudem für gute Luft und eine natürliche Kühlung der Häuser. Schwimmende Halbkugeln nach dem Vorbild von Rot- terdam erweitern den Wohnraum auf das Wasser – ein Szenario für den Fall, dass der Meeresspiegel infolge des Klimawandels weiter ansteigt. Die Menschen leben in- klusiv miteinander, alle können teilhaben. Illustrator Florian Bayer ist bekannt für seine Arbeiten im Bereich Editorial- und Buchillustration und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet. Er unterrichtet an der Hoch- schule für angewandte Wissenschaften in Würzburg. THE ILLUSTRATION The best of all worlds: energy comes from renewable sources, and mobility is green and efficient. People live in houses covered with greenery, providing space for bio- diversity in harmony with nature. Vertical gardens and micro farms support food production and ensure short sup- ply chains to local shops. In addition, the plants keep the air clean and cool buildings naturally. Floating hemi- spheres inspired by the Rotterdam model provide addition- al living space on water – a scenario that could really come into its own if sea levels rise further as a result of climate change. People live together in inclusive communities in which everyone has the chance to participate. The illustrator Florian Bayer is well known for his editorial and book illustrations and has won a number of awards for his work. He teaches at the University of Applied Sciences in Würzburg. Letter 02/22 c e b z a J l i r i C : 9 2 . S , r e n i e t S a n i t s i r K : 8 2 . S

I N A KT I O N 3 0 Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge ist seit 2020 Direktorin des German Institute of Development and Sustainability (IDOS) und Professorin für Globale Nach- haltige Entwicklung an der Universität Bonn. Davor lehrte sie Sozialwissen- schaften in den marinen Tropen an der Universität Bremen und war Abteilungs- leiterin am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung in Bremen. Professor Anna-Katharina Hornidge has been director of the German Institute of Development and Sustainability (IDOS) and professor of global sustainable development at the University of Bonn since 2020. Previously she taught social sci ences in the marine tropics at the University of Bremen and was depart- ment head at the Leibniz Centre for Tropical Marine Research in Bremen. rofessorin AnnaKatharina Hornidge hat es oft eilig. Um 8:00 Uhr biegt sie mit dem Fahrrad in die Lennéstraße in Bonn ein für ihren ersten Termin heute: eine Vorlesung zur Entwicklungssoziologie. „Ent- wicklungstheorie und -politik in ihrer Umset- zung“ steht auf dem kleinen Raumplan neben der Hörsaaltür. „Ich muss hier schnell noch ein paar Sachen aufbauen, damit unsere internatio- nalen Studierenden an der Vorlesung teilnehmen können“, erklärt die Soziologin und steigt auf einen Stuhl, um den Beamer zu erreichen. „Hier fehlt noch ein Kabel.“ Keine drei Stunden später wird sie ein virtuelles Meeting mit Vertretern und Vertreterinnen der G7-Staaten leiten, eine ihrer zehn Promovierenden beraten und anschließend an einem Coaching für Führungskräfte teilneh- men. Eine Frau. Ein Fahrrad. Viel zu tun. Die DAAD-Alumna ist seit 2020 Direktorin des German Institute of Development and Sus- tainability (IDOS), ehemals das Deutsche Institut Letter 02/22

Die Zukunfts forscherin Globale Megatrends wie die Klimakrise oder das Artensterben sind ihr Tagesgeschäft: DAAD-Alumna und Direktorin des German Institute of Development and Sustainability (IDOS) Professorin Anna-Katharina Hornidge will die Zukunft nachhaltiger und fairer gestalten. Text: Christina Iglhaut Fotos/photographs: Tim Wegner 3 1 für Entwicklungspolitik (DIE), und Professorin für Globale Nachhaltige Entwicklung an der Uni versität Bonn. Während ihrer Studienzeit ging sie als DAADStipendiatin mehrfach ins Ausland. „Diese Aufenthalte haben mich sehr geprägt“, sagt sie. Bis heute spiele Austausch eine wichtige Rolle für ihre Arbeit. „In meiner Forschung setze ich mich damit auseinander, wie Wissen produ ziert und weitergegeben wird und welche Rolle unterschiedliche Wissensbestände in der Bewäl tigung globaler Herausforderungen spielen.“ Sie beschäftige sich mit globalen Megatrends wie der Klimakrise oder dem Artensterben und der Fra- ge, wie Deutschland zur Bewältigung der Krisen beitragen kann. „Wir befinden uns in einer Zeit wachsender, miteinander verbundener Krisen. Sie können nur durch transnationale Kooperation bewältigt werden“, erklärt die Soziologin. Was dabei wichtig ist, bespricht sie heute auch mit ihren Studierenden. Hornidge be- richtet, dass viele Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas kritisieren, dass die Transfor- mation zur Nachhaltigkeit von Ländern Europas oder Nordamerikas vorgegeben würde und die betroffenen Länder zu wenig Mitspracherecht hätten. „Wir müssen gemeinsam über globale Krisen diskutieren und gemeinsam Entscheidun- gen treffen. Viele Vertreterinnen und Vertreter dieser Länder sagen zu Recht: ‚Wenn ihr koope- rieren wollt, dann bitte auf Augenhöhe‘.“ IDOS bringt Forschung, Politikberatung und Ausbildung zusammen Internationale Kooperationen auf Augenhö- he haben auch am IDOS höchste Priorität. Das Institut mit Sitz in der UN-Stadt Bonn zählt weltweit zu den führenden Forschungsinstitu- ten zu Fragen globaler nachhaltiger Entwick- lung. „Wir untersuchen dabei ein sehr breites Themenspektrum: Es geht um politische Re- gimeausgestaltung, Migrations- und Konflikt- forschung, globale Handelssysteme, um Klima-, Letter 02/22

I N A KT I O N „Wir befinden uns in einer Zeit wachsender, miteinander verbun dener Krisen, die sowohl ökologischer, politischer, sozialer und auch wirtschaft licher Natur sind.“ Biodiversitäts- und Meerespolitik sowie Wasser- management. Immer mit dem Ziel, Transforma- tionsprozesse in Richtung mehr Nachhaltigkeit wissenschaftlich zu unterstützen“, erklärt die IDOS-Direktorin. Außerdem gibt es im IDOS eine eigene Abteilung, die sich mit Wissenskoope- rationen auseinandersetzt, hier wird das multi- laterale System untersucht. Dort angesiedelt ist auch das Postgraduiertenprogramm des IDOS, das Masterabsolventinnen und -absolventen um- fassend auf den Berufseinstieg in der interna- tionalen Zusammenarbeit vorbereitet. „Wir sind Wissenschaftsinstitut und Thinktank. Das ist wichtig, weil wir einerseits langfristige, empi- risch basierte Forschungsprojekte durchführen, und andererseits immer Wege suchen, unsere Forschungsergebnisse in politische Beratungsfor- mate zu gießen. Unsere Forschung soll entschei- dungsrelevant sein“, sagt Hornidge, legt ihren L e tte r 0 2 / 2 2

