01/20 Das Magazin für DAAD-Alumni The magazine for DAAD alumni www.daad.de/letter IDEEN FÜR EUROPAS ZUKUNFT THE FUTURE OF EUROPE EFFEKTIVES CORONA-KRISENMANAGEMENT EFFECTIVE CORONA CRISIS MANAGEMENT

INTRO EDITORIAL LETTER 01/2020 WISSEN TEILEN, NEUES DENKEN Sharing knowledge, creating new ideas LIEBE LESERINNEN UND LESER, die Corona-Pandemie hat für uns alle viel verändert und zum Zusammen- bruch alter Gewissheiten und Sicherheiten geführt. Sie löste aber gleichzeitig auch eine Dynamik für neue Entwicklungen aus – etwa in der Umsetzung digitaler Formate und Angebote an den Hochschulen oder in der intensiven Auseinandersetzung mit der Nutzung neuer Technologien für den internationalen Austausch. Auf den folgenden Seiten lesen Sie, wie deutsche Hoch- schulen und transnationale Bildungsprojekte wie die German Jordanian University schnell und entschlossen in der Corona-Krise reagiert haben – und auch, wie der DAAD seine Geförderten dabei unterstützt, trotz vieler Einschränkungen ihre Ziele zu erreichen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie werden auch die deutsche EU-Ratspräsidentschaft prägen, die im Juli beginnt. Im Schwerpunkt dieser Ausgabe zu Euro- pa haben wir DAAD-Alumni gefragt, wie sie zu Europa stehen, sprechen über die Zukunft des Erasmus-Pro- gramms und die Initiative zu den Europäischen Hoch- schulen. Und Sie erfahren mehr über die spannenden Ideen-Labs, mit denen der DAAD während der Rats- präsidentschaft zu einem innovativen Austausch bei- trägt. Denn das bringt uns gemeinsam voran: Wissen teilen und Neues denken. DEAR READERS, The corona pandemic has not only changed many things for us all, but also led to the breakdown of old certainties and convictions. At the same time, however, it has also provided impetus for new developments – such as the implementation of digital formats and offerings in higher education or a thorough examination of using new technologies for international exchange. On the following pages you will be able to read how German universities and transnational education projects like the German Jor- danian University swiftly and decisively responded to the corona crisis – and also how the DAAD is helping its scholarship holders to achieve their goals in spite of the many restrictions. The effects of the corona pandemic will also leave their mark on the German Presidency of the Council of the European Union, which begins in July. In this issue’s main feature on Europe we ask DAAD alumni where they stand on Europe and talk about the future of the Erasmus programme and the European Universities Initiative. And you will also find out more about the exciting ideas labs with which the DAAD is contribut- ing to innovative exchange during the EU Council Presidency. After all, this is what takes us forward to- gether: sharing knowledge and creating new ideas. Viel Freude und neue Einsichten bei der Lektüre wünscht Ihnen herzlich Ihr I would like to wish you an enjoyable and informative read. Yours sincerely, Prof. Dr. Joybrato Mukherjee Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes President of the German Academic Exchange Service n n a m r e t a R s a n o J 3

LETTER 01/2020 INHALT Contents AUS DER KENNEDYALLEE THE LATEST FROM KENNEDYALLEE Feierliche Verabschiedung von Margret Wintermantel Margret Wintermantel says farewell IM FOKUS FOCUS Deutsche Hochschulen und Corona German higher education and corona 6 8 IM GESPRÄCH INTERVIEW DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee: „Wir müssen in die Zukunft denken“ DAAD President Joybrato Mukherjee: “We must think into the future” 14 AKTUELL UPDATE Wie der DAAD mit Corona umgeht How the DAAD is addressing corona MELDUNGEN NEWS Menschen und Themen People and topics 18 22 26 THEMA TOPIC Reden wir über Europa! Let’s talk about Europe! Universitäten für Europa Universities for Europe Interview: „Enormer Wille zum europäischen Austausch“ Interview: “Enormous determination to engage in European exchange” Nachhaltige Konzepte für Europa Sustainable concepts for Europe MELDUNGEN NEWS Netzwerk global Global network 44 HOCHSCHULPROJEKTE UNIVERSITY PROJECTS 50 Potsdams digitale Universität Potsdam’s digital university 5 FRAGEN AN 5 QUESTIONS TO Michal Pullmann 55 IMPRESSUM Herausgeber/Publisher: Deutscher Akademischer Austauschdienst e.V., Bonn, Kennedyallee 50, 53175 Bonn, Germany V.i.S.d.P.: Dr. Michael Harms Tel.: +49 228 882-0, Fax: +49 228 882-444, E-Mail: postmaster@daad.de Verlag/Publishing House: FAZIT Communication GmbH Frankenallee 71–81, 60327 Frankfurt, Germany www.fazit-communication.de Redaktion/Editorial Board: Janet Schayan (Redaktionelle Leitung/Editor), Sarah Kanning (Stellvertreterin/ Deputy Editor), Johannes Göbel, Dr. Christina Pfänder (fr), Judith Reker (fr) Tel.: +49 69 7591-3101, Fax: +49 69 7501-4361 E-Mail: daad@fazit-communication.de Art-Direktion/Art Direction: Michael Emmel (fr) Übersetzung/Translation: Chris Cave, Derek Whitfield Titelfoto/Cover: Getty Images/iStockphoto Redaktionsbeirat/Editorial Advisory Board: Dr. Zahar Barth-Manzoori, Stefan Bienefeld, Simon Cremer, Dr. Ursula Egyptien Gad, Prof. Dr. Hebatallah Fathy, Michael Andreas Flacke, Christine Hardt, Alexander Haridi, Dr. Michael Harms, Theresa Holz, Dr. Christian Hülshörster, Dr. Klaudia Knabel, Stefanie Lohmann, Dr. Claudia Nospickel, Bettina Onyango, Dr. Ursula Paintner, Julia Quirll Da Matta, Martin Schifferings, Anke Siemens, Anke Sobieraj, Julia Vitz, Dr. Heidi Wedel, Saskia Weißenbach, Marc Wilde, Ursula Wittersheim Druck/Printers: msk marketingservice köln GmbH Auch nicht ausgezeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder. Unnamed contributions also do not necessarily reflect the opinion of the publisher. DAAD LETTER erscheint dreimal im Jahr. Auflage: 18.000, Printed in Germany, 2020. Diese Publikation wird aus Zuwendungen des Auswärtigen Amtes an den DAAD finanziert. 5 + E / s e g a m I y t t e G a p d

THE LATEST FROM KENNEDYALLEE LETTER 01/2020 » WELTWEIT WAREN SIE EINE STARKE STIMME FÜR DIE FREIHEIT DER WISSEN- SCHAFT. UND SIE HINTERLASSEN SPUREN, WEIL SIE DIE WEICHEN FÜR DIE ZUKUNFT RICHTIG GESTELLT HABEN. MICHELLE MÜNTEFERING, Staatsministerin im Auswärtigen Amt » YOU HAVE BEEN A STRONG VOICE FOR THE FREEDOM OF SCIENCE WORLDWIDE. AND YOU ARE LEAVING A MARK, BECAUSE YOU HAVE SET THE RIGHT COURSE FOR THE FUTURE. MICHELLE MÜNTEFERING, Minister of State at the Federal Foreign Office » Sie sind viel gereist, um weltweit Brücken zu bauen – zwischen den Ländern und zwischen den Menschen. Ich danke Ihnen von Herzen für Ihr Engagement. ANJA KARLICZEK, Bundesministerin für Bildung und Forschung » You have travelled a great deal to build bridges worldwide – between countries and people. I thank you from the bottom of my heart for your commitment. ANJA KARLICZEK, Federal Minister of Education and Research Ein Abschied mit viel Anerkennung: Margret Wintermantel mit Dorothea Rüland, Anja Karliczek und Michelle Müntefering A farewell with a great deal of appreciation: Margret Wintermantel with Dorothea Rüland, Anja Karliczek and Michelle Müntefering » Margret Wintermantel hat den DAAD mit Weitsicht, Gespür für innovative Zukunftsthemen, politischem Geschick und klugem Handeln erfolgreich aufgestellt. Dafür bin ich meiner Vorgängerin sehr dankbar. PROFESSOR JOYBRATO MUKHERJEE, Präsident des DAAD » Thanks to her vision, instinctive ability to identify innovative fields of action, political skill and intelligent approach, Margret Wintermantel has put the DAAD in a successful position. And for this I am very grateful to my predecessor. PROFESSOR JOYBRATO MUKHERJEE, President of the DAAD ) 4 ( r e f o h r e s s u A d i v a D / D A A D 7

FOCUS LETTER 01/2020 DAS SOMMERSEMESTER 2020 BEGANN TERMINGE- RECHT, doch sonst ist nichts wie gewohnt. Die Corona- Krise stellt den Betrieb an deutschen Hochschulen auf eine harte Bewährungsprobe: Innerhalb kürzester Zeit digitalisierten Fachbereiche ihre Lehrveranstaltun- gen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreu- en Studierende seither weitgehend vom Home-Office aus. Die Hörsäle bleiben in diesem Semester leer. „Doch dafür öffnen wir unsere virtuellen Tore umso weiter“, betont Dr. Muriel Helbig, Präsidentin der Technischen Hochschule (TH) Lübeck und seit Januar 2020 Vizeprä- sidentin des DAAD. Nach den ersten Wochen zieht die Psychologin eine optimistische Bilanz: „Es läuft besser als gedacht.“ Die Technische Hochschule Lübeck profitiert von ei- nem starken Zusammenschluss: Als Gründungsmit- glied der Virtuellen Fachhochschule (VFH), einem Verbund deutschsprachiger Fachhochschulen, die sich dem Gedanken des Online-Lehrens und -Lernens verschrieben haben, arbeitet die TH Lübeck bereits seit den 1990er-Jahren an digitaler Lehre. So entstanden » DIE HÖRSÄLE BLEIBEN LEER. DAFÜR ÖFFNEN WIR DIE VIRTUELLEN TORE UMSO WEITER. DR. MURIEL HELBIG, TH LÜBECK ein eigenes Institut für Lerndienstleistungen und die oncampus GmbH als Serviceprovider des Hochschul- verbundes. „Vom Design bis hin zur Technik deckt diese ‚Digitalisierungsfabrik‘ alle wesentlichen Leis- tungen ab“, so Helbig. „Das fachliche Know-how, lang- jährige Erfahrungen und auch die technischen Vor- aussetzungen hatten wir daher direkt vor Ort.“ Mehrmals täglich boten die Digitalisierungsexpertin- nen und -experten allen Lehrenden per Webkonferenz Sprechstunden zu Fragen rund um die Digitalisierung der Lehre an. Nach zwei Wochen waren mehr als 80 Prozent der Veranstaltungen über das Lernmanage- ment-System Moodle verfügbar. „Jetzt tun sich unse- ren Lehrenden neue Fragen auf“, beobachtet die DAAD-Vizepräsidentin. „Wie halten wir die Motivati- on aufrecht, was tun wir für den sozialen Zusammen- halt? Wie gehen wir mit internationalen Studierenden um, die wegen Corona nicht kommen oder nicht zu- rück in ihre Heimatländer reisen können, oder mit Erstsemestern, die noch neu im Studium oder gar in der Stadt sind? Das sind viele einzelne Schicksale, die wir individuell begleiten und betreuen müssen.“ Eine große Unsicherheit spürt Marion Höcke, die Lei- terin des International Office (IO) an der Universität Stuttgart. „Im Moment sind wir mit ganz anderen Fra- gen konfrontiert als sonst.“ Einreisebeschränkungen machen Studierenden das Leben schwer, die in den Semesterferien in ihren Heimatländern waren und s e g a m I y t t e G a i v P F A / r e d n e b s s a F a n I Studieren auf dem Balkon: Für die meisten Studierenden bleiben Labore und Hörsäle vorerst geschlossen. Studying on your balcony: labs and lecture theatres remain closed for most students at the moment. SUMMER SEMESTER 2020 BEGAN ON TIME, but other- wise nothing has been normal. The corona crisis has severely tested the work of German higher education: departments digitalised their teaching in a very short space of time while staff began largely supporting stu- dents from home. The lecture theatres will remain empty this semester. “On the other hand, however, we are opening our virtual doors all the wider,” empha- sises Muriel Helbig, President of Technische Hoch- schule Lübeck and since January 2020 Vice President of the DAAD. After the first weeks have passed, the doc- tor of psychology paints an optimistic picture: “Things are running better than expected.” Technische Hochschule Lübeck benefits from a strong network here. As a founding member of Virtuelle Fach- hochschule (VFH), an association of German-speaking universities of applied sciences committed to the idea of online teaching and learning, it has been working on digital teaching since the 1990s. That led to the estab- lishment of a separate Institute for Learning Services and the oncampus GmbH as a service provider for the » THE LECTURE THEATRES WILL REMAIN EMPTY. BUT WE ARE OPENING OUR VIRTUAL DOORS ALL THE WIDER. DR. MURIEL HELBIG, TH LÜBECK association of universities. “This ‘digitalisation factory’ covers all essential services from design to technol ogy,” says Helbig. “We therefore had the specialist know-how, many years of experience and the technological re- quirements already available here on the spot.” Several times a day the digitalisation experts offer all members of staff web-based consultations on 9 9

