Der DAAD und die USA The DAAD and the USA 18 Kristina Spohr im Gespräch Kristina Spohr – an interview 8 Penny Goldberg – die Chefökonomin 40 The chief economist Ruhrgebiet – das „Real-Labor“ “The real-life laboratory” 44 s e g a m I y t t e G / 1 1 1 c t r e b l a n e h c s l e F a n i t s i r h C

NETZWERK LETTER 02/2019 DAAD-Alumnus an der Spitze Litauens Professor Gitanas Nauseda ist seit Juli 2019 Staatspräsident des baltischen EU­ und NATO­ Landes. Der parteilose Ökonom überzeugte die Wählerinnen und Wähler mit seiner Ex­ pertise in Wirtschafts­ und Finanzthemen. Zu seinen Zielen gehören der Aufbau eines Wohlfahrtsstaats und die Förderung des politischen Friedens. Nauseda, der ab 1990 mit einem DAAD­Jahresstipendium an der Universität Mannheim in Betriebswirtschaftsleh­ re forschte und im privaten Bankensektor tätig war, lehrte seit 2010 an der Hochschule für Betriebswirtschaftslehre in Vilnius. DAAD alumnus in Lithuania’s top office Professor Gitanas Nauseda became President of the Baltic EU and NATO member country in July 2019. The independent economist convinced voters with his expertise on economic and financial issues. His goals include the development of a welfare state and greater political peace. Nauseda, who carried out research into business administration at the University of Mann­ heim with a DAAD one­year scholarship in 1990 and also worked in the private banking sector, taught at the Vilnius University Business School from 2010. s e g a m I y t t e G / s a k u l a M s a r t e P RE:PUBLICA19 DIGITALES NETZWERK Analysieren, reflektieren, neue Perspektiven betrachten, Kontakte knüpfen: Auf der re:publica19 brachte der DAAD 50 Alumni deutscher Hochschulen aus 25 Entwicklungs- und Schwel- lenländern mit internationalen Expertinnen und Experten sowie deut- schen Alumni zusammen. Auf Europas größtem Treffen zu Themen der digitalen Gesellschaft war auch der DAAD mit einem Stand vertreten. DIGITAL NETWORK Analysis, reflection, examining new ideas and making contacts: the DAAD brought 50 alumni of German universities from 25 developing and emerging countries together with international experts and German alumni at re:publica19. The DAAD was also represented by a stand at Europe’s largest gathering on all aspects of the digital society. 19.re-publica.com h u h c S n a i r o l F / a p d i m o c . o w b u k a @ b u k a j j s e g a m I y t t e G / r e h s e n y k s PAKET DER PAKTE Der Bund und die Bundesländer haben in der Ge- meinsamen Wissenschaftskonfe- renz gleich drei Wissenschaftspakte beschlossen – und damit ein positi- ves Zeichen für die Qualität des Wissenschaftsstandorts Deutsch- land gesetzt. Das Paket der Pakte besteht aus drei Beschlüssen: dem „Zukunftsvertrag Studium und Leh- re stärken“, der Vereinbarung „In- novation in der Hochschullehre“ und dem „Pakt für Forschung und Innovation“. „Nachhaltig zukunfts- fähig kann unser System aber nur dann sein, wenn die Internationali- sierung von Forschung und Wissen- schaft sichergestellt ist“, kommen- tierte DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel die Entschei- dung. „Die Attraktivität deutscher Hochschulen und ihre Strahlkraft für junge Talente aus der ganzen Welt sind der Motor für Innovation und entscheidend im globalen Wett- bewerb um die besten Ideen.“ PACKAGE OF MEASURES The Federal Government and the Ger- man states recently agreed on three science and research pacts at the Joint Science Conference (GWK) – and thereby sent out a positive mes- sage about Germany’s quality as a research location. The package of measures consists of three agree- ments: a “Contract for the Future of Higher Education and Teaching”, an agreement on “Innovation in Uni- versity Teaching” and the “Pact for Research and Innovation”. “Our sys- tem can only remain fit for the fu- ture on a sustainable basis, how ever, if the internationalisation of re- search and science has been se- cured,” said DAAD President Professor Margret Wintermantel about the decision. “The attractive- ness of German universities and their appeal for young talents from all over the world are the engine of innovation and a crucial element in the global competition for the best ideas.” www.bmbf.de 6

Dermot Tatlow/laif

IM GESPRÄCH LETTER 02/2019 D der Policy­Szene und Historikern, Politologen und Experten für internationale Beziehungen knüpfen. Über allem schwebt der Gedanke der Anwendbarkeit, weshalb meine DAAD­Postdoktoranden und ich viele Veranstaltungen mit aktiven und ehemaligen Politi­ kern organisieren, in Washington, aber auch in Brüssel oder Berlin. Manche sind öffentlich, andere wenden sich an unsere Studierenden oder die Think-Tank-Sze- ne. Es ist wichtig, sichtbar zu sein und dass unsere For- schungsergebnisse auch wahrgenommen werden – ge- rade dort, wo sie für die aktuelle Politik relevant sind. Anlässlich Ihrer Berufung kommentierte das Aus- wärtige Amt, Deutsche und Amerikaner müssten in Zukunft „mehr übereinander lernen, um Missver- ständnissen vorzubeugen“. Gelingt Ihnen das? Es ist auf jeden Fall viel zu tun. Amerikanische Studierende wirken auf mich deutlich ahistorischer als europäi- sche. Es wird schon in der Schule viel weniger Weltge- schichte unterrichtet. Für viele ist Europa ein Block. Es ist dann an mir, über nationale Unterschiede, Grenz- verläufe und historisch-neuralgische Punkte aufzu- klären. Ich versuche zu erläutern, warum die Deut- schen sich so verhalten, wie sie sich verhalten, etwa wenn es um Militäreinsätze geht. Das interessiert mei- ne Studierenden sehr. Sie saugen das regelrecht auf. E overarching philosophy is applicability, which is why my DAAD postdoctoral students and I also organ- ise many events with active and former politicians, not only in Washington but also in Brussels or Berlin. Some of these are public, while others are intended for our students or the think-tank scene. Overall, it is im- portant to be visible and to ensure that our research findings are noticed – especially in areas where they are relevant to current policymaking. When your appointment was announced, the Federal Foreign Office commented that Germans and Ameri- cans needed to “learn more about each other in order to avoid misunderstandings” in the future. Will you succeed in that? There is certainly a lot to be done. To me, American students seem far more ahistoric than their European counterparts. Much less world history is even taught at school here. For many, Europe is sim- ply a block. It is up to me to educate them about national differences, borderlines and historically neuralgic issues. I try to explain why Germans behave the way they do, for example when it is a question of military operations. My students find this very interesting and really lap up all the information I can give them. Welches Bild haben Ihre Studierenden von Deutsch- land? Das speist sich sehr aus der Presse. Ich höre häu- fig: Ihr habt eine Bevölkerung von 80 Millionen, eure Wirtschaft brummt, warum tut ihr in der NATO so What picture do your students have of Germany? One that is fed to a large extent by the press. They often ask me: “Why does Germany do so little in NATO given that » EUROPA IST FÜR VIELE SEHR WEIT WEG » EUROPE FEELS A LONG WAY AWAY wenig? Über die Nachkriegszeit, die Wiedervereini- gung und die Reaktionen unserer europäischen Nach- barn wissen sie wenig. Es fehlt schlicht an Vorwissen. it has a population of 80 million and a booming econo- my?” They know little about the post-war period, reuni- fication and the reactions of our European neighbours. Quite simply, they lack background knowledge. Dringen Sie mit Ihren Erklärversuchen auch jenseits des akademischen Milieus in Washington durch? Ich persönlich kann da USA-weit vermutlich wenig beitra- gen. Aber es gibt viele DAAD-Dozentinnen und- Do- zenten an Universitäten im ganzen Land verstreut, die alle ihren Beitrag leisten. Auch die Deutsche Botschaft in Washington ist im Zuge des Deutschlandjahrs in den USA derzeit sehr engagiert, das Wissen über Deutschland zu fördern. Dabei muss man bedenken, dass sich die Menschen an der Westküste viel stärker über den Pazifik Richtung Asien orientieren. Da ist Europa sehr weit weg. Auch in Washington ist China und nicht Europa das große Thema – schon, seit Obama vom „Pivot to Asia“, dem Fokus auf Asien, sprach. Do your attempts at explanation also have an impact beyond the academic milieu in Washington? Person- ally, I can probably contribute little on a nationwide level. However, there are many DAAD lecturers at universities all over the country, and all of them are making a contribution. As part of the Year of Ger- man-American Friendship, the German Embassy in Washington is also doing a lot to promote knowledge about Germany at the moment in the USA. It is import- ant to remember in this context that people on the US West Coast orient themselves much more towards Asia, across the Pacific Ocean. For them, Europe feels a very long way away. In Washington too, it is China and not Europe that is the big topic – ever since Obama talked about the “pivot to Asia”. f i a l / w o l t a T t o m r e D 10