I N ACT I O N Fahrradhelm auf ihren Schreibtisch und nimmt dahinter Platz. In dem Regal an der Wand stehen zahlrei che Bücher über Singapur – ein Land, das sie durch ihren vom DAAD geförderten Auslands aufenthalt kennenlernte. Außerdem ein Foto von Hornidge beim Think7Gespräch im Kanz leramt, neben ihr Bundeskanzler Olaf Scholz. Der Think7Prozess ist ein Zusammenschluss führender Thinktanks aus den G7Ländern, die gemeinsam forschungsbasierte politische Empfehlungen zur Unterstützung der G7Präsi dentschaft entwickeln. Während der deutschen G7-Präsidentschaft 2022 erhielt IDOS gemeinsam mit der Global Solutions Initiative vom Kanzler- amt das Mandat für den Vorsitz des Prozesses. „Think7 bringt über 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtun- „Ich muss forschen! Das ist das, was mich antreibt und motiviert. Es ist extrem wichtig, immer wieder rauszu- kommen, in andere Länder, ins Feld.“ gen zusammen, um für die internationale Politik konkrete und nachhaltige Handlungsempfehlun- gen zu entwickeln. Heute übergeben wir unseren Think7-Vorsitz an Japan, das 2023 die G7-Präsi- dentschaft innehat“, und schon startet die IDOS- Direktorin das virtuelle Meeting. Neben den virtuellen Treffen, der Politikbe- ratung und der Lehre ist Hornidge eines beson- ders wichtig: Zeit für die eigene wissenschaft- liche Arbeit. „Ich muss forschen! Das ist das, was mich antreibt und motiviert. Es ist extrem wichtig, immer wieder rauszukommen, in an- dere Länder, ins Feld.“ In Ost-Indonesien habe ihr zum Beispiel in einem aus lokalen Materia- lien gebauten Häuschen eine Kleinbäuerin er- klärt, wie man Mais so verstaut, dass er die ge- samte Regenzeit über frei von Ungeziefer bleibt, gut gelagert wird und so die Familie ernährt. In Tadschikistan zeigte ihr ein lokaler Landwirt, wie er Obstbäume veredelt und wie dieses landwirt- schaftliche Wissen von seinem Großvater an ihn weitergegeben wurde. „Ich will mit meiner Arbeit dazu beitragen, dass wir besser über Ländergren- zen hinweg kooperieren und mit unseren natür- lichen Ressourcen sparsamer und nachhaltiger umgehen. Diese Erfahrungen vor Ort zeigen mir immer wieder den Wert von Austausch und die Dringlichkeit von ständigem Perspektivwechsel. Das versuche ich auch meinen Studierenden mit auf den Weg zu geben.“ — 33 The futurologist Global megatrends such as the cli- mate crisis or species extinction are her day-to-day business: Professor Anna-Katharina Hornidge, DAAD alumna and director of the German Institute of Development and Sus- tainability (IDOS), is working for a more sustainable and fairer future. Professor Anna-Katharina Hornidge is often in a hurry. At 8:00 am, she arrives on her bike at Lenné- strasse in Bonn in time for her first appointment of the day: a lecture on development sociology. “Putting development theory and policy into prac- tice” is written on the small room plan hanging next to the lecture theatre door. “I just have to set up a few things quickly so that our international Letter 02/22

3 4 I N A KT I O N “We are living in an era of growing and interconnected crises of an ecological, political, social and economic nature.” students can attend the lecture,” the sociologist explains, climbing up onto a chair to reach the beam- er. “There’s a cable missing here.” Less than three hours later, she will be chairing a virtual meeting of G7 representatives, giving some advice to one of her ten PhD students and then taking part in a coaching seminar for managers. The DAAD alumna has been the director of the German Institute of Development and Sustainabil- ity (IDOS), formally known as the German Develop- ment Institute (DIE), as well as a professor of global sustainable development at the University of Bonn, since 2020. While at university, she spent several pe- riods of time abroad on a DAAD scholarship. “These stays had a considerable influence on me,” she says. To this day, exchange plays an important role in her work. “In my research, I explore how knowledge is produced and disseminated, and what role different forms of knowledge play in tackling global challeng- es.” She looks at global megatrends such as the cli- mate crisis or species extinction, and considers how Germany could contribute to overcoming these cri- ses. “We are living in an era of interconnected crises of an ecological, political, social and economic nature. These crises can only be managed through transna- tional collaboration,” the sociologist explains. She will also be discussing with her students today what is important in this context. Hornidge reports that many countries in Africa, Asia and Latin America criticise how Europe and North America dictate how the transition to sustainability should Mehr über Professorin Anna-Katharina Hornidge und ihre Arbeit finden Sie auf unserem Videokanal. Get to know Professor Anna-Katharina Hornidge in this video and accompany her during a day’s work. SCAN ME www.youtube.com/ watch?v=wo_ihpOdbZw take place, complaining that they themselves have too little say in the matter. “We must engage in joint discussions about global crises, and take decisions together. Many representatives of these countries rightly say: ‘If you want cooperation, then let it be on an equal footing’.” IDOS brings research, policy advice and training together International cooperation on a level playing field is also the top priority at IDOS. Based in the UN city of Bonn, the institute is one of the world’s leading think tanks for global sustainable development. “We study a very broad spectrum of topics: the forms taken by different political regimes, migration and conflict research, global trade systems, climate, biodiversity and marine policy, and water manage- ment. And our goal is always to provide scientific support for processes of transition towards greater sustainability,” explains the IDOS director. There is even a dedicated department at IDOS that explores knowledge collaborations, focusing on the multilat- eral system. The same department is also home to the IDOS post-graduate programme, which prepares master’s graduates for a career in international co- operation. “We are a research institution and think tank. That is important, for on the one hand we run long-term empirically based research projects, and on the other, we are always looking for ways to pack- age our research findings into policy advice formats. We want our research to have decision-making rel- evance,” says Hornidge, placing her bike helmet on her desk and sitting down behind it. The shelf on the wall contains numerous books about Singapore – a country that made a lasting impression on her when she spent time there on a DAAD scholarship. There is also a photograph of Hornidge – next to Chancellor Olaf Scholz – tak- ing part in Think7 talks at the Federal Chancellery. Think7 is a group of leading think tanks from G7 countries that jointly develop research-based policy recommendations to support the G7 presi dency. During Germany’s G7 presidency in 2022, IDOS, together with the Global Solutions Initiative, was tasked by the Chancellery with chairing the process. “Think7 brings over 300 scientists and academ- ics from different disciplines together to develop concrete and sustainable action recommendations for international policy. Today we will be handing Think7 over to Japan, which will hold the G7 pres- idency in 2023,” says the IDOS director, getting the virtual meeting underway without further ado. Letter 02/22