FOCUS LETTER 01/2020 D und welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es? Themen wie diese werden dankbar angenommen, das Interesse an den Online-Seminaren ist groß. Man lernt sich kennen, Fragen lassen sich früh klären und die Hemmschwelle vor dem großen Sprung in die weite Welt sinkt. „Wir fühlen uns bestätigt“, so Höcke. „Das ist ein guter Weg, über den wir auch auf solche Krisen zügig reagieren können.“ Bei aller Zuversicht: Einige Probleme, vor denen Hoch- schulen stehen, lassen sich nicht unmittelbar lösen. Launige „Erstiwochen“, in denen sich zu anderen Zei- ten Freundschaften fürs Leben bilden, fielen aus. Auch die Arbeit in Laboren ist gestrichen und für Praktika sieht es ebenfalls schlecht aus. Den Lehrplan der German Jordanian University (GJU) berühren diese Einschränkungen im Kern. Die nach jordanischem Recht konzipierte, staatliche Universität bietet den Studierenden eine Ausbildung, die sich an dem deutschen Fachhochschulmodell orientiert. „Das verbindliche Deutschlandjahr ist ein zentrales und auch existenzielles Alleinstellungsmerkmal der GJU, es verleiht dem Studium eine hohe Reputation“, betont die Professorin Anne Lequy, Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal und Koordinatorin der GJU in Deutschland. Es besteht zur Hälfte aus einem Semester an einer der 120 beteiligten Hochschulen für ange- wandte Wissenschaften und einem Pflichtpraktikum – ein Faktor, der maßgeblich zur Attraktivität des über Studiengebühren finanzierten Angebots beiträgt. „Diesen Anspruch können wir zurzeit nicht als Präsenz- angebot erfüllen.“ In Amman oder Magdeburg studieren deutsche und jordanische Studierende nun online, fachlich und per- sönlich unterstützt durch das Projektbüro in Magde- burg und ein weit gespanntes Betreuungsnetzwerk, in das auch „Peers“ eingebunden werden. Auch mit den International Offices der Partnerhochschulen sind die GJU-Studierenden in ständigem Kontakt. Viele der E Communication with international target groups is now carried out largely through social media chan- nels, and webinars prepare students for their arrival in Germany while they are still in their home countries. What awaits me in Germany? What do I need to pack in my suitcase? And what funding opportunities exist? Information on topics like these is gratefully accepted, and interest in online seminars is great. You get to know one another, questions can be clarified early on and inhibitions about the leap into the big wide world are reduced. “We sense that our efforts are appreciat- ed,” says Höcke. “It’s a positive approach that also en- ables us to swiftly respond to crises of this kind.” Despite all the optimism, some of the problems con- fronting universities cannot be solved directly. The ex- citing freshers’ weeks, during which at other times lifelong friendships are formed, have had to be can- celled. Work in laboratories has also stopped, and the prospects for internships are also poor. These restrictions strike at the heart of the curriculum of the German Jordanian University (GJU). Founded in accordance with Jordanian law, this public university offers students an education based on the model of a German university of applied sciences. “The compul- sory year in Germany is a central, even vital distin- guishing feature of the GJU. It gives degree courses a good reputation,” emphasises Professor Anne Lequy, Rector of Magdeburg-Stendal University of Applied Sciences and GJU Coordinator in Germany. The year consists of two halves: a semester at one of the 120 par- ticipating universities of applied sciences and a com- pulsory internship, a factor that contributes much of the appeal of this tuition fee-funded course. “We are currently unable to meet the requirement for first- hand on-the-spot participation.” German and Jordanian students are now studying on- line in Amman or Magdeburg with subject and per- sonal support from the project office in Magdeburg and a broad support network that also includes a number of “peers”. GJU students are also in continuous contact with the international offices of their partner univer- sities. Many of the nearly 400 Jordanian students only travelled to Germany this spring and have now begun studying; others are completing their internships or must now find an appropriate place in significantly more difficult circumstances. That has now become a difficult undertaking when the activity of entire sectors is subject to restrictions in the wake of the corona crisis. Solidarische Hochschule: Forschende der Universität Stuttgart stellen Schutzvisiere für Kliniken und Arztpraxen her. Showing solidarity: University of Stuttgart researchers produce protective visors for clinics and doctors’ practices. 11 o k n e l a v o K x a M / t r a g t t u t S t ä t i s r e v i n U

LETTER 01/2020 D Aktuell setzt der DAAD auf internationaler Ebene mehr als 100 geförderte Projekte mit Digitalbezug um. Hochschulen wie die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg oder die Universität Leipzig forcieren die „Virtual Ex- changes“ schon seit Jahren als Baustein der Internatio- nalisierung und setzen beim Aufbau einer virtuellen Mobilität verstärkt auf Partnerschaften aus bereits eta- blierten binationalen Studiengängen. t i e h c s n e g e R / t r a g t t u t S t ä t i s r e v i n U Weltweit entwickelt die Digitalisierung an Hochschu- len eine geradezu atemberaubende Dynamik. DAAD- Vizepräsidentin Muriel Helbig hofft darauf, dass sich dieser Schwung mitnehmen lässt in die Zeit nach Co- rona. „Wenn es uns gelingt, dass ein Teil der Lehrenden Freude daran behält mit digitalen Formaten zu spie- len, wäre das viel wert.“ Auch auf persönlicher Ebene erlebt sie als Präsidentin der Technischen Hochschule Lübeck in dieser schwierigen Zeit durchaus berei- chernde Situationen. „Nicht nur innerhalb unserer ei- genen Hochschule machen wir die Erfahrung, wie gut wir uns aufeinander verlassen können“, so Helbig. Auch internationale Kooperationen geben Halt und bilden ein soziales Netz, das Grenzen überschreitet. „Gespräche mit unseren Partnern in China oder Ame- rika bekommen plötzlich eine andere Note, man er- kundigt sich nach der Familie und wünscht sich alles Gute. Es ist immer auch ein großes Interesse am per- sönlichen Wohlergehen der internationalen Partner zu spüren, und das tut gut.“ quently a danger that intercultural, digitally based E exchange can be left off the crisis agenda. At an international level the DAAD is currently realis- ing over 100 funded projects relating to digitalisation. Higher education institutions like Hochschule Bonn- Rhein-Sieg (H-BRS) or Leipzig University have been encouraging “virtual exchanges” for many years as an element of the internationalisation process and are in- creasingly relying on partnerships arising out of estab- lished binational degree courses to develop virtual mobility. Digitalisation is developing an almost breath-taking dynamism in higher education worldwide. DAAD Vice President Muriel Helbig hopes that it will be possible to maintain this momentum beyond the corona crisis. “If a proportion of teaching staff continues to enjoy work- ing with digital formats we will have achieved a great deal.” At a personal level, as President of the Techni- sche Hochschule Lübeck, she is also experiencing en- riching situations in these difficult times. “We are dis- covering how well we can depend on one another not only within our own university,” says Helbig. Inter- national partnerships also provide support and create a social network that crosses borders. “Talking with our partners in China or America suddenly has a different feel; you ask about their family and send your best wishes. You can always sense a great interest in the per- sonal wellbeing of international partners, and that’s a good feeling.” INFORMATION UNTERSTÜTZUNG FÜR STUDIERENDE IN NOT Viele der rund 300.000 in Deutschland lebenden Bildungsauslände- rinnen und -ausländer haben durch die Corona-Krise ihre Nebenjobs verloren. Bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau können Studierende, die durch die Pande- mie in Not geraten sind, zinslose Darlehen in Höhe von 650 Euro monatlich beantra- gen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellt den im Deutschen Studentenwerk organisierten Studieren- denwerken 100 Millionen Euro für Not- fonds zur Verfügung, als Zuschuss für Studierende in besonderen Notlagen, der nicht zurückgezahlt werden muss. Auch Hochschulen und Länder reagieren: So stattete Baden-Württemberg einen Stu- dierenden-Nothilfefonds mit einer Million Euro für Härtefälle aus, an der Berliner Humboldt-Universität können internatio- nale Studierende und Doktoranden ein Überbrückungsstipendium beantragen. Die Universitäten in Münster und Jena ru- fen zu Spenden für Corona-Notfonds auf. SUPPORT FOR STUDENTS IN NEED Many of the roughly 300,000 students in Germany who have come from abroad have lost their part-time jobs. Students who face hardship because of the pandemic can apply to the Kreditanstalt für Wiederauf- bau for an interest-free loan of 650 euros a month. The Federal Ministry of Educa- tion and Research has made 100 million euros available to the local student ser- vices organisations affiliated to the Ger- man National Association for Student Affairs for hardship funds; these funds are intended as non-repayable grants for students in special need. Universities and states have also responded: Baden-Würt- temberg, for example, has allocated one million euros to a student emergency aid fund for cases of hardship, while interna- tional undergraduate and PhD students at Humboldt-Universität zu Berlin can apply for a bridging scholarship. Higher educa- tion institutions like the universities in Münster and Jena are appealing for dona- tions for corona hardship funds. 13 a p d Für Studierende aus dem Ausland gibt es während der Krise Unterstützungsangebote. Various kinds of support are available for in- ternational students during the crisis.

IM GESPRÄCH INTERVIEW LETTER 01/2020 „Wir müssen in die Zukunft denken“ “WE MUST THINK INTO THE FUTURE” DAAD-Präsident Professor Joybrato Mukherjee über die Auswirkungen der Corona-Krise und die Chancen der Digitalisierung. DAAD President Joybrato Mukherjee on the effects of the corona crisis and the opportunities of digitalisation. HERR PROFESSOR MUKHERJEE, Sie sind seit Januar 2020 Präsident des DAAD. Und nun haben Sie es gleich mit einer der größten Krisen der vergangenen Jahr- zehnte zu tun. Wie erleben Sie die Corona-Pandemie? Ich hätte mir ehrlich gesagt auch einen etwas weniger aufregenden Beginn meiner Amtszeit gewünscht. Die Corona-Pandemie hat in kürzester Zeit unser Leben umgekrempelt, auch das des DAAD und der Wissen- schaft weltweit: Forschungsaufenthalte sind nicht mehr möglich, Studierendenaustausch findet nicht mehr statt, Kooperationsprojekte und Austauschprogramme werden mithilfe von Web-Konferenzen und Online- Lehrangeboten aufrechterhalten. Aber ich erlebe die Corona-Krise auch als Chance. Ob wir Corona und künf- PROFESSOR MUKHERJEE, you became President of the DAAD in January 2020, and almost immediately you had to deal with one of the greatest crises in recent dec- ades. How are you experiencing the corona pandemic? To be honest, I would also have liked a slightly less ex- citing start to my term of office. The corona pandemic has turned our lives upside down in a very short space of time, also the work of the DAAD and science world- wide: research stays are no longer possible and student exchanges have stopped, while collaborative projects and exchange programmes are kept going with the aid of web conferences and online training courses. Never- theless, I also see the corona crisis as an opportunity. Whether we defeat corona and overcome the challenges » DIESE KRISE IST AUCH EINE CHANCE » THIS CRISIS IS ALSO AN OPPORTUNITY tige Herausforderungen bewältigen, wird entscheidend davon abhängen, was wir aus dieser Krise lernen. of the future will largely depend on what we learn from this crisis. Auch den DAAD als Organisation trifft die Krise denk- bar hart. Sie haben recht, die Herausforderung könnte kaum größer sein. Schließlich ist ausgerechnet der in- ternationale Austausch, auf den wir als Organisation angewiesen sind und dessen Förderung zur Kernmissi- on des DAAD zählt, gerade massiv eingeschränkt. Auch wenn wir, was die globale Forschungsgemeinschaft angeht, ja eigentlich intensiven internationalen Kon- takt ermöglichen sollten. Wir beobachten hier wirklich ein Dilemma. Einerseits werden Reisefreiheiten einge- schränkt. Andererseits wird uns in aller Brutalität be- wusst, wie vernetzt wir auf diesem einen Planeten sind und dass der globalen Herausforderung von Covid-19 nur zu begegnen ist, wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler international zusammenarbeiten. The crisis has also hit the DAAD organisation ex- tremely hard. That’s right. The challenge could hardly be greater. After all, international exchange is the ac- tivity on which our organisation is based and which it is part of the DAAD’s core mission to promote, but this very activity is subject to massive restrictions at the moment. And yet when it comes to the global research community, we should actually be enabling intense international contact. There is a true dilemma here. On the one hand, travel freedoms are being limited. On the other, we are being made brutally aware of how con- nected we all are on this planet and that the global chal- lenge of Covid-19 can only be addressed if researchers work together on an international basis. Was bedeutet das für die Arbeit des DAAD? Zum einen können wir uns darin bestätigt fühlen, dass internatio- naler Austausch und wissenschaftliche Zusammen- What does that mean for the work of the DAAD? On the one hand, it substantiates our view that international exchange and research cooperation are – and will remain – the key to solving global problems. On the 15