Von der Idee der freien Wissenschaft On the idea of academic freedom ) 2 ( s e g a m I y t t e G / 9 7 9 1 u h r e i

CAMPUS LETTER 02/2019 Institutionen eines freien universitären Wissen­ D schaftsbetriebes“ zu sorgen. » Wer nur nach Anwendbarkeit fragt, ge- fährdet die Grundlagenforschung Wie nötig der Schutz von Forschung und Lehre ist, zeigt sich an vielen Stellen. So haben populistisch und ideologisch geführte Kampagnen Ressentiments ge- gen Fachleute befördert. Sie werden als vermeintlich abgehobene „Eliten“ verunglimpft. Zwar hat die For- schung seit jeher auch Ängste geweckt. Aber angesichts revolutionärer Veränderungen auf Gebieten wie der Künstlichen Intelligenz oder der Gentechnologie und angesichts des Mobilisierungspotenzials sozialer Me- dien hat das Misstrauen gegen die Wissenschaft neue Dimensionen erreicht. Auch die zunehmende Ökono- misierung der Wissenschaft und damit verbundene Nützlichkeitserwägungen bergen Risiken für die Frei- heit von Forschung und Lehre. Eine nur nach Nützlich- keit fragende Förderpolitik würde etwa die Grundla- genforschung stark gefährden. Denn diese basiert auf der Freiheit, Zusammenhänge zu erforschen – ohne den Zwang, auch gleich ein passendes Produkt entwi- ckeln zu müssen. Auch die zunehmende Internationa- lisierung des Wissenschaftsbetriebs kann sich auf die ) 2 ( s e g a m I y t t e G / 9 7 9 1 u h r e i 14 E i.e. to protect individual academics against state reprisals. By contrast, the Basic Law recognises that the state must also uphold “the idea of academic free- dom”. What this means in practice has been clearly defined by the Federal Constitutional Court: it requires the state to ensure “functioning institutions for free academic activities at universities”. » Demanding only utility jeopardises basic research There are many examples that show how necessary it is to protect research and teaching. For example, populist and ideological campaigns have sparked re- sentment towards experts, who are often denigrated as members of a supposedly remote “elite”. Admittedly, research has always given rise to fears, yet revolution- ary advances in fields such as artificial intelligence and genetic engineering have seen distrust of academia reaching new dimensions, especially in view of the mobilisation potential of social media. The growing commercialisation of science and the resulting utilitar- ian considerations entail risks for the freedom of research and teaching. A funding policy that is inter- ested solely in utility would jeopardise basic research considerably, for instance. After all, such research is based on the freedom to explore connections – without the constraint of having to immediately develop a cor- responding product. The increased internationalisa- tion of science and research can also have an impact on academic freedom. A high degree of freedom for example in Germany and limited freedom in another country could hamper collaboration in bilateral projects. Even in European states research- ers have become a target for governments that wish to protect themselves from or openly attack un wanted findings. » The key questions of our time require free exchange A recent DAAD survey of its international scholarship holders reveals the extent to which academics all over the world are concerned about restrictions, threats and constraints. More than 90 percent of those surveyed said that the subject of academic freedom is important or even very important to them. At a DAAD meeting that was held in Heidelberg in May, around 400 schol- arship holders from 90 countries joined experts in a discussion of the ethical, technical and political aspects of academic freedom. Another topic were the challenges for an international academic dialogue. “The key questions of our time require intensive exchange across national borders. Answers can only be found if academics all over the world are able to

KULTURLETTER LETTER 02/2019 Goldener Löwe für Jimmie Durham Seine erste Einzelausstellung liegt mehr als ein halbes Jahrhundert zurück. Nun hat Jimmie Durham auf der 58. Biennale von Venedig den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk erhalten. Der US-Amerikaner ist ein Multitalent: Konzeptkünstler, Dichter und Essayist. Sein universelles Werk formte sich unter anderem während langer Aufenthalte in Mexiko und Europa. 1998 war er Gast des Berliner Künstler- programms des DAAD und verbrachte viele weitere Jahre in Berlin. Für den Goldenen Löwen nominiert wurde er vom Biennale-Kurator Ralph Rugoff dafür, „dass er Kunst macht, die gleichzeitig kritisch, humorvoll und zutiefst humanistisch ist“. ) 8 1 0 2 2 0 6 2 ( 8 1 0 2 r e t h c R d r a h r e G © i a p d a p d EPOCHALE MALER Gerhard Rich- ter, Georg Baselitz, Anselm Kiefer, Sigmar Polke – erstmals betrachtet eine Ausstellung die vier großen deutschen Künstler gemeinsam. „Die jungen Jahre der Alten Meis- ter“ macht mit rund 100 Werken aus den 1960er-Jahren den Einfluss der vier auf Kunst und Gesellschaft deutlich. Ihre Wirkung ging weit über die Ländergrenzen hinaus. Die Ma- ler haben mit ihrer Kunst zu einem neuen Bild von Deutschland bei- getragen: als einem Land, das sich kritisch mit sich selbst auseinan- dersetzt. Die Ausstellung ist bis zum 11. August 2019 in der Staats- galerie Stuttgart zu sehen, an- schließend vom 12. September 2019 bis 5. Januar 2020 in den Deichtor- hallen Hamburg. EPOCHAL PAINTERS Gerhard Rich- ter, Georg Baselitz, Anselm Kiefer and Sigmar Polke – an exhibition is focusing on these four great Ger- man painters together for the first time. Presenting roughly 100 works from the 1960s, “The Early Years of the Old Masters” shows how the four painters influenced art and society. Their impact went far be- yond the country. The painters and their art contributed to a new image of Germany – as a country capable of critical self-examination. The ex- hibition can be seen at the Staats- galerie Stuttgart until 11 August 2019 and then again at the Deichtorhallen Hamburg from 12 September 2019 until 5 January 2020. www.staatsgalerie.de www.deichtorhallen.de Golden Lion for Durham His first solo exhibition was held over half a century ago. Now Jimmie Durham has received the Golden Lion for Lifetime Achievement at the 58th Venice Biennale. The American is multi-talented: a conceptual artist, poet and essayist. His universal oeuvre was shaped, among other things, by long stays in Mexico and Eu- rope. In 1998 he was a guest of the DAAD Artist Pro- gramme in Berlin and spent many additional years in the city. He was nominated for the Golden Lion by Bien- nale curator Ralph Rugoff – “for making art that is at once critical, humorous and profoundly humanistic”. www.labiennale.org DOCUMENTA 15 RUANGRUPA Die nächste Ausgabe der Weltkunstausstellung docu- menta findet erst im Jahr 2022 statt, doch schon heute sorgt sie für Gesprächsstoff. Das liegt daran, dass für die einflussreiche Kunst- schau in Kassel erstmals ein Kollektiv mit der künstlerischen Leitung beauftragt wurde: Das zehnköpfige Team ruangrupa kommt – auch das ist neu – aus Asien, genauer: aus Indonesien, wo sein Name sich übersetzen lässt mit „Raum der Kunst“. RUANGRUPA Although the next documenta, the world art exhibition, will only be held in 2022, it is already being talked about. This is be- cause a group has been commissioned with managing the influential art show in Kassel for the first time. The ruangrupa team comes from Asia, which is also a first. More precisely, its ten members come from Indonesia, where the name means “art space”. www.documenta.de

