Wissenschaftskooperationen zwischen "anything goes" und roten Linien - Zusammenarbeit unter komplexen Rahmenbedingungen gestalten
Politische Einflussnahme, nationalistische Tendenzen, einseitiger Wissensabfluss oder eine schwierige Sicherheitslage vor Ort: Forschende und Lehrende müssen sich in internationalen Wissenschaftskooperationen verstärkt in herausfordernden Kontexten bewegen, sich mit dem Wert und mit Grenzen internationaler Kooperationen in Forschung, Lehre und Transfer auseinandersetzen.
Die öffentliche Debatte über den Stellenwert von Wissenschaftsfreiheit und Internationalisierung hat an Fahrt aufgenommen. Gleichzeitig steigt an deutschen Hochschulen der Bedarf nach Orientierung, nach Einordnung und Umgang mit den genannten Herausforderungen.
Vor diesem Hintergrund veranstaltete das DAAD-Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen (KIWi) vom 7. bis 9. Juni 2021 eine Konferenz, die sich unter dem Titel „Wissenschaftskooperationen zwischen „anything goes“ und roten Linien – Zusammenarbeit unter komplexen Rahmenbedingungen gestalten“ an Vertreterinnen und Vertreter deutscher Hochschulen und der wissenschaftspolitischen Öffentlichkeit richtete.
In drei digitalen Workshops und sowie in der abschließenden Podiumsdiksussion wurde die übergeordnete Frage behandelt, wie wissenschaftliche Kooperationsprojekte vor allem in schwierigen Kontexten kompetent und partnerschaftlich ausgestaltet werden können. Mit der Konferenz stellte sich zugleich das DAAD-Kompetenzzentrum der breiten wissenschaftlichen und hochschulpolitischen Öffentlichkeit vor.
Die Online-Workshops, die in einem geschlossenen Teilnehmerkreis stattfanden, nahmen vor allem die praktische Handlungs- und Umsetzungsebene internationaler Wissenschaftskooperationen in den Blick. In den drei praxisorientierten Workshops tauschten die Teilnehmenden Ihre Erfahrungen entlang der Themenfelder des KIWi aus:
- Risiko- und Sicherheitsmanagement: "Risiken in der Kooperation analysieren und managen"
- Rechtliche Rahmenbedingungen: "Rechtsstaatliche und gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen kennen und berücksichtigen"
- Management internationaler Forschungskooperationen: "Mit Einschränkungen von Wissenschaftsfreiheit in Forschungskooperationen umgehen"
Podiumsdiskussion
Den Höhepunkt bildete die öffentliche Podiumsdiskussion, die unter dem Titel „Wissenschaftskooperationen zwischen „anything goes“ und roten Linien – Brauchen wir einen neuen Wertekompass?“ am 9. Juni 2021 als hybride Veranstaltung in Berlin stattfand und live gestreamt wurde.
Moderiert von Dr. Jan-Martin Wiarda diskutierten hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wissenschaft zu "roten Linien" in der internationalen Zusammenarbeit und wie sich schwierige Rahmenbedingungen auf die Kooperationspraxis der Hochschulen auswirken. Eingeleitet wurde die Debatte durch ein Begrüßungsstatement von DAAD-Präsident Professor Joybrato Mukherjee sowie durch drei Lageberichte von den DAAD-Außenstellen in Kairo, Moskau und Peking. Das Schlusswort sprach der Generalsekretär des DAAD, Dr. Kai Sicks.
Folgende Fragen standen im Zentrum der Diskussion:
- Woran machen sich „komplexe Rahmenbedingungen“ in internationalen Wissenschaftskooperationen fest und wie wirken sie sich in der Praxis aus?
- Braucht es „rote Linien“? Wo sind von Hochschulen in ihren Partnerschaftsprojekten ggf. Grenzen zu ziehen und welche Kriterien sollten dabei zur Anwendung kommen?
- Welche Schlussfolgerungen lassen sich aus Erfahrungsberichten der internationalen Hochschulzusammenarbeit für Politik und Förderorganisationen ziehen?