INTERVIEW LETTER 01/2020 D können – und sollten. Der gemeinsame europäi- sche Hochschulraum ist ein wesentlicher Stabilisator Europas. Wir sind identitätsstiftend. Die grenzenlose europaweite Mobilität, die interkulturelle Erfahrung ermöglicht, führt dazu, dass junge Menschen sich als Europäer fühlen – weil es Teil ihrer Identität geworden ist. Das gilt auch für die Forschung: Wir werden als For- schungsstandort nur dann global wettbewerbsfähig bleiben, wenn wir Kräfte, die wir in Europa in einer Reihe von Ländern verteilt haben, zusammenführen. Keine leichte Aufgabe angesichts mancher Abschot- tungstendenzen … umso wichtiger ist es, für Multilate- ralismus einzutreten. Schließlich sind wir eine Schick- salsgemeinschaft, das zeigen doch Herausforderungen wie der Klimawandel und besonders auch das Corona- Virus deutlich. Lösungen finden wir nur gemeinsam, in internationaler Zusammenarbeit. E factor for Europe. We create identity. Unrestricted Europe-wide mobility and intercultural exchange en- able and lead young people to feel European – be- cause it has become part of their identity. The same also applies to research: we will only remain globally competitive as a centre of research if we pool strengths that are distributed around different countries in Europe. No easy task in the face of isolationist tendencies … That’s why it’s all the more important to stand up for multilateralism. After all, we share a common destiny, something that is clearly shown by challenges such as climate change and especially the corona virus. We can only find solutions jointly, by working together. Die Kernmission des DAAD wird die Krise also über- dauern. Was wird sich ändern in der Nach-Corona- Welt? Darüber müssen und werden wir umfassend nachdenken. Die Bereitschaft zu Auslandsaufenthal- ten, die Mobilitätsströme zwischen Ländern und Kon- tinenten, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Mobilität in zahlreichen Staaten, die individuellen und institutionellen Einschätzungen zur Gebotenheit und Dringlichkeit von Reisen, die Bedeutung von digi- talen Technologien und von virtuellen Szenarien der Begegnung, all dies wird sich massiv ändern. Die Welt nach Corona – sie wird anders sein, aber auch in ihr wird gelten, dass Fortschritt nur durch Zusammen- arbeit, Wandel nur durch Austausch gelingen kann. In other words, the core mission of the DAAD will outlive the crisis. What will be different in the post- corona world? We must – and will – give that con- siderable thought. There will be major changes in all these areas: people’s willingness to undertake stays abroad, academic mobility between countries and continents, the economic preconditions for mobility in many countries, individual and institutional esti- mations of the need for and exigency of travel and the importance of digital technologies and virtual meeting scenarios. The post-corona world will be different, but it will still be true that progress can only come about through cooperation and change through exchange. VITA PROF. DR. JOYBRATO MUKHERJEE ist seit Januar 2020 Präsi- dent des DAAD. Der 46-jährige Präsident der Justus-Liebig- Universität Gießen studierte Anglistik, Biologie und Erzie- hungswissenschaften an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Danach promovierte er in Englischer Philologie an der Universität Bonn. Von 2008 bis 2009 war er Vizepräsident der Universität Gießen. 2009 wurde er zum Präsidenten der Universität gewählt, seinerzeit der jüngste in Deutschland. Drei Jahre später trat er sein Amt als Vizepräsident des DAAD an. PROF. DR. JOYBRATO MUKHERJEE has been President of the DAAD since January 2020. The 46-year-old President of Justus Liebig University in Giessen studied English studies, biology and educational studies at RWTH Aachen University. After- wards he completed a doctorate in English philology at the Uni- versity of Bonn. From 2008 to 2009 he was Vice President of the University of Giessen. In 2009 he was elected President, the youngest of any university in Germany at that time. Three years later he took office as Vice President of the DAAD. 17

UPDATE LETTER 01/2020 Wichtigstes Gebot: Gesund bleiben! Die Sicherheit der Geförderten hat für den DAAD Priorität. Top priority: stay healthy! The safety of its scholar- ship holders is the top priority for the DAAD. + E / s e g a m I y t t e G D mussten mehr oder weniger von heute auf morgen für die Mehrheit unserer über 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Home-Office umstellen.“ Schnell hat die Geschäftsleitung einen Krisenstab ein- gesetzt, eine abteilungsübergreifende Arbeitsgruppe, die sich jeden Morgen im Rahmen einer Videokonferenz über die aktuelle Lage austauscht und Handlungsemp- fehlungen für das Direktorium erarbeitet. „Zunächst war die Lagefeststellung und -beurteilung eine große Herausforderung“, erklärt Dr. Frens Stöckel, der als DAAD-Krisenbeauftragter die Leitung des Krisenstabs übernahm. „Es ging darum, bloße Informationen von relevanten Fakten zu unterscheiden, die Dimension zu begreifen und daraus Konsequenzen für unser Außen- netzwerk, die Geförderten und wenig später für die ge- samte Zentrale abzuleiten. Besonders wichtig war es, einen Fahrplan zu entwickeln, wie wir konkret mit den vielen potenziellen Einzelfällen unserer Stipendiatin- nen und Stipendiaten umgehen.“ Anders als für DAAD- Angehörige im Ausland, für die Vorgaben durch den Krisenstufenplan des Auswärtigen Amtes vorliegen, falle der Umgang mit Geförderten in länderübergrei- fenden Krisensituationen in den Bereich anspruchs- vollerer Einzelfallprüfungen, so Stöckel. Konkret geklärt werden mussten Fragen wie: Bei wel- chen Ländern und mit welchem Nachdruck fordert der DAAD seine Stipendiatinnen und Stipendiaten zur Rückreise auf? Sollte die Rückkehr Bedingung für die Weiterführung des Stipendiums sein? Kann und darf E Management swiftly set up an crisis management team, an interdepartmental working group that dis- cusses the current situation each morning during a video conference and draws up action recommenda- tions for the Board of Directors. “At first, ascertaining and evaluating the situation was quite a challenge,” explains Dr. Frens Stöckel, who in his role as the DAAD’s security and crisis officer took responsibility for head- ing the crisis management team. “It was a question of distinguishing general information from relevant facts, grasping the scale of the problem, and identifying on this basis the consequences for our external net- work, for our scholarship holders, and a short time later for the entire headquarters. It was particularly impor- tant to draw up a timetable for how we would deal in concrete terms with the many potential individual cir- cumstances in which our scholarship holders might find themselves.” Unlike with DAAD staff members abroad, to whom the regulations set out in the Federal Foreign Office’s crisis plan generally apply, dealing with the needs of scholarship holders in transnational crisis situations involves a more complex level of indi- vidual assessments, says Stöckel. Questions such as the following required concrete clarification: From which countries, and with which degree of urgency, should the DAAD call upon its scholarship holders to return home? Should the con- tinuation of their scholarship be made contingent upon their return? Can a course of study or a project be continued digitally, and if so, is this permissible? DR. DOROTHEA RÜLAND » WIR WERDEN DAS PHÄNOMEN COVID-19 NUR DURCH INTERNA- TIONALE ZUSAMMENARBEIT IN DEN GRIFF BEKOMMEN. DR. DOROTHEA RÜLAND » WE WILL ONLY BE ABLE TO GET TO GRIPS WITH THE COVID-19 PHENOMENON THROUGH INTERNATIONAL o g el T h i l o V COOPERATION. 19 19

UPDATE LETTER 01/2020 DR. FRENS STÖCKEL » BESONDERS WICHTIG WAR EIN FAHRPLAN, WIE WIR MIT DEN VIELEN EINZEL FÄLLEN UNSERER STIPENDIATINNEN UND STIPEN- DIATEN UMGEHEN. DR. FRENS STÖCKEL » IT WAS PARTICULARLY IMPORTANT TO DRAW UP A TIMETABLE FOR HOW WE WOULD DEAL WITH THE MANY INDIVIDUAL CIRCUMSTANCES IN WHICH OUR SCHOLARSHIP HOLDERS MIGHT FIND THEMSELVES. a Stöckel/privat n a g a D r E In Rüland’s view, universities are playing a key role in the current situation. It is only thanks to a switch to online formats – something that happened rapidly for the most part in Germany – that studies and projects can carry on despite the restrictions on physical con- tact that are likely to remain in place for many more months. “For us, this was a crucial point: no matter how long the crisis persists, everyone should be able to reach the goals they have set themselves.” DAAD Secretary General Rüland believes that one thing is vital as we deal with the pandemic in the me- dium to long term: “We must be aware that we are facing a dilemma. Naturally, there is good reason to criticise the growing globalisation that made the pandemic in its current form possible in the first place. At the same time, we will only be able to get to grips with the Covid-19 phenomenon through international cooper- ation, which in turn would be inconceivable without globalisation with all its current interconnections and efficiency.” The pandemic shows how essential it is to make research more international, which is one of the DAAD’s core missions. However, the crisis also makes it clear how important it is to develop digit al networks. D Nach einer sehr arbeitsintensiven Phase sei die La- ge seit Ende April übersichtlicher, so Rüland. Was auch daran liege, dass der DAAD für die Weiterführung der Projekte und Studien sehr flexible Lösungen gefunden habe. „Das Auswärtige Amt, das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das Bundesministeri- um für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick- lung haben hier als unsere Hauptgeldgeber wirklich sehr schnell und gut reagiert.“ So wurde es in einigen Fällen ermöglicht, projektgebundene Budgets für Rei- sen in den Aufbau digitaler Infrastrukturen fließen zu lassen, um die Weiterführung der Forschungsvorha- ben zu gewährleisten. Diejenigen, deren Förderung ausläuft, die aber nicht an ihren Heimatort zurückkeh- ren können, werden monatsweise weiter unterstützt. Eine entscheidende Rolle spielen für Rüland die Hoch- schulen. Erst durch die Umstellung auf digitale Forma- te, die in Deutschland vielfach schnell gelang, können Studien und Projekte unter den voraussichtlich noch viele Monate bestehenden physischen Kontaktbe- schränkungen fortgeführt werden. „Das war uns wich- tig: Egal, wie lange die Krise dauert – jeder sollte das Ziel erreichen, das er oder sie sich vorgenommen hat.“ Im mittel- und längerfristigen Umgang mit der Pande- mie ist für DAAD-Generalsekretärin Rüland ein Punkt zentral: „Uns muss bewusst sein, dass wir es hier mit einem Dilemma zu tun haben. Natürlich kann man mit gutem Grund eine zunehmende Globalisierung kritisieren, die die Pandemie in der aktuellen Form überhaupt erst möglich gemacht hat. Gleichzeitig wer- den wir das Phänomen Covid-19 auch nur durch inter- nationale Zusammenarbeit in den Griff bekommen, die wiederum ohne die Globalisierung in ihrer heuti- gen Vernetzung und Effizienz nicht denkbar wäre.“ Die Internationalisierung von Forschung, eine der Kern- missionen des DAAD, ist gerade durch die Pandemie bedeutender denn je. Auch wenn die Krise zeigt, wie wichtig es ist, auch auf digitale Vernetzung zu setzen. WEITERE INFORMATIONEN: MORE INFORMATION: www.daad.de/de/coronavirus/ Auf der Website bezog DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee rasch Stellung zu den ergriffenen Maßnahmen. On the website, DAAD President Joybrato Mukherjee quickly released a statement about the measures that had been put in place. 21