DER DAAD UND DIE USA: BEWÄHRTE PARTNER THE DAAD AND THE USA: A TRIED AND TESTED PARTNERSHIP

LETTER 02/2019 „Wunderbar together“ heißt das Motto des Deutschlandjahres in den USA – und wir stellen auf den nächsten Seiten einige deutsch-ameri- kanische „Tandems“ vor, die belegen, dass der Austausch viele bemerkenswerte Seiten hat. WICHTIGE UND VER- LÄSSLICHE PARTNER „Soweit wir wissen, begann die Zusammenarbeit des IIE mit dem DAAD im Jahr 1922 – und damit die längste, engs­ te und vielfältigste Beziehung zu einer akademischen Austauschorganisation in Europa. In diesem Jahrhundert haben DAAD und IIE gemeinsame Forschungsvorhaben umgesetzt, Studien zu internationalen Partnerschaften sowie zu dualen internationalen Studiengängen veröffent- licht sowie Treffen zu internationaler Bildungspolitik und Austauschprogrammen am Rande der G7-Gipfel initiiert. Zudem haben wir uns mit den Folgen der aktuellen Flücht- lingskrise beschäftigt und ein jährliches bilaterales Tref- fen unserer beider Führungsebenen ins Leben gerufen. Eine so enge und regelmäßige Zusammenarbeit ist von unschätzbarem Wert. Sie ermöglicht uns, gleichzeitig lo- kal zu handeln und global zu denken – und umgekehrt. Nicht zuletzt deshalb halten wir diesen verlässlichen und offenen deutsch-amerikanischen Dialog aufrecht, auch wenn sich die Gesprächsrunden und institutionellen Be- ziehungen zwischen Akademikern wandeln, da sich der Fokus auf Regionen jenseits der transatlantischen Sphäre richtet. Eine neue Entwicklung ist die wachsende Bedeu- tung von Praktika als Motivation studentischer Mobilität. Besonders amerikanische Studierende ziehen prakti- sche Erfahrungen einem rein universitären Austausch vor. Sowohl das IIE als auch der DAAD versuchen auf diesem Gebiet eine ausgewogene Mischung von Angeboten zu finden, ohne dabei die grundlegende und wesentliche Rolle der Uni- versitäten für das Auslandsstudium zu ver- nachlässigen.“ DR. ALLAN GOODMAN ist Präsident and Chief Executive Officer des Institute of International Education (IIE). Die Organisation mit Sitz in New York fördert den internationalen akademischen Austausch und die Wissenschaftszusammenarbeit. “Wunderbar together” is the slogan of the Year of German-American Friendship in the USA – and on the next few pages we will be present- ing some German-American tandems to illus- trate the many remarkable facets of this exchange. IMPORTANT AND DEPENDABLE PARTNERS “As far as we can tell, our collaboration with the DAAD started in 1922, making it the oldest relationship IIE has with any academic exchange organization in continental Europe. For most of the last century, it grew to become the Institute’s closest and most multi-faceted relationship. In this century the DAAD and IIE have conducted joint re- search, published studies on international partnerships and international joint and dual degree programmes, founded the G7 side-meetings on international education and exchanges, and worked closely together to address the implications for displaced university students of today’s refugee crisis. We also launched an annual leadership bilateral meet- ing. This kind of close relationship is invaluable, as it ena- bles us both to act locally while thinking globally and vice versa. It also means that the DAAD and IIE can be counted on to maintain a robust German-American dialogue even though consultations and institutional relationships be- tween academics may vary as issues focus our attention beyond the transatlantic region. One new development is the growing role played by internships in driving student mobility. Study abroad increasingly involves arranging such practical work expe- rience and more and more Americans prefer this to a sojourn in a university setting or enrolment in a particular degree programme. The DAAD and IIE are both ex- perimenting with how to balance the benefits of a mixed set of opportunities and with ways to ensure that universities remain a vital part of the study abroad equation.” DR. ALLAN GOODMAN is President and Chief Executive Officer of the Institute of Inter- national Education (IIE). Based in New York, the organisation promotes international academic exchange and research collaboration. 20

LETTER 02/2019 s e g e tt y I m a 1 / G 1 1 r t c e a l b DAS GUTE GEFÜHL DAZUZUGEHÖREN „New York hat mich völlig überwältigt – obwohl ich natür­ lich wusste, wie groß diese Stadt ist. Anfangs konnte ich es kaum fassen, selbst ein Teil von ihr zu sein, dort zu woh­ nen und an der NYU zu studieren, deren Kursangebot gut zu meinen eigenen Schwerpunkten passte. Mit dem Aus­ landsjahr ist ein Traum wahr geworden, auch dank des DAAD­Stipendiums. Denn die Lebenshaltungskosten sind hoch. Dazu kommen Studiengebühren, die mir glücklicherweise erlassen wurden, da die FU Berlin in ei­ nem Direktaustausch mit der NYU steht. Die New Yorker haben mir mit ihrer offenen Art immer das Gefühl gege- ben, dazuzugehören. An den Feiertagen war ich nie allein, Thanksgiving und Weihnachten habe ich gemeinsam mit Freunden und deren Familien verbracht. Viele hatten gro- ßes Interesse an Deutschland – und ich habe eine Menge über amerikanische Traditionen und Lebensweisen ge- lernt. Ich würde jederzeit in dieses großartige Land zurückkehren. Deshalb motiviere ich als ,studieren weltweit‘-Botschafterin auch andere zu einem Auslands- aufenthalt. Ich versuche, ihnen Unsicherheiten zu neh- men, ihre Fragen zu klären. Dabei erzähle ich auch gern von meinen positiven Erfahrungen.“ CAROLINE LEICHT studierte während ihres Bachelorstudiengangs North American Studies an der Freien Universität (FU) Berlin mit einem DAAD-Stipendium 2016/2017 an der New York University (NYU). Sie berichtete als Correspondent der DAAD-Initiative „studieren weltweit – ERLEBE ES!“ über ihre Erfahrungen. Heute unterstützt sie den DAAD als „studieren weltweit“-Bot- schafterin und macht ihren Master in International Re lations and Security an der University of Liverpool. 22 A SENSE OF BELONGING “New York completely overwhelmed me – though of course I knew how large the city is. At first I could hardly believe that I was part of it, that I was living there and studying at NYU, where the range of courses on offer dovetailed well with my own areas of specialisation. My year abroad was a dream come true, thanks in part to the DAAD scholarship. After all, the cost of living there is high. Then there are the tuition fees, though fortunately I didn’t have to pay them because the FU Berlin has a di- rect exchange agreement with NYU. Through their open and welcoming attitude, New Yorkers always gave me a sense of belonging. I was never alone on public holidays, and spent Thanksgiving and Christmas with friends and their families. Many of them were really interested in Germany, and I learnt a lot about American traditions and lifestyles. I would return to this amazing country like a shot. That is why I have become a ‘studieren weltweit' ambassador to motivate others to spend a period of time abroad. I try to take away some of their uncertainties and to answer their questions, and I like to tell them about my positive experiences.” CAROLINE LEICHT studied at New York University (NYU) on a DAAD scholarship in 2016/2017 during her bachelor’s degree in North American Studies at Freie Uni- versität (FU) Berlin. She reported on her experiences as a correspondent in the DAAD’s “studieren weltweit – ERLEBE ES!” initiative. Today she supports the DAAD as a “studieren weltweit” ambassador and is doing her master’s in International Relations and Security at the University of Liverpool.

THEMA LETTER 02/2019 a i n u g a M n i t r a M „Engere Netzwerke“ “Closer networks” Welche Herausforderung die Alumni-Arbeit in den USA bedeutet, weiß Erich Haratsch, Präsident der DAAD Alumni Association of the USA. HERR DR. HARATSCH, Sie kommen aus München, gin- gen 1999 als Student mit einem DAAD-Stipendium in die USA – und blieben dort. Heute arbeiten Sie als Managing Technologist bei Seagate Technology LLC. Wieso ist Ihnen die DAAD-Alumni-Arbeit wichtig? Ich habe immer noch einen engen Bezug zu Deutschland und seiner Kultur – und den will ich auch nicht verlie­ ren. Deshalb bin ich dem Alumni­Verein beigetreten. Außerdem wurde ich als Student vom DAAD gefördert und will jetzt etwas zurückgeben. Ich möchte Studie­ rende bei ihren Auslandsvorhaben unterstützen, da­ mit auch sie Erfahrungen machen können, die – wie es bei mir der Fall war – das Potenzial haben, ihr Leben zu verändern. Welche Ziele haben Sie sich als Präsident der DAAD Alumni Association of the USA gesetzt? Wichtig ist es immer, neue Mitglieder zu gewinnen. Es gibt etwa 7.000 Alumni in den USA, von ihnen sind rund 550 zahlende Mitglieder in unserem Verein. Wir wollen vor allem aktive Mitglieder werben, die sich einbringen. Außer­ dem wollen wir ein noch größeres Netzwerk knüpfen: Erich Haratsch, president of the DAAD Alumni Association of the USA, knows just what challenges are involved in alumni work in the USA. Interview/interview: Christina Iglhaut DR. HARATSCH, originally from Munich, you went to the USA as a student on a DAAD scholarship in 1999 – and stayed there. Now you are Managing Tech- nologist at Seagate Technology LLC. Why is working with DAAD alumni so important to you? I still have close ties to Germany and its culture – ties I have no wish to sever. That is why I joined the Alumni As­ sociation. Furthermore, I was funded by the DAAD when I was a student, and now want to give back. I want to support students with their international plans so that they can have experiences which – as was the case for me – have the potential to change their lives. Which goals have you set yourself as president of the DAAD Alumni Association of the USA? It is always im­ portant to recruit new members. There are roughly 24

