Die Grundlagen

Gruppe im Hörsaal

Wenn Sie in Deutschland studieren, haben Sie viel Freiraum, um Ihr Studium individuell zu gestalten. Das erfordert im Gegenzug aber auch, dass Sie für viele Dinge selbst verantwortlich sind und sich darum kümmern müssen. Erst einmal mag das ungewohnt sein. Damit Sie sich gerade am Anfang schnell orientieren können, erklären wir Ihnen im Folgenden, wie ein Studium in Deutschland aufgebaut ist und an wen Sie sich bei Fragen und Problemen wenden können.

Was für Lehrveranstaltungen gibt es?

Wie werden meine Leistungen benotet?

Welchen Prüfungstypen werde ich begegnen?

Wie lange werde ich studieren und wie viel Zeit muss ich investieren?

Wie wähle ich meine Kurse und erstelle mir einen Stundenplan?

Wie melde ich mich für Kurse und Prüfungen an?

Die wichtigsten Ansprechpartner an der Hochschule

Was für Lehrveranstaltungen gibt es?

An deutschen Hochschulen werden Ihnen zwei Arten von Lehrveranstaltungen begegnen: Pflichtveranstaltungen und Wahlpflichtveranstaltungen. Die Pflichtveranstaltungen müssen Sie auf jeden Fall besuchen und die dort vorgesehene Prüfung bestehen. Hier bleibt Ihnen keine große Wahl. Bei den Wahlpflichtveranstaltungen hingegen können Sie relativ frei aus einem Pool an Veranstaltungen diejenigen auswählen, die Sie am meisten interessieren. Selbstverständlich können Sie auch Veranstaltungen einfach so besuchen, die nicht unbedingt zu Ihrem Studium gehören. Diese zählen dann aber nicht für Ihren Abschluss.

In Ihrem werden Ihnen bestimmt verschiedene Begriffe bei einzelnen Veranstaltungen auffallen. Besonders oft dürften Ihnen dabei , , , Übung und Praktikum begegnen. Doch was bedeuten sie? In Vorlesungen sitzen Sie mit vielen anderen Mitstudierenden in großen Hörsälen und hören meist eineinhalbstündigen Vorträgen einer Lehrkraft zu. Raum für Diskussionen gibt es hier eher nicht. Dafür sind die Seminare da. Hier ist die Zahl der teilnehmenden Studierenden begrenzt, wodurch sie deutlich familiärer und interaktiver sind. Sie können hier wissenschaftliche Fragestellungen und Themen intensiv mit der Lehrkraft und anderen Studierenden diskutieren. In den Tutorien vertiefen Sie hingegen Ihr Wissen aus den Vorlesungen. Sie werden von Studierenden aus höheren Semestern geleitet, den sogenannten . Sie beantworten Ihnen nicht nur Ihre Fragen, sondern geben Ihnen auch Tipps, welche Inhalte für eine Prüfung relevant sind und wie Sie sich bestmöglich vorbereiten können. Die Übungen ergänzen schließlich die Vorlesungs- und Seminarinhalte um einen praktischen Teil. Dort lösen Sie unter fachlicher Anleitung Übungsaufgaben und wenden erlernte wissenschaftliche Methoden an. Wenn Sie ein naturwissenschaftliches oder technisches Fach studieren, werden Sie vermutlich auch den Begriff Praktikum in Ihrem Vorlesungsverzeichnis finden. Hier werden Sie einige praktische Erfahrungen in einem hochschuleigenen Labor oder einer Werkstatt sammeln können.

Wie Ihr jeweiliger Studiengang konkret aufgebaut ist und welche Veranstaltungen Sie besuchen müssen, erfahren Sie in der Ihres Studiengangs, die auf der Studiengangswebsite veröffentlicht ist. Auch bei der Einführungsveranstaltung für Erstsemesterstudierende werden Sie viel darüber erfahren. Allein schon deshalb lohnt es sich, dort hinzugehen.

Wie werden meine Leistungen benotet?

Vor einiger Zeit wurde in Deutschland ein Credit-Point-System (ECTS) eingeführt, das in den meisten EU- sowie auch einigen nichteuropäischen Ländern gilt. Für Sie bedeutet das, dass Ihre Studienleistungen aus Deutschland auch in diesen anderen Ländern leichter anerkannt werden. Sie erhalten für jeden erfolgreich abgeschlossenen Kurs eine bestimmte Anzahl an Credit Points. Im Laufe eines typischen Bachelorstudiums erreichen Sie so in etwa 180 Credit Points.

Die Alternative zum ECTS sind Scheine oder ein Punktesystem. Diese Varianten werden Sie aber nur in bestimmten Studiengängen antreffen, wie etwa Jura, Lehramt und Medizin.

Welchen Prüfungstypen werde ich begegnen?

In der Regel müssen Sie in Kursen irgendeine Form von Prüfung ablegen, um ECTS-Punkte zu erhalten. Bei einer solchen Prüfung handelt es sich meist – je nach Veranstaltungsformat – um eine , ein mündliches Referat und/oder eine . Doch was unterscheidet diese Prüfungsformen?