NEWS LETTER 01/2020 RICHTUNGSWEISENDE FORSCHUNG Gleich drei DAAD-Alumni erhalten 2020 den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen For- schungsgemeinschaft (DFG). Es ist der wichtigs- te Forschungsförderpreis in Deutschland. Pro- fessor Thorsten Bach, der 1991 und 1992 als Postdoctoral Fellow mit einem DAAD-Sti- pendium in Harvard arbeitete, erhält den Preis für seine richtungsweisenden Arbeiten auf dem Gebiet der Organischen Photochemie. Professo- rin Dagmar Schäfer vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, die 1990 mit einem DAAD-Jahresstipendium in China studierte, überzeugte die Jury mit ihren bahnbrechenden Beiträgen zur Geschichte von Technik und Wis- senschaft in China. Die österreichische Litera- turwissenschaftlerin Professorin Juliane Vogel, die 1998 an einem Wissenschaftleraustausch- programm in Deutschland teilnahm, setzt mit ihrer Arbeit neue Maßstäbe für eine Literatur- und Theaterwissenschaft mit internationaler Ausstrahlung. GROUNDBREAKING RESEARCH Not one, but three DAAD alumni will receive the prestigious Gottfried Wilhelm Leibniz Prize in 2020. Award- ed by the Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), it is Germany’s most important research prize. Professor Thorsten Bach, who worked as a postdoctoral fellow at Harvard in 1991 and 1992 with a DAAD scholarship, received the award for his cutting-edge work in the field of organic photochemistry. Professor Dagmar Schäfer of the Max Planck Institute for the His- tory of Science, who studied in China with a DAAD One-Year Scholarship in 1990, convinced the selection panel with her groundbreaking contributions on the history of science and tech- nology in China. Professor Juliane Vogel, the Austrian literary studies specialist who partici- pated in an academic exchange programme in Germany in 1998, has set new standards in liter- ary and theatre studies that have had interna- tional resonance. + E / s e g a m I y t t e G INTERNATIONALE HOCHSCHULKOOPERATIONEN Grenzenlose Kommunikations- und Kooperationsformen: Für Hochschulen bietet die Digitalisierung großes Potenzial. Das neue DAAD-Programm „Inter- nationale Mobilität und Kooperation digital“ (IMKD) unterstützt die Internati- onalisierungsprozesse: Ziel des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Programms ist es, digitale Lehr- und Lernformate in transnationale Studienangebote zu integrieren sowie Methodenwissen und digitale Kompetenzen aufzubauen. Zudem werden serviceorientierte, digitale Infrastrukturen zur Unterstützung von Lehr- und Studierendenmobilität an den Hochschulen implementiert. Transparente Lehr- und Lernangebote und moderne digitale Verwaltungsverfahren vereinfachen dabei die Studierenden- mobilität zwischen den Partnerhochschulen. INTERNATIONAL UNIVERSITY PARTNERSHIPS Boundless communication and cooperation: digitalisation offers enormous potential for universities. Internationale Mobilität und Kooperation digital (IMKD) is a new DAAD programme that supports internationalisation process- es. Funded by the Federal Ministry of Education and Research, it aims to inte- grate digital teaching and learning formats in transnational study programmes and develop knowledge of methods and digital skills. In addition, service- oriented, digital infrastructures are being implemented to support the mobil- ity of teachers and students in higher education. Transparent teaching and learning opportunities and modern digital administrative procedures will simplify the movement of students between partner universities. www.daad.de www.daad.de/letter/leibniz PERSÖNLICHKEIT DES JAHRES Für die deutsch-französische Zusammenarbeit engagiert sich Dr. Florian Drücke, Vorstands- vorsitzender des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI) und DAAD-Alumnus, seit vielen Jahren. Dafür wurde der Ko-Präsident des Deutsch-Französischen Kulturrats in Paris als „Persönlichkeit des Jahres“ mit dem Deutsch-Französischen Preis der Kultur- und Kreativwirtschaft ausgezeichnet. PERSONALITY OF THE YEAR Dr. Florian Drücke, Chairman and CEO of the Federal Music Industry Association (BVMI) and DAAD alumnus, has actively promoted Franco-German cooperation for many years. For his efforts, the Joint President of the Franco-German Cultural Council in Paris has been honoured with the Franco- German Prize of the Cultural and Cre- ative Industry as Personality of the Year. www.musikindustrie.de r e d ö S h p o t s i r h C t r A s o i g r o e G / k c o t s k n i h T 23

NEWS LETTER 01/2020 INTERAKTIVE PLATTFORM Ob Bachelor oder Master: Der neue DAAD-Service My GUIDE unterstützt in- ternationale Studienanwärter dabei, den passenden Studi- engang an einer deutschen Hochschule zu finden. Die inter- aktive, personalisierte Plattform prüft in drei einfachen Schritten Interessen und die akademische Vorbildung – und ermöglicht durch ein vorstrukturiertes Anfrageformu- lar einen ersten direkten Kontakt zu Informations- und Be- ratungsstellen an der gewählten Hochschule. Auch für die Hochschulen bietet My GUIDE einen großen Mehrwert und eröffnet bessere Möglichkeiten zur Gewinnung hoch quali- fizierter Studierender. Im Projekt „Digital Campus“ arbeitet der DAAD zudem mit Mittlerorganisationen, Hochschulen und weiteren Bildungsakteuren an der Entwicklung eines übergreifenden Portals. Dieses soll My GUIDE und weitere digitale Services für die Information und Qualifizierung internationaler Studierender für ein Studium in Deutsch- land bündeln. INTERACTIVE PLATFORM Whether for Bache- lor or Master, My GUIDE is a new DAAD service that helps prospective international students find the appropriate degree programme at a German university. This personalised interactive platform examines interests and previous academic background in three simple steps – and then facilitates a direct initial contact with the in- formation and advisory service of the selected university with the aid of a prestructured enquiry form. My GUIDE also of- fers a considerable benefit for universities and opens up better chances of attracting highly qualified students. The DAAD is also working in the Digital Campus project to develop an overarching portal with intermediary organisations, universities and other educational actors. It aims to combine My GUIDE and other digital services to inform and qualify international students for a degree programme in Germany. www.myguide.de » WIR SEHEN DIE AUFGABE DER GE- SELLSCHAFT DARIN, SOLIDARITÄT ZU ZEIGEN. WIR WOLLTEN NICHT TATENLOS BEI DER KRISE ZUSEHEN UND HABEN EI- NE PLATTFORM GEGRÜNDET, AUF DER MENSCHEN AUF VIELE ARTEN HELFEN KÖNNEN: INDEM SIE ZU HAUSE BLEIBEN, HILFE ANBIETEN ODER LOKALE LÄDEN UND DIENSTLEISTENDE UNTERSTÜTZEN. CARINA STÖTTNER, EHEMALIGE STUDENTISCHE KORRES- PONDENTIN DER DAAD-KAMPAGNE „STUDIEREN WELTWEIT – ERLEBE ES!“, DIE MIT FREUNDEN DAS PORTAL „HELPUNITY – HELPING COMMUNITY GEGEN CORONA“ MITGEGRÜNDET HAT. » WE SEE IT AS THE DUTY OF SOCIETY TO SHOW SOLIDARITY. WE DIDN’T WANT TO STAND BY AND DO NOTHING DURING THE CRISIS SO WE FOUNDED A PLATFORM WHERE PEOPLE CAN HELP IN MANY WAYS: BY STAYING HOME, OFFERING HELP OR SUPPORTING LOCAL SHOPS AND SERVICES. CARINA STÖTTNER, FORMER STUDENT CORRESPONDENT OF THE DAAD CAMPAIGN “STUDIEREN WELTWEIT – ERLEBE ES!”, CO-FOUNDED THE PLATFORM “HELPUNITY – HELPING COMMU NITY IN TIMES OF CORONA” WITH FRIENDS. d n a l h c s t u e D l a t r o p i n m u l A VIRTUELLES ABSOLVENTENSEMINAR Rund 180 Teil- nehmer nahmen Ende Mai am ersten virtuellen Absolventen- seminar teil, zu dem der DAAD ausländische Stipendiatinnen und Stipendiaten kurz vor Ende ihres Stipendiums sowie junge Alumni eingeladen hatte. Sie konnten sich in einer virtuellen Messehalle einen Tag lang informieren und inspirieren lassen. Interessierte können der „DAAD-Alumni“-Gruppe auf dem Alumniportal Deutschland beitreten. VIRTUAL GRADUATE SEMINAR At the end of May, some 180 participants took part in the first virtual graduate seminar to which the DAAD had invited foreign scholarship holders just be- fore the end of their scholarships and recent alumni. They were able to gather information and inspiration in a virtual exhibition centre for a whole day. Interested parties can join the DAAD Alumni group on the Alumniportal Deutschland website. www.helpunity.eu www.community.alumniportal-deutschland.org 25

TOPIC LETTER 01/2020 Am 1. Juli 2020 übernimmt Deutschland für sechs Monate die Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union (EU). Germany will be taking over the Presidency of the Council of the European Union (EU) for six months on 1 July 2020. OPA EUROPE F R e n o t S / s e g a m I y t t e G 27 27

TOPIC LETTER 01/2020 Welche Bedeutung, welchen Wert hat die Europäische Union? Sechs Persönlichkeiten geben Antwort – und zeigen die Vielfalt der Perspektiven auf den Staatenverbund. What is the significance and value of the European Union? Six individuals give their answers – and reveal just how many different views there are of this union of states. WIE KANN DIE EU IHRE WERTE WAHREN? „Vor 60 Jahren hätte sich niemand vorstellen können, wel- ches Ausmaß an Kooperation, Frieden und Freiheit wir in Europa erreichen würden. Aber wir sind noch nicht fertig. Die Corona-Krise zeigt uns, dass die EU noch immer zer- brechlich ist. Die unkoordinierte Reaktion auf den Aus- bruch des Virus und der Konflikt um die Corona-Bonds haben viele überzeugte Europäerinnen und Europäer ent- täuscht. Menschen in den am stärksten betroffenen Regio- nen fühlten sich anfangs von ihren deutschen und nieder- ländischen Miteuropäern im Stich gelassen. Der akademische Austausch durch das Erasmus-Pro- gramm ist ein zentraler Baustein für einen gemeinsamen europäischen Geist. Die Solidarität der Wissenschaftsge- meinde in ihrer geeinten Abwehr gegen den Plan des un- garischen Ministerpräsidenten Orbán, die Zentraleuropä- ische Universität aus Ungarn zu vertreiben, war großartig. Davon brauchen wir mehr. Wenn Europa stark sein soll, dann müssen wir die proeuropäische Stimme der akademischen Gemeinde noch lauter hören. Die EU ist keine Selbstverständlichkeit, sie muss jeden Tag erkämpft werden.“ MICHAEL BLOSS Mitglied des Europäischen Parlaments für die Partei Bündnis 90/Die Grünen, war DAAD- Stipendiat im Carlo-Schmid-Programm. HOW CAN THE EU UPHOLD ITS VALUES? “60 years ago, nobody could have imagined the level of co- operation, peace and freedom we would achieve in Eur- ope. But we have not yet finished: the corona crisis has shown us that the EU is still fragile. The uncoordinated response to the outbreak of the virus and the conflict sur- rounding corona bonds have disappointed many staunch Europeans. People in those regions most severely affected have felt let down by their fellow Europeans in Germany and the Netherlands. The academic exchange brought about by the Erasmus programme is a key element in generating a common European spirit. The academic community demonstrated wonderful solidarity when it united to fight Hungarian Prime Minister Orbán’s plan to drive the Central European University out of Hungary. We need more of this. If Europe is to be strong, we must hear the pro-European voices of the academic community even more loudly. We must not take the EU for granted, and must fight for it every day.” MICHAEL BLOSS A member of the European Parliament for the Alliance 90/The Greens party who was a DAAD scholarship holder on the Carlo Schmid Programme. k H a er m eyer r i c t P a 29