DIE LEHRENDEN THE TEACHERS INTERDISCIPLINARY CONVERGENCE “Unhindered knowledge sharing remains the basis of a good transatlantic friendship and mutual understanding: only intensive study of the humanities and social sciences can help avoid misunderstandings and mistrust. That is why it is important to promote interdisciplinary conver­ gence – by ensuring regular contact between researchers, master’s and doctoral students and giving them the chance to jointly analyse research problems and devise new con­ cepts. The Center for German & European Studies at the University of Minnesota enables exchange between young American and German researchers by staging summer schools and seminars. Our focus is on issues relevant to the humanities and social sciences, such as the culture of memory, the rise of radical right­wing populism and the social conse­ quences of climate change. We have found that young US researchers regard Germans as trailblazers when it comes to questions of immigration, climate policy and health­ care systems. More bilateral joint degree programmes and master’s courses taught in English could pave the way for even more American students to come to Germany in the future.” PROF. DR. JAMES PARENTE teaches German, Scandinavian and Dutch literature at the Univer- sity of Minnesota. Since May 2014 he has headed the DAAD-funded Center for German & Euro- pean Studies at the University of Minnesota. Worldwide, the DAAD supports 20 such cen- tres, which are providing a new generation of experts with a solid knowledge of Germany and Europe. INTERDISZIPLINÄRE ANNÄHERUNG „Für die transatlantische Freundschaft und das gegen- seitige Verständnis bildet der ungehinderte Wissensaus- tauch die Grundlage: Nur das intensive Studium von humanistischen und sozialwissenschaftlichen Fächern kann helfen, Missverständnisse und Misstrauen zu ver- meiden. Deshalb gilt es, die interdisziplinäre Annäherung zu stärken – durch den regelmäßigen Kontakt von For- schenden sowie Masterstudierenden und Doktoranden, die gemeinsam Forschungsprobleme analysieren und neue Konzepte erarbeiten. Das Zentrum für Deutschland- und Europastudien an der University of Minnesota ver­ mittelt den Austausch von amerikanischen und deutschen Nachwuchswissenschaftlern durch Sommerkurse und Seminare. Fachlich konzentrieren wir uns dabei auf geistes­ und sozialwissenschaftliche Themen wie Erinnerungskultur, den Aufstieg des rechtsradikalen Populismus sowie gesell­ schaftliche Folgen des Klimawandels. Dabei stellen wir fest: Junge US­Forschende sehen die Deutschen bei Fra­ gen der Immigration, Klimapolitik und des Gesundheits­ systems als Vorreiter. Mehr Angebote an bilateralen Joint­ Degree­Programmen und Kursen im Masterbereich in englischer Sprache könnten in Zukunft noch mehr amerikanischen Studierenden den Weg nach Deutschland ebnen.“ PROF. DR. JAMES PARENTE lehrt deut- sche, skandinavische und niederländische Lite- ratur an der University of Minnesota. Seit Mai 2014 leitet er das DAAD-geförderte Zentrum für Deutschland- und Europastudien an der University of Minnesota. Weltweit unterstützt der DAAD 20 solcher Zentren, die eine neue Generation von Experten mit fun- dierten Deutschland- und Europakenntnissen ausbildet. 26

THEMA LETTER 02/2019 ZAHLEN UND FAKTEN FACTS AND FIGURES 22 An 22 führenden Hochschulen in den USA werden German-Studies-Dozenten gefördert. Sie ver mitteln ein zeitgemäßes Bild von Deutschland in all seinen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Facetten. Seit 1984 hatten fast 150 deut- sche Forschende eine solche Dozentur. Funding is provided for German Studies lecturers at 22 leading universities in the USA. They convey a contemporary picture of Germany with all of its economic, political and social facets. Nearly 150 German researchers have held such a lectureship since 1984. 8 1 0 2 t h c i r e b s e r h a J D A A D : e c r u o s / e l l e u Q 4.394 PERSONEN aus Deutschland kamen im Jahr 2018 durch eine DAAD-Förderung in die USA. Die Zahl um- fasst Studierende, Doktorandinnen und Doktoranden, Postdocs sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Umgekehrt kamen 1.650 Geförderte aus den USA nach Deutschland. 4,394 PEOPLE from Germany came to the USA on DAAD funding in 2018. They include students, doctoral students, postdocs and researchers. At the same time, 1,650 scholarship- holders came to Germany from the USA. 8 1 0 2 t h c i r e b s e r h a J D A A D : e c r u o s / e l l e u Q

Über Innovation reden Talking about innovation Das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus New York steht für transatlantischen Dialog. Dabei baut es auf ein starkes Netzwerk an DAAD-Alumni. INNOVATIVE START-UPS werden oft aus Universitäten heraus gegründet, das gilt für Deutschland genauso wie für die USA. Um sich auszutauschen und gemeinsam zu überlegen, wie man die Bedingungen für akademische Ausgründungen verbessern kann, hatte das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus (DWIH) New York gemeinsam mit den US-Büros der Technischen Universi- tät Dortmund und des Hasso-Plattner-Instituts Potsdam im Juni 2019 eine Reihe deutscher und US-amerikani- scher Expertinnen und Experten eingeladen. „Um jun- gen Talenten das Handwerkszeug zu geben, mit dem sie ihre Ideen bis zur Marktreife entwickeln können, müs- sen Hochschulen strategisch vorgehen”, so Benedikt Brisch, der das DWIH New York seit Anfang 2019 leitet. Im 48. Stock der neuen Hudson Yards in den Räumen von SAP diskutierten die Gäste gemeinsam, wie sie da- bei vorgehen können. Die Veranstaltung ist ein gutes Beispiel für die trans- atlantische Vermittlerposition, in der sich das DWIH The German Center for Research and Innovation New York is committed to transatlantic dialogue, drawing on a strong network of DAAD alumni. Autor/author: Klaus Lüber INNOVATIVE START-UPS are frequently established by people based at universities – and this is true of both Germany and the USA. In June 2019, the German Cent- er for Research and Innovation (DWIH) New York and the US liaison offices of TU Dortmund University and the Hasso Plattner Institute invited a whole host of German and American experts to share ideas and opinions and to think about how best to improve the conditions for university-based start-ups. “Uni versities must take a strategic approach if they are to provide young talents with the tools they need to develop their ideas to the point where they can actually be market- ed”, explains Benedikt Brisch, who has run the DWIH 30