In den Klausuren beantworten Sie schriftlich Fragen zu den Inhalten der Veranstaltung. Meist wird dabei der Stoff des ganzen Semesters abgefragt. In einem Referat halten Sie hingegen einen Vortrag zu einem konkreten Thema, das Sie vorab mit Ihren Hochschullehrenden (Professorinnen und Professoren oder wissenschaftliche Mitarbeitende) abgesprochen haben. Hausarbeiten wiederum sind umfangreichere, eigenständig verfasste schriftliche Arbeiten, in denen Sie sich kritisch mit einem wissenschaftlichen Thema auseinandersetzen. Auch wenn sie normalerweise deutlich kürzer als eine Abschlussarbeit sind, sollten Sie hierfür genug Zeit einplanen. Schließlich schließen Sie Ihr Studium mit einer Abschlussarbeit oder – wenn Sie Jura, Lehramt, Medizin oder Pharmazie studieren – dem Staatsexamen ab. Auf diese finalen Prüfungen sollten Sie sich besonders gründlich vorbereiten und entsprechend viel Zeit dafür vorsehen.

Die konkreten Prüfungsanforderungen unterscheiden sich von Studiengang zu Studiengang. Schauen Sie daher die Einzelheiten für Ihren Studiengang in der Ihres Studiengangs nach. Sie ist meist auf der Website der Fakultät bzw. des Instituts veröffentlicht.

Wie lange werde ich studieren und wie viel Zeit muss ich investieren?

Wer sein Studium in der abschließen will, hat ziemlich viel zu tun. Lehrveranstaltungen müssen schließlich nicht nur besucht, sondern auch vor- und nachbereitet werden. Zudem fällt in jedem Modul eine Prüfung an (siehe Absatz „Welchen Prüfungstypen werde ich begegnen?“). Dafür müssen Sie gewöhnlich mehrere Wochen Zeit zum Lernen und Vorbereiten einplanen. Als Grundregel können Sie sich folgendes merken: Für einen Credit Point ist ein Arbeitsaufwand von etwa 30 Stunden vorgesehen. Und um das Studium in der vorgesehenen Zeit abzuschließen, benötigen Sie meist 30 Credit Points pro . Sie sehen also, dass Sie jede Menge Zeit investieren müssen, wenn Sie Ihr Studium nicht in die Länge ziehen möchten. Wenn Sie nicht genau wissen, was die Regelstudienzeit für Ihren Studiengang ist, können Sie das in der Studienordnung nachlesen.

Wie wähle ich meine Kurse und erstelle mir einen Stundenplan?

Ein Studium ist meist in Module gegliedert, die wiederum aus zueinander passenden Lehrveranstaltungen bestehen und ein Themengebiet inhaltlich und organisatorisch zusammenfassen. Falls Sie einen modularen Studiengang studieren, sollten Sie bei der Kursauswahl und der Studienplanung besonders auf die richtige Zusammensetzung der Module achten.

Abgesehen von den Anforderungen Ihrer Studien- und Prüfungsordnung sind Sie in der Wahl Ihrer Kurse frei und können Ihren Stundenplan selbst zusammenstellen. Wichtig ist dabei jedoch, dass Sie sich vorher informieren und die Kurse geschickt wählen. So können Sie Zeitverluste im Studium vermeiden. Zudem sollten Sie im Hinterkopf behalten, wie Ihre aktuelle Lebensplanung und Auslastung außerhalb des Studiums aussehen. So verhindern Sie, dass Sie zu viele oder auch zu wenige Kurse belegen.

Am besten wählen Sie Ihre Kurse auf Online-Portalen aus, die von den meisten Hochschulen angeboten werden. Dort können Sie sich das Veranstaltungsangebot ansehen und daraus Ihren persönlichen Stundenplan zusammenstellen.

Wie melde ich mich für Kurse und Prüfungen an?

Für die meisten Veranstaltungen müssen Sie sich vorab anmelden, meist online. In Seminaren passiert es ab und zu, dass es mehr Anmeldungen als Plätze gibt. In solchen Fällen werden die Plätze entweder verlost oder nach dem Prinzip „first come, first served“ vergeben. Wer ein bestimmtes Seminar besuchen möchte, sollte sich also frühzeitig darum bemühen.

Für die Prüfungen müssen Sie sich meist nochmals gesondert anmelden. Dabei gelten wiederum eigene Fristen. Diese finden Sie in der oder auf der Website Ihres Studiengangs.

Wenn Sie nun denken, dass das alles sehr kompliziert ist und Sie das niemals allein schaffen werden: Das brauchen Sie gar nicht! Die wenigsten Studierenden organisieren sich ihr Studium komplett ohne Hilfe und Unterstützung von außen. Zögern Sie daher nicht, sich bei Fragen und Unsicherheiten an eine Hochschuleinrichtung zu wenden. Die wichtigsten Einrichtungen haben wir im folgenden Abschnitt für Sie zusammengefasst.