TOPIC LETTER 01/2020 WARUM IST DIE EU EIN ATTRAKTIVER PARTNER FÜR AFRIKA? „Mit positiven Entwicklungen in Afrika – zum Beispiel Wirtschaftswachstum und zunehmender Rechtsstaatlich- keit – geht das exponentielle Wachstum der Schüler- und Studierendenzahlen einher. Was fehlt, sind Ausbildungs- qualität, Fertigkeiten und Arbeitseinstellungen, wie sie die Arbeitgeber fordern. Durch Partnerschaften mit der EU können afrikanische Staaten diese Herausforderungen schneller bewältigen. Die langjährigen Beziehungen zwischen Afrika und der EU bieten eine solide Basis für den weiteren Ausbau von Win-win- Partnerschaften. EU-Hochschulen können zum Beispiel Schulungen zu Forschungs- methoden und Investitionen in Bildungs- material bieten. Im Gegenzug erhalten sie Zugang zu neuen Forschungsfeldern, etwa Afrikas reicher Biodiversität. EU-Unterneh- men können mit Firmen und Bildungseinrich- tungen in Afrika kooperieren und sie zum Bei- spiel dabei unterstützen, Zertifizierungen zu entwickeln und Forschung voranzutreiben, die sowohl der Wirtschaft als auch der Gesellschaft nutzt.“ PROF. DR. NARCISO MATOS Der DAAD-Alumnus ist Vizekanzler der Polytechnischen Universität in Maputo, Mosambik, und ehemaliger Gene- ralsekretär der Vereinigung Afrikanischer Hochschulen. WHY IS THE EU AN ATTRACTIVE PARTNER FOR AFRICA? “Positive developments in Africa – such as economic growth and states that are increasingly based on the rule of law – go hand in hand with exponential growth in the number of school and university students. There is a lack of quality training, skills and the attitudes to work that em- ployers require. African states are able to overcome these challenges more quickly through partnerships with the EU. The longstanding relations between Africa and the EU provide a solid basis for the further ex- pansion of win-win partnerships. EU universi- ties for example can offer training in re- search methods and investments in educa- tional material. In return, they gain access to new fields of research, such as Africa’s rich biodiversity. EU companies can cooper- ate with firms and educational institutions in Africa and support them for example with de- veloping certification and driving forward re- p r a t v i search that will benefit both the economy and society.” PROF. DR. NARCISO MATOS The DAAD alumnus is rector of the Polytechnic University in Maputo, Mozambique, and the former secretary-general of the Association of African Universities. F R e n o t S / s e g a m I y t t e G 31

TOPIC LETTER 01/2020 WIE ATTRAKTIV IST DAS MODELL EU FÜR LATEINAMERIKA? „Die EU ist viel mehr als nur ein wirtschaftlicher Integra- tionsprozess. Sie steht für ein Modell des jahrzehntelan- gen Friedens zwischen Nationen, für starke und umfas- sende Kooperation, für ein gemeinsames Verständnis für soziale Belange. Europa vor und nach der EU, das sind zwei verschiedene Welten. Die EU hat den Menschen eine neue Identität vermittelt und den Regierungen eine neue Art von Solidarität. Die große Leistung der EU ist es, neue soziale, rechtliche und politische Brücken zwischen den Gesellschaften gebaut zu haben. Meiner Meinung nach ist die EU ein sehr attraktives Modell für Lateinamerika. Die Verständigung ist einfacher zwischen den Gesellschaften Lateinamerikas, aufgrund der gemeinsamen Sprachen Spanisch und Portugiesisch sowie aufgrund der geteilten Kolonialgeschichte. Dafür sind die Herausforderungen größer: Die Länder befinden sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, sodass die Wirtschafts- und Sozial- probleme auf nationaler Ebene oft noch Priorität haben.“ PROF. DR. DR. H. C. CLAUDIA LIMA MARQUES Die Direktorin des CDEA in Porto Alegre, Brasilien, des jüngsten Zentrums für Deutschland- und Europa- studien, lehrt auch an der Universidade Federal do Rio Grande do Sul-UFRGS. HOW ATTRACTIVE IS THE EU MODEL FOR LATIN AMERICA? “The EU is far more than simply a process of economic in- tegration. It is a model for decades of peace between na- tions, for strong and wide-ranging cooperation, and for a common understanding of social issues. The Europe of before the EU and the Europe of after the EU are two differ- ent worlds. The EU has given people a new identity and governments a new kind of solidarity. The great accom- plishment of the EU is that it has built new social, legal and political bridges between its societies. In my opinion, the EU is a very attractive model for Latin America. Commu- nication between the societies of Latin America is easier thanks to their common languages of Spanish and Portu- guese, and thanks to their shared colonial history. The challenges, on the other hand, are greater: the individual countries have reached different stages of development, so priority is often still given to economic and social problems on the national level.” PROF. DR. DR. H. C. CLAUDIA LIMA MARQUES The director of the CDEA in Porto Alegre, Brazil, the newest Centre for German and European Studies, also teaches at the Federal University of Rio Grande do Sul-UFRGS. o L a zzari d r a r G e F R e n o t S / s e g a m I y t t e G 33

TOPIC LETTER 01/2020 D deren Ausschreibungsfrist am 26. Februar 2020 endete, stehen die geförderten Projekte noch nicht fest. NEUE QUALITÄT DER MOBILITÄT Für Feichtner ist das Netzwerk vor allem eine Möglich- keit, der Mobilität von Studierenden und Universitäts- mitarbeiterinnen und -mitarbeitern in Europa eine gänzlich neue Qualität zu geben. „Im Verbund wird es möglich, Austauschangebote besonders niederschwel- lig anzubieten.“ Zwar konnte man über das Erasmus+ Programm und Dual-Degree-Studiengänge natürlich auch bislang schon für Anreize sorgen. „Aber jetzt ha- ben wir die Option, sämtliche Abläufe wesentlich effi- zienter zu gestalten.“ » Wir wollen einen Glanz in den Augen der Studierenden hervorrufen So werde es in Zukunft immer einfacher, statt komplet- ter Studiengänge einzelne Veranstaltungen in Koope- ration mit internationalen Partnern anzubieten – mit einer möglicherweise hohen digitalen Komponente, die dann aber wiederum zu echter physischer Mobili- tät motivieren kann. „Ich stelle mir Projektveranstal- tungen vor, in denen Studierende zunächst von unter- schiedlichen Standorten aus arbeiten, die Ergebnisse dann aber in einer Sommerschule an einer der acht Universitäten zusammenführen“, so Feichtner. „So ge- nerieren wir eine signifikante Zahl von Studierenden, denen die einzelnen Universitäten im Netzwerk so viel sagen, dass sie ein Nicken und einen Glanz in den Au- gen hervorrufen: eine echte Identifikation mit Europa.“ NATIONALE UNTERSTÜTZUNG In Bremen ist man sich wohl über den Anschubcharak- ter der EU-Finanzierung bewusst. „Bei einer Projekt- laufzeit von drei Jahren ist es natürlich schwierig, schon funding as part of a second call for proposals, the E deadline for which ended on 26 February 2020. NEW QUALITY OF MOBILITY For Feichtner, above all, the network offers the chance to give the mobility of students and university staff in Europe a totally new quality. “In the alliance it will be possible to offer exchange opportunities with a very low threshold.” Of course, it had already been possible to provide incentives through the Erasmus+ pro- gramme and dual-degree courses. “But now we have the option of making all processes much more effi- cient.” » We want to put a twinkle in students’ eyes It will therefore become increasingly easy in future to offer individual events in cooperation with inter- national partners rather than complete degree pro- grammes – possibly with a high digital component that will then, however, in turn motivate people to engage in real physical mobility. “I can imagine projects in which students initially work from different locations, but then bring together their findings in a summer school at one of the eight universities,” says Feichtner. “That is how we produce a significant number of stu- dents for whom the individual universities in the net- work mean so much that they put a spring in their step and a twinkle in their eyes: creating real identification with Europe.” NATIONAL SUPPORT People in Bremen are well aware of the start-up charac- ter of the EU funding. “A project duration of three years naturally makes it difficult to realise substantial Präsenz ist gut, eine hohe digitale Komponente macht vieles leichter: Europäische Kooperatio- nen sollen noch selbstverständlicher werden. Physical attendance is good, but a high digital component makes many things easier: European collaborations are to become perfectly normal. 35

TOPIC LETTER 01/2020 E Stahl. “Over the years, universities had concluded many cooperation agreements, of which most, how- ever, were more or less inactive.” It became clear that to make real progress, you had to concentrate on stra- tegically important partners. “We have supported this process until the present day.” Anke Stahl believes this is also one reason why Ger- man universities have been so successful in the EU’s current round of network funding: “The universities have simply found a very good mix of established and new partners with a new objective.” www.daad.de/eun D keitsarbeit sichtbarer in der Gesellschaft zu machen. „Es muss klarer werden, welche wichtige Rol- le die Universitäten in Europa inzwischen spielen: um einen freien und kritischen Geist zu verteidigen, um fundamentale europäische Werte zu verstetigen oder überhaupt erst auszubilden.“ Der DAAD unterstützt die insgesamt 15 deutschen Hochschulen in den Netz- werken seit Jahresanfang 2020 mit rund 28 Millionen Euro bis Ende 2023. Ebenfalls gefördert werden fünf weitere Projekte, deren Anträge auf EU-Ebene zwar zu den Bestplatzierten gehörten, aber aus budgetären Gründen nicht zum Zuge kamen. » Die Universitäten haben einen sehr guten Mix aus etablierten und neuen Partnern gefunden In der Flankierung von Hochschulnetzwerken hat der DAAD Erfahrung. Bereits 2012 wurde das Förder- programm „Strategische Partnerschaften und Thema- tische Netzwerke“ ins Leben gerufen. „Es war eine interessante Situation damals, fast so eine Art Paradig- menwechsel an den Universitäten“, erinnert sich Stahl. „Die Universitäten hatten über die Jahre viele Koopera- tionsverträge abgeschlossen, von denen die meisten aber mehr oder wenig inaktiv waren.“ Es wurde klar: um wirklich weiterkommen zu wollen, muss man sich auf strategisch wichtige Partner konzentrieren. „Die- sen Prozess unterstützen wir bis heute.“ Für Anke Stahl ist das auch ein Grund, warum die deutschen Hochschulen in Rahmen der aktuellen Netzwerkförderung der EU so erfolgreich sind: „Die Universitäten haben einfach einen sehr guten Mix aus etablierten und neuen Partnern unter einer neuen Zielsetzung gefunden.“ www.daad.de/eun 37