THEMA LETTER 02/2019 D Grundsätzlich gehe es bei der Arbeit des DWIH New York um den transatlantischen Austausch, er­ klärt Benedikt Brisch. „Unser Hauptziel ist es, einen Dialog zwischen der deutschen und der US­amerika­ nischen Innovationslandschaft zu ermöglichen.“ Da- bei sei es zunächst notwendig, „deutsche Forschungs- kompetenz in ihrer Stärke überhaupt wahrnehmbar zu machen“. So ist zum Beispiel in den USA kaum be- kannt, welchen Einfluss eine deutsche Forschungsge­ sellschaft wie Fraunhofer auf ein aktuelles, US­domi­ niertes Segment wie die Unterhaltungselektronik hat. Auch das Erfolgsmodell des deutschen Mittelstands ist für US­Amerikaner ein spannendes Thema, über das das DWIH informiert – etwa zur Rolle deutscher Unternehmen im Innovationsprozess und dem Phäno- men der zahlreichen deutschen „Hidden Champions“. STARKES ALUMNI-NETZWERK Bei seiner Arbei profitiert das DWIH von der jahrzehn- telangen Tradition des transatlantischen akademi- schen Austauschs durch die Programme des DAAD. „Das ist die Grundlage für unsere Arbeit jeden Tag“, so Brisch. „An fast allen US-amerikanischen Universitä- ten können wir auf Alumni zugehen, die durch die För- derung des DAAD die Möglichkeit hatten, in Deutsch- land zu studieren und zu forschen. Die kennen uns, die kennen Deutschland, sind interessiert an uns und wol- len auch den Kontakt aufrechterhalten und ausbauen.“ Für Brisch ist das auch deshalb sehr wertvoll, weil da- durch auf besonders authentische Weise für die deut- sche Forschungslandschaft geworben werden kann. „Wenn Alumni mit ihrer persönlichen Erfahrung hier an die Unis gehen und ihren Peers davon erzählen, was sie in Deutschland erlebt haben, ist das natürlich be- sonders überzeugend.“ Wie wirkungsvoll dieses Netzwerk inzwischen ist, konnte man auch auf der diesjährigen Hochschul- messe NAFSA in Washington erleben, an welcher der DAAD seit mehr als 30 Jahren teilnimmt. 2019 war die deutsche Beteiligung mit mehr als 200 Hochschul- vertreterinnen und -vertretern so hoch wie nie. Auch between German and American E innovators.” He adds that this initially involves “making sure that people are actually aware of Germany’s research strength”. In the USA, hardly anyone realises how much influence a German research association such as Fraunhofer has on a US-dominated segment such as consumer electronics. The success of small and medi- um-sized enterprises in Germany is also a fascinating subject for Americans and something the DWIH re- ports on – such as the role played by German com- panies in the innovation process and the phenomenon of Germany’s numerous “hidden champions”. A STRONG ALUMNI NETWORK In its work, the DWIH profits from the decades-old tra- dition of transatlantic academic exchange made pos- sible by the programmes of the DAAD. “This forms the basis for our work each day”, remarks Brisch. “We can find alumni who had the opportunity to study and re- search in Germany thanks to DAAD funding at nearly all American universities. They know us and they know Germany, and they are interested in us and want to keep the contact alive.” Brisch believes this is par- ticularly valuable because it is an authentic means of getting Americans interested in the German research landscape. “When alumni at the universities here tell their peers about their personal experiences in Ger- many, that is of course particularly convincing.” Just how effective this network has become could also be experienced at this year’s NAFSA higher educa- tion fair in Washington, in which the DAAD has been participating for more than 30 years. 2019 saw more than 200 representatives of German higher education take part – the highest number ever. Attended by more than 120 people, the major alumni meeting that was held in Atlanta in October 2018 also proved how powerful this now 90-year-old exchange tradition is. “We had participants who had been in Germany in the 1970s, as well as young researchers who only returned from Germany three years ago. This allows people to experience for themselves the positive trans- formation that Germany has achieved on many levels”, says Brisch. THE YEAR OF GERMAN-AMERICAN FRIENDSHIP The banner under which both the DAAD alumni meet- ing and the NAFSA fair took place was the “Wunderbar together” slogan of the Year of German-American 32 Blick in die Zukunft: Ein Teilnehmer des Events „Future of XR“ schaut in eine computererzeugte Welt. Looking ahead to the future: a participant at the “Future of XR” event takes a look at a computer-generated world. ) 2 ( r e l l e u h c S e i l a h t a N / k r o Y w e N H W D I

DIE PRAKTIKANTEN THE INTERNS VIELFALT ERLEBEN „Vor einigen Jahren war ich das erste Mal in New York und habe mich in diese vielfältige Stadt verliebt. New York ist in allen Bereichen divers: Menschen, Musik und Archi­ tektur, immer gibt es dort etwas zu erleben. Zudem gefällt mir die große Freundlichkeit der Menschen: Auch wenn Konversationen schnell, manchmal auch nur sehr ober­ flächlich und unverbindlich sind – die Menschen spre- chen mehr miteinander, als ich es von Deutschland ge- wohnt bin. Diversität und Offenheit gegenüber anderen sind auch im Schulkontext ein großes Thema: Vielfalt ist eine wichtige Ressource und Chance, gleichzeitig bringt sie kleine Herausforderungen mit sich. Ein Lehramtspraktikum am Deutschen Haus in New York ermöglicht mir nun das Erleben von Diversität – und bietet mir die Gelegenheit, eine innovative, differenzierte Pädagogik kennenzulernen. Das Deutsche Haus, eine re- nommierte Institution an der New York University, hat deutsche Sprachkurse für alle Alters- und Niveaustufen im Programm und steht als Raum für kulturellen, künst- lerischen und intellektuellen Austausch zur Verfügung. Dabei setzen die Lehrkräfte auf unterschiedliche Her- angehensweisen für den Spracherwerb: Anstelle des Schulbuchs als Hauptmedium erfahren die Schüle- rinnen und Schüler hier einen sehr bunt gestalte- ten, individuellen Unterricht mit vielen Materi- alien und Methoden.“ MARWAH REZA-JAKUBI studiert an der Universität zu Köln Deutsch und Englisch auf Lehramt. Seit Ende März 2019 absolviert sie ein Praktikum am Deutschen Haus der New York Uni- versity und unterrichtet dort Kinder und Jugendliche in Deutsch. Sie wird über das neue DAAD-Programm „Lehr- amt.International“ gefördert. EXPERIENCING DIVERSITY “Several years ago I came to New York for the first time and fell in love with this city. New York is diverse in all sectors: when it comes to people, music or architecture, there is always something happening here. I also like the great friendliness of the people: even if conversations are short, sometimes also only superficial and non-binding, people talk to each other more than I am accustomed to from Germany. Diversity and openness towards others are also a big issue in the school context: diversity is an import- ant resource and opportunity, but also engenders small challenges. A teaching internship at the Deutsches Haus in New York is now enabling me to experience diversity in the full sense of the word – and offering the opportunity to get to know an innovative, differentiated form of pedagogy. The Deutsches Haus, a prestigious institution at New York Uni- versity, offers German language courses for all age groups and levels of competence in its programme and provides a space for cultural, artistic and intellectual exchange. The teachers apply different approaches to language acquisi- tion here: instead of using a school textbook as the main teaching medium, students experience a very imagina- tively planned and individual form of instruction with many different materials and methods.” MARWAH REZA-JAKUBI studied German and English at the University of Cologne to gain a state teaching qualification. Since the end of March 2019 she has been completing an in ternship in the Deutsches Haus at New York University and teaching children and young people in German. She is receiving funding from Lehramt. International, a new DAAD programme. 34

IHRER ZEIT VORAUS „Die transatlantischen Beziehungen haben für mich eine ganz besondere Relevanz – nicht zuletzt auch durch mein DAAD­Stipendium, das mich 1997 für einen zwölfmonati­ gen Forschungsaufenthalt an die Stanford University führ- te. Kalifornien habe ich damals – wie heute noch – als sehr progressiv und zukunftsgewandt erlebt. Der Klima- und Umweltschutz war dort schon Ende der 1990er-Jahre ein wichtiges Thema und die Forschung in den USA deutlich fortgeschrittener als in Europa. Mein Mentor hat computer- unterstützte quantitative Modelle zur Bewertung der wirt- schaftlichen Auswirkungen von Klimawandel und Klima- schutz entwickelt. Daran durfte ich mitarbeiten, und die Studien haben Eingang in meine Dissertation gefunden. Das Thema hat mich nicht mehr losgelassen: Noch im- mer forsche ich – heute zusammen mit einem tollen Team – zu den internationalen Energiemärkten und zum Klima- schutz. Durch den global weit fortgeschrittenen Klima- wandel und die Energiewende sind die Erkenntnisse mitt- lerweile viel breiter bekannt als damals. Leider haben wir nicht ausreichend schnell und intensiv umgesteuert, so- dass all die negativen Auswirkungen auch eingetreten sind wie vorhergesagt. Zur Stanford University habe ich noch gute Beziehungen, und wir kooperieren mit zahl- reichen US-amerikanischen Universitäten. Denn die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dort sind auch heute der Zeit voraus: Sie erfor- schen beispielsweise die Wirkungen einer Vollversorgung mit erneuerbaren Energien.“ PROF. DR. CLAUDIA KEMFERT ist Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und lehrt Energieökonomie und Nachhaltigkeit an der Hertie School of Governance, beide in Berlin. Zudem ist die DAAD-Alumna Mitglied des Sachverständigenrats für Umweltfragen. AHEAD OF THEIR TIME “Transatlantic relations are especially important to me – not least because of my DAAD scholarship, which took me to Stanford University for a twelve-month research stay in 1997. I experienced California then – and still do today – as very progressive and future-oriented. Climate and environmental protection was already an important issue there at the end of the 1990s and research in the United States was significantly more advanced than it was in Europe. My mentor was developing computer-based quantitative models for evaluating the economic impacts of climate change and climate protection. I was allowed to work on that, and the studies became part of my doctoral dissertation. The subject has fascinated me ever since: I still conduct research – today in cooperation with a wonderful team – on international energy markets and climate protection. In the meantime the findings are much more widely known than in the past as a result of the further advance of global climate change and the energy transition. Un- fortunately, however, we have not responded swiftly and intensively enough so that all the negative effects have occurred as predicted. I still have good links with Stanford University, and we cooperate with numerous US univer- sities. After all, the researchers there are still ahead of their time, even today: for example, they are already investigat- ing the effects of a complete energy supply based on renewables.” PROF. DR. CLAUDIA KEMFERT is Head of the Department Energy, Transport and Environment at the German Institute of Eco- nomic Research (DIW) in Berlin and teaches energy economics and sustainability at the Hertie School of Governance, also in Berlin. In addition, the DAAD alumna is a member of the German Advisory Council on the Environment (SRU). 36