I N ACT I O N “I must do research! That is what drives and motivates me. It is extremely import ant to get away to other countries, into the field, from time to time.” In addition to such virtual meetings, advising pol- icymakers and teaching, one thing is particularly important to Hornidge: having time for her own academic work. “I must do research! That is what drives and motivates me. It is extremely import- ant to get away to other countries, into the field, from time to time.” In East Indonesia for example, a smallholder explained to her in a hut built using local materials how corn can be stored in such a way as to ensure that it remains free of vermin through- out the wet season and can thus be used to feed her family. A local farmer in Tajikistan showed her how he grafts fruit trees, telling her that this knowledge had been passed down to him from his grandfather. “I want my work to help us better collaborate across national borders, allowing us to use our natural resources more sparingly and sustainably. Such experiences at the grassroots level highlight the value of exchange and the vital need to constantly view things from different perspectives. This is also something I try to convey to my students.” — Letter 02/22

KO M PA KT 3 6 Recht und Nachhaltigkeit Den Einsatz für die Umwelt hat sich Tamara Reiter zum Ziel gesetzt. Dabei gibt ihr der neu konzipierte Masterstudiengang Recht und Nach- haltigkeit in Europa, den sie an der Universität Utrecht in den Niederlanden absolviert, wich- tige Werkzeuge an die Hand: „Der Studiengang befasst sich mit der Frage, wie die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten auf die Heraus- forderungen von nachhaltiger Entwicklung in einem globalisierten Kontext reagieren. Dabei lerne ich auch, welche Rolle das nationale Recht bei der Umsetzung des europäischen Rechts zur Nachhaltigkeit spielt“, sagt Reiter. Europäische Rahmenrichtlinien, die einheitliche Ordnungs- rahmen für alle Mitgliedsstaaten vorgeben,be- dürfen beispielsweise gegebenenfalls einer Um- setzung in das jeweilige nationale Rechtssystem. Reiter beschäftigt sich auch mit der soge- nannten „Green Transition“, also mit dem Über- gang zu nachhaltigen Energien und wie dieser unter Einbeziehung der Menschenrechte sozial gerecht gestaltet werden kann. „Ich sehe in dem praxisorientierten und interdisziplinären Stu- diengang eine gute Voraussetzung für eine inter- nationale Karriere im Bereich Umweltschutz“, sagt Reiter. „Zudem versetzt er mich in die Lage, das Leben heutiger und künftiger Generationen potenziell verbessern zu können.“ Über ihre Er- lebnisse in den Niederlanden berichtet Tamara Reiter als Correspondent der DAAD-Kampagne „Studieren weltweit – ERLEBE ES!“. „Ich habe mich bereits vor einigen Jahren während meines Erasmus+ Aufenthalts in Valencia in Spanien als Correspondent für die Initiative engagiert“, sagt sie. „Ich finde es immer noch sehr inspirierend, andere zu einem Auslandsaufenthalt zu ermuti- gen, da diese Erfahrung uns als Menschen wach- sen lässt. Ich habe Dinge gelernt, die man in keinem Vorlesungssaal vermittelt bekommt.“ — Law and sustainability Tamara Reiter has made environmental commit- ment her goal. The new master’s degree course in Law and sustainability in Europe that she is taking at Utrecht University in the Netherlands will equip her with some valuable tools in this context: “The course explores how the European Union and its member states are reacting to the challenges posed by sustainable development in a globalised context. I am also learning what role national law plays in implementing European law on sustaina- bility,” explains Reiter. European framework directives that set a uniform regulatory framework for all member states may need to be transposed into the respective national legal system. Reiter is also studying the so-called green transition to renewable energies and how this can be achieved in a socially just manner, taking human rights into account. “I believe that this practice-oriented and interdisciplinary degree course will help pave the way for me to embark on an international career in the area of environmen- tal protection,” says Reiter. “What is more, it puts me in a position that can potentially improve the lives of today’s and future generations.” As a correspondent for the DAAD’s campaign “Studier- en weltweit – ERLEBE ES!” (Study worldwide – EXPERIENCE IT!), Tamara Reiter is reporting on her experiences in the Netherlands. “A few years ago, during my Erasmus+ stay in Valencia in Spain, I already worked as a correspondent for the initiative,” she says. “I still find it very inspiring to encourage others to spend a period of time abroad, as it is an experience that helps one to grow as a person. I have learnt things I would never have been taught in a lecture hall.” — www.studieren-weltweit.de/welt-erleben/ tamara-niederlande Letter 02/22

I N B R I E F Grüne Energie im Amazonasbecken Die Dörfer indigener Gemeinschaften im Ama zonasbecken liegen verstreut und schwer zu gänglich im Regenwald. An das reguläre Strom netz angeschlossen sind die meisten von ihnen nicht. „Die Vorhaben scheitern am politischen Willen und der Isolation der Menschen im Ama zonasgebiet“, sagt DAADAlumnus Dr. José Jara aus Ecuador. Dabei wäre gerade eine zuverlässi ge Stromversorgung für die Bewohnerinnen und Bewohner elementar: Sie stellt die Grundversor gung der Menschen sicher und schafft unter an- derem alternative Erwerbsmöglichkeiten. Eine Lösung des Problems verspricht die dezentrale ländliche Elektrifizierung: Strom wird hier lokal, das heißt durch die einzelnen Haushalte mittels erneuerbarer Energiesysteme erzeugt. In seiner Forschung beschäftigt sich Jara mit der Frage, wie nachhaltig diese Form der Elektrifizierung für die untersuchten Gemeinden ist. „Für die Gemeinschaften ist es wegen der Sprachbarriere und einem Mangel an Bildung oft schwierig, die Technologien zu verstehen“, erklärt der Ingenieur. „Deshalb führe ich Inter- views mit den Nutzerinnen und Nutzern, um sie in die Projekte einzubeziehen und ihre Bedürf- nisse zu berücksichtigen.“ Zudem arbeitet er mit geografischen Informationssystemen daran, indigene Siedlungen zu lokalisieren und vielver- sprechende erneuerbare Energiequellen und -standorte für Wind- und Solarenergie sowie Wasserkraft in Ecuador zu erfassen. Jara, der an der Universidad del Azuay in Cuenca die For- schungsgruppe Energiewissenschaften (CIENER) leitet und als wissenschaftlicher Botschafter 3 7 des DAAD die Zusammenarbeit mit deutschen Hochschulen unterstützt, hat einen großen Teil seines akademischen Werdegangs Projekten für er neuerbare Energien in seinem Heimatland Ecuador gewidmet. Er war auch beim Bau und Betrieb des ersten ecuadorianischen Wind- parks auf Galapagos und in der Provinz Loja beteiligt. — Green energy in the Amazon basin Scattered throughout the rainforest, the villages of indigenous communities in the Amazon basin are dif- ficult to access. Most are not connected to the mains power network. “Any attempts to improve electrical infrastructure fail due to a lack of political will and due to the remoteness of the people in the Amazon region,” says DAAD alumnus Dr José Jara from Ecua- dor. And yet a reliable power supply is vital for the re- gion’s inhabitants: it would help ensure their basic needs were met, as well as create alternative employ- ment opportunities. Decentralised rural electrifica- tion is one way to solve the problem: this involves electricity being generated locally by individual households using renewable energy sources. In his research, Jara is looking at how sustain- able this form of electrification is for the communities under study. “It is often difficult for the communities to understand the technologies because of the lan- guage barrier and a lack of education,” the engineer explains. “That’s why I conduct interviews with the users to involve them in the projects and take their specific requirements into account.” In addition, he is using geographical information systems to locate indigenous settlements and identify promising re- newable energy sources and sites for wind, solar and hydroelectric power in Ecuador. Jara, who heads the Energy Sciences Research Group (CIENER) at the Uni- versity of Azuay in Cuenca and supports collabora- tion with German universities as one of the DAAD’s research ambassadors, has devoted a considerable part of his academic career to renewable energy projects in his home country of Ecuador. He was also involved in building and operating the first Ecua- dorian wind farm on the Galapagos Islands and in Loja Province. — Letter 02/22