TOPIC LETTER 01/2020 Was bedeutet die Corona-Krise für die Zukunft des D Erasmus-Programms? Der Zeitplan für die Entscheidungen zur neuen Eras- mus-Programmgeneration der Jahre 2021 bis 2027 ist aus dem Rhythmus geraten, aber an den Zielen ändert sich nichts. Erasmus soll inklusiver, digitaler und öko- logischer werden. Der DAAD unterstützt diese drei Ziele ausdrücklich. Auch wird die neue Erasmus-Pro- grammgeneration nach jetzigem Planungsstand die Projektförderung und die „Europäischen Hochschu- len“ weiter stärken und an die ersten beiden Pilotaus- schreibungen zu diesen neuen Hochschulallianzen anschließen. Ausgehend von dieser Strahlkraft wer- den neue Formen der Hochschulzusammenarbeit in ganz Europa entstehen. What impact will the corona crisis have on the fu- E ture of the Erasmus programme? Although the schedule of decisions about the new Erasmus programme generation for the years from 2021 to 2027 has taken a knock, no changes have been made with regard to its goals. Erasmus is to become more inclusive, more digital and more ecological. The DAAD supports these three goals unequivocally. Ac- cording to the present state of planning, the new Eras- mus programme generation will continue to strength- en project funding and European universities as well as the work of the first two pilot calls for proposals for new higher education alliances. Based on this power- ful start, new forms of higher education cooperation will emerge all over Europe. Was bedeuten die Veränderungen des Erasmus-Pro- gramms für die Studierenden? Der Fokus des Programms soll noch stärker als bisher auf Inklusion gelegt werden: Wir möchten mit dem aka- demischen Austausch deutlich mehr junge Menschen erreichen, die bisher einen Studienaufenthalt im Aus- land noch nicht auf dem Schirm hatten. So wollen wir etwa Anreize zur Mobilität für diejenigen schaffen, die als Erste in ihren Familien studieren oder die auf Neben- jobs besonders stark angewiesen sind. Gleichzeitig ha- ben wir die Herausforderung im Blick, dass sich auch die akademische Mobilität mit Rücksicht auf ihren öko- logischen Fußabdruck weiterentwickeln muss. Hier er- öffnet die Digitalisierung, vom Lernen über die Lehre bis hin zur Verwaltung, wertvolle Chancen. Gerade Erasmus-Projekte wie zum Beispiel Strategische Part- nerschaften oder Kapazitätsaufbauprojekte bieten sehr gute Ansätze, um neue Wege zu gehen und Innovatio- nen in Lernen und Lehre zu testen. Auch dies kommt Studierenden und Lehrenden letztendlich sehr zugute. Das Erfahren Europas durch physische Mobilität ist durch nichts zu ersetzen, aber digitale Formate bieten oft wertvolle Optionen. Das hat die Corona-Krise ver- deutlicht, und so können wir auch aus dieser Krise für die Zukunft lernen. What will the changes in the Erasmus programme mean for students? The programme aims to focus on inclusion even more strongly than before: we would like to draw attention to academic exchange among far more young people who have previously never thought about a period of study abroad. We therefore want, for example, to create in- centives for mobility among those who are the first members of their families to go to university or who are especially dependent on part-time employment. At the same time we are firmly aware of the challenge that academic mobility faces in its need to develop while ad- dressing its ecological footprint. Digitalisation opens up valuable opportunities here ranging from learning and vocational education to administration. Erasmus projects, such as strategic partnerships or capacity- building projects, offer excellent ways of trying out new approaches and testing innovations in studying and teaching. Ultimately, this will also deliver consid- erable benefits for students and teachers. Although there is no substitute for experiencing Europe through physical mobility, digital formats often offer valuable alternatives. This has been made clear by the corona crisis, which has also enabled us to learn lessons for the future. VITA DR. STEPHAN GEIFES ist Direktor der Nationa- len Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit im DAAD. Er hat unter anderem die DAAD- Außenstelle Paris geleitet, war Generalsekretär der Deutsch-Französischen Hochschule sowie Bereichsleiter Transnationale Bildung im DAAD. DR. STEPHAN GEIFES is Director of the National Agency for EU Higher Education Cooperation at the DAAD. Among other things, he has been Director of the DAAD Regional Office in Paris, Secretary General of the Franco-German University and Head of Section for Transnational Education at the DAAD. t a v i r p 39

TOPIC LETTER 01/2020 D Wie innovativ Alumni und Alumnivereine sind, zeigte das erste Ideen-Lab im Mai, das ursprünglich im slowenischen Ljubljana geplant war: Es fand nun aus- schließlich virtuell statt, inklusive Keynote-Speech, Gruppenarbeit, Projektpräsentation, Autorenlesung und Stadtführung durch die slowenische Hauptstadt. Zwei Tage lang beschäftigten sich die Teilnehmenden des Adria-Ideen-Labs – DAAD-Alumni aus Slowenien, Kroatien und Italien unterschiedlicher Fachrichtun- gen – mit einem der drängendsten Probleme der EU, der Migration. „Migration ist neben Klimaschutz und demografischem Wandel die globale Herausforderung des 21. Jahrhunderts“, sagte Professor Sandro M. Mo- raldo, Germanist an der Universität Bologna und Vor- sitzender des italienischen Alumnivereins „Alumni DAAD Italia“ (ADIT), der das Treffen mitorganisiert hat. Migration wurde in dem Ideen-Lab aber auch als Chance gesehen. In vier Gruppen diskutierten die 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie Sprache und Kunst zu einer positiven Wahrnehmung von Migrati- on und der Integration von Diversität in die Gesell- schaft beitragen oder eine Online-App zum Thema Migration und Bildung entwickelt werden kann. „Es ist unser Ziel, gemeinsam nach Lösungen für Herausfor- derungen zu suchen, die die gesamte Europäische Uni- on betreffen“, sagt DAAD-Lektorin und Mitorganisato- rin Dr. Kristina Lahl. „Es geht um Themen, die vor Corona drängend waren – und es auch nach Corona bleiben werden.“ » Es geht um Themen, die auch nach Corona drängend bleiben werden Insgesamt 14 nationale, aber zum Teil auch grenzüber- schreitende Veranstaltungen stellen DAAD-Außen- stellen und -Informationszentren, Lektorinnen und Lektoren und DAAD-Alumnivereine in den EU-Mit- gliedsländern sowie in den Westbalkanländern mit Beitrittsperspektive in den kommenden Monaten auf die Beine. Einige sind aufgrund von Corona verscho- ben, andere werden wie das Adria-Ideen-Lab virtuell stattfinden. Acht Themenschwerpunkte stehen zur Auswahl und werden mithilfe von interaktiven und ergebnisorientierten Formaten diskutiert: Nachhaltig- keit und Klimawandel; Demokratie in Europa; Migra- tion; Europa in der Welt; Westbalkan – Nachbarn und potenzielle EU-Mitglieder; Studieren und Forschen in Europa; Promoting the European Way of Life oder Di- gitalisierung und Transformation der Wirtschaft. Der DAAD-Freundeskreis, der größte Alumniverein des DAAD in Deutschland, setzt mit den Themen Euro- pa in der Welt, Europäische Werte, Migration und Kli- mawandel vier fachliche Schwerpunkte, die DAAD- Alumni ausgestalten. „Wir haben aus der ganzen Bun- desrepublik vielversprechende innovative Projekt- ansätze erhalten, die zu tragbaren Lösungen führen E man of Alumni DAAD Italia (ADIT), the Italian alumni association that co-organised the meeting. Mi- gration was also viewed as an opportunity at the ideas lab, however. The 30 participants discussed in four groups how language and art can contribute to a posi- tive perception of migration and the integration of di- versity into society, and how an online app relating to migration and education could be developed. “Our objective is to search jointly for solutions to challenges that concern the European Union as a whole,” explains Dr. Kristina Lahl, a DAAD “Lektor” in Ljubljana and a co-organiser of the event. “We are talking about issues that were already pressing before corona – and will re- main so even after corona.” » Discussing issues that will remain pressing even after corona In the coming months, DAAD regional offices and in- formation centres, “Lektors” and DAAD alumni asso- ciations in the EU member states, as well as in those countries of the Western Balkans that have prospects of EU accession, will be setting up a total of 14 national events, some of which will also involve other countries. A number of them have been postponed because of co- rona, while others will take place virtually, like the Adria Ideas Lab. There is a choice of eight focal topics: sustainability and climate change; democracy in Eur- ope; migration; Europe in the world; the Western Bal- kans – neighbours and potential EU members; study- ing and researching in Europe; promoting the Euro- pean way of life; and digitisation and transformation of the economy: these will be discussed using various interactive and results-oriented formats. DAAD Alumni & Friends, the largest DAAD alumni as- sociation in Germany, has selected four focus areas to be addressed by DAAD alumni: Europe in the World, F R e n o t S / s e g a m I y t t e G , D A A D / n e d r ö w l l A n o v n a J Die Herausforderungen der Europäischen Union lassen sich auch in Zukunft nur gemeinsam bewältigen. Even in the future, it will only be possible to overcome the challenges faced by the European Union by working together. 41

TOPIC LETTER 01/2020 D Der „Green Deal“ bringt auch in Polen hoch quali- fizierte DAAD-Alumni zusammen. Das Ideen-Lab „Kleine Schritte für den großen Wandel“ startet die DAAD-Außenstelle Warschau mit einem Input durch Expertinnen und Experten, den die polnischen DAAD- Alumni in kleineren Gruppen individuell weiterentwi- ckeln. Den Rahmen für kreative Vorschläge zum The- ma Umweltschutz bilden dabei die eigene Umgebung und der eigene Alltag, nicht die große politische Büh- ne. „Die einzelnen Teams sollen wirksame und vor al- lem leicht umzusetzende Klimainitiativen entwi- ckeln“, erklärt Jan Bogdanovic, der als Lektor an der DAAD-Außenstelle Warschau und der Technischen Universität Warschau Mitglied des Organisati- onsteams ist. Unter den Teilnehmenden sind unter an- derem Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen Medizin, Germanistik und Ingenieurwesen – und DAAD-Alumna Marta Gomolla, die Konferenzdolmet- schen studiert. „Meine Generation wird die Folgen des Klimawandels mit Sicherheit zu spüren bekommen“, sagt sie. „Wir sind in der Verantwortung, etwas dage- gen zu tun, solange es noch möglich ist.“ Besonders hohe Erwartungen hat sie an den Input der Umweltak- tivisten und Experten. „Der Reichtum an Perspektiven und der praxisorientierte Ansatz sind gute Vorausset- zungen für das Verwirklichen von tragbaren Ideen.“ Am Ende steht eine Online-Abstimmung über die Ini- tiativen – und die Präsentation der besten Entwürfe in der deutschen Hauptstadt. E to work jointly with alumni from neighbouring countries and generate high-quality results, and then to remain in contact after the workshop.” The Green Deal is also bringing highly-qualified DAAD alumni together in Poland. The DAAD’s region- al office in Warsaw will use input from experts as a starting point for its ideas lab, Small Steps for Big Change. Polish DAAD alumni will develop ideas in small groups. Their own environment and everyday lives – not the grand political arena – will establish the framework for creative suggestions in the area of envi- ronmental protection. “The idea is for the individual teams to come up with effective climate initiatives that are above all easy to implement,” explains Jan Bogda- novic, a “Lektor” at the DAAD’s regional office in War- saw and at the Technical University of Warsaw, who is a member of the organisational team. Participants in- clude representatives of medicine, German studies and engineering – as well as DAAD alumna Marta Gomol- la, who is studying conference interpreting. “My gen- eration will certainly experience the consequences of climate change,” she says. “We have a responsibility to do something about it while we still can.” She has par- ticularly high expectations of the input from the envi- ronmental activists and experts. “The wealth of per- spectives and the practice-oriented approach are good prerequisites when it comes to turning viable ideas into reality.” The event will conclude with an online vote on the initiatives, and a presentation of the best ideas in the German capital. Die ursprünglich als erstes großes EU-weites Alumni- treffen geplante Abschlussveranstaltung in Berlin muss zwar coronabedingt zunächst im kleineren Rah- men stattfinden. Die Gesamtplanung aber bleibt: „Die Gewinner der Ideen-Labs sollen ihre Vorschläge hoch- rangigen Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Wissenschaft vorstellen“, sagt Heidi Wedel. Originally intended to be the first major EU-wide alumni meeting, the final event in Berlin this year will probably have to take place on a smaller scale due to the corona restrictions. The overall plan remains in place, however: “The winners of the ideas labs will present their proposals to senior politicians and scientists,” says Heidi Wedel. Die Ideen-Labs The ideas labs LJUBLJANA MACHTE DEN ANFANG: Nachdem klar war, dass das Adria-Ideen-Lab wegen Corona nicht wie geplant im Mai in Slowenien stattfinden können würde, verlegten die Veranstalter es in den virtuellen Raum. 13 weitere Labs sollen in den kom- menden Monaten folgen: in Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Litauen, Polen, Rumänien, der Schweiz, Serbien, Tschechien und Ungarn. Alumni aus 20 euro- päischen Ländern werden an den teilweise virtuell stattfinden- den Treffen teilnehmen, die sich mit Themen wie „The European Green Deal“, Demokratie in Europa sowie Studieren und Forschen in Europa auseinandersetzen. LJUBLJANA GOT THE BALL ROLLING: once it became clear that the corona crisis would prevent the Adria Ideas Lab from taking place as planned in Slovenia in May, the event’s organisers switched it to the virtual sphere. 13 more labs are to follow in the coming months: in Belgium, Bulgaria, Germany, France, Greece, Lithuania, Poland, Romania, Switzerland, Serbia, the Czech Republic and Hungary. Alumni from 20 European countries will attend the meetings, some of which will take place virtually, exploring topics such as The European Green Deal, democracy in Europe, and studying and researching in Europe. 43