THEMA LETTER 02/2019 Stammtisch am Strand Getting together by the beach OTTO REHAGEL. Dieser Name lässt die Augen einiger Gäste im Sandlot, einer Beachbar im Hafen von Balti­ more, leuchten. Denn Julia stammt aus Essen, der Hei­ mat der Trainerlegende, Kristine kommt aus Bremen, wo Rehagel Werder zum Meister machte. Und Georg aus Düsseldorf arbeitete lange in der Medienabteilung der Fortuna. Nur Luise, die das Treffen wie in jedem Monat organisiert hat und mit ihrem Ehemann Alex und zwei kleinen Kindern gekommen ist, kann nicht so richtig mitreden. Ihre letzte Station in Deutschland war Hei- delberg, berühmt für seine Universität, doch auf der Landkarte des Fußballs eher Terra incognita. » Hier geht es um Information, um Netz- werken und Karriereplanung Abgesehen von dem kurzen, durch die Fußball-WM der Frauen ausgelösten Exkurs, dreht sich das Ge- spräch in dem Szene-Treff, an dessen Strand sich sanft die Wellen der Chesapeake Bay brechen, aber nicht um Sport. Es geht um Forschung und Hochschulen, um die eigenen Pläne für die wissenschaftliche Karriere. Fast alle Anwesenden forschen an der berühmten Johns Hopkins University – in der Medizin, den Neuro- und den Biowissenschaften; Luise ist die einzige Geistes- wissenschaftlerin an diesem Abend. Angesichts der Nachos und Burger, die sie zu tropischen Cocktails genießen, drängt sich der Begriff „Stammtisch“ hier kaum auf. Trotzdem handelt es sich bei dem zwanglo- sen Treffen um einen: Luise hat den GAIN-Stammtisch in Baltimore wiederbelebt. GAIN steht für German Academic International Network, das Netzwerk für deutsche Wissenschaft- lerinnen und Wissenschaftler in Nordamerika. Die Initiative wird gemeinsam von der Alexander von Humboldt-Stiftung, dem DAAD und der Deutschen Forschungsgemeinschaft getragen. GAIN-Stammti- sche bringen deutsche, deutschstämmige oder ameri- kanische Akademiker mit Deutschlanderfahrung zu- sammen, ein einzigartiges Forum des Austauschs. Viele der Stammtischgäste sind in einer ähnlichen Lebenssituation: im Mittelabschnitt einer akademi- schen Laufbahn mit meist besten Berufsaussichten in Nordamerika oder Europa. Rund 50 dieser Stamm- tische gibt es in den USA und Kanada, wie GAIN- Programmdirektor Dietrich Wolf Fenner berichtet: „Es geht dabei um drei Dinge: sich informieren, Netzwerke bilden, Karriere planen. Zudem sind die Stammtische Lockere Treffen, fundierte Gespräche – bei den GAIN-Stammtischen tauschen sich deutsche Forschende in den USA aus. Informal get-togethers with interesting conversations – the GAIN chapters give German researchers in the USA the chance to meet and share views and ideas. Autor/author: Ronald D. Gerste OTTO REHAGEL. The eyes of some of the guests at Sand- lot, a beach bar in Baltimore’s Inner Harbor district, light up when they hear this name. That’s because Julia is from Essen, the home of this legendary football coach, and Kristine comes from Bremen, where Rehagel made a champion of the local team Werder Bremen. And Georg from Düsseldorf worked for a long time in the media department at Fortuna Düsseldorf. Only Luise, who organised the get-together as she does every month and has come with her husband Alex and two small children in tow, doesn’t really understand what all the fuss is about. The last place she spent any time in Ger- many was Heidelberg – famous for its university but pretty much terra incognita on the football map. Apart from the brief digression sparked by the Women’s Football World Cup, however, the conversa- tion in this popular bar, whose beach is lapped gently by the waves of Chesapeake Bay, does not revolve around sport. The group chats about research and uni- versities, and about their own plans for their academic careers. Almost all of those present are conducting re- search at the famous Johns Hopkins University, in medicine, in neuroscience or in the life sciences; that evening Luise is the only one who works in the human- ities. In view of the nachos and burgers that they are enjoying, all washed down with tropical cocktails, the German idea of a “Stammtisch” seems hardly appropriate. All the same, this relaxed get-together is indeed the GAIN Stammtisch – known locally as a GAIN chapter – that Luise has revived in Baltimore. GAIN is an acronym for the German Academic In- ternational Network in North America, an initiative that is jointly run by the Alexander von Humboldt Foundation, the DAAD and the German Research Foundation. GAIN chapters provide a unique forum for exchange by bringing together academics who have experience of Germany – be they Germans themselves, of German descent or Americans. Many of those who 38

Pinelopis Weg Pinelopi’s journey Von Athen nach Freiburg, von Yale nach Washington: DAAD-Alumna Penny Goldberg ist angekommen – als Chefökonomin der Weltbank. From Athens to Freiburg and from Yale to Washington: DAAD alumna Penny Goldberg has arrived – she is chief economist at the World Bank. Text und Fotos/text and photographs: Christina Felschen

PROFIL LETTER 02/2019 D die Empfehlungen der Forschungsabteilung igno­ riert“, räumt Goldberg ein. Mehr noch: Sie seien die kontraproduktiven Mahner. „Doch langfristig haben wir einen Einfluss auf das Denken im Haus, auch wenn der schwer zu quantifizieren ist.“ Mit dem Wunsch, die großen Probleme ihrer Zeit zu lösen, fing für sie alles an. Goldberg wuchs als Pinelopi Koujianou in Athen auf und erlebte, wie ihr Land von einem Niedriglohnland mit Dörfern ohne Strom und Wasser zu einem Land mit mittlerem Einkommen wur- de. „Das weckte mein Interesse an den Wirtschaftswis- senschaften: Sie schienen mir als Schlüssel, um die Welt zu verstehen, sie voranzubringen“, erzählt Goldberg. Sie las John Keynes, Karl Marx, Adam Smith, die großen Wirtschaftstheoretiker. Penelope aus Homers Odyssee bleibt zu Hause auf ihrer Insel und wartet 20 Jahre auf ihren Mann, der Abenteuer in aller Welt erlebt. Pinelopi Koujianou stürzt sich lieber selbst ins Geschehen – und nennt sich fortan „Penny“. Damit ja keine Missverständ- nisse aufkommen. „Die Geschichte von der treuen Prin- zessin habe ich immer schon gehasst“, sagt sie. E short term, the recommendations of the research department are ignored”, concedes Goldberg. Indeed they are even seen as counterproductive admonishers. “In the long term, however, we do influence the way the World Bank thinks, even if this is something that is difficult to quantify.” For Goldberg, it all started with a desire to solve the big problems of her time. Originally named Pinelopi Koujianou, she grew up in Athens, where she witnessed her nation evolve from a low-wage country with villages lacking electricity and water to become a mid- dle-income country. “That aroused my interest in economics: it seemed to me that this was the key to un- derstanding the world and helping it to advance”, ex- plains Goldberg. She read John Keynes, Karl Marx, Adam Smith, the great economic theorists. In Homer’s Odyssey, Penelope remains on her island at home and waits 20 years for her husband, who is experiencing adventures all over the world. Pinelopi Koujianou is not the sort to stay at home and wait for others to act – and decides henceforth to call herself “Penny”. Just to make sure there are no misunderstandings. “I always hated those stories of the faithful princess”, she says. » ÖKONOMIE ALS SCHLÜSSEL » ECONOMICS IS THE KEY Wenn sie in Griechenland geblieben wäre, wäre sie jetzt vielleicht eine unterbezahlte Akademikerin, von denen es seit der Wirtschaftskrise so viele gibt. Doch Goldberg glaubte immer schon an den Segen des Weltmarktes – und sie wuchs so privilegiert auf, dass sie es sich leisten konnte, Kosmopolitin zu werden. Wie ihre Schwestern besuchte sie die Deutsche Schule Athen, lernte Deutsch, Französisch, Englisch. 1981, mit gerade 18 Jahren, er- hielt sie ein DAAD-Stipendium, um fünf Jahre lang in Freiburg zu studieren. „Uns war bewusst, dass Grie- chenland ein kleines Land ist und wir nur im Ausland echte Chancen haben würden“, sagt Goldberg mit ihrer leisen Stimme, die nicht zu ihrer gewichtigen Position passen will. In Freiburg landete sie zufällig. „Das VWL- Curriculum der deutschen Unis ähnelte sich damals sehr. Also suchte ich mir die schönste Stadt aus.“ Sie erinnert sich an lange Wanderungen im Schwarzwald und fast genauso lange Kaffeepausen. „Wir sind nach dem Mensaessen einfach sitzen geblieben.“ So ernst Goldberg ist, wenn sie über ihren Beruf spricht, so sehr muss sie bei der Erinnerung lachen. „Aber es waren produktive Pausen. Wir haben stundenlang über eine Idee gestritten.“ Als Professor Goldberg sich 2018 als Chefökonomin der Weltbank bewarb, war das nicht ihre erste Bewer- bung dort. Von Freiburg aus hatte sie schon einmal um If she had remained in Greece, she might now be one of those underpaid academics of which there have been so many since the economic crisis. But Goldberg always believed in the benefits of the world market – and en- joyed such a privileged upbringing that she could afford to pursue a cosmopolitan lifestyle. Just like her sisters, she attended the German School Athens and learnt Ger- man, French and English. In 1981, at the age of just 18, she won a DAAD scholarship that allowed her to study in Freiburg for five years. “We were aware that Greece is a small country and that we would only have real op- portunities abroad”, Goldberg explains in her quiet voice, which does not quite match her powerful position. She ended up in Freiburg quite by chance. “The econom- ics curriculum was very similar at all German unis at the time. So I simply picked the most beautiful city.” She remembers long walks through the Black Forest and coffee breaks that lasted almost as long. “After lunch at the canteen, we would simply carry on sitting there.” Though Goldberg is always very serious when she is talking about her job, she cannot help but laugh at these memories. “They were productive breaks, how- ever, and we would argue for hours about an idea.” When Professor Goldberg applied for the position of chief economist at the World Bank in 2018, it was not her first application to the bank. She once applied for an internship while still in Freiburg, but was rejected because she did not have a PhD. “I had never wanted to 42