KO M PA KT 3 8 Die Bedeutung des Bisons für Nordamerika Bisons haben in Nordamerika eine wichtige ökologische und kulturelle Bedeutung. Die Ka- nadierin Dr. Brianne Altmann erforscht als Sti- pendiatin des DAAD-Programms Postdoctoral Researchers International Mobility Experience (PRIME) an der Universität Kassel, wie Natur und Gesellschaft davon profitieren könnten, wenn der Amerikanische Büffel in der freien Wildbahn wieder verbreitet wäre. „Das Bison diente indi- genen Gemeinschaften einst als Hauptnahrungs- quelle und als Weidetier zum Erhalt des Gras- landes. Durch die Ausrottung durch europäische Siedler wurde die ökologische Rolle weitgehend von Rindern übernommen“, erläutert Altmann. „Die Wiederbesiedlung von Bisons ist für indige- ne Völker ein Akt der Rückgewinnung von Natur, Kultur und Ernährungssouveränität.“ Für ihr Forschungsprojekt „Das Bison – das Bindeglied zwischen Ernährungssouveränität und Nachhal- tigkeit“ kooperiert Altmann mit Forschenden des kanadischen Bundesministeriums für Landwirt- schaft und Agrarlebensmittel. Ziel ist es, west- liche und indigene Perspektiven auf Bisons zu- sammenzubringen. Auch soziale und ökologische Ungerechtigkeiten sollen abgeschwächt werden. Eine positive Entwicklung ist schon absehbar: „In Kanada existieren bereits über eintausend Bison- farmen“, sagt Altmann. Viele Indigene arbeiten daran, dass Bisons in ihrem historischen Ver- breitungsgebiet wieder heimisch werden. „Das wirkt sich positiv auf die Biodiversität und Wider- standsfähigkeit der Prärie aus.“ Zudem könnte der Export von Bisonfleisch mit geschützten geografischen Angaben eine souveräne Lebensgrundlage sichern. Das euro päischkanadische Wirtschafts und Handelsab kommen EUKanada (CETA) sehe die zollfreie Einfuhr von bis zu 3.000 Tonnen Bisonfleisch vor: „Das schafft für die indigenen Produzenten eine Gelegenheit, einen ersten internationalen Markt- zugang außerhalb Amerikas zu erhalten.“ — The importance of the bison for North America Bison play an important ecological and cultural role in North America. On a scholarship from the DAAD’s Postdoctoral Researchers International Mobility Ex- perience (PRIME) programme, Dr Brianne Altmann from Canada is pursuing research at the University of Kassel to discover how nature and society could bene fit if the American buffalo were to become wide- spread again in the wild. “The bison used to be the primary source of food for indigenous communities and preserved grasslands through their grazing. Their ecological role was largely taken over by cattle when they were hunted close to extinction by Euro- pean settlers,” explains Altmann. “For indigenous peoples, the repopulation of bison is a means of re- gaining nature, culture and food sovereignty.” For her research project “The bison – the link between food sovereignty and sustainability”, Altmann is collabor- ating with researchers from the Canadian Depart- ment of Agriculture and Agri-Food. The aim is to bring together Western and indigenous views of bi- son, while reducing social and ecological inequalities at the same time. There are already signs of positive development: “Over 1,000 bison farms now exist in Canada,” explains Altmann. Many indigenous people are working to repopulate bison in their traditional habitats. “This has a positive impact on the biodiver- sity and resilience of the prairie.” Furthermore, the export of bison meat with protected geographical indications could form the basis of an independent livelihood for indigenous people. The EU-Canada Comprehensive Economic and Trade Agreement (CETA) provides for the duty-free import of up to 3,000 tons of bison meat: “This creates an opportunity for indigenous produc- ers to obtain their first access to an inter national market outside America.” — Letter 02/22

I N B R I E F „Im polnischen Jawor produzieren wir Motoren und Elektromotoren und gestalten dabei die gesamte Wertschöpfungskette CO2-neutral. Das Werk wird dabei mit erneuerbarer Energie betrieben: Den Strom gewinnen wir aus Windkraft, Wärme aus Biomasse und Biogas. Darüber hinaus haben wir ein innovatives Energie- managementsystem implementiert und damit die Beleuchtung, Prozesswärme, Kühlung, Belüftung sowie das Wasser und Abwasser optimiert. Allein im vergangenen Jahr konnten dadurch 55.000 Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden.“ “In the town of Jawor in Poland, we pro- duce conventional and electric engines and ensure that the entire value chain is carbon-neutral. The factory is run using renewable energies: we generate our electricity from wind power and our heat from biomass and biogas. In addition, we have implemented an innovative energy management system to optimise lighting, process heat, cooling, ventila- tion, water and waste water. Last year alone this enabled us to save 55,000 tons of carbon emissions.” z n e B - s e d e c r e M : 9 3 . S , t a v i r p : 8 3 , 7 3 , 6 3 . S : r e d l i B , r e d n ä f P a n i t s i r h C : e t x e T 39 DAAD-Alumna Dr. Ewa Łabno-Falęcka, Leiterin der Abteilung Unternehmens- kommunikation und Auswärtige Angelegenheiten der Mercedes-Benz- Produktionsstätte Jawor. DAAD alumna Dr Ewa Łabno-Falęcka, Head of the Department of Corporate Communication and Foreign Affairs at the Mercedes Benz production facility in Jawor. Letter 02/22