Die wichtigsten Ansprechpartner an der Hochschule

Akademisches Auslandsamt (International Office)

Das Akademische Auslandsamt, häufig auch International Office genannt, ist die wichtigste Anlaufstelle für internationale Studierende. Die Mitarbeitenden beantworten Ihnen unter anderem alle organisatorischen Fragen zum Studium – zum Beispiel zur , dem oder den nötigen Sprachkenntnissen.

An einigen Hochschulen gibt es auch spezielle Buddy-Programme. Sie bringen internationale Studierende mit erfahrenen Studierenden zusammen, die bei Behördengängen, Problemen im Alltag und Fragen zum Studium helfen können. Oft werden sie vom Akademischen Auslandsamt organisiert, manchmal aber auch von der Stadt, in der Sie wohnen.

Außerdem können Sie bei den Akademischen Auslandsämtern nachfragen, welche internationalen Hochschulgruppen es an Ihrer Hochschule gibt. Diese Hochschulgruppen unterstützen Neuankömmlinge und bringen Studierende aus aller Welt zusammen, indem sie beispielweise Ausflüge, Partys, Stadtführungen und Filmabende organisieren.

Studienberatung

An jeder deutschen Hochschule gibt es spezielle Beratungsstellen, die Sie über unterschiedliche Aspekte Ihres Studiums informieren. Die Zentrale Studienberatung beantwortet Ihnen allgemeine Fragen, zum Beispiel zur Studienwahl, zur Bewerbung oder zur . Wenn Sie inhaltliche Fragen zum eigenen Studiengang haben oder Hilfe bei der Zusammenstellung Ihres Stundenplans benötigen, können Sie sich an die Fachstudienberatung wenden. Bei Fragen zur (Fristen, Verfahren etc.) ist hingegen das Prüfungsamt die richtige Anlaufstelle. Es ist entweder bei den einzelnen Fakultäten oder den größeren angesiedelt.

Studierendensekretariat

Das Studierendensekretariat übernimmt wiederum alles, was mit Bewerbung, und Studienbescheinigungen zu tun hat. Sie können sich dort also für ein Studium oder , oder sich auch beurlauben oder lassen. Sollten Sie je Ihren verlieren, dann bekommen Sie hier einen neuen.

Lehrkräfte

Sie können sich auch jederzeit an Ihre Lehrkräfte wenden. Professorinnen und Professoren haben in der Regel eine wöchentliche Sprechstunde, in der sie Ihre Fragen zu , oder beantworten. Sie können sie aber auch um ein Empfehlungsschreiben bitten, etwa wenn Sie sich für ein bewerben möchten. Dasselbe gilt auch für wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Abgesehen von offiziellen Sprechstunden und den Veranstaltungen können Sie die meisten Lehrkräfte übrigens auch gut per E-Mail erreichen – so können Sie einige dringende Fragen eventuell schneller klären.

sind als dafür zuständig, den Erstsemesterstudierenden praktische Tipps und Hilfestellungen zu geben. Da sie selbst noch Studierende sind, kennen und verstehen sie die Herausforderungen des studentischen Alltags.

Studierendenwerk

Die Studierendenwerke übernehmen wichtige Aufgaben. Sie betreiben zum Beispiel die Mensen und Cafeterien der Hochschulen, stellen Wohnheimplätze zur Verfügung und bieten psychologische Beratung an. Für internationale Studierende haben viele ein eigenes Servicepaket im Angebot, das den Einstieg ins Studium und das Leben in Deutschland erleichtert. Welche Leistungen dazu gehören, hängt vom jeweiligen Hochschulort ab. Meistens beinhaltet es ein Zimmer im Wohnheim, den , Kulturveranstaltungen und Exkursionen und die Vermittlung einer Krankenversicherung. Die Anzahl der Pakete pro Studierendenwerk ist begrenzt, daher sollten Sie sich bei Interesse frühzeitig beim Studierendenwerk, das für Ihre Hochschule zuständig ist, informieren.

Studentische Selbstverwaltung

Die Studierendenvertretung, oft auch oder Studierendenrat genannt, vertritt die Interessen der gesamten Studierendenschaft gegenüber der Hochschule, deren Leitung und der Öffentlichkeit. Zum Beispiel sorgen sie dafür, dass es an Hochschulen Sport- und Kulturangebote gibt, und setzen sich gegen Diskriminierung im Studienalltag ein. An manchen Hochschulen bieten sie auch Hilfe bei der Wohnungssuche an oder vermitteln Sprachtandems.

Eine weitere studentische Einrichtung ist die Fachschaft, die vor allem für konkrete Fragen zum eigenen Studiengang eine gute Anlaufstelle ist. Zudem vertritt sie die Interessen der Studierenden des jeweiligen Faches und organisiert häufig Freizeitveranstaltungen. Zu Beginn des bietet sie auch oft eine Einführung für Erstsemesterstudierende an. Eine Fachschaft ist also auch ein guter Ort, um Kontakte zu anderen Studierenden zu knüpfen.

Wenn Sie möchten, können Sie sich auch selbst in beiden Einrichtungen engagieren bzw. sich dafür zur Wahl stellen.