In der Universitätsallianz Ruhr verbünden sich Universitäten aus Bochum, Dortmund und Duisburg- Essen zu einem einzigartigen Forschungsnetzwerk. s e g a m In the University Alliance Ruhr, universities from Bochum, Dortmund and Duisburg-Essen have joined forces to form a unique research network. I y t t e G / o t o f - K O O L / r e h c t t e o B f l U Autorin/author: Bettina Mittelstraß „Real-Labor Ruhrgebiet“ “The Ruhr region as a real-life laboratory” ) 2 ( f i a l / r e n h c r i K n i t r a M

STADTPORTRÄT LETTER 02/2019 d r a u q r a M , B U R D Wissenschaftslandschaft zu informieren. Daneben interessieren sie sich für Möglichkeiten des Austauschs und der Kooperation. „Das Ruhrgebiet ist ein Real- Labor“, fasst Dr. Hans Stallmann, Koordinator der UA Ruhr, zusammen. Ein besonders gutes Beispiel dafür ist das größte In- frastrukturprojekt Europas: der Umbau des Flusses Em- scher. Noch vor 100 Jahren war er die Kloake der Berg- bauregion. Seit rund 20 Jahren wird seine Entwicklung nun von Forschenden aus Technik, Natur- und Gesell- schaftswissenschaften interdisziplinär begleitet, teil- weise in internationalen Kooperationen. Stallmann er- klärt, dass aufgrund des Bergbaus lange Zeit keine Abwasserkanäle angelegt werden konnten. „Für die Re- naturierung der Flusslandschaft wurden nun riesige Unterwasserklärwerke und Kanäle gebaut. Wo einst Stahlwerke standen, findet sich heute ein klarer See mit Wohngebiet.“ » Profiliert durch gebündelte Kompetenz Der gigantische Umbau erhält internationale Auf- merksamkeit in der Wissenschaft. Das liegt zum einen an dem technologischen Kraftakt. Zum anderen ste- hen aber auch die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen auf die Metropolregion unter genauer Beobachtung. Denn „was im Ruhrgebiet an Struktur- wandel geschieht, passiert in allen ehemaligen Bal- lungsgebieten des Industriezeitalters – zum Beispiel in der Region um Detroit“, erklärt Peter Rosenbaum. Er leitet seit fünf Jahren das Auslandsbüro der UA Ruhr in New York. Dort wird vor allem der Austausch von Studierenden mit Nordamerika gefördert – unter an- derem mit einem Transatlantic Ruhr Fellowship. Inter- nationale Symposien regen an zu Forschungskoopera- tionen auf dem Gebiet der Metropolenforschung, dem größten universitätsübergreifenden Kompetenzfeld der UA Ruhr. „Themen, die in polyzentrischen Regio- nen wie New York und New Jersey genauso akut sind wie im Ruhrgebiet, sind Wasser, Wirtschaft, aber auch Bildungspolitik“, sagt Rosenbaum. Weitere Allianz- Büros unterhält der Verbund in Moskau und São Paulo. „Der Zusammenschluss profilstarker Universitäten in der UA Ruhr macht das Ruhrgebiet in Bezug auf die exzellente Forschungslandschaft besonders sichtbar und erfolgreich“, sagt Koordinator Stallmann. Beispiel Materialwissenschaften: Mit Materials Chain schuf die Allianz ein Dach für mehr als 250 Arbeitsgruppen, die sich der gesamten Materialkette vom Atom bis zur Pro- duktionstechnologie widmen. Verzahnt werden die Kompetenzen der UDE in Nanotechnologie mit den klassischen Werkstoffwissenschaften in Bochum so- wie Logistik und Produktionstechnik in Dortmund. Auch für die Studierenden der Materialwissenschaften bringt die Allianz Vorteile: Die Curricula sind ab dem Masterstudium so angelegt, dass die Studierenden zwischen den Universitätscampus wechseln können. „Der Mehrwert entsteht durch die komplementäre Kom- bination wissenschaftlicher Stärken“, sagt Stallmann. 46 E One especially good example is Europe’s largest infrastructural project: the restoration of the Emscher River. Just 100 years ago it was the sewer of the mining region. For around 20 years, its development has been supervised on an interdisciplinary level by research- ers in the fields of technology and the natural and so- cial sciences, in some cases in international coopera- tive projects. Stallmann explains that the mining operations made it impossible for a long time to install any sewage tunnels. “As part of the ecological restora- tion of the river environment, huge underwater sewage treatment plants and tunnels have now been built. Where steelworks used to stand we now have a lake with good water quality and a residential area.” » Increased visibility thanks to pooled competencies The gigantic restoration project has attracted atten- tion from scientists around the world. This is partly because it constitutes such an impressive technologi- cal feat. Partly, however, it is because the economic and social effects on this metropolitan region are be- ing very closely scrutinised. After all, “the structural transformation that is taking place in the Ruhr region is also happening in all former urban centres of the industrial era – such as in the region around Detroit”, explains Peter Rosenbaum. He has headed the UA Ruhr’s New York office for the past five years. Its main remit is to foster student exchange with North Amer- ica – among other things through a Transatlantic Ruhr Fellowship. International symposia provide in- centives for research collaboration in the field of met- ropolitan research, which is the largest cross-univer- sity area of UA Ruhr competence. “Issues that are just as acute in polycentric regions like New York and New Jersey as they are in the Ruhr region are water, the economy, and indeed education policy”, says Rosen- baum. The UA Ruhr runs further offices in Moscow and São Paulo. “This alliance of high-profile universities in the UA Ruhr makes the Ruhr region particularly visible and successful with respect to the excellent research landscape”, says Coordinator Stallmann. One example is the material sciences: the alliance created Materials Chain, an umbrella organisation for more than 250 working groups that are focusing on the entire mate- rials chain from atom to production technology. The UDE’s competencies in nanotechnology are combined with the conventional material sciences in Bochum and with logistics and production technology in Dort- mund. The alliance also has benefits for students in the material sciences: from master’s level, curricula are designed so that students can switch between the different universities. “Combining complementary