I N ACT I O N Dr. Víctor Ávila Åkerberg ist Ökologe, DAAD- Alumnus und erfolgreicher Filmemacher. Dr Víctor Ávila Åkerberg is an ecologist, DAAD alumnus and successful filmmaker. 4 1 ie menschliche Nutzung natürlicher Ressourcen hat meist negative Auswirkungen auf die bio- logische Vielfalt, und eine nachhaltige Nutzung führt zu mehr Schutz dieser Vielfalt – das ist ein grundsätzlich gut erforschter Zusammenhang. Aber wie kann man dieses Wissen in konkreten Fällen erfolgreicher an die Menschen vermit- teln? 2020 hatte der mexikanische Ökologe Dr. Víctor Ávila Åkerberg dazu eine besondere Idee: Er produzierte zwei Dokumentarfilme – den einen 2020 zu Abwassermanagement und den anderen 2021 zur Bedeutung des sogenann- ten „Wasserwaldes“ in Zentralmexiko. Beide Dokumentationen wurden inzwischen weltweit auf einschlägigen Dokumentarfilmfestivals gezeigt und ausgezeichnet. Eine schaffte es auf den ersten Platz des Nationalen Wettbewerbs für wissenschaftliche Bilder in Mexiko. Ein Team weltweit engagierter DAAD-Alumni Hinter den Filmen „Agua pasa por tu casa“ („Wasser fließt durch dein Haus“) und „Xänthe Dehe“ („Wasserwald“) stecken nicht nur die Ideen von Ávila Åkerberg und seiner Frau Tanya González Martínez, die an der Christian-Alb- rechts-Universität zu Kiel ein Masterstudium absolviert hat. Auch der Regisseur Adrián Arce sowie das interdisziplinäre und multikulturelle Netzwerk von Wissenschaftlerinnen und Wis senschaftlern SSiABioS (Scientists and Society in Action for Biodiversity and Sustainability) sind maßgeblich daran beteiligt. SSiABioS be steht zum größten Teil aus DAADAlumnae und Alumni aus Lateinamerika, Europa, Asien und Afrika, die sich 2016 zum ersten Mal in Berlin auf einer Sommerschule trafen. SSiABioS hat sich zur Aufgabe gemacht, für eine nachhalti ge Nutzung natürlicher Ressourcen die nötigen wissenschaftlich fundierten Informationen be reitzustellen und Gesellschaft und Politik über das eigene Expertennetzwerk zu beraten. In den Jahren 2020 und 2021 hatte Ávila Åkerberg für diese Gruppe je ein AlumniSeminar mit Unter stützung des Deutschen Akademischen Aus tauschdiensts zum Thema ökologische Nach haltigkeit organisiert. Aus beiden Treffen ging jeweils ein Dokumentarfilm hervor. „Mithilfe der weltweit gezeigten Dokumen- tarfilme erfährt unser aller Forschungsarbeit rund um Nachhaltigkeit und Biodiversität nun eine weitaus größere Wahrnehmung“, sagt Ávila Åkerberg. Der DAAD-Alumnus promovierte in Freiburg im Breisgau und forscht und lehrt heu- te am Institut für Agrarwissenschaften der Uni- versidad Autónoma del Estado de México, einer g r e b r e k Å a l i v Á r o t c í V : 3 4 , 2 4 , 1 4 . S , n o t s r u h T p i l i h P / k c o t S i : 0 4 . S Letter 02/22

I N ACT I O N staatlichen Universität im Bundesstaat Mexiko. Der Dokumentarfilm „Agua pasa por tu casa“ widmet sich der Bedeutung von besserem Ab- wassermanagement selbst in einfachen ländlichen Lebenszusammenhängen. Der Film über den Wasserwald („Bosque de Agua“, in der Otomí-Sprache auch „Xänthe Dehe“ genannt) liegt Ávila Åkerberg besonders am Herzen. „Diese große Region versorgt rund 25 Millio- nen Menschen mit Wasser.“ Diese Ressource zu schützen, die Bedeutung der Region in Gesell- schaft und Politik zu kommunizieren und die Menschen besser darüber aufzuklären, was zum Beispiel passiert, wenn man die sensiblen Kreisläufe im Wasserwald so sehr stört, dass der Regen wegbleiben würde, sei extrem wichtig. „Die mit DAAD-Unterstützung gedrehten Filme, die nun weltweit auf Festivals laufen, helfen uns bei dieser Arbeit außerordentlich.“ — “And: Action!” DAAD alumnus receives awards for two documentary films. Our use of natural resources tends to have a nega- tive impact on biodiversity, whereas sustainable consumption leads to better protection of this diversity – this is a well-researched correlation. But how can this message be conveyed to people more successfully in concrete situations? In 2020, the Mexican ecologist Dr Víctor Ávila Åkerberg had a rather unusual idea: he produced two documen- taries – a film in 2020 about wastewater manage- ment, and another in 2021 about the importance of the so-called “Water Forest” in Central Mexico. Both documentaries have meanwhile been shown and won awards at relevant film festivals around the world. One even came first in the National Competition for Scientific Images in Mexico. flows through your house”) and “Xänthe Dehe” (“Water Forest”). The director Adrián Arce and the inter disciplinary and multicultural SSiABioS network (Scientists and Soci ety in Action for Biodiversity and Sustainability) also played a key part. SSiABioS is made up predominantly of DAAD alumnae and alumni from Latin America, Europe, Asia and Africa who met for the first time at a summer school in Berlin in 2016. The network of experts is committed to make available the scientifically founded information needed to ensure the sustainable use of natural resources and to advise society and policymakers. With the support of the German Academic Exchange Service, Ávila Åkerberg had organised two alumni seminars for this group – one in 2020 and one in 2021 – on the subject of ecological sustainability. Each of the meetings resulted in a documentary film. “Thanks to these documentaries, which have been shown all over the world, our research work on sustainability and biodiversity is now enjoying a much higher profile,” says Ávila Åkerberg. The DAAD alumnus did his PhD in Freiburg im Breisgau and today researches and teaches at the Institute of Agricultural Sciences at Universidad Autónoma del Estado de México, a state university in the State of Mexico. The documentary “Agua pasa por tu casa” highlights the importance of better waste- water management even in rural settings. The film about the Water Forest (“Bosque de Agua”, known as “Xänthe Dehe” in the Otomí language) is par- ticularly close to Ávila Åkerberg’s heart. “This large region supplies water to around 25 million people.” He believes it is extremely important to protect this resource, to communicate the region’s signif icance to society and policymakers and to better educate people about what would happen, for example, if the sensitive cycles in the Water Forest were dis- rupted to such an extent that it would no longer rain there. “The films, which we made with the DAAD’s support and are now being screened at festivals worldwide, are helping us hugely with this work.” — Weitere Informationen / More information: A team of committed DAAD alumni worldwide Ávila Åkerberg and his wife Tanya González Martínez, who graduated with a master’s degree from Kiel University, are not the only people behind the films “Agua pasa por tu casa” (“Water www.youtube.com/watch?v=ASrDMWEKC9A “Xänthe Dehe” (“Bosque de Agua”) 2021 / Spanish with English subtitles. www.youtube.com/watch?v=kkoLd3mewoQ “Agua pasa por tu casa” (2020) / Spanish Letter 02/22 4 3