NEWS LETTER 01/2020 ‹‹‹ NAHOST, NORDAFRIKA ››› MIDDLE EAST, NORTH AFRICA Alumni erzählen: Gemeinsam gegen Corona » Wirtschaft, Infrastruktur und Gesundheitssystem in meinem Heimat- land Jemen sind instabil und können der Corona-Epidemie nicht trotzen. Ich hoffe daher, dass der Krieg endet und alle Konfliktparteien erkennen, dass es an der Zeit ist, gemeinsam zu kämpfen. Alumni tell their story: fighting corona together » The economy, the infrastructure and the health system in my home country Yemen are unstable and unable to withstand the corona epidemic. I therefore hope that the war will end and all conflict parties recognise that it is time to work together. t a v i r p DAAD-Alumnus Ahmed Al-Kebsi aus dem Jemen studiert Inge- nieurwissenschaft in Jordanien. DAAD alumnus Ahmed Al-Kebsi from Yemen is studying engineer- ing sciences in Jordan. 60 JAHRE AUSSENSTELLE KAIRO Seit 1960 unterstützt das Regionalbüro des DAAD die akademischen Beziehungen zwischen Ägypten und Deutschland mit inzwischen unersetzlicher Expertise im Bereich des Wissen- schaftsmanagements. Die Plattform für Vernetzung, Zusammenarbeit und Forschungs- aktivitäten entwickelt sich zukunftsorientiert: Innovativ ist die Einrichtung fachspezifischer und länderübergreifender Cluster im Projekt COSIMENA zu Themen wie Wasser, Energie, Gesundheit, Wirtschaft oder Kulturelles Erbe. Mit der etablierten DAAD Kairo Akademie (DKA) antwortet das Büro erfolgreich auf den Bedarf nach Capacity-Building-Angeboten und unter- stützt damit auch die Internationalisierungs- bemühungen der ägyptischen Regierung. CAIRO REGIONAL OFFICE CELEBRATES 60TH ANNIVERSARY The DAAD Regional Office has been supporting academic relations between Egypt and Germany since 1960. In this time its expertise in the field of scientific management has become indispensable. The development of this platform for networking, cooperation and research has been future-orien- ted: one innovative example is the establishment of subject-specific, transnational clusters on themes such as water, energy, health, business and cultural heritage as part of the COSIMENA project. The Regional Office is successfully addressing de- mand for capacity-building programmes with the DAAD Kairo Akademie (DKA). In the process it is also supporting the internationalisation efforts of the Egyptian government. www.daad.eg m E e y E / s e g a m I y t t e G FÖRDERUNG FÜR 17 STUDIENGÄNGE Die neue ägyptische Fachhochschule German International University of Applied Sciences (GIU-AS) in Kairo erhält DAAD-Förderung für 17 praxisorientierte Studiengänge in den Fachgebieten Ingenieurwissen- schaften, Betriebswirtschaft, Infor- matik und Design. Vorbild für die GIU-AS ist das Erfolgsmodell deut- scher Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW). Der Aufbau der Studiengänge erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) über das DAAD-Programm „Transnationale Bil- dung“ mit einem Volumen von einer Million Euro pro Jahr. SUPPORT FOR 17 COURSES The new German International University of Applied Scienc- es (GIU-AS) in Cairo is receiving DAAD funding for 17 prac- in the engineering tice-oriented degree programmes sciences, business administration, in- formatics and design. The GIU-AS is based on the successful German model of the university of applied sciences (UAS). The courses are being set up within the framework of the DAAD Transnational Education Programme using funds from the Federal Ministry of Education and Re- search (BMBF) totalling one million euros per year. O M O R P / C U G www.giu-uni.de 45

NEWS LETTER 01/2020 ‹‹‹ ASIEN, PAZIFIK ››› ASIA, PACIFIC Medikament gegen Corona: Hilfe aus Vietnam 6.000 Teströhrchen aus Vietnam für eine klinische Studie zur Entwicklung eines Me- dikaments gegen das Corona-Virus erreich- ten Dank erfolgreicher internationaler For- schungszusammenarbeit kurzfristig das Institut für Tropenmedizin an der Univer- sität Tübingen. Das am Militärkranken- haus 108 in Hanoi angesiedelte Vietname- sisch-Deutsche Zentrum für Medizinische Forschung in Hanoi (VG-CARE) betreibt klinische Forschung zu bakteriellen, vira- len und parasitären Infektionen und stellte die notwendigen Abstrichröhrchen für die deutsche Studie uneigennützig zur Verfü- gung. Hintergrund ist die seit mehr als 20 Jahren andauernde erfolgreiche Partner- schaft des Militärkrankenhauses 108 und der Tübinger Tropenmedizin, die seit 2015 vom DAAD gefördert wird. CORONA MEDICINE: HELP FROM VIETNAM Thanks to successful inter- national research cooperation, 6,000 test tubes from Vietnam were swiftly delivered to the In- stitute of Tropical Medicine at the University of Tübingen for a clinical study aimed at devel- oping a medicine against the corona virus. The Vietnamese- German Center of Excellence in Medical Research (VG-CARE) is based at Military Hospital 108 in Hanoi where it conducts clinical re- search into bacterial, viral and parasitical infections. It generously provided the swab tubes required for the German study. This assistance is part of over 20 years of n e g n i b ü T t ä t i s r e v i n U / n i z i d e m n e p o r T r ü f t u t i t s n I successful partnership between Military 108 and the Institute of Tropical Medicine in Tübingen, which has been supported by the DAAD since 2015. www.medizin.uni-tuebingen.de www.daad.de/letter/vietnam-covid-19 r e t n e C h t l a e H l a t n e M g n o d u P i a h g n a h S PSYCHOLOGISCHE HILFE FÜR WUHAN Millionen Menschen standen in China nach dem Aus- bruch der Corona-Pandemie teilweise wochenlang un- ter Quarantäne. Psychologische Hilfe für Wuhan kam über das Alumnifachnetz für Psychosomatische Medi- zin und Psychotherapie (DCAPP), das im Rahmen der Deutsch-Chinesischen Alumnifachnetzwerke DCHAN vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Das Expertennetzwerk unter- stützte das psychologische Krisenmanagement von Medizinerinnen und Medizinern aus der Psychiatrie und der Psychosomatischen Medizin unter anderem durch den Austausch von Expertise und den Aufbau von Kriseninterventions-Hotlines und Online-Bera- tungsplattformen. PSYCHOLOGICAL HELP FOR WUHAN Following the outbreak of the corona pandemic, mil- lions of people in China spent sometimes many weeks under quarantine. Psychological help for Wuhan came via the Alumni Specialist Network for Psychosomatic Medicine and Psychotherapy (DCAPP), which is being funded by the Federal Ministry of Education and Re- search (BMBF) through the German-Chinese Alumni Specialist Network (DCHAN). The network of experts supported psychological crisis management by spe- cialists in psychiatry and psychosomatic medicine through an exchange of expertise and the development of crisis intervention helplines and online advice plat- forms, among other things. www.dchan-projekt.de 47

NEWS LETTER 01/2020 ‹‹‹ LATEINAMERIKA ››› LATIN AMERICA Alumni erzählen: Netzwerk für die Ärmsten » Ich sorge mich um die Zukunft in meinem Heimatland Brasilien. Deshalb engagiere ich mich zivilgesellschaftlich und habe mitgeholfen, ein Unterstützungsnetzwerk für die Schwächsten unserer Gesellschaft in der Corona-Pandemie zu etablieren. Alumni tell their story: network for the most vulnerable » I was very concerned about the immediate future of my home country so I decided to contact civil society actors in Brazil and help galvanise a response to the corona pandemic in the most vulnerable communities by establishing a support network. Alexandre Pereira Santos forscht an der Universität Hamburg zu Initiativen gegen Corona in Brasilien. Alexandre Pereira Santos is engaged in research at Universität Hamburg into campaigns against corona in Brazil. t a v i r p Schreiben Sie mit! Das Alumniportal-Team interessiert, wie es Deutschland-Alumni weltweit geht: Wie erleben Sie die Situation? Wie denken Sie über den Shutdown? Haben Sie Ideen, wie man gut durch diese schwie- rige und herausfordernde Zeit kommt? Schreiben Sie dem Alum- niportal und wirken Sie mit an der Erstellung der „Corona-Chroni- ken“: redaktion@alumniportal-deutschland.de. Das Alumniportal Deutschland ist gespannt auf Ihre Einsendungen! Write in! The Alumniportal team is interested in discovering how Germany alumni around the world are coping: What have your experiences of the situation been? What do you think about the lockdown? Do you have any ideas about how to come through these difficult and challenging times safe and sound? Write to the Alumniportal and contribute to the production of the Corona Chronicles: redaktion@ alumniportal-deutschland.de. Alumniportal Deutschland looks forward to receiving your entries! www.alumniportal-deutschland.org/ schwerpunktthemen/corona/ Studierende weltweit 33,000 students worldwide Die Zahl der weltweit in deutschen Angeboten der Trans- nationalen Bildung (TNB) eingeschriebenen Studierenden stieg 2019 um weitere 1.000 auf 33.000 an. The number of students worldwide enrolled in German programmes of transnational education rose by an additional 1,000 to 33,000 in 2019. GUTE FRAGE GOOD QUESTION WIE INTERNATIONAL SIND DEUTSCHLANDS HOCHSCHULEN? „Sehr international“ sagt die Studie des British Council „The Shape of Global Higher Education: International Comparisons with Europe“. Im Vergleich von 20 Län- dern steht Deutschland auf Platz 2. Das Ergebnis ver- danke das Land auch dem DAAD. HOW INTERNATIONAL ARE GERMANY’S UNIVERSITIES? “Very international” says a British Council study entitled “The Shape of Global Higher Education: International Comparisons with Europe”. Germany ranks second in a comparison of 20 countries. The country also owes this result to the efforts of the DAAD. 49