STADTPORTRÄT LETTER 02/2019 D Ein weiterer Profilbereich ist das Exzellenzcluster Ruhr Explores Solvation (RESOLV) in der Chemie. Es bündelt die Forschungskompetenzen der drei Uni- versitäten mit denen des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in Oberhausen sowie der Max-Planck-Institute für Kohlenforschung in Mülheim und Eisenforschung in Düsseldorf.“ » Melting Pot an der Ruhr Profilieren will sich die Allianz auch mit ihren Bemü- hungen zu internationalem Austausch und Vernet- zung. Ein Beispiel dafür ist das Programm Explore Materials Chain (Exmac) am Institut für Nanostruk- turtechnik der Universität Duisburg-Essen. Dort lu- den 2018 fast drei Dutzend Nachwuchsforschende der UA Ruhr 23 internationale Kolleginnen und Kollegen aus zwölf Ländern ins Ruhrgebiet ein. „Dieses erfolg- reiche Austauschprogramm ist nun eine Art Blau- pause für andere Forschungsbereiche in der UA Ruhr“, erklärt Dr. Marion Franke, Koordinatorin für den Profilschwerpunkt Materials Chain. Nachwuchsför- derung betreibt die UA Ruhr außerdem über die hoch- schulübergreifende Plattform Research Academy Ruhr (RAR). Die Studierenden und Forschenden, die über Aus- tausch- und andere Programme aus aller Welt ins Ruhrgebiet kommen, können sich freuen: Die offene, zugewandte Lebensart der Bewohner macht die Ge- gend auch abseits des Campus attraktiv. Und auch die etablierte Einwandererkultur erleichtert das Ankom- men. „Der Ruhrpott“, sagt Peter Rosenbaum und be- nutzt dabei den Spitznamen für die Region, „ist eben auch ein Melting Pot.“ E scientific strengths generates added value”, says Stallmann. Another high-profile area is the cluster of excellence that is Ruhr Explores Solvation (RESOLV) in chemistry. It pools the research competencies of the three universities with those of the Fraunhofer Insti- tute for Environmental, Safety, and Energy Technol- ogy UMSICHT in Oberhausen and of the Max-Planck- Institut für Kohlenforschung in Mülheim and the Max-Planck-Institut für Eisenforschung in Düssel- dorf.” » Melting pot on the Ruhr The alliance is also keen to raise its profile through its international exchange and networking activities. One example is the Explore Materials Chain (Exmac) pro- gramme at the Institute of Technology for Nanostruc- tures at the University of Duisburg-Essen, where nearly three dozen young researchers at the UA Ruhr invited 23 international colleagues from twelve countries to visit the Ruhr region in 2018. “This successful exchange programme now serves as a kind of blueprint for other research departments in the UA Ruhr”, explains Dr. Marion Franke, who coordinates the Materials Chain programme. Furthermore, the UA Ruhr promotes young researchers through its cross-university Re- search Academy Ruhr (RAR) platform. Those students and researchers who come to the Ruhr region from around the world on exchange and other programmes will be delighted to find that the open and friendly attitudes of the local people make this an attractive place to live, even off-campus. The established culture of immigration here also makes it easy to adjust. “The Ruhrpott”, says Peter Rosenbaum, using the region’s nickname, “is also very much a melt- ing pot.” Gut ausgestattet: Forschende in den Natur- und Technikwissenschaften finden in der UA Ruhr beste Bedingungen vor. Well-equipped: researchers in the natural and technological sciences will find excellent conditions in the UA Ruhr. E D U 48

TYPISCH DEUTSCH TYPICALLY GERMAN LETTER 02/2019 Heimwerken ist Kult The DIY cult BEI DEM EINEN ist es die Schrebergartenhütte, bei den anderen die Keller-Sauna, das Bücherregal oder ein Schlüsselbrett. Irgendwas hat in Deutschland jeder schon mal selbst gebaut oder tapeziert oder angemalt. Ja, die Deutschen werkeln gern. Auch an der Fort- setzung einer langen Heimwerker-Tradition. Befeuert wurde sie von zwei großen Nachkriegstrends: dem Bauboom und dem erst- mals auch gesetzlich garantierten freien Wochenende. Man hatte nun mehr Zeit, aber kein Geld. Auch deshalb besann man sich auf das Zitat aus Friedrich Schillers „Wilhelm Tell“: „Die Axt im Haus erspart den Zimmermann.“ „Selbst ist der Mann!“ – so lautete nun nicht nur die Devise, sondern auch bald der Titel eines Hobby-Handwerker-Fach- blatts, das 1957 erstmals erschien. Zwei Jahre später folgte die Eröffnung des ersten großen Heimwerkermarktes, und schon 1965 konstatierte „Der Spiegel“, in wel- chem Umfang die Laien aktiv waren: In nur ei- nem Jahr wurden 40 Millionen Rollen Tapeten an die Wände geklebt und 140.000 Kubikmeter Spanplatten zersägt. Heimwerken wurde Kult. » Solide Heimwerkerkenntnisse sind wie eine Unabhängigkeitserklärung Knapp 50 Milliarden Euro werden in Deutsch- land mittlerweile im gesamten Do-it-yourself- Bereich umgesetzt. Ein Drittel davon übrigens von Frauen. Denn Heimwerken, einst Männer- domäne, wird zunehmend weiblicher. Längst gibt es auch „Ladies Nights“, in denen Frauen lernen, Fliesen zu verlegen, Regale zu bauen, zu bohren und zu dübeln. Heute heißt es auch: „Selbst ist die Frau!“ Schon wegen der Single-Quote, aber auch, weil man mitt- lerweile eher eine Privat-Audienz beim Papst bekommt als einen Handwerker, der noch in diesem Jahrhundert Zeit hat, das Lami- nat zu verlegen oder den tropfenden Wasserhahn zu reparieren. Da sind solide Heimwerkerkenntnisse erstens wie eine Unabhän- gigkeitserklärung von der zunehmenden Profi­Knappheit, und zweitens bescheren sie einem das herrliche Gefühl, immer auch ein bisschen Schöpfer zu sein. Schauen Sie also genauer hin, wenn man Ihnen in Deutschland stolz ein selbst gesägtes Frühstücksbrettchen zeigt. Kann sein, dass es Ihnen vielleicht ein wenig dilettantisch erscheint. Aber in ihm wohnt nichts Geringeres als eine lange Geschichte und sehr viel deutsches Selfmade­Selbstbewusstsein. FOR SOME it is the garden shed, while for others it might be a sauna in the basement, a bookshelf or a key rack. Just about every Ger­ man has made or painted or wallpapered something themselves. Indeed, Germans certainly like to roll up their sleeves and get their hands dirty – even when it comes to keeping their long tradition of DIY alive, one that was fuelled by two major post­war trends: a boom in construction and a free weekend that was guaranteed by law for the first time. As a result, people had more time but less money, which was reason enough to embrace a quote from Frie­ drich Schiller’s “William Tell”: “An axe in the house saves the car­ penter”. Not only did the concept of “Selbst ist der Mann!” – a man does it himself! – become the order of the day, it was soon also adopted as the title of an amateur DIY magazine that first appeared in 1957. Two years later, the first DIY super­ store opened, and by 1965 the German magazine “Der Spiegel” recorded just how active these amateur DIY enthusiasts were: in the space of one year, 40 million roles of wallpaper were past­ ed onto walls and 140,000 cubic metres of chip­ board were sawn up. The DIY cult had begun. s e g a m » A solid grasp of DIY basics is like a declaration of independence I y t t e G / r e y e r D k i r E These days, the DIY sector in Germany boasts sales of almost 50 billion euros. Incidentally, women are responsible for a third of this total. This is because do-it-yourself, formerly very much a male domain, is becoming increasingly female. There have long been “Ladies Nights” that teach women how to lay tiles, assemble shelves, drill and use Rawlplugs. Now people also like to say “Selbst ist die Frau!” – a woman does it herself! Not only because of the large numbers of singles nowadays, but also because it is easier to get a private audience with the Pope than to find a builder who has time this century to lay your laminate flooring or repair your dripping tap. A solid grasp of DIY basics is for one thing tantamount to a declara­ tion of independence from the increasing shortage of skilled tradespeople; and for another it gives you the glorious feeling of being something of a creator. So next time someone in Germany shows you a wooden tray they have made themselves, take a closer look. Perhaps it will all seem a bit amateurish to you – but in fact it is the embodiment of nothing less than a long history and a great tradition of German inventiveness. CONSTANZE KLEIS Die Journalistin und Bestsellerautorin lebt in Frankfurt am Main und hat während ihrer Studienzeit auch im Freundeskreis so viele Wände gestrichen, dass sie sich für den Rest des Lebens heimwerkerfrei genommen hat. CONSTANZE KLEIS The journalist and bestselling author lives in Frankfurt am Main and helped so many friends paint their walls while she was a student that she has decided to take the rest of her life off as far as DIY is concerned. r e t s r e G y b a G

„ Beste Aussichten für meine Zukunft: Ich studiere in Deutschland.“ Isabel Taylor aus Kanada studiert Rechtswissenschaften an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Isabel wurde in Tübingen am Neckar fotografiert. www.study-in-germany.de