I N D I A LO G U E Shaktiman Singh: Martha, erinnerst du dich an 2019, als wir in Schweden im Team für eine Feldforschung zur Forschungsstation Abisko nahe am Polarkreis gefahren sind? Wir haben Gletscher kartiert und du warst meine erste, richtig gute Praktikantin. Unser Team hatte einen wunderbaren Austausch. Martha Schuchardt: Und wie ich mich erin- nere! Ich war so froh, gleich zu Beginn meines Studiums über ein DAAD-Stipendium die Chan- ce zu bekommen, in die Arbeit einer internatio- nalen Forschungsgruppe einzutauchen. Das war der Anfang von viel mehr für mich: Du hast als Zweitgutachter schließlich meine Bachelorarbeit zur Analyse von Langzeitwetterdaten betreut. Außerdem wusste ich nach den drei Monaten genau, wohin ich in der Wissenschaft will: Fern- erkundung an der Schnittstelle zu Polar- und Gletscherforschung. Shaktiman Singh: Das freut mich sehr. Du hattest damals bereits viel Wissen mitgebracht. Ich schätze sehr, mit wie vielen Fähigkeiten ge- rade meine Studierenden aus Deutschland kom- men, zum Beispiel mit einem wichtigen techno- logischen Wissen aus Studium und Alltag. k c o t S i : 7 4 - 4 4 . S „In meiner Karriere habe ich eines gelernt: Der Austausch von Menschen ist Austausch von Wissen.“ 4 5 Martha Schuchardt: Ich möchte behaupten, du hast mein Wissen aus mir herausgearbeitet – durch deine fachliche und menschliche Offen heit, deine respektvolle Kommunikation und deine Wertschätzung mir gegenüber. Erst im Austausch habe ich erkannt, dass ich tatsächlich fachlich schon etwas kann. Ein Geografie-Studi- um ist in Deutschland sehr interdisziplinär, und man weiß anfangs nicht so recht, ob man jetzt alles oder nichts kann. Das Praktikum bei dir in Schweden hat mir auf vielen Ebenen Selbst- vertrauen gegeben. Letter 02/22

I M D I A LO G Shaktiman Singh: In meiner Karriere habe ich eines gelernt: Der Austausch von Menschen ist Austausch von Wissen. Und in einem hetero genen internationalen Team führt das zu beein druckenden kreativen Ideen. In der Gletscher forschung ist kollektives Wissen von enormer Bedeutung, weil sich die Gletscherschmelze durch den Klimawandel so beschleunigt und das wiederum Auswirkungen auf Millionen Men schen hat und haben wird, besonders in Indien. Also müssen wir in der Wissenschaft auch im- mer wieder schneller und besser werden. Aktu- ell forsche ich zur Möglichkeit von künstlichen Gletschern im Himalaja. Für innovative Lösun- gen holen wir auch lokales traditionelles Wissen ins Boot. Aber um dieses nutzen zu können, muss man achtsam auf die Menschen zugehen, ihre Kultur kennenlernen und erfahren, dass Gletscher dort Teil des kulturellen Erbes sind und in ihrer Bedeutung erkannt werden. Über Vertrauen öffnen sich Menschen und teilen ihr Wissen – zum Beispiel über den sehr wahr- scheinlichen Weg eines Erdrutsches. Martha Schuchardt: Diese bedachte Hal- tung im kulturellen Austausch mag ich. Ich weiß noch: Als damals in Schweden der König an die Universität kam, hast du auch mich vorgestellt. Was für ein Erlebnis! Du bedenkst und ver- bindest immer alle, auch in Abisko war das so. Dieses Grundprinzip von Austausch hast du mir mitgegeben und ich hoffe, ich kann irgendwann mal mit dir für Forschungen in den Himalaja. Das habe ich mir zu Herzen genommen und zu meiner Wirtin zunächst respektvolle Distanz ge- halten. Am Ende sind wir zusammen wandern gegangen und haben Alltag und Wissen mitein- ander geteilt. Von Verschlossenheit konnte kei- ne Rede sein. — Collective knowledge for glacier research When groups of researchers measure glaciers in the mountains of Sweden or the Himalayas, it is important for them to work as a team, including with local people. A dialogue between the Indian glacier expert Dr Shakti- man Singh from the University of Aberdeen and his former German intern Martha Schuchardt. Shaktiman Singh: Martha, do you remember how our team set off to do field research at the Swedish research station Abisko close to the Arctic Circle in 2019? We were charting glaciers and you were my first really good intern. Our team worked wonderfully well together. Shaktiman Singh: Letztlich habe ich selbst Martha Schuchardt: How could I forget! I was 4 6 das alles durch mein DAAD-Stipendium in Dres- den gelernt. Ich kam dort an mit der verbreite- ten Vorstellung, die Deutschen hätten eine harte Schale und seien verschlossen. Aus Indien kom- mend, wo sich alle dauernd umarmen, wurde ich gebrieft: Deutsche mögen ihre Privatsphäre. so happy that a DAAD scholarship had given me the opportunity right at the start of my studies to im- merse myself in the work of an international re- search group. It marked the beginning of a lot of new things for me: as my second supervisor, you later supported me while I was writing my bach- elor’s thesis on the analysis of long-term weather data. Furthermore, after those three months I knew exactly which area of science I wished to work in: re- mote sensing in polar and glacier research. Shaktiman Singh: I’m delighted to hear that. You already knew a great deal at the time. I really appreciate the many skills that my students – espe- cially those from Germany – bring with them, such as vital technological knowledge from their studies and everyday lives. Letter 02/22