HOCHSCHULPROJEKTE UNIVERSITY PROJECTS LETTER 01/2020 POTSDAM ANFANG MÄRZ 2020 fand in Istanbul die Bildungsmesse Eurasia Higher Education Summit (EURIE) statt. Mit vertreten war auch eine Delegation der Universitäten Potsdam, Paris Nanterre, Pécs aus Ungarn und Cagliari aus Italien, die das Hochschulnetzwerk EDUC – Euro- pean Digital UniverCity vorstellten. Insgesamt sechs Universitäten aus Deutschland, Frankreich, Italien, Tschechien und Ungarn hatten sich 2019 zu der Allianz zusammengefunden, um das von der EU entwickelte Konzept einer länderübergreifenden Europäischen Universität voranzutreiben. „Für viele Messebesucher war es zunächst etwas irritierend, über unserem Stand den Schriftzug Europa zu lesen. Normalerweise wird dort ja immer ein spezifisches Land angegeben“, erin­ nert sich EDUC­Projektmanagerin Dr. Katja Jung von der Universität Potsdam, die das Konsortium federfüh­ rend leitet. „Das hat mir dann noch einmal vor Augen gehalten, wie revolutionär das ist, was hier passiert.“ » Durch die Vereinheitlichung von Studien- gängen haben wir eine wichtige Grundlage für mehr Mobilität geschaffen Das ist nicht übertrieben. EDUC, so heißt es im Mission Statement des Projektes, habe kein geringeres Ziel als die Gründung einer voll integrierten Europäischen Uni­ versität mit Studierenden, Forschenden und Verwal­ tungsmitarbeitern, die an verschiedenen Hochschulen lernen und arbeiten, unabhängig von der Größe, Spra­ che und fachlichen Ausrichtung. Dies möglichst ohne administrative, kulturelle und soziale Hindernisse und damit durchaus im Sinne einer Vertiefung des Bologna­ prozesses, wie Jung erklärt. „Natürlich haben wir durch die Vereinheitlichung von Studiengängen und ­ab­ schlüssen eine wichtige Grundlage für mehr Mobilität unter Studierenden geschaffen“, so Jung. „Was aber nach wie vor noch nicht gut funktioniert, ist die Harmonisie­ rung der Anerkennung von Leistungsnachweisen – ob­ wohl das eines der Kernziele der Bolognareformen war.“ SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG Unter anderem hier will das Netzwerk EDUC, das als eine von 17 Allianzen bis Herbst 2022 im Rahmen des EU­Programms „Europäische Hochschulen“ gefördert Sechs europäische Universitäten beteiligen sich an EDUC – aus Deutschland ist die Universität Potsdam mit dabei. Six European universities are taking part in EDUC – from Germany, the University of Potsdam is one. IN EARLY MARCH 2020, the Eurasia Higher Education Summit (EURIE) was held in Istanbul. Those attending included a delegation from the universities of Potsdam, Paris Nanterre, Pécs from Hungary and Cagliari from Italy, who came to present the EDUC – European Digit- al UniverCity higher education network. In 2019, a total of six universities from Germany, France, Italy, the Czech Republic and Hungary had joined forces to cre- ate the alliance with a view to implementing the idea – developed by the EU – of a cross-border European university. “Many visitors to the summit found it some- what confusing at first to read the word Europe embla- zoned above our booth. Normally they would expect to see the name of a specific country,” recalls EDUC pro- ject manager Dr. Katja Jung from the University of Pots- dam, which heads up the consortium. “This opened my eyes once again to just how revolutionary this whole undertaking is.” » By standardising degree courses we have created an important basis for greater mobility This is no exaggeration. EDUC, as the project’s mission statement outlines, has no lesser objective than to es- tablish a fully-integrated European university with students, researchers and administrative staff learn- ing and working at different universities, regardless of size, language and subject orientation. The idea is that this should be achieved as far as possible without any administrative, cultural or social hurdles, and thus en- tirely in keeping with the concept of an expanded Bo- logna process, as Jung explains. “Of course, by stand- ardising degree courses and qualifications we have created an important basis for greater student mobil- ity,” says Jung. “However, what does not work well as yet is the harmonised recognition of academic credits – even though this was one of the core objectives of the Bologna reforms.” FOCUSING ON DIGITISATION This is one of the areas that the EDUC network, which is one of 17 alliances to receive funding until the au- tumn of 2022 within the framework of the EU’s “Euro- a p d 51

UNIVERSITY PROJECTS LETTER 01/2020 D Zwei weitere wichtige Themen sollen die virtuelle Lehre sein, mit dem Ziel, Lehraktivitäten unter den ein- zelnen Teilnehmenden des Netzwerkes immer stärker zu vernetzen und damit zusammenhängend die Etablie- rung einer sogenannten virtuellen Mobilität, etwa über die Zusammenstellung internationaler Peer-Learning- Groups bei der Bearbeitung spezifischer Studienmodule. „In zehn Jahren soll es Studierenden im Rahmen unserer europäischen Allianz möglich sein, Zeitraum, Ort und Inhalt ihres Studiums weitgehend selbst zu bestimmen“, so der Vizepräsident für Internationales, Alumni und Fundraising der Universität Potsdam, Professor Florian Schweigert. So werde eine neue Qualität der Zusammen- arbeit in Lehre und Forschung erreicht. » EDUC lebt aus der Diversität der Kom- petenzen und Schwerpunkte der Partner E Another important topic is to be virtual teaching, the objective being to interlink the teaching activities pursued by the individual network participants to an increasing extent and consequently to establish “vir­ tual mobility”, for example by creating international peer learning groups to work on specific course mod­ ules. “In ten years, we hope that our European alliance will enable students to determine the period, place and content of their degree courses largely themselves,” ex­ plains Professor Florian Schweigert, Vice President for International Affairs, Alumni and Fundraising at the University of Potsdam. This, he adds, will bring about a new quality of collaboration in teaching and research. » EDUC thrives thanks to the diversity of its partners‘ competencies and specialist fields Durchaus von Vorteil hierbei dürfte es sein, dass die Uni­ versität Potsdam sich auch im Rahmen eines weiteren Projektes stark engagiert, das sich den Chancen der Digi­ talisierung für den Hochschulbetrieb verschrieben hat. Aus dem sogenannten „Digital Education Action Plan“ der Europäischen Kommission entstand 2018 das For­ schungsnetzwerk „Online Pedagogical Resources for Eu­ ropean Universities“ (OpenU). Ziel ist die Schaffung ei ner gemeinsamen digitalen Infrastruktur, um Lehre und Lernen, Kooperationen und Mobilität digital zu stärken, Grenzen abzubauen und die Internationalisierung euro­ päischer Hochschuleinrichtungen digital weiterzuent­ wickeln. Zu den Förderern gehört auch der DAAD, der die Universität Potsdam zudem im Rahmen des nationalen Begleitprogramms zur EU­Initiative „Europäische Hoch­ schulen“ unterstützt. It is doubtless an advantage in this context that the Uni­ versity of Potsdam is also heavily involved in another project devoted to the opportunities that digitisation can offer in higher education. In 2018, the “Digital Edu­ cation Action Plan” of the European Commission led to the “Online Pedagogical Resources for European Uni­ versities” (OpenU) research network. Its aim is to estab­ lish a common digital infrastructure with a view to digitally enhancing teaching, learning, cooperation and mobility, while at the same time dismantling bor­ ders and advancing the internationalisation of Euro­ pean higher education institutions by digital means. Its funders include the DAAD, which additionally sup­ ports the University of Potsdam within the framework of Germany’s national programme to accompany the EU’s “European Universities Initiative”. KOMPETENZEN BÜNDELN Das EDUC­Netzwerk baut auf langjährigen Lehr­ und Forschungskooperationen zwischen den Hochschulen POOLING COMPETENCIES The EDUC network is based on longstanding teaching and research cooperation between the universities, DAS EDUC-NETZWERK Hauptverantwortlich für die Koordination der Allianz ist die Universität Potsdam, zu deren Kernkompetenz der Technologie- und Wissenstransfer in der Digitalisierung zählt. Erster Partner im Netzwerkaufbau war die Université Paris Nanterre, deren Schwerpunkt in den Sozialwissenschaften liegt. Markenzeichen der Université de Rennes I ist ein naturwissenschaftlich ausge- richtetes Forschungsprofil mit dem Schwerpunkt Digitale Trans- formation. Die Masaryk Universität im tschechischen Brno, eine der renommiertesten Hochschulen in Mitteleuropa, hat Expertise in barrierefreier Mobilität. Die ungarische Universität Pécs sieht ihre Hauptaufgabe in der regionalen Vernetzung von Forschung und Wirtschaft und ist bekannt für ihre medizinische Fakultät. Zu den Zielen der Università degli Studi di Cagliari auf Sardinien zählt die frühe Einbindung von Studierenden in die Forschung mit Schwerpunkt in den Natur- und Rechtswissenschaften. THE EDUC NETWORK The University of Potsdam, whose core competencies include technology and knowledge transfer in digitisation, is chiefly re- sponsible for coordinating the alliance. The first partner to help build up the network was the University Paris Nanterre, where the focus is on the social sciences. The Université de Rennes I is known for a natural sciences research profile and specialises in digital transformation. One of Central Europe’s most renowned universities, the Masaryk University in the Czech town of Brno has expertise in barrier-free mobility. The Hungarian University of Pécs sees its remit primarily in creating regional networks of research and industry, and is known for its medical faculty. One of the objectives of the University of Cagliari in Sardinia is to involve students in research at an early stage, with a particular focus on the natural sciences and law. www.uni-potsdam.de/de/international/projekte 53

ALUMNI IM FOKUS UP CLOSE AND PERSONAL 5HERR PULLMANN, HABEN SIE EIN DEUT- Fragen an: Michal Pullmann SCHES LIEBLINGSWORT? Ja, das habe ich tatsächlich: „Fragestellung“. Normalerweise versuche ich immer, alle Wörter zu übersetzen. Aber es gibt im Tschechischen kein anderes Wort, das so knapp und tref- fend beschreibt, wenn Kolleginnen und Kollegen oder Stu- dierende etwas erforschen wollen. „Fragestellung“ benutze ich immer auf Deutsch, sogar im akademischen Kontext. Wie erinnern Sie Ihre Zeit in Deutschland? Das Stipendi- um war mein Schlüsselerlebnis! Was war Ihre wichtigste Erkenntnis? Die Dialogformen – dass Kritik nicht nur vernichtend sein kann, sondern pro- duktiv. Jeder ist in der Diskussion gleichgestellt, Doktoran- dinnen und Doktoranden dürfen selbst Professorinnen und Professoren kritisieren, alle sind Subjekte und Objekte des Kritisierens zugleich. Diese Offenheit liebe ich bis heu­ te. Ich habe das damals so richtig aufgesaugt. Welche Hoffnung haben Sie für die Europäische Union? Ich hoffe, dass der Prozess der Annährung weitergeht. Es ist ex­ trem wichtig, dass die jungen Menschen sich austauschen. Ich sehe ja, wie sehr sich das Denken der jungen Menschen verändert, nachdem sie aus dem Ausland zurückkehren. Sie nehmen Europa als selbstverständlich, das ist gut! Wir brauchen diesen gemeinsamen intellektuellen Raum. LETTER 01/2020 5 QUESTIONS TO: MICHAL PULLMANN MR. PULLMANN, DO YOU HAVE A FAVOURITE GERMAN WORD? Yes, indeed I do: “Fragestellung”. Normally, I always try to translate all words, but there is no other word in Czech that so succinctly and accurately describes what colleagues or students want to research. I always use the German word “Fragestellung”, even in an academic context. How do you remember your time in Germany? The scholar­ ship was a key experience in my life! What was your most important insight? I discovered forms of dialogue in which criticism is not always destruc­ tive, but can also be productive. Everyone is equal in the discussion; doctoral students are even allowed to criticise professors; and all are simultaneously subjects and objects of criticism. I have continued to love this openness until today. That really became part of me at that time. What are your hopes for the European Union? I hope that the process of convergence continues. It is extremely import ant for young people to exchange views. I see how much young people’s thinking has changed when they re­ turn from abroad. They accept Europe as a given, and that is good. We need this common intellectual space. What influence could the corona pandemic have on Eur- ope? I find closed borders very painful. I’m afraid they will become normal for us, that we will grow accustomed to them. And yet we need open borders, we need to cross them. That’s the intellectual air we breathe. Welchen Einfluss könnte die Corona-Pandemie auf Euro- pa haben? Die geschlossenen Grenzen sind sehr schmerz­ haft für mich. Ich habe Angst, dass sie für uns zur Norma­ lität werden, dass wir uns daran gewöhnen. Dabei brauchen wir offene Grenzen, wir müssen sie überqueren. Das ist die intellektuelle Luft, die wir atmen. VITA t ä t i s r e v i n U rls- a r ti n H u ndak/K M a Das Alumniportal Deutschland bietet Deutschland-Alumni weltweit die Chance, sich auszutauschen. The Alumniportal Deutschland offers its users the opportunity to get in touch with Germany-Alumni from around the world. www.alumniportal-deutschland.org DR. MICHAL PULLMANN ist Dekan der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität in Prag. Während seiner Promotion wurde er 1999 bis 2000 an der Humboldt-Univer- sität zu Berlin vom DAAD gefördert. Später lehrte er als Gastdozent an der LMU München. DR. MICHAL PULLMANN is Dean of the Faculty of Arts at Charles University in Prague. While studying for his doctorate he received DAAD funding at the Humboldt-Universität zu Berlin from 1999 to 2000. He later taught as a visiting lecturer at LMU in Munich. 55