I N D I A LO G U E “If there is one thing I’ve learnt dur- ing the course of my career, it’s that human exchange is synonymous with the exchange of knowledge.” Martha Schuchardt: I would say that you coaxed my knowledge out of me – with your profes- sional and personal openness, your respectful way of communicating and the appreciation you showed me. It was only through our exchanges that I realised that I did, in fact, already have some spe- cialist knowledge. A degree in geography is very interdisciplinary in Germany, so at first it’s hard to work out whether you know a lot or nothing at all. The internship with you in Sweden gave me self-confidence on many different levels. Shaktiman Singh: If there is one thing I’ve learnt during the course of my career, it’s that human exchange is synonymous with the exchange of knowledge. And in a heterogenous international team that can spawn impressive creative ideas. Col- lective knowledge is of immense importance in gla- cier research because climate change is accelerating glacier melt to such an extent, which in turn is im- pacting and will continue to impact millions of peo- ple, especially in India. Consequently, we scientists also have to keep getting quicker and better. I am currently exploring the possibility of artificial gla- ciers in the Himalayas. We also draw on trad itional local knowledge to help us come up with innovative solutions. For this to be possible, however, one must approach local people respectfully, familiarise oneself with their culture and learn that glaciers are part of their cultural legacy and that their impor- tance is recognised there. If there is trust, people will open up and share their knowledge – about the most probable path that a landslide will take, for example. Martha Schuchardt: I like this careful approach to cultural exchange. I remember that you also in- troduced me to the King when he visited the univer- sity in Sweden. What an experience! You always consider and connect everyone, and that’s also how it was in Abisko. You taught me this fundamental principle of exchange and I hope that I will one day have the chance to do research work with you in the Himalayas. Shaktiman Singh: All of this is, in fact, what I learnt myself during my time on a DAAD scholarship in Dresden. I arrived there with the widespread no- tion that Germans were a tough nut to crack and very reserved. Coming from India, where people are hugging each other all the time, I was told that Ger- mans value their privacy. I took this to heart and ini- tially maintained a respectful distance from my host. But we then ended up going hiking together, sharing our everyday lives and knowledge – and there was not a hint of reserve. — Dr. Shaktiman Singh ist Glaziologe und Dozent an der University of Aberdeen in Schottland. Er promovierte in Indien an der Sharda University zu glaziohydrologischen Prozessen und forschte dazu auch mit einem DAAD-Sti- pendium zwischen 2016 und 2017 an der TU Dresden. Mehr über Dr. Singhs Arbeit erfahren Sie auf der Website des Alumniportals Deutschland: bit.ly/kuenstliche-gletscher Martha Schuchardt absolvierte während ihres Bachelor- studiums in Geografie an der Humboldt-Universität zu Berlin ein dreimonatiges, DAAD-gefördertes Forschungs- praktikum an der Luleå University of Technology in Schweden bei Shaktiman Singh, als dieser dort als Postdoktorand forschte und lehrte. Dr Shaktiman Singh is a glaciologist and lecturer at the University of Aberdeen in Scotland. He received his PhD at Sharda University in India on glacio-hydrological process- es and also conducted research in this area at TU Dresden on a DAAD scholarship from 2016 to 2017. More informa- tion about Dr Singh’s work can be found on the website Alumniportal Deutschland: bit.ly/kuenstliche-gletscher Martha Schuchardt did a three-month DAAD-funded research internship at Luleå University of Technology in Sweden during her BSc in geography at Humboldt-Uni- versität zu Berlin. She was assigned as an intern to Shaktiman Singh, who was researching and teaching there as a postdoc. Letter 02/22 t a v i r p : 7 4 . S 4 7

I N V E R B I N D U N G 4 8 Neue Chancen durch Nachhaltig- keit In SubsaharaAfrika zeigen sich Dringlichkeit und Chancen nachhaltiger Entwicklung besonders deutlich. Beate Schindler- Kovats, Leiterin der DAAD Außenstelle Nairobi, über aktuelle Ziele und Heraus forderungen. n der DAADAußenstelle Nairobi müssen wir nicht weit blicken, um die Notwendigkeit von Nachhaltig keit zu sehen. Der Klimawandel ist in Kenia präsent: Das steigende Wasser des BaringoSees hat bereits Tausende von Menschen vertrieben und unter anderem Schulen, Kran kenhäuser und Straßen zerstört. In anderen Lan desteilen Kenias und Ostafrikas herrscht Dürre, nachdem mehrere Jahre die Regenzeiten ausge fallen sind und sich das Agrarland zusehends in Wüste verwandelt. Der Klimawandel begünstigt auch Heuschreckenplagen, die 2020 und 2021 komplette Ernten zunichte gemacht haben. Die Ernährungssicherheit für Mensch und Tier ist in Gefahr, auch wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und der fehlenden Getreidelieferungen. Laut Prognosen der Vereinten Nationen wird die Population der afrikanischen Städte in den nächsten Jahren am stärksten zunehmen und die Einwohnerzahl sich bis 2035 fast ver doppeln, unter den besonders schnell wachsen den Ländern sind Tansania, Kongo, Uganda und Äthiopien, für die die Außenstelle Nairobi eine regionale Zuständigkeit hat. Aber in SubsaharaAfrika wächst auch die Wissenschaftslandschaft und so das Potenzial, mit nachhaltigen Innovationen Antworten auf die unterschiedlichen Herausforderungen zu finden. Leistungsfähige und nachhaltige Aus- bildungsstrukturen an afrikanischen Universitä- ten sind Ziel des Programms Fachzentren Afrika des DAAD. In Kenia sind zwei dieser Centres of African Excellence beheimatet, die mit ihren Schwerpunkten auch beispielhaft für die the matische Bandbreite des Netzwerks stehen: das KenianischDeutsche Fachzentrum für Bergbau, Umwelttechnologie und Ressourcenmanagement und das Ost und SüdafrikanischDeutsche Fach zentrum für Bildungsforschung, methoden und management. Der DAAD positioniert sich seit bald 50 Jah ren mit einem regionalen Büro in Nairobi mit Förderprogrammen, Veranstaltungen und dem Politikdialog mit Ostafrika. Das Surplace/Dritt landStipendienprogramm zum Master und Promotionsstudium an ausgewählten Hochschu len in SubsaharaAfrika erfreut sich wachsen der Beliebtheit und ist für Studierende und für Gastinstitutionen als Capacity Building attraktiv. Mit dem LeadershipforAfricaProgramm gibt es Letter 02/22

K E E P I N G I N TO U C H auch für die Zielgruppe der Geflüchteten einen Zugang zu Bildung mit einem Masterstudium an deutschen Hochschulen. Für Nachhaltigkeit in der Forschung steht zudem das African Climate and Environment Center – Future African Savan nas (AFAS), bei dem die ivorische Université Fé lix HouphouëtBoigny, die University of Nairobi und die Universität zu Köln Partner sind. AFAS ist Teil des neuen DAADgeförderten Netzwerks Globaler Zentren, aber auch viele kleinere Hoch schulprojekte im DAADgeförderten SDGPart nerschaftsprogramm mit Afrika fokussieren auf Nachhaltigkeit. Trotz der Vielzahl der Projekte gilt: Förderung und ein besseres Verständnis der Forschungslandschaft in Afrika sollten künftig noch stärker in den Blick genommen werden, um globale Themen und Herausforderungen ge meinsam zu bewältigen. — Sustainability creates new opportunities The urgency for and opportun ities created by sustainable development are particularly visible in sub-Saharan Africa. Beate Schindler-Kovats, Director of the DAAD Regional Office Nairobi, talks about current goals and challenges. Here at the DAAD Regional Office Nairobi we do not have to look very far to see the need for sustainabil- ity. Climate change is certainly making its presence felt in Kenya: rising water levels in Lake Baringo have already forced thousands of people to aban- don their homes and destroyed infrastructure such as schools, hospitals and roads. Other parts of Kenya and East Africa are suffering from drought following several years in which the rains failed to arrive, transforming more and more farmland into desert. Climate change is also giving rise to plagues of locusts that devastated entire crops in 2020 and 2021. This, coupled with the Russian war of aggres- sion in Ukraine and the lack of grain shipments, is threatening human and animal food security. According to forecasts by the United Nations, popu- lations of African cities will rise most sharply in the coming years, the number of inhabitants almost doubling by 2035. The fastest-growing countries in- clude Tanzania, Congo, Uganda and Ethiopia, for which our Nairobi office has regional responsibility. However, the research landscape in sub-Sa- haran Africa is also growing, and with it the poten- tial to find responses to the various challenges in the form of sustainable innovations. The DAAD’s Centres of African Excellence programme aims to establish effective and permanent training and edu- cation structures at African universities. Kenya is home to two such Centres, whose areas of speciali- sation also reflect the network’s thematic spectrum: the Kenyan-German Centre of Excellence for Mining, Environmental Engineering and Resource Manage- ment, and the East and South African-German Centre of Excellence for Educational Research, Methodologies and Management. The DAAD has maintained a regional office in Nairobi for nearly 50 years, offering funding pro- grammes and events and engaging in policy dia- logue with East Africa. The In-Country/In-Region Programme of scholarships for master’s and PhD courses at selected universities in sub-Saharan Af- rica is becoming increasingly popular and offers at- tractive capacity-building opportunities for stu- dents and host institutions. The Leadership for Afri- ca programme gives migrants access to education in the form of a master’s degree at German universi- ties. Furthermore, the African Climate and Environ- ment Center – Future African Savannas (AFAS), which is partnered by the Ivorian Université Félix Houphouët-Boigny, the University of Nairobi and the University of Cologne, is all about sustainability in research. AFAS is part of the new DAAD-funded Global Centres network, though many smaller uni- versity projects in the SDG Partnerships with Africa programme funded by the DAAD are also focusing on sustainability. Despite a large number of pro- jects, greater attention is to be paid in future to funding and to better understand the research landscape in Africa so that global issues and chal- lenges can be tackled together. — Beate Schindler-Kovats ist Leiterin der DAAD-Außenstelle Nairobi Beate Schindler-Kovats is Director of the DAAD Regional Office Nairobi. Letter 02/22 D A A D : 9 4 . S , k c o t S e b o d A : 8 4 . S 4 9

I N KO N TA KT I N CO N TACT 5 0 DAAD- Angebote für Alumni Programme, Diskussio nen, Trainings: Informie ren Sie sich über die vielfältigen Angebote für ehemalige Geförderte. Die Verbindung zu seinen Alumnae und Alumni ist dem DAAD wichtig. Für sein weltweites Netzwerk setzt er dabei auch auf digitale Verbindungen: Unter daad.de/ alumni entdecken Sie mit wenigen Klicks etwa Förderprogramme für ehemalige Ge förderte sowie Details zu mehr als 160 Alumnivereinen weltweit. Im personali sierten Servicebereich können Sie Fach literatur beantragen, die Printversion des Letter abonnieren oder sich für den News letter für deutsche Alumnae und Alumni eintragen. Wer sich mit Menschen aus al ler Welt vernetzen will, die in Deutschland studiert, geforscht oder im eigenen Land an einem deutschen Bildungsangebot teilgenommen haben, ist beim Alumni portal Deutschland richtig. Neben Infos zu Ausschreibungen, Alumnitreffen und Job angeboten gibt es auch eine exklusive Gruppe für ehemalige DAADGeförderte. DAAD services for alumni Programmes, discussion, training: Find out about the wide range of offerings for former scholarship holders. The DAAD attaches considerable importance to keeping in touch with its alumnae and alumni. It al- so uses digital means to maintain its global net- work: at daad.de/alumni, you are only a few clicks away from discov ering things like funding pro- grammes for former scholarship holders and details of more than 160 alumni associations worldwide. Use the personal ised service section to apply for specialist literature, subscribe to the print version of the Letter or sign up for the newsletter for Ger- man alumni. The Alum niportal Deutschland is the website to visit if you’d like to network with people from around the world who have studied or re- searched in Germany or have taken advantage of a German educational offering in their own country. Besides information about calls, alumni meetings and job offers, there is also an exclusive group for former DAAD scholarship holders. www.daad.de/alumni www.daad.de/de/alumni/galerie/ www.daad.de/alumni-service www.alumniportal-deutschland.org www.daad-stiftung.de Letter 02/22 o t o h p k c o t S i : 0 5 . S

IMPRESSUM/IMPRINT Herausgeber/Publisher Deutscher Akademischer Austauschdienst e. V. Projektkoordination/Project coordination Paul Assies, Dr. Catherine Letcher Lazo German Academic Exchange Service Kennedyallee 50, D – 53175 Bonn Tel.: +49 228 882-0, Fax: +49 228 882-444 postmaster@daad.de www.daad.de Redaktion/Editorial board Fazit Communication GmbH Frankenallee 71–81, 60327 Frankfurt, Germany Redaktionelle Leitung/Editors: Janet Schayan, Sarah Kanning; Redaktion/Editorial team: Johannes Göbel, Christina Iglhaut Art-Direktion/Art Direction: Oliver Hick-Schulz (fr) Übersetzung/Translation: Chris Cave (fr) Vertretungsberechtigter Vorstand: Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee Redaktionsbeirat/Editorial Advisory Board Paul Assies, Stefan Bienefeld, Juliana Brunello, Registergericht Bonn, Registernummer VR 2107, Rebecca Clemens, Dr. Ursula Egyptien Gad, Umsatzsteuer-IdNr.: DE122276332 Prof. Dr. Hebatallah Fathy, Michael Flacke, Verantwortlicher i.S.v. § 18 Abs. 2 MStV: Alexander Haridi, Theresa Holz, Dr. Christian Dr. Kai Sicks, Kennedyallee 50, 53175 Bonn Hülshörster, Tabea Kaiser, Dr. Klaudia Knabel, Verantwortliche i.S.d.P.: Dr. Ursula Paintner Dr. Catherine Letcher Lazo, Stefanie Lohmann, Referat Externe Kommunikation – K13 Martin Schifferings, Julia Vitz, Dr. Heidi Wedel, Dr. Ursula Paintner, Julia Quirll da Matta, Marc Wilde, Ursula Wittersheim Druck/Printers msk marketingservice köln GmbH, Bischofsweg 48–50, 50969 Köln, Germany 5 1 DAAD Letter erscheint zweimal im Jahr. Auflage: 9.000, Dezember 2022 © DAAD Bildnachweis/Credit Greenleaf123/iStock (Titel/Cover) Auch nicht ausgezeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder. Unnamed contributions also do not necessarily reflect the opinion of the publisher. Letter 02/22